Rezension: „Wind von Westen“ von Cordula Broicher

Wind von Westen

Titel: Wind von Westen
Autorin: Cordula Broicher
historischer Roman, Ebook, 364 Seiten, auch als Taschenbuch erhältlich

Die Autorin: Cordula Broicher wurde in Hessen geboren, lebt aber mittlerweile schon lange in Brühl. Sie hat sich schon seit ihrer Jugend für das Schreiben interessiert und bereits mehrere Romane herausgebracht.

Das Buch: Wir befinden uns im Jahr 1793, in dem Dorf Wesseling im Rheinland. Auf dem Kirchhof lebt die Halfin (Großbäuerin) Agnes mit ihrem Man, ihren jüngeren Geschwistern und ihrem tyrannischen Vater. Da stirbt ihr Mann und, um den Hof zu halten, ist Agnes gezwungen sich möglichst schnell wieder zu verheiraten. Die Wahl fällt auf Balthasar Broicher, den fünften Sohn eines reichen Halfen aus einem Nachbardorf. Der war schon immer an Agnes interessiert. Aber er hat einen schweren Einstand: Der Hof ist überschuldet, er muss mit dem tyrannischen Vater um die Herrschaft auf dem Hof kämpfen, die Alliierten pressen aus den Bauern heraus, was nur eben geht und die Franzosen stehen vor der Tür.

Dieses Buch ist ein Ausschnitt aus der Familiengeschichte der Broichers zur Zeit der Französischen Revolution und der damit zusammenhängenden Kriege, unter denen auch das Rheinland besonders gelitten hat. Erfreulicherweise verschont uns die Autorin mit der Darstellung der Schlachten und der Beschreibung der mehr oder weniger siegreichen Feldherrn. Dafür bekommen wir einen Einblick in das Leben der normalen Leute zu dieser Zeit.

Die Handlung des Romans beschränkt sich weitgehend auf die Beschreibung des Lebens auf dem Hof der Broichers und der mit ihnen verwandten oder befreundeten Familien. So bleibt er immer übersichtlich. Ganz nebenbei lernt man auch noch etwas über das Leben zu dieser Zeit 🙂

Die handelnden Personen und ihre Lebensumstände sind so gut und lebendig beschrieben, dass man sich in diese Zeit zurück versetzt fühlt und an ihrem Leben Anteil nimmt. Auch wenn dieser Roman keinen großen Spannungsbogen enthält, der die Handlung auf die große Katastrophe zulaufen lässt, bleibt er durch zahlreich kleine Spannungsbögen – z. B. der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Hof, der Kampf um die Anerkennung der Dorfbewohner, die Bekämpfung des Feuers auf dem Hof – interessant zu lesen.

In den Text sind immer wieder typisch rheinische Ausdrücke eingestreut. Das macht ihn authentischer, für Nicht-Rheinländer aber auch schwieriger zu lesen. Diese Ausdrücke werden in einem Glossar erklärt. Bei der Papierversion ist das auch kein Problem. Bei dem eBook, das ich auf dem Kindle gelesen habe, war es aber nicht so einfach möglich, mal eben die Begriffe nachzusehen.
Dies ist aber ein Manko des eBook-Readers, nicht der Autorin oder des Romans.

Wer eine historische Abhandlung über die Franzosen-Kriege im Rheinland erwartet, wird von diesem Buch sicher enttäuscht sein. Wer sich allerdings für das Leben der Menschen zu dieser Zeit interessiert, dem kann ich diesen Roman absolut empfehlen.