Interview mit dem Autor Peter Brentwood

Peter Brentwood

Mein heutiger Interview-Gast ist der Thriller-Autor Peter Brentwood. Bisher hat er eine Trilogie herausgebracht und in verschiedenen Anthologien Kurzgeschichten veröffentlicht.

Guten Tag, Peter Brentwood.

Zuletzt hast Du den dritten Teil deiner Trilogie herausgebracht. Der Thriller heißt »Duplicity – Doppelspiel«. Kannst du uns etwas darüber erzählen?

Duplicity - Doppelspiel

Protagonist dieser Trilogie ist Carl Leman, der im ersten Teil (»Dual Life – Doppelleben«) noch beim Carson City Police Department arbeitet, danach seinen Job hinschmeißt und als Privatdetektiv arbeitet. In »Duplicity – Doppelspiel« wird er beauftragt, das spurlose Verschwinden des Geschäftsführers einer Pharmafirma aufzuklären. Diese Firma ist dabei, ein Medikament gegen Ebola zu entwickeln. Bei seinen Nachforschungen kommt ihm Jessica, eine nervtötende aber ebenso akribisch arbeitende Reporterin, in die Quere. Als ich mit den Recherchen und Planungen zu diesem Thriller begann, war Ebola noch kaum in den Schlagzeilen. Insofern hat hier die Realität die Fiktion überholt.

Muss man die ersten beiden Teilen gelesen haben, um »Duplicity – Doppelspiel« verstehen zu können?

Nicht unbedingt, denn bei allen drei Teilen handelt es sich um abgeschlossene Geschichten. Aber Carl Leman, der Protagonist, macht eine Wandlung durch. Sein ohnehin schon chaotisches Privatleben gerät immer mehr aus den Fugen. Der rote Handlungsfaden im Hintergrund ist die Erzfeindschaft zwischen Leman und einem Mafiaboss namens Bartocelli. Leman führt gegen die Mafia einen persönlichen Rachefeldzug, denn er gibt Leuten wie Bartocelli die Schuld am Drogentod seines Sohnes. Ferner gibt es einige Überschneidungen, was die Nebenfiguren anbelangt. So kommt die Familie Bennati in Teil 1 und 2 vor, die Mitarbeiter der o.g. Pharmafirma aus dem 3. Teil haben auch im 2. Band »Double Standard – Doppelmoral« einen kurzen Auftritt. Es wird aber höchstens in beiläufigen Nebensätzen auf die Handlungen der vorigen Bände Bezug genommen. Das merkt nur der Leser, der die Teile der Reihenfolge nach liest. Wer dies nicht tut, misst diesen Sätzen wenig Bedeutung bei. Ich verrate als nichts, was die Spannung nehmen würde, die Vorgänger zu lesen.

Diese drei Thriller haben eine Doppeltitel Englisch – Deutsch. Warum? Bringst du sie auch auf Englisch heraus?

Doppelleben
Doppelmoral

Das habe ich mittelfristig vor. Die Doppeltitel umgehen einfach Probleme des Titelschutzes, da die deutschen Titel alleine für sich schon belegt sind.

Du bietest bei Amazon Leseproben für 99 Cent an. Kauft die jemand? Ich habe bisher bei anderen Autoren nur kostenlose Leseproben gesehen.

Nein, das ist auch so nicht gedacht. Diese Leseproben richten sich eigentlich an die Abonnenten von Kindle Unlimited – obwohl ich ansonsten von diesem Geschäftsmodell gar nichts halte. Ich hatte die Titel als Werbeaktion für null Euro angeboten, das ging aber nur für fünf Tage. Ich muss mich mal schlaumachen, wie man die Angebote dauerhaft auf Null Euro belassen kann.

Gleichen deine Protagonisten Leuten im realen Leben oder sind sie reine Produkte deiner Fantasie?

Teils, teils. Ich habe letzten Februar in meinem Blog http://peterbrentwood.weebly.com/blog jeden Tag eine Figur aus der Carl-Leman-Trilogie abgehandelt und beschrieben, was ich mir dabei gedacht habe. Ich betreibe hin und wieder etwas, das ich casual casting nenne. Ellen Ruxton zum Beispiel, die in »Double Standard – Doppelmoral« in Reno ihren Sohn in den Kindergarten fahren will und Opfer von Carnapping und Geiselnahme wird, saß mir gegenüber in der S-Bahn. Jedenfalls entspricht die Personenbeschreibung eins zu eins dieser Unbekannten. In einem der Bände habe ich in einer Szene übrigens selbst eine kleine Nebenrolle #zwinker(!). Auch so gewisse Eigenheiten von Carl Leman hätte ich genauso gut in der Ich-Form schreiben können.

Warum schreibst du ausgerechnet Thriller?

Thriller sind auch was Filme anbelangt mein Lieblingsgenre. Ich lese auch gerne Thriller. Mein Lieblingsautor ist übrigens Harlan Coben. Man muss die Handlung sehr genau planen, um Spannungselemente gezielt einsetzen zu können. Ich führe den Leser gerne an der Nase herum, indem ich Personen in Szene setze, bei denen nichts ist, wie es scheint. Ein überraschendes Ende ist für mich einfach obligatorisch. Ferner gibt es für mich kein Schwarz-Weiß – kein Gut und Böse. Ich lasse diese Grenzen gerne verschwimmen. Ein Cop wie Carl Leman steht immer mit einem Bein im Knast, mancher Protagonist ist nicht so harmlos, wie er tut und einige Bösewichte haben auch ihre guten Seiten. In einer Rezension schrieb eine Leserin, dass sie nach dem Lesen von »Dual Life – Doppelleben« geneigt war, das Vertrauen in die Polizei zu verlieren.

Auf deiner Webseite (peterbrentwood.weebly.com) habe ich gelesen, dass du 2013 am NaNoWriMo (National Novel Writing Month) teilgenommen hast. War das nicht schwierig, neben der normalen Arbeit noch 50.000 Worte in einem Monat zu schreiben?

Das war in diesem Fall gutes Timing, da ich gerade mit der Planung zu »Double Standard – Doppelmoral« fertig war. So ganz ehrlich gesagt, habe ich da etwas geschummelt – ich hatte am 1. November schon knapp 10.000 Worte zusammen. ;o) Ich hätte dieses Jahr auch gerne am Amazon Selfpublisher Award teilgenommen, hatte aber bis zum 15. September kein vorzeigbares Skript fertig. Mal sehen – vielleicht nächstes Jahr.

Wie lange schreibst du normalerweise an einem Thriller?

So über den Daumen gepeilt ein Jahr. Ich plane die Story vorher in groben Zügen, habe dann aber immer noch Spielraum (und den Mut) nochmal etwas zu verändern. Ich würde sagen, es sind so 70% Planung und 30% Improvisation. Als Selfpublisher hat man halt den Vorteil, dass einem kein Verlag mit einem Abgabetermin im Nacken sitzt. Und das möchte ich auch gerne so beibehalten.

Du engagierst dich im Projekt »Respekt für Dich«, einem Hilfsprojekt für Gewaltopfer. Fühlst du dich als Thriller-Autor sozusagen aus beruflichen Gründen zu diesem Thema hingezogen?

Das Projekt leitet Karina Pfolz, eine sehr engagierte Autorin und Verlegerin aus Wien. Bei solchen Hilfsaktionen bin ich immer gerne dabei, aber als sie mich gefragt hat, habe ich zuerst gezögert. Zugesagt hatte ich erst, als ich eine zündende Idee für eine Kurzgeschichte hatte. Das war auch für mich Neuland. Nachdem aber der Groschen gefallen war, habe ich die Geschichte (»Teufelskreis«) an einem Wochenende geschrieben.

Arbeitest du schon an einem neuen Buch?

Ja seit März schreibe ich wieder und hoffe, bis November die Rohfassung fertig zu haben. Nur so viel: Bei einer touristischen Attraktion in den USA werden Geiseln genommen. Nach dem Zugriff durch die Sicherheitsbehörden bleibt einer der Geiselgangster verschwunden. Eine FBI-Ermittlerin, die gegen den Widerstand von oben weiter ermittelt, deckt eine Verschwörung auf, deren Anfänge schon hundert Jahre zurückliegen (und einen wahren historischen Bezug haben). Und dann ist da noch eine Reporterin, für die es keine Grenze zwischen journalistischer Recherche und Beihilfe zu einer Straftat gibt.

Was möchtest du uns sonst noch erzählen?

Drei Dinge sollst du im Laufe deines Lebens tun: Ein Kind großziehen, einen Baum pflanzen und ein Buch schreiben.

Vielen Dank für das Interview, Peter Brentwood. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.

Vielen lieben Dank – vor allem für die Möglichkeit, in Deinem Blog interviewt zu werden!