Interview mit Claudia Rapp, Autorin des Thrillers „Zweiundvierzig“

Ich freue mich heute Claudia Rapp zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. Ihr drittes Buch „Zweiundvierzig“, ein Thriller, ist gerade herausgekommen.

Guten Tag, Claudia Rapp.
Hallo Ann-Bettina, danke für die Einladung zum Interview.

Kannst du uns kurz erzählen, um was es in „Zweiundvierzig geht“?
Es geht um eine etwas verrückte Idee. Jemand will eine Universität erpressen und bringt einfach den gesamten Campus in seine Gewalt – inklusive der Studierenden, Professoren und Angestellten, die sich da gerade drin aufhalten. Die Geschichte ist aber konsequent aus der Perspektive der Eingeschlossenen erzählt, die nicht wissen oder verstehen, wer oder was hinter ihrer Notlage steckt. Für mich ist die Dynamik zwischen diesen Figuren zentral. Das Rätselraten, der Druck, die Suche nach einem Ausweg, die Freund- und Feindschaften.

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Thriller zu schreiben – nachdem du vorher Bücher über Zeitreisen und über Hawaii geschrieben hast?
Ich bin gar nicht so ein großer Krimi- und Thrillerleser, aber die Ausgangssituation habe ich an meiner Heimatuni auf dem Präsentierteller serviert bekommen: Bereiche der Universität müssen wegen Asbest geschlossen werden. Und irgendwie hat sich bei mir da sofort diese Idee im Kopf festgesetzt, wie ich aus dieser banalen Tatsache eine spannende Geschichte entwickeln könnte. Dabei hat auch ein Hausmeister eine zentrale Rolle gespielt. Der findet sich in meinem Buch wieder. Und selbst der Rektor der betroffenen Uni findet übrigens den Roman toll 🙂

Du hast Literaturwissenschaften studiert und über hawaiianische Literatur promoviert. Wieso hawaiianische Literatur?
In den neunziger Jahren hatte ich die Gelegenheit, zwei der Inseln zu besuchen, und sie haben mich dann einfach nicht mehr losgelassen. Zu Beginn meines Studiums wollte ich mich noch mit der Entwicklung der Vampirfigur in Buch und Film beschäftigen, aber irgendwann hat meine Faszination für Hawaii die Oberhand gewonnen. Und es macht so viel mehr Spaß, über ein Thema zu forschen, das noch nicht so abgegrast ist wie Shakespeare oder Goethe.

Hat sich daraus auch dein Buch „Der weiße Duft der Inseln“ entwickelt?
Das kann man so sagen, ja. Ich habe ein halbes Jahr auf Oahu gelebt und am Ende der Doktorarbeit gab es noch so viele Eindrücke, Erfahrungen und Gefühle, die in einen wissenschaftlichen Text nicht reingehören. Da hat sich mir der Roman aufgedrängt und wollte geschrieben werden.

Dann hast du noch ein Buch „Sex, Zeitreisen und Rock ’n‘ Roll“ geschrieben. Wie passt denn das zusammen?
Neben der Faszination für diese Inseln begleitet mich seit meiner Jugend noch eine andere Leidenschaft. Ich liebe Musik und kann mich immer wieder in meiner Begeisterung für bestimmte Bands verlieren. Mit diesem Roman, der im Moment nicht erhältlich ist, weil er für eine Neuveröffentlichung beim Amrûn Verlag überarbeitet wird, habe ich dem ein Denkmal gesetzt. Es geht um wunderbare Musik, die einen im wahrsten Sinne des Wortes in andere Sphären versetzt – nämlich ins mittelalterliche Finnland. Die Geschichte spielt also zur Hälfte heute auf Rockfestivals und zur Hälfte im Jahr 1000.

Du hast ja eigentlich spät mit dem Schreiben von Büchern begonnen. Vorher hast du an der Uni gearbeitet. Wie bist du zum Bücher schreiben gekommen?
Ich glaube, in der achten Klasse habe ich zum ersten Mal gesagt, dass ich Schriftstellerin werden will. Und ich habe auch eigentlich immer irgendetwas geschrieben. Vieles verworfen oder nicht beendet, immer wieder etwas Neues angefangen. Mit dem Veröffentlichen habe ich spät angefangen, ja. Irgendwie habe ich mich erst richtig getraut, als die Möglichkeiten des Self-Publishing sich so richtig aufgetan haben. Der Hawaii-Roman ist ja bei BoD erschienen.

Aber die Idee zu der Zeitreisegeschichte ist zum Beispiel im Kern schon über zehn Jahre alt. Und die Uni-Arbeit wie auch andere Tätigkeiten seit meiner Schulzeit waren immer so etwas wie „Um den heißen Brei herum schleichen,“ nach dem Motto, von irgendwas muss man ja leben, und wenn dann mal Zeit ist, dann versuche ich das mit dem Schreiben.

Neben dem Schreiben deiner eigenen Bücher übersetzt du auch Bücher anderer AutorInnen ins Englische, z. B. „Ghostbound“ von C. M. Singer. Wie bist du auf diese Idee gekommen – du bist ja schließlich keine ausgebildete Übersetzerin?
Das nicht. Aber ich habe den Großteil meines Studiums auf Englisch bestritten, zweimal länger in den USA gelebt, die Magister- und Doktorarbeit auf Englisch verfasst, Englisch für Erwachsene unterrichtet… Es hat mich einfach gereizt, das auszuprobieren. Und ich habe gemerkt, dass mir das Ringen um die richtigen Worte, den richtigen Ton liegt und Spaß macht. Geübt habe ich beim LoveLetter Magazin, für das ich Autoreninterviews übersetzt habe, und dann kam ziemlich schnell der Kontakt mit C.M. Singer zustande und ich habe mich gleich in eine Trilogie gestürzt. Jetzt übersetze ich für den Festa Verlag.

Dann machst du noch Lektorat/Korrektorat, gibst Englisch-Unterricht und hast zwei Kinder. Wann kommst du denn da überhaupt noch zum Schreiben? Hast du „reservierte“ Stunden zum Schreiben?
Eine Weile konnte ich mir den Luxus leisten. Ich habe Ende 2011 einen Gründerzuschuss vom Arbeitsamt ergattert und konnte mich neun Monate ganz dem Schreiben widmen. Inzwischen ist es wieder schwierig, Schreibzeit unterzubringen. Und jetzt habe ich mir auch noch ein neues Projekt aufgehalst, auf das ich aber sehr gespannt bin: Ich veranstalte Lesungen, Werkstattgespräche und in einigen Monaten auch Workshops für Autoren und solche, die es werden wollen. Mein neuer Büroplatz im wunderschönen kleinen Atelier Kunst-Moment in Neukölln hat mich dazu inspiriert, dort etwas auf die Beine zu stellen. Ende März findet die erste Lesung statt – nämlich meine eigene. Ich stelle da meinen Thriller vor. Als nächstes folgt im April ein Event zum Welttag des Buches.

Du bist viel herum gekommen: im Rheinland geboren, in Konstanz studiert, in Oregon und auf Hawaii gelebt und jetzt wohnst du in Berlin. Bist du ein unruhiger Geist, dem es schnell langweilig wird?
Vielleicht kann man das so sagen, ja. Routine ist nichts für mich; ich lebe auf, wenn es neue Eindrücke, Impulse, Menschen um mich herum gibt. Und ich liebe das Reisen, das ich mir gerne noch viel öfter leisten würde. Das kann schon ein Trip zum nächsten großen Festival sein (beim Wacken Open Air, Deutschlands größtem Metalfestival, habe ich im Sommer 2012 sogar eine Lesung gemacht), oder meine Reise nach Hongkong vor wenigen Wochen. Das ist auch ein verrückter, inspirierender Ort. Vielleicht wird mein Nächster Roman „Zombies in Kowloon“ heißen…

Hast du noch Zeit für Hobbys?
Musik, Konzerte, Festivals (aber da ist die Frage, ist das ein Hobby oder ist das schon Recherche?) Letzte Woche habe ich meine große Tochter zu ihrer Lieblingsband, 30 Seconds to Mars begleitet 🙂

Planst du schon weitere Bücher? Wenn ja, was wird es diesmal sein 🙂
Planen schon, aber die Zeit ist so knapp. Tja, also da sind diese chinesischen Zombies. Dann brodelt schon eine ganze Weile eine Geschichte in meinem Kopf, bei der es um die Loreley – den Ort und die Sagengestalt – geht, die würde ich zwischen Liebesgeschichte und Thriller ansiedeln. Es gibt noch einige Ideen, die ich gern umsetzen würde, aber diese beiden kämpfen in gerade mir um den Vorrang…

Vielen Dank für das Interview, Claudia Rapp. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern!
Danke sehr, das hat Spaß gemacht!

3 Gedanken zu „Interview mit Claudia Rapp, Autorin des Thrillers „Zweiundvierzig“

  1. Stephan [PFK]

    Schönes Interview. Die farbliche Darstellung gefällt mir auch sehr gut!
    Interessante Lebensgeschichte hat die Autorin.
    Das Buch „Sex, Zeitreisen und Rock ‘n’ Roll“ höhrt sich interessant an.
    Denke ich werde es mal auf meiner Leseliste notieren.
    Beste Grüße
    Stephan

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Stephan,
      vielen Dank für das Kompliment 🙂
      Das Buch „Sex, Zeitreisen und Rock ’n‘ Roll“ wird demnächst als Neuauflage im Amrûn Verlag herauskommen.
      Da musst du dich noch etwas gedulden 🙂
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

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