Interview mit Valeska Reon, Autorin der Autobiografie „Blumen für ein Chamäleon“

Ich freue mich heute Valeska Réon zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. Sie hat schon einige, höchst unterschiedliche Bücher, vom Schönheitsratgeber über eine Biografie bis zum Krimi, veröffentlicht.

Guten Tag, Valeska Réon.

Dein spektakulärstes Buch ist sicher deine Autobiografie „Blumen für ein Chamäleon“. Wie bist du dazu gekommen, in doch noch recht jungen Jahren, eine Autobiografie zu schreiben?

Ganz ehrlich: es war für mich wie eine Therapie meine Lebensgeschichte niederzuschreiben, und das hat mir in der Tat den Weg zum Psychiater erspart. Allerdings habe ich mehrere Jahre daran gesessen, weil doch allzu viele Erinnerungen wieder hochkamen, die ich so sorgsam in die Büchse der Pandora meines Gedächtnisses gepackt hatte. Und so musste ich zwischendurch immer wieder eine Pause einlegen.

Wie haben deine Familie und deine Freunde auf dieses Buch reagiert?

Meine Freunde haben sehr gelassen reagiert, die meisten waren ohnehin immer schon der Meinung, dass mein Leben verfilmt werden sollte – *lach*!
Etwas höhere Wellen schlug die Buchveröffentlichung allerdings in meiner Familie, und zwar in beide Richtungen. Meine Tante Christa, bei der ich aufgewachsen bin, war so aus dem Häuschen, dass sie die Einführung eines „Tanten-Verdienstordens“ beantragen wollte, schließlich kommt sie dabei so gut weg, dass sie zur Schutzheiligen aller Transmenschen aufsteigen könnte. Meine Mutter indes – oje, die war alles andere als begeistert, als sie alles was vorgefallen war schwarz auf weiß vor sich hatte. Zwischenzeitlich haben wir uns aber ausgesprochen, und im Film wird ohnehin mehr die Figur des Vaters im Vordergrund stehen. Ein kleines Grinsen kann ich mir jedoch nicht verkneifen, dass meine naturblonde Cousine Gisela noch gar nichts von ihrem Glück weiß, in die Filmgeschichte einzugehen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass sie gar nicht gut dabei abschneidet!

„Blumen für ein Chamäleon“ soll dieses Jahr unter dem Titel „Transmorphose“ verfilmt werden. Soll das ein Fernseh- oder ein Kinofilm werden?

Das wird ein Kinofilm, den der österreichische Filmemacher Jakob M. Erwa drehen wird. Ich bin sehr glücklich, dass sich unsere Wege gekreuzt haben, denn er ist der einzige, der die Geschichte mit so viel Herz, Verstand und Humor umsetzen kann. Der Film wird übrigens etwas dramatischer als das Buch, was ich aber als logische Fortsetzung der Geschichte ansehe.

Steht schon fest, wer die Hauptrolle spielen wird?

Das Problem bei der Hauptrolle ist es jemanden zu finden, der dem Publikum beide Geschlechterseiten vermitteln kann. Mir schwebte Andrej Pejic vor, aber er hat noch keine Hormonbehandlung gemacht, so dass er auf der Kinoleinwand (nicht nur rein „Brust-technisch“) zu männlich herüberkommen könnte.
Für die Nebenrollen haben wir schon einige konkrete Vorstellungen, Namen dürfen aber noch nicht genannt werden. Vielleicht nur so viel: Tante Christa würde gerne von Catherine Deneuve verkörpert werden, was jedoch das Budget sprengen dürfte. Kichermichwech!

Das zweite Buch, das du unter deinem Namen veröffentlicht hast, ist der Krimi „Das falsche Spiegelbild“. Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Krimi zu schreiben?

Nach drei Sachbüchern und einem Roman hatte ich nur noch einen Wunsch (außer vielleicht einem Date mit Riccardo Scamarcio): einmal im Leben einen Krimi zu schreiben. Quasi über Nacht hatte ich die Geschichte beisammen: es geht um mind control, Gehirnwäsche, eine bei der Geburt beiseite geschaffte Zwillingsschwester und natürlich den perfekten Mord.

Für dieses Buch hat sich eine Drehbuchautorin interessiert, die es zu einem Kinofilm verarbeiten wollte. Hat sich da schon etwas ergeben?

Die Drehbuchautorin Elisabeth DeCesso ist total verliebt in den Plot und die Darsteller. Ab März wird sie damit anfangen, ein Skript zu schreiben, und wenn alles klappt, werden die Dreharbeiten in London und Dortmund stattfinden.

Unter einem Pseudonym hast du drei Schönheitsratgeber veröffentlicht. Warum unter Pseudonym?

Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wo das Pseudonym aufhört und die reale Person anfängt, und auch meine Wikipedia-Seite gibt nicht wirklich Aufschluss darüber. Aber keine Angst: ich laufe keine Gefahr eine Persönlichkeitsspaltung zu bekommen, zumal mir ein Guru in Indien vor vielen Jahren einmal folgendes Mantra mit auf den Weg gegeben hat:
Ich bin der Wind,
ich bin das Meer,
ich bin ich!

Du hast auch eine Privatdetektei gegründet, die sehr erfolgreich zu sein scheint. Warum ? Waren dir deine anderen Tätigkeiten zu langweilig?

Da ich mich in meiner Kindheit so schrecklich eingesperrt fühlte, genieße ich es heute umso mehr, die ganze Bandbreite des Lebens auszukosten. Und als die Detektivin, die ich geworden bin, kann ich mich richtig austoben: herumschnüffeln, spannende Fälle lösen und mich dabei jedes mal neu verkleiden. Meine Perückensammlung sollte ich bei Gelegenheit einmal Cher vorführen – die ich übrigens sehr verehre, weil sie sich genauso wie ich nie in Schubladen hat stecken lassen!

Deine Detektei beschäftigt neben zahlreichen menschlichen Mitarbeitern auch Hunde. Wozu das?

Brandy und Amaretto sind der Kracher bei jeder unauffälligen Beschattung. Wer achtet schon auf eine alte Rentnerin (= ich mit grauer Perücke und ollem Trenchcoat), wenn die Wauzis so hübsch sind und Kunststückchen machen? Und man kommt nirgendwo besser mit Leuten ins Gespräch als beim Hundespaziergang.

Damit du ein bisschen Beschäftigung hast, bist du auch noch als Vortragsrednerin unterwegs 🙂 Was erzählst du den Leuten da?

Nun, Beschäftigung habe ich ja nun genügend. Das Vortragsthema indes – z.B. „Die neuen 40plus-Frauen: rau, reif und renitent“ – ist dabei nur der Aufhänger. Zumeist entwickelt sich eine rege Diskussion, die von „Hölzchen auf Stöckchen“ führt. Es gibt immer viel zu lachen, aber wir kommen anschließend auch alle klüger dabei raus.

Wie schaffst du es alle deine Projekte unter einen Hut zu bringen?

Ja, das frage ich mich auch oft. Ganz unter uns gehört jede Menge Disziplin dazu: viel Schlaf, gesunde Ernährung und Gymnastik um fit zu bleiben stehen auf der To-Do-Liste. Meistens bekomme ich das ganz gut hin!

Kommst du überhaupt noch dazu selber mal ein Buch zu lesen? Wenn ja, was liest du?

Zurzeit lese ich den letzten Teil der Trilogie von Katherine Pancol „Die gelben Augen der Krokodile“. Très francais, ein Füllhorn voller verrückter Ideen und toller Charaktere!

Planst du noch weitere Bücher zu schreiben? Wenn ja, was wird es diesmal sein?

Nach den beiden für mich recht heftigen Büchern möchte ich erst einmal keine Geschichten mehr erzählen. Das nächste Buch wird daher ein Haar-Ratgeber. Übrigens ein abendfüllendes Thema, mit dem man die langweiligste Party rocken kann!

Vielen Dank für das Interview, Valeska Reon. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Projekten.

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