Rezension: „Der Circle“ von Dave Eggers

Der Circle

Titel: Der Circle
Autor: Dave Eggers
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Roman, Hardcover, 558 Seiten

Der Autor: Dave Eggers wurde in Chicago geboren und lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Kaliforniern. Er ist der Gründer und Herausgeber des unabhängigen Verlages Mc Sweeney’s. 2002 rief er ein gemeinnütziges Schreib- und Förderprogramm für Jugendliche ins Leben. Für seine Romane hat er zahlreiche Auszeichnungen bekommen.

Das Buch: Mae Holland ist begeistert. Endlich hat sie es geschafft und einen Job bei der angesagtesten Firma der Welt, dem Circle, bekommen. Dieses Unternehmen hat Google, Facebook, Twitter & Co. geschluckt und alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausgestattet, über die alles abgewickelt werden kann. Für seine Mitarbeiter hat das Unternehmern ein »All-Inclusive«-Paket geschnürt. Sie können in der Firma nicht nur arbeiten, sondern auch die besten Menüs und kostenlose Konzerte genießen, jeden Abend Party feiern und auf dem Gelände übernachten. Mae fühlt sich im 7. Himmel und wird zur Vorzeigemitarbeiterin, die die Transparenz des Lebens auf die Spitze treibt. Doch dann ändert die Begegnung mit einem merkwürdigen Kollegen alles.

»Der Circle« wurde kurz nach dem Erscheinen als die moderne Variante von »Schöne neue Welt« gepriesen. Das halte ich aber nicht für richtig. »Schöne neue Welt« beschrieb wirklich eine ferne, imaginäre Zukunft. »Der Circle« ist aber keine Science-Fiction, sondern eine Parodie auf unsere Gegenwart.

Als Beispiel kann Maes Arbeitsplatz dienen. Sie bekommt alle paar Tage einen zusätzlichen Monitor hingestellt, den sie logischerweise auch im Auge behalten und auf seine Meldungen reagieren muss. Natürlich ist das irgendwann kaum noch zu schaffen, aber Mae würde nie eine Überforderung zugeben. Das kommt einem doch bekannt vor.

Oder der Zwang zur ständigen Anwesenheit und Konformität, der selbstverständlich nicht diktatorisch eingefordert wird. Im Gegenteil – Mae wird psychologisch weich gekocht mit Fragen wie: »Fühlst du dich bei uns denn nicht wohl? Haben wir dich irgendwie verärgert?

Auch die allumfassende Transparenz, die im Buch angestrebt wird, bedroht uns doch eigentlich täglich – Überwachungskameras, Vorratsdatenspeicherung, …

Wer mich wachen Augen durch die Gegenwart läuft, dem sagt dieses Buch eigentlich nichts Neues. Allen anderen kann man es nur als Warnung empfehlen.

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