Interview mit Katrin Koppold, Autorin einer Reihe von Frauenromanen

Ich freue mich heute Katrin Koppold zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können.
Sie ist die Autorin einer vierteiligen Reihe von Frauenromanen, von denen zwei Bände schon erschienen sind: „Aussicht auf Sternschnuppen“, „Zeit für Eisblumen“.

Guten Tag, Katrin Koppold.

Kannst du uns kurz erzählen, um was es in deiner Roman-Reihe geht?
In den vier Bänden geht es um das Leben der vier Schwestern Helga, Fee, Mia und Lilly. Alle vier haben ein Päckchen zu tragen. Helga aus „Aussicht auf Sternschnuppen“ hat zum Beispiel furchtbare Torschlusspanik, die Boulevardreporterin Fee muss in „Zeit für Eisblumen“ damit klar kommen, dass sie ihr Jet-Set-Leben nach der Geburt ihres Sohnes nicht mehr weiterführen kann und Lilly, das Nesthäkchen der Familie, lernt in „Sehnsucht nach Zimtsternen“ endlich erwachsen zu werden. Was Mia in „Kirschblüten im Winter“, dem letzten Band der Quadrologie passiert, kann ich noch nicht verraten. Ich habe schon so eine Idee, aber die ist noch nicht ausgereift. Trotz der zum Teil ernsten Themen kommt aber auch der Humor nicht zu kurz und es kann an vielen Stellen gelacht werden.

Zeit fueŸr Eisblumen

 

 

 

 

 

 

Du bist Deutschlehrerin und hast zusätzlich noch ein Fernstudium in Belletristik und Schreibkurse bei Rainer Wekwerth, einem Autors des Arena-Verlags gemacht. Führst du den Erfolg deiner Bücher auf diese sehr gründliche Vorbereitung zurück? Oder woran liegt es sonst?
Mir persönlich hat beides sehr geholfen. Aber ich bin auch jemand, der sehr methodisch beim Schreiben vorgeht, erst ein ziemlich festes Handlungsmuster entwirft und die Figuren ausarbeitet, bevor er mit dem Schreiben beginnt. Ich kenne aber viele Autoren, die aus dem Bauch heraus schreiben, sich das Schreiben im learning by doing selbst beigebracht haben und trotzdem phantastische Bücher herausgebracht haben.
Was aber alle bekannteren Schriftsteller, zumindest soweit ich weiß, gemeinsam haben, ist, dass ihr Erfolg nicht über Nacht kam, sondern dass sie auch vor ihrem Durchbruch schon viel geschrieben haben. Selbst die ganz Großen des Geschäfts wie Nele Neuhaus sind erst mit späteren Werken richtig durchgestartet oder hatten zumindest schon einiges Unveröffentlichtes in der Schublade liegen, bevor sie ihren Hit landeten.
Ich musste beim Beantworten dieser Frage auch ein bisschen schmunzeln, denn ich halte mich gar nicht für so erfolgreich. Meine beiden ernsten Bücher haben sich zwar sehr verkauft, aber ich glaube, bis ich mich für wirklich erfolgreich halte, muss ich wahrscheinlich erst einen Besteller à la Dan Brown schreiben. Geschmeichelt fühle ich mich trotzdem :-).

Wie promotest du deine Bücher? Oder verkaufen die sich mittlerweile von selber?
Nein, leider nicht. Das wäre toll. Denn es würde mir eine ganze Menge Arbeit abnehmen. Wobei die Mund-zu-Mund-Propaganda bisher bestimmt eine Rolle gespielt hat. Aber darauf verlasse ich mich nicht. Vor dem Start von „Zeit für Eisblumen“ habe ich zum Beispiel eine Blog-Tour organisiert, in der das Cover, der Trailer, eine Leseprobe und ein Autoreninterview präsentiert wurden. Außerdem habe ich einige Blogger angeschrieben, zu denen ich durch den ersten Band eine gute Beziehung entwickelt habe, und bat sie, das Buch auf ihrem Blog vorzustellen. Außerdem gebe ich so oft ich kann Lesungen, versuche auf Buchmessen präsent zu sein, um meine Leser kennen zu lernen. Auf meiner Facebook-Seite und über Twitter berichte ich in regelmäßigen Abständen über Neuigkeiten und beim jetzigen Band, „Sehnsucht nach Zimtsternen“, der im Laufe des Frühsommers erscheint, werde ich die Leser auch mit in den Entstehungsprozess einbeziehen. Zum Beispiel bin ich mir immer noch nicht sicher, wie ich zwei der Männer in Lillys Leben bezeichnen soll. Ich hoffe, die Leser werden mir diese Entscheidung abnehmen. Auch bei der endgültigen Entscheidung über das Cover möchte ich sie um Rat fragen.

Führst du Recherchen für deine Bücher durch? Wenn ja, wie?
Ich fahre oder gehe grundsätzlich fast alle Schauplätze, die in meinen Büchern vorkommen, ab. Für „Aussicht auf Sternschnuppen“ bin ich mit dem Auto durch die Toskana gefahren, für „Zeit für Eisblumen“ durch Irland. München, was im dritten Band die Hauptrolle spielt, liegt bei mir vor der Haustür und Mias Reise wird mich nach Paris führen. Für die Zukunft ist ein Projekt geplant, das in Island spielt. Das ist ein ganz großer Traum von mir, dort einmal hinzufahren.
Ich hole mir auf vielen Gebieten Rat vom Experten, denn selbst wenn ich humorvolle Frauenliteratur schreibe, sollte das, was ich in meinen Büchern erzähle, doch Hand und Fuß haben. In meinem neuen Roman zum Beispiel, „Sehnsucht nach Zimtsternen“, findet Lilly jemanden tot auf. Da ich keine Ahnung habe, was der Rettungsdienst in einem solchen Fall macht, habe ich mit einem Rettungssanitäter gesprochen. Ich habe außerdem mit einem Anwalt wegen Unterhaltsforderungen telefoniert, mit einer Suchttherapeutin über Alkoholismus. Und da meine Figuren alle einen kleinen Knall haben, hole ich mir Rat von zwei Psychologen.

Du bringst deine Bücher als Self-Publisher heraus. Aus Überzeugung oder wollte kein Verlag?
Anfangs wollte tatsächlich kein Verlag „Aussicht auf Sternschnuppen“ habe ich über eine Agentur mehreren Großverlagen angeboten und es ist überwiegend auf Interesse gestoßen. Doch zugeschlagen hat letztendlich niemand. Anfangs war ich darüber auch ganz traurig, aber ich bin niemand, der ewig der Vergangenheit nachtrauert und deshalb habe ich in die Zukunft geblickt und mein Schicksal selbst in die Hand genommen. Mittlerweile bin ich total glücklich als Selbstveröffentlicherin. Ich wage zu behaupten, dass die Bekanntheit, die ich erreicht habe, und auch das Geld, das ich mit meinen Büchern verdient habe, für mich als Debütantin mit einem Verlag, der sich in seinem Marketing meist auf die ganz großen Namen konzentriert, wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Außerdem habe ich wahnsinnig nette Autorenkollegen kennen gelernt. Ich weiß natürlich nicht, wie es unter den Verlagsautoren abläuft, aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass unter uns Indies weniger Neid herrscht, weil jeder die gleichen Chancen hat, sich ein Stück vom großen Ganzen zu sichern und dass wir natürlich auch keine Lektoren etc. haben, die uns unterstützen, sondern auf die Hilfe untereinander angewiesen sind.
Nichtsdestotrotz möchte ich in Zukunft auch einmal mit einem größeren Verlag zusammenarbeiten. Einfach, weil ich zeigen möchte, dass ich es kann und weil ich neugierig bin, wie eine solche Zusammenarbeit aussehen wird.

Machst du als Deutschlehrerin das Korrektorat für deine Bücher selber?
Nein. Ich sehe bei meinen eigenen Werken den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das Lektorat erledigt ein Fachmann, das Endkorrektorat meine Mutter, eine Deutschlehrerin der alten Schule.

Zu deinen Büchern gibt es jeweils Trailer. Machst du die selber?
Den ersten habe ich selbst gemacht. Allerdings hat mein Bruder, der in der Marketingabteilung einer Werbeagentur arbeitet, dazu das Skript angefertigt. Den zweiten habe ich von einem professionellen 3-D-Filmer anfertigen lassen und er hat mehrere hundert Euro gekostet. Ob ich das bei Buch 3 wiederhole, weiß ich noch nicht. Letztendlich ist ein Trailer, zumindest in meinem Fall,eine Art Liebhaber-Objekt. Vielleicht mache ich ihn einfach wieder selbst. Die Musik dazu bekomme ich von einer befreundeten Band (Kate Coral) zur Verfügung gestellt, die ich sehr mag.

Du arbeitest ja noch als Lehrerin und hast zwei Kinder. Wie findest du da die Zeit, in relativ kurzer Zeit drei Bücher zu schreiben?
Unglaublich viel Zeit habe ich tatsächlich nicht. Ich schreibe vielleicht dreimal in der Woche, was ziemlich wenig ist. Denn wenn die Abstände zwischen den Schreibeinheiten zu groß werden, braucht man länger, um wieder in die Geschichte hinein zu finden, als wenn man jeden Tag ein paar tausend Worte schreibt. Da mir das Schreiben aber im Moment so großen Spaß macht und ich nach der Geburt von meinen beiden Kindern nur sehr wenig Elternzeit genommen habe, werde ich ab dem Sommer für ein bis zwei Jahre zu Hause bleiben und mich ganz auf das Schreiben konzentrieren. Natürlich geht es irgendwie Familie inklusive kleiner Kinder, Haushalt, Beruf und Schreiben unter einen Hut zu bringen. Aber ich brauche in dieser Hinsicht nichts vorzumachen. Zu 100 % kann es in keinem der Bereiche funktionieren.

Was sagen deine Schüler und Kollegen zu deinen Büchern?
Meine Schüler äußern sich kaum dazu. Außer vielleicht vereinzelt, wenn ich mal wieder in der regionalen Zeitung war.
Meine Kollegen grundsätzlich auch nicht. Natürlich war es am Anfang, als ich „Aussicht auf Sternschnuppen“ veröffentlicht habe, interessant und es haben mich viele darauf angesprochen, aber das Interesse hat sich schnell gelegt. Letztendlich bin ich ja der gleiche Mensch wie vorher geblieben. Was ich aber sehr sehr lieb fand, war, dass ganz viele meiner Kollegen sowohl das erste wie auch das zweite Buch gekauft haben und mir total nettes Feedback gegeben haben. So etwas sehe ich nicht als selbstverständlich an. Zumal mir Autorenkollegen erzählen, dass sie auf der Arbeit wegen der Schreiberei eher angefeindet werden. Diesen Eindruck habe ich an meiner Schule nie gehabt. Aber ich habe auch wirklich außergewöhnlich nette Kollegen. Deshalb fällt mir der vorläufige Abschied im Sommer auch so schwer.

Welche Bücher liest du selber? Oder hast du dafür keine Zeit mehr?
Ich lese nach wie vor jeden Abend. Wenn ich dafür keine Zeit mehr finden würde, würde mir wirklich etwas Wesentliches im Leben fehlen. Was ich lese, ist stimmungsabhängig. Früher habe ich sehr gerne historische Romane gelesen. Das mache ich jetzt überhaupt nicht mehr. Dann kam die Krimiphase. Danach die Jugendromane. Derzeit mag ich Liebesromane sehr gern. Wobei ich die, weil ich in diesem Genre die meiste Ahnung habe, schon sehr kritisch lese. Entweder bin ich nach der Lektüre total deprimiert, weil ich denke, dass ich mit meinen Büchern im Leben nicht an das Vorbild herankomme oder ich frage mich ständig, warum um Himmels willen der Autor/die Autorin denn dies oder jenes gemacht hat. Aber momentan, wo ich recht viel zu tun habe, kann ich bei dieser Art Roman einfach am besten abschalten.
Meine Lieblingsbücher vom letzten Jahr waren „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes, „Hannes“ von Rita Falk und „Lieblingsmomente“ von Adriana Popescu.

Wann wird Band III  deiner Roman-Reihe erscheinen?
Ich hoffe, dass „Sehnsucht nach Zimtsternen“ im Frühsommer, am liebsten wäre mir Mai, erscheinen wird. Zu Band 4 kann ich noch gar nichts sagen, da ich gerade am überlegen bin, ob ich nicht eine Art Krimi mit Chicklit-Anteilen dazwischen schieben soll. Es ist schon ziemlich lange her, dass ich ihn geschrieben habe, aber vor ein paar Wochen habe ich ihn zufälligerweise noch einmal überflogen und gedacht, dass er nach einer gründlichen Überarbeitung eigentlich ziemlich witzig wäre. Aber versprechen kann ich nichts. Ich muss von unabhängigen Dritten gesagt bekommen, dass es gut genug für eine Veröffentlichung ist.

Hast du schon Pläne wie es danach weitergehen wird? Noch mehr Frauenromane oder mal was ganz anderes?
Ich möchte mich definitiv noch in mehreren Genres ausprobieren, da ich nicht glaube, dass Frauenromane irgendwann für mich ausgereizt sind. Romantasy würde mich reizen, aber diese Sparte lese ich selbst ziemlich wenig und ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage wäre, mich in die Psyche eines Wolfs, eines Rabens oder eines Vampirs hineinzudenken. Jugendromane wären toll. Aber gerade dort gibt es so phantastische Vorbilder, das ich gar nicht weiß, ob ich letztendlich den Mut dazu finden werde. Oder Krimis. Wobei ich glaube, dass die wohl letztendlich auch irgendwie lustig werden würden. Es fällt mir schwer, das Leben anders als mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Wer weiß, wohin mein Schreiben noch führt. Letztendlich bin ich jemand, der glaubt, dass das Leben schon seinen richtigen Lauf nehmen wird.

Vielen Dank für das Interview, Katrin Koppold. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!

4 Gedanken zu „Interview mit Katrin Koppold, Autorin einer Reihe von Frauenromanen

  1. Monika Burmeister

    Ein schönes Interview, ich habe „Zeit für Eisblumen“ schon gelesen und lese nun „Aussicht auf Sternschnuppen“ (falsche Reihenfolge, leider wußte ich es nicht, macht aber auch nichts). Beide gefallen mir gut und ich freue mich auf den dritten Band. Liebe Grüße, Monika

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Monika,
      freut mich, dass dir das Interview gefällt. Katrin Koppold wird sich auch sicher über dein Lob für die Bücher freuen 🙂 Ich selber habe sie noch nicht gelesen, aber schon viel Positives darüber gehört.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

  2. Horst Schulte

    Ein interessantes Interview, das zeigt, dass man als Schriftsteller auch allein erfolgreich sein kann. Aber – ganz allein ist sie ja nicht. U.a. hilft die Mutter beim Korrekturlesen. Finde ich prima.

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Ganz alleine schafft das wahrscheinlich niemand. So ein Buch muss ja nicht nur geschrieben und Korrektur gelesen werden. Dann muss auch noch ein Cover her und die Bekanntmachung läuft ja auch nicht von alleine.

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