Interview mit der Krimi-Autorin Heidi Gebhardt

heidi-gebhardt

Heute habe ich Heidi Gebhardt eine Autorin zu Gast, die Regionalkrimis schreibt.
In ihrer Krimi-Reihe dreht sich alles um Tante Frieda, eine alte Dame um die 80.

Guten Tag, Heidi Gebhardt.

Guten Tag, Ann-Bettina Schmitz, schön, dass du mich für deinen Blog ausgewählt hast.

Kannst du uns ein bisschen über deine Krimi-Reihe erzählen?

Es sind Krimis, die mitten aus dem Leben sind.
Es werden eine Reihe von aktuellen Themen angesprochen, die uns alle angehen.
Der erster Krimi „Tante Frieda“ wurde sogar in einer Schule mit einer 8. Klasse gelesen, auch, weil im Roman die Drogenproblematik eine Rolle spielt.
In „Kein Mord ohne Tante Frieda“ wird über eine neue Bahn-Trasse spekuliert – und das kann schließlich vor jeder Haustür passieren.
Alltägliche Begebenheiten und Situationen werden geschildert, die man vielleicht schon selbst erlebt hat.

tante-frieda-hohe-tann

Deine Tante Frieda erinnert mich an Agatha Christies Miss Marple. Ist das beabsichtigt?

Überhaupt nicht! Ich habe keine Sekunde an Miss Marple gedacht. Tante Frieda ist so eine Tante, wie es sie wirklich geben könnte. Sie ist ordentlich, konservativ und umsorgt ihre Nichte und ihren Neffen mütterlich.
Als ich die ersten Leserbriefe bekam und darin stand, dass Frieda die neue Miss Marple sei, war ich überhaupt nicht glücklich mit dem Vergleich!
Frieda wird hier nur noch liebevoll die „Hanauer Miss Marple“ genannt. Ich habe mich mittlerweile damit ausgesöhnt.

Einen Regionalkrimi über die Gegend, in der man lebt, zu schreiben, ist ja noch naheliegend. Aber warum eine alte Dame als Protagonistin?

Das kann ich nicht erklären. Sie war einfach da und nahm die Ermittlungen auf.

Dein erster Krimi ist Anfang vorigen Jahres herausgekommen. Bist du eine Spätberufene?

Haha! Ja, wenn man so will schon. Die Idee zu dem Buch hatte ich allerdings vor sehr sehr langer Zeit – nur die Zeit zum Schreiben habe ich nie gefunden. Ich habe das Buch 2013 veröffentlicht.

Deine Bücher sind als eBooks gerade mal 1 € billiger als das Taschenbuch. Ist das nicht etwas übertrieben? Schließlich fallen bei einem eBook keine Druckkosten an und der Käufer kann das Buch weder nach dem Lesen verschenken noch gebraucht verkaufen.

Da musst du den Verlag fragen.

Deine Tante Frieda kocht und backt sehr gerne. In den Krimis sind hinten einige Rezepte abgedruckt. Stammen die von dir? Kochst und backst du auch gerne?

Kochen und Backen ist meine große Leidenschaft! Es sind immer ein paar alte Familienrezepte dabei und welche, die ich selbst entwickelt habe. Bei Rezepten, die ich von anderen übernommen habe, steht der Name dabei.

Deine Krimis spielen in einem Hanauer Stadtteil, den es wirklich gibt. Was sagen die Bewohner dazu?

Bis jetzt habe ich zum Glück nur positive Resonanz bekommen. Einige sind sogar auf mich zugekommen und haben sich stapelweise für Verwandte und Freunde, die weiter weg wohnen, Bücher signieren lassen. Darüber habe ich mich riesig gefreut.

Ich habe gehört, dass es Spekulationen in der Hohen Tanne gegeben hat, welches Haus ich wohl beschrieben habe. Dieses Haus gibt es natürlich nicht!
Und manche haben mir erzählt, dass sie jetzt aufmerksamer durch den Ort gehen und Ausschau nach dem dunklen Auto der Polizei halten …

Mittlerweile gibt es drei Tante Frieda-Krimis. Drei Bücher in etwas mehr als einem Jahr. Du scheinst eine Schnellschreiberin zu sein. Oder lagen die Krimis schon bei dir in der Schublade und haben nur auf die Veröffentlichung gewartet?

Es gibt erst zwei Krimis!
Die „Tante Frieda“ habe ich 2013 zunächst selbst verlegt und als Untertitel „Erster Hohe-Tanne-Krimi“ gewählt.

Bei den Recherchen für diesen Roman ist ans Tageslicht gekommen, dass der Stadtteil Hohe Tanne 100 Jahre alt wurde. Das war 2012.
Da habe ich mit dem Schreiben pausiert und mit dem Fachbereichsleiter Kultur der Stadt, Martin Hoppe, und dem Hanauer Geschichtsverein ein großes Fest mit Ausstellung, Lesungen, Kinderfest, Musik und Frühschoppen organisiert.
Das Buch habe ich dann 2013 veröffentlicht und von Anfang an mit Erfolg verkauft – die ganze Familie musste helfen und an die Buchhandlungen ausliefern. Der Radius wurde immer größer und ich musste ein ums andere Mal nachdrucken lassen.

Eines Tages habe ich eine Mail vom Ullstein-Verlag bekommen. Ich habe keine Ahnung wie, aber die kleine Tante Frieda hat tatsächlich den Weg bis nach Berlin geschafft!

Der Verlag war von dem Roman begeistert und hat die „Tante Frieda“ im Februar 2014 neu aufgelegt. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, einen zweiten „Tante Frieda-Krimi“ mit dem Verlag zusammen zu machen. An dem habe ich zu diesem Zeitpunk bereits gearbeitet – es hat also alles gut gepasst.

Der Untertitel wurde deshalb von „Erster Hohe-Tanne-Krimi“ in „Ein Hohe-Tanne-Krimi“ geändert. Sonst hätte man ja die Krimis nummerieren müssen.
Und weil der „Erste Hohe-Tanne-Krimi“ immer noch im Netz herumschwirrt, kann es zu Missverständnissen führen, dass es bereits drei Romane gibt.

Der zweite Roman „Kein Mord ohne Tante Frieda“ ist dann im Dezember 2014 erschienen. Also: kein Manuskript lag in der Schublade, sondern alles frisch und aktuell geschrieben.

Was machst du, wenn du nicht schreibst?

Für die Recherchen zu meinen Büchern benötige ich viel Zeit.
Außerdem koche und backe ich – und entwickele Rezepte. Ich habe sogar schon einen Auftrag von einem der größten Lebensmittelhändler für neue Rezepte bekommen.
Das ist dann Kochen „unter Laborbedingungen“: Es muss genau bemessen, dokumentiert und alle Gerichte mindestens zwei Mal nachgekocht werden, damit die Rezepte auch absolut gelingsicher sind. Das mache ich bei den Rezepten für meine Bücher übrigens auch. Bei mir fängt das Kochen schon beim Einkaufen an: Ich gehe auf den Markt oder fahre zu Bauernhöfen,
um echte und unverfälschte Lebensmittel zu finden.
Ja und dann schreibe ich auch noch redaktionelle Beiträge für Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften.

Ich finde das Thema Blog so spannend, dass ich jetzt selbst blogge. Nicht über Literatur, sondern über gutes Essen und Trinken, Restaurant- und Einkauf-Tipps in der Region. Außerdem veröffentliche ich dort meine Lieblings-Rezepte. (www.heidi-gebhardt.de)

Arbeitest du schon an einem neuen Kriminalroman?

Ja und für diesen Roman sind die Recherchen schon so spannend, dass ich manchmal eine Pause machen muss und mich in die Küche stelle. Nichts entspannt so sehr wie Backen.

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?

Passt auf euch auf! Seid achtsam mit euch und eurer Umwelt.
Überlegt, was ihr eurem Körper gebt: Es gibt keinen Zweiten.

Seid respektvoll – das gilt auch für die sozialen Netzwerke.

Vielen Dank für das Interview, Heidi Gebhardt. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Ich danke dir, liebe Ann-Bettina!

Die Kommentare sind geschlossen.