Autoren-Interview mit Elke Metke-Dippel

Elke Metke-Dippel

Im heutigen Interview möchte ich euch die Autorin Elke Metke-Dippel vorstellen. Sie hat gerade ihren ersten Roman »Unglaube« herausgebracht.

Guten Tag, Elke Metke-Dippel.

Hallo Ann-Bettina, danke für die Gelegenheit, mich hier ein wenig zu äußern …

Kannst du uns kurz etwas über deinen Roman erzählen?

„Unglaube“ ist ein Entwicklungsroman. Er zeichnet den Weg einer jungen Frau nach, die in evangelikalen Kreisen aufwächst. Dort gilt die Regel: erst kommt Gott, dann der Mensch, dessen einzige Aufgabe es ist, den Willen dieses Gottes zu tun. Die junge Frau kommt mit dem irdischen Leben (kein Ort für den heiligen Willen Gottes) in Berührung – im wahrsten Sinne des Wortes – und durchlebt die ungeheure Spannung, die sich zwangsläufig ergibt.

Du hast vor diesem Roman schon einen kurzen Text in einer Anthologie veröffentlicht. Sein Titel »Der Himmel ist leer«. Hast du einen Hang zu religiösen Themen oder ist das Zufall?

Nein, das ist kein Zufall. Meine ersten Anläufe, einen Roman zu verfassen, hatten andere Themen. Doch beim Augenschließen und Aufschreiben – ohne nachzudenken – quoll eines Tages der Kurzprosatext „Der Himmel ist leer“ aus mir hervor. Ich habe geweint. Und aufgeatmet.

Jahrzehntelang hatte ich über Gott und die Welt gegrübelt … ich komme aus diesen evangelikalen Kreisen … und mich gefragt, weshalb das „irdische Leben“ eine Fallgrube des „Teufels sein soll, wenn doch „Gott“ diese Welt erschaffen hat. Wie kann es sein, dass das eigene Leben im Bestreben, den Willen Gottes zu tun, so aus dem Ruder läuft? Weshalb ist die Natur „sündig“? – (die Grundlehre des Christentums).

Als ich die Szene mit dem orangefarbenen Rock aufschrieb wusste ich, dass ich meinen Romananfang gefunden hatte.

Bist du ein religiöser Mensch?

Ich war es. Niemand, der in eine enge religiöse Welt hineingeboren wird, kommt darum herum, sich mit ihr auseinander zu setzen. Nur wenigen gelingt der wirkliche Ausstieg. Heute bin ich überzeugte Atheistin. Mein Untertitel lautet: „Freiheit ist die Erlösung von der Erlösung“

Du hast dein Buch beim Turmhut Verlag herausgebracht. Wie bist du zu diesem Verlag gekommen?

Das ist eine dreijährige Geschichte voller Ablehnung und gelegentlichem Interesse. Einige kleine Verlage zeigten sich wohlwollen, lehnten aber das ungewöhnliche Thema ab. Nicht zuletzt wegen der religionskritischen Aussage.
Als ich schon bereit war, selbst zu publizieren, ging ich zuvor nochmal die Verlage durch, die Interesse signalisiert hatten … und fand auf einer Verlagsseite den Link zu Turmhut. Ich schrieb der Verlegerin sofort, welche Aussage der Roman hat und bat darum, die Leseprobe gar nicht erst anzuschauen sondern gleich Farbe zu bekennen, falls Religionskritik bei ihr nicht gewollt sei.
Nun, Sylvie Kohl gefiel die Geschichte und gab ihr eine Chance … ich bin ihr dankbar.

Dein Buch kostet als eBook genau so viel wie die gebundene Ausgabe. Ist das nicht unfair? Schließlich fallen bei einem eBook keine Druckkosten an, der Käufer kann das Buch auch nicht gebraucht verkaufen, verleihen oder verschenken.

Das war ein Versehen. Ich habe der Verlegerin diese Frage sofort weitergegeben und sie kümmert sich darum. Der Preis sollte 8.99 Euro sein. Tut uns leid … danke für das Nachfragen.

Auf deiner Homepage habe ich gelesen, dass du vor Jahren in Kanada einen Kurs in kreativem Schreiben belegt hattest. Ist das nicht schwierig in einer Fremdsprache zu schreiben?

Wenn einem die Sprache fremd ist, ja. Ich hatte zuvor etwa zwei Jahre in London gelebt und zum Zeitpunkt des Kurses bereits zwei oder drei Jahre in Kanada. Damals fiel es mir leichter, auf Englisch zu schreiben, als auf Deutsch. Es ging um Spannung und Dramatik, der Dozent war ein Krimiautor und Stephen King Fan. Ich habe die Szene, die ich als „Arbeit“ eingereicht hatte, noch vor Augen. Komischer Weise habe ich das Schriftstück nie zurückbekommen …

Was liest du selber?

Zurzeit lese ich „The world according to Garp“ von John Irving. Ich hatte mich irgendwann gefragt, weshalb ich noch keinen Irving im Regal habe … jetzt weiß ich es: er geht mir auf die Nerven. Bei aller Liebe zum Erzählen – Irving dreht sich für meinen Geschmack zu viel um (sich selbst) und Kleinigkeiten, die mich überhaupt nicht interessieren.
Ich habe mit Begeisterung Garcia Márquez gelesen und Süskind, vor allem „Die Taube“, Nadj Abonji, „Tauben fliegen auf“ – der Sprache wegen … Henning Mankell, Peter Høeg, Ingrid Noll, Peter Härtlings Romane über Robert Schumann und Franz Schubert … Andreas Maier, Ugo Riccarelli, Katharina Hagena, „Istanbul“ von Orhan Pamuk. Ich lese Alice Munro und habe den neuen Michel Houllebecq bestellt und Judith Hermans Erzählungen. Im Urlaub sind es Thriller und Krimis, Dan Brown, den geschwätzigen Schätzing, Islandkrimis … gerne Düsteres. Hinzu kommen religionskritische Fachbücher von Theologen und Wissenschaftlern … ich freue mich sehr auf das zweite Buch von Israel Finkelstein, „Das vergessene Königreich“.

Hast du noch andere Hobbys?

Vom Frühjahr bis zum Herbst widme ich mich unserem Garten. Ich habe auch einige Malkurse belegt, verfolge das Hobby aber nicht regelmäßig.

Arbeitest du schon an einem neuen Buch? Wenn ja, kannst du uns schon etwas darüber verraten?

Ich habe (schon länger) Ideen für ein Sachbuch und einen weiteren Entwicklungsroman. Das Sachbuch soll eine unterhaltsame Einführung in die Erkenntnisse der kritischen Theologen, der Bibelforscher und anderer Wissenschaftler werden … was so alles schon „gewusst wird“ – im Gegensatz zu dem, was gepredigt wird. Ein bisschen „Ich bin Charlie Hebdo“

Der Roman beschäftigt sich mit den Einbildungen, Schwierigkeiten und manchmal unüberwindbaren Hürden in Sachen „Liebe“ …

Vielen Dank für das Interview, Elke Metke-Dippel. Ich wünsche dir viel Erfolg.

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