Interview mit der Autorin Michelle Raven

Michelle Raven

Heute darf ich Michelle Raven zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen. Sie hat schon eine stattliche Zahl von Büchern veröffentlicht, hauptsächlich Romantic Thriller. Ihr neuster Roman ist „Ohne Gnade“, der erste Band einer neuen Serie „Crossroads“.

Guten Tag, Michelle Raven.

Hallo, ich freue mich, hier zu sein.

Kannst du uns etwas über deine neue Romantic Thriller-Serie „Crossroads“ erzählen?

Mit der ‚Crossroads’-Serie erschaffe ich eine Welt, in der sich die Wege unterschiedlichster Menschen kreuzen – und diese Begegnung verändert ihr Leben grundlegend. Es kommen darin ‚normale’ Menschen vor, wie zum Beispiel der Ex-Marine Warren Harper, seine Tochter Emma und die Hundeführerin Angel Burns, aber auch FBI-Agenten, Polizisten, Ranger und sogar entflohene Häftlinge. Sie alle treffen im ersten Band ‚Ohne Gnade’ aufeinander und müssen lernen, mit dem, was passiert und mit ihren Entscheidungen zu leben. Vor allem aber hat dies auch Auswirkungen weit über die Geschehnisse im Olympic National Park hinaus. Diese werden dann in den Folgebänden aufgegriffen.

„Ohne Gnade“ spielt in einem amerikanischen Nationalpark. Das ist natürlich eine tolle Kulisse für einen Roman. Wie bist du auf die Idee gekommen, die Geschichte dort anzusiedeln?

Viele meiner Bücher spielen in amerikanischen Nationalparks oder allgemein in der Natur. Gerade im Westen der USA gibt es so viele tolle Landschaften, die mich immer wieder zu neuen Geschichten inspirieren. Im Fall von ‚Ohne Gnade’ habe ich einen Ort gesucht, der abgelegen ist, jemandem, der flüchtet und denjenigen, die ihn suchen möglichst viele Steine (oder in dem Fall Baumstämme, Flechten, Farne, reißende Flüsse, etc.) in den Weg legt. Ein Ort, an dem man sein Kind absolut nicht verlieren möchte. Da ich den Olympic National Park schon kannte und wusste, wie undurchdringlich der Regenwald an manchen Stellen ist, habe ich ihn als Handlungsort gewählt. Ein weiterer Punkt war noch, dass es nur sehr wenige Straßen durch das Gebiet gibt, die Charaktere also nur zu Fuß weiterkommen. Außerdem gibt es nur wenige Meilen entfernt ein Gefängnis, was auch sehr praktisch war.

Die Dyson-Dilogie spielt in einem afrikanischen Nationalpark. Bist du ein Nationalpark- oder Natur-Fan?

Der zweite Band der Dyson-Dilogie spielt in Südafrika im Hluhluwe-Umfolozi-Park und am Grand Canyon. Der erste Band spielt unter anderem auf dem Colorado Plateau. Ja, ich denke, man kann sagen, dass ich ein absoluter Nationalpark- und Naturfan bin. Ich kann mich an großartigen Landschaften einfach nicht satt sehen und lasse deshalb auch gerne meine Geschichten dort spielen. Besonders genieße ich dabei die Recherche-Reisen.

Mit der „Ghostwalker“-Serie hast du eine Fantasy-Serie über Gestaltwandler geschrieben. Warum ausgerechnet Gestaltwandler?

Ich finde Gestaltwandler einfach sehr interessant, weil sie nicht nur die menschliche Seite in sich haben, sondern eben auch eine tierische. Und diese beiden in einem Charakter zu vereinen, ist oft eine ziemliche Herausforderung. Außerdem mag ich Katzen und wollte gerne etwas über Menschen schreiben, die sich in große Katzen verwandeln können. Die Geschichte sollte in den USA spielen, deshalb habe ich mir angeschaut, welche großen Katzenarten es dort gibt und bin auf die geheimnisvollen Berglöwen gestoßen. Das passte für mich perfekt.

Außerdem hast du noch zwei weitere Romantic Thriller Serien „TURT/LE“ und „Hunter“ veröffentlicht. Warum so viele verschiedene Serien?

Ich mag es, wenn eine Serie ein natürliches Ende hat und nicht künstlich hinausgezogen wird. Das war bei den Hunters nach fünf Bänden der Fall, als alle sechs Geschwister ihr Happy End gefunden hatten. Da in einigen der Bände aber so spannende Nebenfiguren auftauchten, habe ich mit der TURT/LE-Serie ein Spin-Off geschaffen, in dem diese dann ihre eigenen Geschichten bekommen. Und auch die Hunters tauchen darin wieder auf, von daher könnte man es eigentlich fast als eine Serie sehen. Auch die Dysons handeln von zwei Geschwistern, waren also von vornherein auf zwei Bände begrenzt. Die Ghostwalker habe ich so lange fortgesetzt, bis die Hauptcharaktere ihr Happy End gefunden hatten und die Rahmenhandlung erzählt war. Außerdem mag ich die Abwechslung, deshalb schreibe ich die einzelnen Bände der Serien auch immer gerne im Wechsel.

Dein erster Roman wurde 2002 veröffentlicht. Mittlerweile sind es 19 Bücher – in 12 Jahren. Wie schaffst du das, so viele Ideen für spannende Geschichten zu haben? Wo bekommst du deine Inspiration her?

‚Ohne Gnade’ ist sogar schon das zwanzigste Buch. Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht so genau, wo die Ideen herkommen. Sie sind einfach plötzlich da. Landschaften inspirieren mich immer und hin und wieder sehe oder lese ich irgendwo etwas zu einem Thema und das gärt dann eine Weile in mir und führt zu einer Idee.

Du arbeitest immer noch als Bibliotheksleiterin. Könntest du mittlerweile nicht vom Schreiben leben?

Ich ziehe es vor, von den Schwankungen und Unsicherheiten des Buchmarkts unabhängig zu sein und dafür schreiben zu können, was ich möchte. Außerdem mag ich meinen Job.

Nachdem du zahlreiche Preise – die DeLiA 2008, den LoveLetter Award 2012, 2013 und 2014 gewonnen hast, hast du bestimmt keine Probleme mehr einen Verlag zu finden. Aber wie hast du 2002 den ersten Verlag für dich begeistern können?

Das war tatsächlich etwas ungewöhnlich. Als ich meine erste Geschichte 2012 nach drei Jahren beendet hatte, habe ich überhaupt nicht daran gedacht, sie zu veröffentlichen. Ich habe sie einfach nur zum Spaß und für mich geschrieben. Eine Freundin von mir hat sie gelesen und hat wiederum einer anderen Freundin davon erzählt (die ich auch durch ein Bücherforum kannte), die damals Herausgeberin des Moments-Clubs (Bertelsmann) war. Die hat das Manuskript dann angefordert und mir ein paar Tage später gesagt, dass sie es gerne veröffentlichen möchten. Auch wenn es nicht mein Plan war, habe ich natürlich zugesagt.

Neben Romantic Thrillern und Fantasy, hast du auch einige Kurzgeschichtensammlungen und erotische Novellen geschrieben. Liebe in der einen oder anderen Form scheint dein Thema zu sein 🙂 Hat es dich nie gereizt, mal etwas ganz anderes zu schreiben?

Tatsächlich scheint Liebe bei mir ein vorherrschendes Thema zu sein. Aber im Grunde kommt ja auch in fast jedem Fernsehfilm und in jeder Serie Liebe in der einen oder anderen Form vor. Gerade die Verbindung mit Spannung finde ich unheimlich interessant und eigentlich gibt mir das auch alles, was ich als Autorin brauche. Dadurch, dass ich bei den Romantic Thrills ganz gut variieren kann zwischen dem Grad der Liebe und dem Grad der Spannung, wird es nie langweilig. Ich könnte mir durchaus auch vorstellen, mal Thriller zu schreiben, aber ich fürchte, es würde sich dann doch auch wieder Liebe einschleichen, weil ich es sonst zu langweilig fände.

Eine Reihe deiner Bücher hast du unter deinem Namen Michaela Rabe veröffentlicht. Warum plötzlich das Pseudonym Michelle Raven?

Ich habe meine Autorenlaufbahn mit dem Pseudonym Michelle Raven begonnen und es sind jetzt (fast) alle Titel unter dem Namen erschienen. Ein Verlag wollte damals unbedingt einen deutschen Namen haben, deshalb habe ich einen Titel (‚Perfektion’) unter Michaela Rabe veröffentlicht, der inzwischen aber auch bei Lyx unter Michelle Raven erschienen ist.

Arbeitest du schon an einem neuen Buch? Was wird es diesmal sein?

Ich schreibe derzeit am vierten Band der TURT/LE-Serie und werde mich danach dem zweiten Band der Crossroads-Serie zuwenden. Darin werden dann einige offene Handlungsstränge wieder aufgenommen.

Vielen Dank für das Interview, Michelle Raven. Weiterhin viel Erfolg. Wir freuen uns schon auf deine nächsten Bücher.

Sehr gerne. Vielen Dank für die lieben Wünsche!

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