Rezension: „Hartz IV und Co.: Wie unsere Gesellschaft Armut provoziert“ von Britta Kanacher

Titel: Hartz IV und Co.: wie unsere Gesellschaft Armut provoziert
Autorin: Britta Kanacher
Ergo-Verlag, TB, 141 Seiten
vorgestellt von: Ann-Bettina Schmitz

Die Autorin: Dr. Britta Kanacher hat Religionswissenschaften mit den Nebenfächern Erziehungswissenschaft und Soziologie studiert und in Soziologie promoviert.Sie arbeitet als freiberufliche Dozentin und Autorin und hat eigene Erfahrungen mit Hartz IV.

Das Buch: „Hartz IV und Co.: wie unsere Gesellschaft Armut provoziert“ ist eine Mischung aus Autobiografie, Gesellschaftsanalyse und Selbsthilfe-Buch. Im ersten Teil stellt die Autorin dar, wie sie selber in den Hartz IV-Bezug rutschte. Im zweiten Teil folgt eine Analyse der gesellschaftlichen Ursachen für den wachsenden Anteil prekäre Beschäftigter und Hartz IV-Empfänger an der Bevölkerung. Im dritten Teil wendet sich Kanacher an die Betroffenen und erteilt Ratschläge, wie man trotz Hartz IV-Bezug selbstbewusst bleiben und möglichst selbstbestimmt leben kann.

Zwei Dinge sind mir an diesem Buch direkt positiv aufgefallen:
– Obwohl selber promovierte Soziologin, schreibt Kanacher ohne jedes Soziologen-Deutsch, 100 % allgemeinverständlich.
– Vollkommen richtig bezieht die Autorin nicht nur Hartz IV-Empfänger, sondern auch prekär Beschäftigte in ihre Thesen mit ein.

Den ersten Teil des Buches finde ich extrem mutig. Bei allen Vorurteilen, die gegen Hartz IV-Empfänger bestehen, ist es sehr gewagt, sich öffentlich zum Hartz IV-Bezug zu bekennen. Dabei ist Kanacher selber das beste Beispiel dafür, dass nicht alle Hartz IV-Empfänger bildungsfern, träge und arbeitsscheu sind.

Im zweiten Teil vertritt die Autorin die These, dass unsere Gesellschaft durch ungerechte Verteilung von Geld und damit von Macht und rechtlichen Möglichkeiten, sowie durch ein falsches Versprechen von Aufstieg durch Bildung und Arbeit, ständig weiter Armut produziert. Vielen ihrer Behauptungen, z. B.
– Kinder sind, gerade für Frauen, ein Armutsrisiko
– wer durch die Familie gute Beziehungen hat, bekommt leichter und schneller besser bezahlte Arbeit
– die Wirtschaft hat zu viel Macht in unserer Gesellschaft
kann man sicher vorbehaltlos zustimmen. Manche ihrer Ausführungen finde ich zu polemisch und ihre Konsumkritik ist zwar prinzipiell berechtigt, trägt aber doch etwas weltfremde Züge.

Der dritte Teil, der zum Teil mit dem zweiten vermischt erscheint, richtet sich an Hartz IV-Empfänger und prekär Beschäftigte. Hier will Kanacher den Betroffenen aufzeigen, dass sie sich nicht minderwertig fühlen müssen, weil sie über weniger Geld und sozialen Status verfügen. So richtig ihre Aussage, dass der Wert eines Menschen nicht von seinem Einkommen abhängt, auch ist, dürfte das in der Realität schwer durchzuhalten sein. Kanacher selber ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es ist, trotz Bildung und eigenem Einsatz, aus Hartz IV oder prekärer Beschäftigung heraus zu kommen.

Fazit: Auch, wenn man nicht allen Aussagen der Autorin zustimmt, ist es auf jeden Fall ein sehr lesenswertes Buch. Es bleibt zu hoffen, dass es etwas dazu beitragen kann, Vorurteile abzubauen und den Betroffenen ein besseres Selbstwertgefühl zu vermitteln. Damit würde unsere Gesellschaft insgesamt gewinnen und menschlicher werden. Denn wie sowohl dieses Buch als auch die Untersuchung von Stefan Selke zeigen, mit ein bisschen Pech kann Hartz IV jeden treffen!

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2 Gedanken zu „Rezension: „Hartz IV und Co.: Wie unsere Gesellschaft Armut provoziert“ von Britta Kanacher

  1. Liza Santacruz

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