Heute kann ich Regina Mengel zum Interview begrüßen. Regina Mengel hat schon Einiges veröffentlicht, darunter einen Chicklit-Roman und eine Fantasy-Trilogie.
Guten Tag, Regina Mengel.
Zur Zeit bewirbst du recht eifrig deine Fantasy-Trilogie »Am 13. Tag«. Kannst du uns kurz etwas darüber erzählen?
Am dreizehnten Tag ist mein persönliches Lieblingsbuch. Ich selbst nenne es immer ‚einen Disney-Film zum Lesen’. Es ist bunt, fröhlich, traurig, ein bisschen Liebe kommt darin vor. Die Personen in dieser Geschichte sind sehr besonders, vor allem, nachdem wir sie näher kennengelernt haben, denn nicht jeder ist das, was er zunächst vorgibt zu sein. Und wenn es mit dem zweiten Teil der Trilogie dann in die magische Welt Kis-Ba-Shahid hinübergeht, treffen wir auf einige Figuren, die wir aus den 1001 Nacht Geschichten kennen, Scheherazade zum Beispiel, allerdings heißt sie hier Seherazade und ist eine begnadete Kristallkugelleserin. Oder Ali-Baba und seine 40 Räuber, die eigentlich nur sechs abgerissene Jugendliche sind. Es hat mir schrecklich viel Spaß gemacht, die Welt Kis-Ba-Shahid auszugestalten, ihre magischen Möglichkeiten, fliegenden Teppiche, Basare und die Geheimnisse der Hauptstadt bis hin zum Sultan und der Prinzessin oder ihrem Teppichpilotär. Ich kann nur jedem, der Fantasy oder Märchenadaptionen liebt die Bücher (oder das Buch – es gibt nämlich auch eine Gesamtausgabe) ans Herz legen. Es ist ein klassisches AllAgeBuch von 11-99 für jede Altersgruppe geeignet. Meine Mutter zum Beispiel, die eigentlich kein Fantasy liest, mochte das Buch richtig gern. Sehr zu meinem Erstaunen übrigens. Naja, Mütter halt. Ihr wisst schon … 😉
Ich muss dir übrigens noch ein kleines Bisschen widersprechen. Ich werbe gar nicht so eifrig. Hin und wieder mal, aber ich glaube, verglichen mit vielen Autoren, bin ich da sehr sparsam, insbesondere, da ich mich in den letzten drei Monaten sehr auf die Fertigstellung meines neuen Buches konzentriert habe. Es kommt in Kürze auf den Markt und heißt: Ein Pastor zum Verlieben.
Für deinen Chicklit-Roman »Hochzeit mit Huhn« hast du dir etwas Besonderes einfallen lassen. Ihn gibt es einmal als Gesamtausgabe für 4,99 € und außerdem in drei Teilen. Dabei ist Teil 1 kostenlos, Teil 2 kostet 1,49 € und Teil 3 3,49. Wie bist du auf diese Idee gekommen und wie kommt das bei den Lesern an?
Ich wollte mal etwas anderes ausprobieren. Ich habe versucht, aus der Sicht der Leser zu denken, auch wenn mir klar war, dass das nicht jeder auf Anhieb nachvollziehen kann. Der Gedanke war Teil 1 kostenlos herauszugeben, so dass jeder die ersten ca. 80 Buchseiten kostenlos Probe lesen kann. Entscheidet man sich dann dafür, weiterzulesen, kommt zunächst der zweite Teil, auch ca. 80 Buchseiten zu einem moderaten Preis von 1,49 €. Erst dann entscheidet der Leser sich endgültig für das Buch. Gefällt es ihm nicht, kann er an dieser Stelle aussteigen, ohne den vollen Preis bezahlt zu haben. Gefällt es jedoch, wird jetzt der Löwenanteil fällig, nämlich 3,49 €. Dieser dritte Teil der Geschichte enthält allerdings auch einige Seiten mehr, als die ersten beiden Teile. Die Gesamtausgabe besteht aus 295 Printseiten. Die einzelnen Teile kosten insgesamt genauso viel wie die Gesamtausgabe, bieten aber die Möglichkeit nur anzulesen und sich ohne oder mit geringen Kosten auch gegen das Buch zu entscheiden.
Bisher habe ich nur von einer Leserin gehört, die das Konzept nicht mochte. Im Grunde ist bei mir weder Zustimmung noch Ablehnung angekommen, ich kann daher eigentlich nicht auswerten, ob es gut oder schlecht aufgenommen wird. Vielleicht sollte ich die Preise mal ändern und schauen, ob sich die Verkaufszahlen dadurch verbessern oder verschlechtern. Andererseits mag ich das Konzept. Ich hätte es gern im Klappentext erklärt, aber mir wurde davon abgeraten, weil viele Shops Bücher mit Preisangaben in den Beschreibungen nicht annehmen. Ich hoffe, dass die Leser meine Idee mögen. Ich würde mich übrigens freuen, wenn ihr euch mit eurer Meinung bei mir meldet. Feedback ist immer gut.
Einzelne Geschichten hast du 2010 und deinen ersten Roman 2011 veröffentlicht. Warum hast du erst so spät mit dem Schreiben begonnen?
Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Eigentlich hatte ich immer im Kopf, schreiben zu wollen. Aber mit der Umsetzung haperte es. Über Jahre hatte ich gar keine Zeit, weil ich mich in einer Werbeagentur beinahe rund um die Uhr abgeschuftet habe. Außerdem habe ich festgestellt, dass es verdammt schwierig ist, neben der Arbeit und der Familie noch Zeit für das Schreiben zu finden. So blieb es dabei, dass ich immer dann einen neuen Roman begonnen habe, wenn der Frust im Job und die Sehnsucht nach dem Schreiben all zu groß wurde. Aber irgendwann kehrte der Alltag zurück, der Frust legte sich, das Manuskript geriet ins Stocken und landete unfertig in irgendeiner Schublade. Hinzu kam, dass ich auch schlichtweg keine Ahnung hatte, wie Schreiben funktioniert, sprich von dem Handwerk nicht viel verstand. Inzwischen habe ich da Einiges nachgeholt. Als ich mich 2010 dafür entschieden habe, den Job an den Nagel zu hängen und das Projekt ‚Ich schreibe einen Roman’ anzugehen, habe ich mir zunächst versierte Unterstützung geholt und ganz viele Kontakte aufgebaut, von denen ich lernen konnte. Die ersten Versuche waren reichlich holprig und blumig und voller überzogener Bilder. Wenn ich das heute lese, muss ich schmunzeln. Übrigens, ohne meinen Mann hätte ich das Projekt niemals durchziehen können. Er hat mich insbesondere in der ersten Zeit tatkräftig unterstützt und vor allen Dingen finanziell mitgetragen, denn bis ich wieder an eigenes Einkommen denken konnte, dauerte es ein paar Jahre. Inzwischen kommt ein Betrag rein, von dem ich zwar noch nicht ganz leben könnte, aber die Tendenz ist ziemlich positiv.
Gestaltest du die Cover deiner Bücher selber?
Teils, teils. Manchmal gelingt mir mit der Unterstützung versierter Profis ein Cover, das keine Nachbesserung braucht, was so viel heißt, dass ich für meine Versuche so lange verhauen werde, bis es endlich gefällt ;-). Die Cover von „Mysterien der Zeit“ und „Sauerstoffreservierungsgebühr“ sind zum Beispiel von mir und auch das für das neue Buch. Aber ich habe es mir dennoch von meiner Grafikerin absegnen lassen. Die Cover für „Am dreizehnten Tag“ und „Hochzeit mit Huhn“ stammen von meiner bevorzugten Coverdesignerin Jacqueline Spieweg.
Nimmst du für Lektorat und Korrektorat deiner Bücher externe Hilfe in Anspruch oder machst du das selber?
Meiner Ansicht nach kann ich es nicht allein. Als Autorin bin ich einfach betriebsblind. Das Mindeste sind geübte Betaleser, die mich schonungslos kritisieren und auf Fehler hinweisen. Ich habe bisher bei beinahe allen Büchern professionelle, bezahlte Hilfe in Anspruch genommen. Das Korrektorat kann man sicher, wenn man sehr gut in Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik ist, selbst machen. Allerdings liegt auch hier die Gefahr, die eigenen Fehler zu überlesen. Wenn ich meine Texte Korrektur lese, schicke ich sie mir immer auf den Reader. Wenn das Buch ‚anders’ aussieht, als in meinem Schreibprogramm, sehe ich die Fehler viel leichter. Trotzdem ist professionelle Hilfe für mich immer noch die beste Lösung.
Du gehörst ja wohl von Anfang an zum Team von Qindie. Wie ist es dazu gekommen?
Die Zeit war reif dafür. Viele Leser und Blogger beklagten die schlechte Qualität diverser Self-Publishing-Bücher und nicht wenige teilten mit, keine Lust mehr zu haben, Bücher von Indie-Autoren zu lesen. Für uns, die wir Wert auf Qualität legten, stellte sich die Frage: Was tun, um nicht in diese Mühle zu geraten. Denn natürlich gab es immer schon reichlich Perlen, aber diese galt es zu finden. Damals wurde an einigen Fronten diskutiert, ob man ein Gütesiegel oder ein Netzwerk bilden solle. Qindie war die erste Truppe, die das umgesetzt hat. Als ich davon hörte, lange bevor wir online gingen, war ich sofort begeistert und habe mich mit Feuereifer darauf gestürzt. Und wie es so oft ist: Wer sich nicht wehrt, wird ganz schnell für viel Arbeit rekrutiert und fest eingeplant ;-). Die Aufbauzeit war unglaublich wild und schnelllebig, wir haben in kürzester Zeit wahnsinnig viel kreatives Potential zusammengetragen. Am Ende waren wir alle hundskaputt aber glücklich.
Auf Qindie bist du für die Bewerbung von Autoren zuständig. Welche Kriterien müssen Autoren erfüllen, um sich erfolgreich zu bewerben?
Sie müssen schreiben können, also die Grundlagen des Handwerks beherrschen und sie müssen ein ordentliches, leserfreundliches Buch und E-Book gestalten. Dazu gehören neben Rechtschreibung, Grammatik und korrekter Interpunktion auch die Formatierung, ein anständiges Cover und natürlich die technische Funktionalität. Die genauen Details findet man in einer Liste auf unserer Homepage: http://www.qindie.de/checkliste-fuer-die-autoren-abstimmung/. Wir versuchen, so wenig wie möglich subjektiv zu urteilen und die Inhalte zum Beispiel nicht in unsere Wertung einzubeziehen. Insgesamt stimmen so viele Qindies jeweils über die Leseproben ab, dass sich ein rundes, objektives Bild ergibt. Und wenn wir mal uneinig sind, gibt es auch noch eine Jury, die sich die Titel noch einmal genauer anschaut.
Im Moment ist Selbstmarketing für Autoren im Gespräch. Was machst du in dieser Hinsicht?
Ich setze auf ein langfristiges Gesamtkonzept, um mir einen Namen zu machen. Permanentes Bücherspammen halte ich für kontraproduktiv. Ich habe eine Website, arbeite konsequent an meinem Netzwerk, pflege gute Kontakte zu Lesern und einigen Bloggern, versuche aber mich nicht aufzudrängen. Ich bin mäßig bei Lovelybooks aktiv, ich veranstalte für neue Bücher Leserunden, Blogtouren und Gewinnspiele, ich setzte auf das Qindie-Netzwerk, ich gehe auf Messen, pflege mein Facebook und mein Google+-Profil mit Infos, die über das reine Bücherschreiben hinaus gehen. Ich veröffentliche Leseproben und biete zum Beispiel auch mal ein Buch für einen befristeten Zeitraum zu einem Sonderpreis an, allerdings eher selten. Ich versuche, nicht zu viel zu machen, denn ich mag es gar nicht, wenn ich mir als Leserin gerade ein Buch gekauft habe, am Tag darauf kostet es plötzlich nur noch die Hälfte, eine Woche später gar nichts, dann zwei Wochen später wieder den vollen Preis und ein paar Tage darauf wieder die Hälfte. Zu viel Hin und Her ist meines Erachtens nach nicht förderlich, und ich glaube, dass sich manche Leser auf den Arm genommen fühlen oder bei den Autoren, die so vorgehen, auf die Sonderpreise warten. Wir Autoren sollten aber im eigenen Interesse auch ein bisschen darauf achten, unsere Arbeit nicht über Gebühr zu verramschen. Wenn man 6 Monate an einem 300-Seiten-Buch gearbeitet hat, danach noch 2-3 Monate Nachbearbeitung und Kosten für Lektorat und Korrektorat, sowie ein schönes Cover hatte, sind 99 Cent einfach ein unangemessener Preis. Wir sollten uns häufiger über unseren eigenen Wert Gedanken machen. Zum Glück scheint sich der Trend so langsam wieder umzukehren.
Was sagt dein Mann zu deiner Autorentätigkeit?
Moment, ich frage ihn gerade mal.
„Martin, was sagst du zu meiner Autorentätigkeit?“
“Wenn du die nächste J.K. Rowling wirst, brauche ich nicht mehr zu arbeiten.“
😉
Schreibst du schon an einem neuen Buch?
Ups, da habe ich wohl eben schon vorgegriffen. Mein neues Buch steht kurz vor der Vollendung. Derzeit läuft die letzte Korrekturrunde. Ich stelle leider immer wieder fest, dass ich Kommas nach Gefühl mit dem Salzstreuer verteile. In der Hälfte des Textes sind überflüssige Kommas, in der anderen Hälfte fehlen sie. Mein natürlicher Feind ist das Komma ;-). Das Cover für „Ein Pastor zum Verlieben ist schon fertig und kann auf Facebook bewundert werden.“ Und der Klappentext steht ebenfalls. Neugierig?
Sag niemals nie.
„Ein Pfaffe kommt mir nicht ins Haus.“ Da ist sich Saskia sicher. Schließlich steht sie sowieso mehr auf die echten Kerle, vorzugsweise Bad Boys mit gut definierten Bauchmuskeln. Und dieser Jan ist zwar niedlich, aber eben auch viel zu schüchtern. Nur merkwürdig, dass sie gerade ihn schon wenige Wochen später in ihr Gästezimmer einlädt.
Und dann, als wäre Saskias Leben nicht schon verrückt genug, tauchen auf dem Friedhof Leichen auf, die dort nicht hingehören. Bald ist klar: Es handelt sich um Mord. Ausgerechnet ihr bescheuerter Exfreund entpuppt sich als der zuständige Kriminalbeamte. Logisch, dass sich da Saskia berufen fühlt, die Sache aufzuklären. Und Jan? Der punktet auf seine eigene Weise.
Voraussichtlich ist das Buch ab Mitte Februar zu haben, spätestens jedoch Ende des Monats.
Danach arbeite ich an „Ich, Schicksal“ weiter, ein Buch, von dem bereits 75 Seiten existieren und das schon ein wenig länger liegt. Es erzählt einen Teil der Vorgeschichte von „Am 13. Tag“ und wird mein erstes Romantasy-Buch. Ich bin selbst ziemlich gespannt, was dabei herauskommt.
Möchtest du uns noch etwas erzählen, das ich vergessen habe zu fragen?
Hm? I love you all? Vielleicht doch nicht ;-). Wie wäre es ganz einfach mit: Falls noch jemand Fragen hat, könnt ihr mich gern anmailen. Ich freue mich immer über Zuschriften und ich antworte auch ;-). Ach ja, und natürlich: Danke, dass ich dir Rede und Antwort stehen durfte. Toller Blog! Hoffentlich auf bald.
Vielen Dank für das Interview, Regina Mengel. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.
Liebe Ann-Bettina, ich danke dir für dieses schöne Interview und die hervorragende Aufbereitung. Besonders gefreut hat mich, dass es mal nicht die immer gleichen Fragen waren, sondern, dass du sehr individuell auf mich eingegangen bist und dich vorher intensiv mit mir und meinen Büchern beschäftigt hast. Das ist außergewöhnlich und gerade deshalb war es mir eine besondere Freude, deine Fragen zu beantworten.
Herzliche Grüße aus Pulheim, sendet Regina
Liebe Regina,
freut mich, dass dir das Interview Spaß gemacht hat. Jetzt bin ich mal gespannt, ob dein Aufruf an die Leser, mit dir Kontakt aufzunehmen, Erfolg hat.
Viele Grüße
Ann-Bettina