Ich freue mich heute Hope Cavendish zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. Hope Cavendish hat die Vampir-Reihe „Zeitgenossen“ veröffentlicht.
Guten Tag, Hope Cavendish.
Hallo Ann-Bettina,
vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview!
Mittlerweile ist der zweite Band „Kampf gegen die Sybarites“ deiner Vampir-Reihe erschienen. Kannst du uns kurz erzählen, um was es in diesem Buch geht?
„Kampf gegen die Sybarites“ ist die Fortsetzung von „Gemmas Verwandlung“, dem Auftakt der „Zeitgenossen“-Reihe, in dem die Hauptfigur Gemma Ende des 16. Jahrhunderts in London unfreiwillig in eine Vampirin verwandelt wird und fortan lernen muss, wie sie mit ihrem neuen Dasein umgeht. Sie begreift im Laufe der Zeit, was es bedeutet, unsterblich zu sein, findet neue Freunde, begegnet allerdings auch gefährlichen Feinden, wie beispielsweise den Sybarites. Die Sybarites sind eine Vampirsekte, die sich ganz einem luxuriösen Lebensstil und dem Genuss menschlichen Blutes verschrieben hat. Üblicherweise zelebrieren sie den Tötungsakt dabei als opulentes Schauspiel und sie erwarten von jedem Vampir, dass er sich ihnen mit Begeisterung anschließt – andernfalls erachten sie ihn als Feind. Im zweiten Band nimmt Gemma gemeinsam mit ihren Freunden den Kampf gegen die Sybarites auf, erlebt danach aber auch noch weitere Abenteuer und wird immer wieder mal zur Zeitzeugin historischer Ereignisse wie z.B. der Französischen Revolution.
Wie bist du darauf gekommen ausgerechnet Vampir-Romane zu schreiben?
Vampire faszinieren ja schon seit geraumer Zeit ein breiteres Publikum. In vielen Kulturen gibt es verschiedene Wiedergänger-Legenden, Blut als magischer Lebenssaft bzw. dessen Verzehr spielte dabei immer wieder eine Rolle. Mit Aufkommen des Schauerromans hat die Literatur begonnen, jene alten Legenden mit düsterer Romantik zu verquicken, nicht selten geht es um ambivalente Figuren, das Miteinander von Gut und Böse, das wohl viele Leser als spannend empfinden. Mich persönlich fasziniert darüber hinaus an Vampiren am meisten der Aspekt der Unsterblichkeit. Unsere menschliche Lebenszeit ermöglicht uns nur einen vergleichsweise kurzen Einblick in die Veränderungen der Welt. Doch wenn man ewig leben und viele historische Ereignisse, menschliche Erfindungen und gesellschaftliche Veränderungen miterleben könnte, stelle ich mir das sehr interessant vor. Und so entstand die Idee, ein Roman-Projekt zu kreieren, das sich unter anderem auch mit der Frage auseinandersetzt, inwieweit man selbst im Laufe der Jahrhunderte durch all diese Entwicklungen und Veränderungen beeinflusst wird.
Wie recherchierst du die historischen Ereignisse zu deinen Büchern?
Wikipedia bzw. das Internet im Allgemeinen ist eine gute Anlaufadresse für den Start, nicht zuletzt, weil ich dort oft Hinweise auf Fachliteratur finde. Letztere lässt sich manchmal mit etwas Glück noch antiquarisch erstehen, zudem gibt es einige gute Fachzeitschriften und Geschichtsmagazine, die immer mal wieder Sonderhefte zu bestimmten Themenschwerpunkten herausgebracht haben. Bei kniffligen Detailfragen versuche ich auch schon mal, über Internetforen Experten aufzutun.
Warum spielen deine Romane nicht in der Gegenwart?
Vermutlich lässt sich dies mit meiner Faszination für vergangene Zeiten erklären. Historische Romane und Filme, aber noch mehr zeitgenössische Romane vergangener Epochen vermitteln uns im Gegensatz zu klassischen Geschichtsbüchern, wie die Menschen vergangener Zeiten und Kulturen gelebt und möglicherweise auch empfunden haben. Die Gegenwart kann ich selbst noch miterleben, die Vergangenheit nur auf diesem Wege im Geiste – es ist wie eine Art Zeitreise, weshalb vermutlich auch so viele Leute sich dafür begeistern.
Da – wie ich oben schrieb – die Entwicklung der Figuren über die Jahrhunderte hinweg ein zentrales Thema der „Zeitgenossen“ ist, wird die Reihe dann zudem auch in der Gegenwart enden. 🙂
Dein Buch liegt als eBook wesentlich weiter vorne in der Amazon-Verkaufsstatistik als die Taschenbuchausgabe. Hast du eine Idee warum das so ist?
Ich nehme mal stark an, dass dies nicht zuletzt daran liegt, dass das eBook deutlich günstiger im Preis ist als die Taschenbuchausgabe. Sehr viele Leser kaufen gerne Romane von Autoren, die sie bereits kennen, und da ich als Autorin noch vergleichsweise unbekannt bin, ist das „finanzielle Risiko“, sich auf etwas Neues einzulassen, bei meinen eBook-Ausgaben einfach geringer. 😉
Schreiben ist für dich – im Moment jedenfalls – nur ein Hobby. Beruflich machst du etwas ganz anderes. Trotzdem bringst du deine Bücher als Selfpublisher heraus. Nimmt das nicht zu viel Zeit in Anspruch?
Es nimmt viel Zeit in Anspruch, aber nicht zu viel, und ich habe ja gewusst, worauf ich mich einlasse, da ich mich vor meiner ersten Veröffentlichung lange mit dem Für und Wider der verschiedenen Möglichkeiten auseinandergesetzt habe. Sich nicht nur ums Schreiben zu kümmern, sondern auch um alle anderen Aspekte des Veröffentlichens, Drucksatz, Cover, Vertrieb, Marketing u. v. m., ist sehr aufwendig, doch diesen Preis zahle ich sehr gerne, weil ich durch das Self Publishing auch selbst die Kontrolle über alle (kreativen) Entscheidungen behalte.
Welche Erfahrungen hast du mit dem Selfpublishing gemacht? Würdest du das jedem Autor empfehlen?
Hast du überhaupt noch Zeit für Hobbys, außer Schreiben?
Für mich persönlich bin ich sehr zufrieden, diesen Weg gewählt zu haben, nicht zuletzt, weil ich noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgereizt habe und fast tagtäglich beobachten kann, wie neue Möglichkeiten hinzukommen. Nichtsdestotrotz würde ich das Self Publishing nicht uneingeschränkt jedem Autor empfehlen, denn es ist sicherlich nicht jedermanns Fall, sich um all die oben geschilderten Dinge selbst zukümmern bzw. geeignete Dienstleister dafür aufzutreiben. Wer sich hauptsächlich auf das Schreiben konzentrieren möchte und beispielsweise die Entscheidung über Gestaltung und Cover seines Buches lieber anderen überlässt, ist bei einem Verlag wahrscheinlich besser aufgehoben.
Für andere Hobbys bleibt wenig Zeit, doch da das Schreiben und Recherchieren ebenso wie die meisten Aspekte des Self Publishing mir durchaus viel Freude bereiten, macht mir dies nicht so viel aus.
Könntest du dir vorstellen vom Schreiben zu leben?
Selbstverständlich. Sein Hobby zum Beruf machen zu können, wäre doch für jeden ein Privileg, oder nicht?
Arbeitest du schon an Band 3 deiner Vampir-Reihe? Oder an etwas ganz Anderem?
Ich habe zwar schon einige Ideen für andere Projekte, diese aber auszuarbeiten, bevor ich die „Zeitgenossen“-Reihe beendet habe, fände ich meinen Lesern gegenüber sehr unfair. Darum ist die Rohfassung von Band 3 auch bereits fertig und befindet sich in der ersten Überarbeitungsphase. Zudem schreibe ich gerade an Band 4.
Vielen Dank für das Interview, Hope Cavendish. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.
Ich danke dir für deine Fragen und für das Interesse an meiner Arbeit.
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