Interview mit der Autorin Jutta Ahrens

Jutta-Ahrens

Heute kann ich Jutta Ahrens zum Interview hier in der ABS-Lese-Ecke begrüßen. Jutta Ahrens schreibt historische und Fantasy-Romane.

Guten Tag, Jutta Ahrens.

Du hast gerade deine Reihe historischer Romane „Die Söhne der Spartanerin“ neu aufgelegt. Kannst du uns kurz erzählen, um was es in dieser Romanreihe geht?

Die Prämisse: Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsicht überwinden Neid und Hass
Es beginnt um 450 v. Chr. in Sparta. Es geht um zwei Brüder, die getrennt aufgewachsen sind. Agenor hat die harte Ausbildung eines Spartiaten in der Agoge durchgemacht, die ihn haushoch über die übrige Bevölkerung erhebt. Sein Bruder Phelegor wurde als Säugling ausgesetzt und wird von einem Gesetzlosen im Wald aufgezogen. Als Agenor seinem Bruder zufällig begegnet und von dieser „Schande“ in seiner Verwandtschaft erfährt, begegnet er diesem mit Hass. Außerdem neidet er diesem Bastard die Liebe seiner Mutter und dessen natürliche Begabung, Menschen zu bezaubern. Die Wege führen die beiden Brüder weg aus Sparta auf die Insel Delos. Ihr Hass steht immer zwischen ihnen, aber außerhalb Spartas gelingt es Phelegor, den Weg aus der Sklaverei zu verlassen. Agenor muss sich mit einem selbstbewussten und bald auch angesehenen Bruder auseinandersetzen. Mehr und mehr zerrinnt sein Hass, und er sieht ein, dass er seinen Bruder nur aus Neid verachtet hat. Noch viele Auseinandersetzungen müssen die beiden bestehen, und Agenor muss erkennen, dass die Härte seiner Erziehung ihn verblendet hat und der Hass zwischen ihnen sein Fehler war. Am Ende steht eine Versöhnung.

Um ein neues Cover für diese Romanreihe zu entwickeln, hast du einen Cover-Wettbewerb ausgeschrieben. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Würdest du diese Methode weiterempfehlen?

Ja, unbedingt. Der Verkauf des Buchs hat danach sofort angezogen. Aber auch eine Änderung des Titels war wichtig. Vorher hieß es „Die Brüder“. Das klingt natürlich ein bisschen langweilig. Die Cover haben wir uns bei „99designs“ machen lassen. Die Zusammenarbeit war sehr gut, und wir werden unsere nächsten Cover auch dort machen lassen. Man bezahlt 239 €. An dem Wettbewerb beteiligen sich ca. 5-8 Designer, die jeweils etwa 3-5 Vorschläge einreichen. Die Kommunikation mit ihnen ist problemlos und freundlich. Allerdings sollte man Englisch können, denn sie stammen aus der ganzen Welt.Die verwendeten Fotos sind meistens kostenfrei, manchmal muss man sie bezahlen, sie sind aber nicht teuer. Das Copyright wird an den Autor übertragen. Nach vier Tagen wählt man die Finalisten und startet dann im Internet eine Umfrage, die einem nicht nur bei der Entscheidung des Gewinners hilft, sondern auch für das eigene Buch eine zusätzliche Werbung ist. Solle einem, was sehr unwahrscheinlich ist, gar kein Vorschlag gefallen, erhält man das Geld zurück. Ich finde, besser geht’s kaum.

Deine zweite Roman-Reihe ist aus dem Bereich Fantasy. Kannst du uns kurz etwas zur Handlung erzählen?

Prämisse: Eintracht beseitigt Zwietracht
Es geht um einen Mythos, der die gesamte Reihe überwölbt. Und um schwule Liebe. Wir haben uns bemüht, die schwule Problematik in all ihren Facetten zu beleuchten, wie sie gar nicht fantasymäßig, sondern auch heute noch bestehen.
Das Reich Urd wurde dereinst durch Missverständnisse und Bruderhass in die zwei Teile Jawendor und Achlad gespalten und mit einem Fluch belegt. Achlad ist zur Wüste geworden, und in Jawendor herrschen in Folge schlechte Könige, die die Bevölkerung unterdrücken. Drei weise Männer beschließen, dass es so nicht weitergehen darf. Sie nehmen Einfluss auf Jaryn, den Sohn des Königs, damit endlich ein weiser und gerechter Herrscher den Thron von Jawendor besteigen kann, er den Fluch besiegt und beide Länder wieder vereinigt. Aber sie haben übersehen, dass der König noch einen Sohn hat: Rastafan ist der Anführer einer Räuberbande und in Jaryn verliebt. Das Gesetz jedoch befiehlt, dass es immer nur einen Prinzen geben darf. Deswegen müssen sie beide auf Leben und Tod kämpfen.
Jaryn verliert den Kampf und wird für tot gehalten. Nun wird Rastafan König. Und aus dem ehemaligen Räuberhauptmann muss ein guter König werden. Jaryn wurde jedoch von den drei Weisen geheilt und schwingt sich im Nachbarland Achlad zum Fürsten auf.
Als Rastafan und Jaryn durch alte Schriften von dem Bruderzwist in der Vergangenheit erfahren, ist ihnen klar, dass sie berufen sind, die Länder wieder zu vereinen und den Fluch aufzuheben. Aber nur, wenn sie brüderlich in Liebe verbunden sind.

Auf deinem Blog gibt es eine Reihe mit Tipps zum Selfpublishing. Glaubst du, dass man als Selfpublisher „groß“ genug werden kann, um vom Schreiben zu leben?

Auf alle Fälle. Dass die Indies bereits neben oder sogar vor bekannten Namen in der Rangliste stehen, kann sich jeder selbst bei Amazon ansehen. Dort spielt es kaum noch eine Rolle, ob ein Buch von einem Verlag oder einem Selfpublisher kommt. Allerdings muss man eine Reihe von Dingen richtig machen, um überhaupt eine Chance zu haben. Selbstverständlich gehören dazu ein gutes Cover, ein ansprechender Titel, ein knackiger Klappentext und eine fehlerfreie, spannende Leseprobe. Denn diese Dinge sind es, mit denen sich der Leser zuerst konfrontiert sieht, bevor er das Buch liest. Daneben muss man sich in den sozialen Netzwerken tummeln. Nicht nur, um Likes zu verteilen oder einzuheimsen, sondern man muss mit Posts und Kommentaren sichtbar werden. Sichtbar sein ist noch wichtiger als einen tollen Roman geschrieben zu haben. Sichtbar werden kann man auch mit Umsonstaktionen oder 99 Cent Schnäppchen und vielen anderen Möglichkeiten, von von denen wir allerdings nicht alle nutzen, weil wir sie nicht für so zielführend halten.
Nur wenige werden richtig reich vom Schreiben, aber das war bei den Verlagsbüchern nicht anders. Leben kann man schon davon, aber es wird immer nur eine Minderheit sein. Ich finde, es ist auf alle Fälle ein schönes Zubrot zum Einkommen, das heute jedem zugänglich ist.

Du hast eine interessante Aktion gestartet: „Pay with a Tweet“ . Im Rahmen dieser Aktion können Leser eines deiner Bücher kostenlos downloaden, wenn sie darüber auf Twitter, Google+ oder Facebook berichten. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Hier waren unsere Erfahrungen nicht ganz so berauschend. Aber man weiß schließlich nie, aus welchem Grund das eine oder andere Buch gekauft wurde. Einen besonderen Anstieg der Verkäufe konnten wir danach nicht feststellen. Vielleicht gibt es da bei den Lesern Vorbehalte und man möchte hinterher nicht zugespamt werden. Ich weiß es nicht.

Deine historischen Romane spielen oft in Griechenland. Hast du eine besondere Vorliebe für die griechische Geschichte?

Für Geschichte allgemein, d.h. für die ältere Geschichte. Mittelalter und früher. Woher meine Vorliebe kommt, kann ich gar nicht sagen. Der Geschichtsunterricht in der Schule war es nicht, der war dröge. Ich habe sehr früh Sagen des klassischen Altertums und nordische Sagen gelesen, vielleicht war das der Anstoß. Außerdem mag ich gern in andere Zeiten entfliehen, weil in der heutigen lebe ich ja selbst, die interessiert mich romanmäßig nicht so sehr. Mit der heutigen Zeit setze ich mich lieber in Diskussionen auseinander.
Es verwundert vielleicht nicht, dass ich seit 45 Jahren mit einem Griechen zusammenlebe und schon unzählige Male in Griechenland war. Noch mehr hat mich bei meinen Romanen stets der Vordere Orient gereizt. Aber diese Epoche findet bei den heutigen Lesern nicht mehr den richtigen Widerhall. Schade.

Welches war dein erstes Buch?

Was soll ich sagen? War es mein erster langer Schulaufsatz? Oder mein Versuch mit fünfzehn, als ich auf der Reiseschreibmaschine meinen ersten „historischen Roman“ schrieb?
Als erstes Buch bezeichne ich mein erstes verlegtes Buch. Das war „Der König von Assur“. Er erschien 1993 als Hardcover beim Piperverlag, dann als Taschenbuch bei Heyne und bei Bechtermünz in Weltbild. Piper senior war damals ganz begeistert, weil es ihn total überrascht hatte, dass der Held meines Buches schwul war. Das war 1993 eine Seltenheit. Eigentlich ist mir gar kein Buch bekannt, das seinen Protagonisten in einem historischen Roman hat schwul sein lassen. Bei dem Buch scheiden sich die Geister. Ich habe böse Briefe bekommen und begeisterte Rezensionen.

Bei den ganzen Büchern, die du schon geschrieben hast, gibt es ein Lieblingsbuch?

Ja, das ist ganz klar „Der König von Assur“, den wir heute mit verändertem Cover unter dem Namen „Der blutige Thron“ veröffentlicht haben. Ich habe das Buch in den Achtziger Jahren geschrieben und aus purer Leidenschaft für das Thema und die Hauptperson. Vielleicht wird der Erstling stets mit einem ganz besonderen Enthusiasmus geschrieben. Ich habe in dem Buch gelebt, es hat meine Gedanken ausgefüllt. So viel Hingabe habe ich keinem meiner späteren Bücher widmen können, obwohl ich sie alle geliebt habe. Ich weiß nicht, wie es anderen Autoren geht. Ich liebe alle meine Figuren in ihren unterschiedlichen Schattierungen. Und dabei hoffe ich, dass es den Lesern auch so geht, aber das passiert natürlich nicht immer.

Du malst auch gerne. Nutzt du das zur Illustration deiner Bücher?

Nein, weil Ölgemälde sich dafür nicht gut eignen. Wir haben es einmal ausprobiert, aber es wirkte nicht. Ein Cover sollte heute schon von einem Designer stammen oder jemandem, der sich damit auskennt. Wäre ich jünger, würde ich auch gern Buchcover designen.

Arbeitest du schon an einem neuen Buch?

Ja. Momentan arbeite ich an dem historischen Roman „Pestgold“, das im Mittelalter in Böhmen spielt. Außerdem ist eine Fortsetzung von Lacunars Fluch geplant und ein weiteres ganz neues Fantasie-Epos. Man hört niemals auf, sich Gedanken über das nächste Buch zu machen, und das ist gut so. Wer diesen Drang nicht verspürt, wird das Schreiben bald aufgeben. Ich würde auch schreiben, wenn ich nichts veröffentliche. Aber zum Glück kann das heute ja jeder tun – dank Selfpublishing.

Vielen Dank für das Interview, Jutta Ahrens. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.

Vielen Dank, Bettina, dass du mir die Gelegenheit zu diesem Interview gegeben hast.

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