Mein heutiger Interview-Gast hat sich ganz den Fantasy-Welten verschrieben. Ich bin durch eine szenische Lesung der »Mörderischen Schwestern« auf dem »Literatur-Radio Bayern« auf sie und ihre Geschichten aufmerksam geworden.
Guten Tag Ruth M. Fuchs.
Hallo! Ich freue mich sehr, hier sein zu dürfen.
Einen großen Raum in deinem Leben und deinem Werk nimmt ein gewisser Erkül Bwaroo ein. Wer ist das? Was hast du mit ihm zu tun?
Ach ja, Erkül Bwaroo. Das ist ein Detektiv und ein Elf, wenn auch ein eher ungewöhnlicher. Er ist klein, hat einen sehr großen schwarzen Schnurrbart, ein noch größeres Ego und eine Schwäche für gutes Essen und französische Ausdrücke, die er gern in seine Rede einflicht. Besonders stolz ist er auf seinen brillanten Verstand. Kennern wird eine gewisse Ähnlichkeit mit einem belgischen Detektiv von Agatha Christie nicht entgehen. Er ist auch tatsächlich das Vorbild meines Elfendetektivs. Der hat sich aber inzwischen ganz unabhängig weiterentwickelt. Zum ersten Mal trat er auf, als ich 2013 meinen ersten Krimi schrieb. Gern würde ich sagen, ich hätte ihn erfunden. Doch er führt inzwischen so ein Eigenleben, dass ich mich inzwischen eher als seine Chronistin sehe.
Letztens soll Erkül Bwaroo ja für Aufsehen im Onyx-Express gesorgt haben. Kannst du uns etwas darüber erzählen?
Bwaroo war eigentlich in diesem Luxuszug unterwegs, um Urlaub zu machen. Aber als dann ein Mord im Zug geschah, konnte er natürlich nicht widerstehen und machte sich zusammen mit seinem Freund Dr. Artur Heystings ans Ermitteln. Es gab insgesamt zwölf Verdächtige, die den Toten kannten und auch ein Motiv hatten. Und anscheinend hatte auch jeder etwas zu verbergen. Aber Details will ich lieber nicht verraten.
Die Story, die ich auf der Seite des Literatur-Radios Bayern gehört habe, stammt aus deinem Buch »Fragen Sie Erkül Bwaroo«. Welche Fälle löst er dort?
Bwaroos Fälle sind richtige Krimis, die aber auch ein paar Fantasyelemente beinhalten und zumindest einen Hauch von Märchen. In den sieben Fällen von »Fragen Sie Erkül Bwaroo« beschäftigt sich Bwaroo mit sieben Fällen, bei denen er unter anderem mit dem Goldesel zu tun hat, den Heinzelmännchen von Köln, Hans im Glück, Alice im Wunderland und dergleichen mehr. Dabei stellt sich schnell heraus, dass die klassische Märchenfassung – sagen wir mal so – nicht so ganz richtig ist, teilweise sogar völlig falsch!
Die Story, die von vier anderen mörderischen Schwestern (Stefanie Gregg, Rosemarie Benke-Bursian, Carmen Mayer und Edith Pohlken) und mir mit verteilten Rollen gelesen wird, handelt von einem Wolf, der Hilfe bei Bwaroo sucht, weil er eine Großmutter gefressen und deren Enkelin, ein Mädchen in einem roten Kapuzenmantel, angefallen haben soll. Der Wolf beteuert jedoch seine Unschuld und Erkül Bwaroo ermittelt.
Erkül Bwaroo soll sich auch auf einer Fabelinsel und bei den sieben Zwergen aufgehalten haben. War er dort erfolgreich oder gibt es auch Fälle, die der große Elfendetektiv dann doch nicht lösen kann?
Ja, Erkül Bwaroo hat schon einmal im Auftrag von sieben Zwergen den Tod einer schwarzhaarigen Prinzessin untersucht. Und auf einer Fabelinsel ging er der Frage nach, ob der dortige Wolf, der eigentlich ein Schaf sein wollte, tatsächlich hinter den sieben Kindern einer Geißin her ist. Beide Fälle, und überhaupt alle Fälle, die ich kenne, hat er erfolgreich gelöst. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass er jemals aufgeben könnte. Selbst wenn es Jahre dauerte, würde Bwaroo einen ungelösten Fall solange immer wieder angehen, bis er den Schuldigen gefunden hat. Sein Ego lässt gar nichts anderes zu.
Sein Diener Orges muss ihn nicht nur bedienen, jetzt wird er auch noch für die Homepage von Erkül Bwaroo eingespannt. Wird dort demnächst auch Heystings zu Wort kommen?
Ich gestehe, Heystings liegt mir tatsächlich in den Ohren, doch auch mal zu Wort zu kommen. Er sagt, er hat eine unfehlbare Methode entwickelt, wie Morde am Besten geklärt werden könnten. Allerdings habe ich meine Zweifel, das es funktioniert. Aber mal sehen …
Werden wir irgendwann auch eine Reihe um die Elfendetektivin Schän Marpel lesen können? Oder bleibst du Erkül Bwaroo treu?
Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, über jemand anders Krimis zu schreiben, als über Erkül Bwaroo. Aber wie ein bekannter Geheimagent ja schon meinte: „Sag niemals nie“. Zumindest könnte ich mir gut vorstellen, dass Bwaroo bei einem Fall einmal auf eine Hobbyermittlerin trifft, die ihm zur Hand geht.
Du schreibst aber nicht nur über diesen Elfendetektiv, sondern auch über andere Fabelwesen, z. B. in »Vergessen? Ach wo!« Wen treffen wir denn da?
In „Vergessen? Ach wo!“ treffen sich Nebelgeister, Elfen und Kobolde, eine Hexe, die auf einem Staubsauger reitet, eine Prinzessin, die mit einem Apfel gegen einen Riesen antritt und eine Menge Menschen, die eigentlich ganz normal vor sich hinleben und plötzlich in haarsträubenden Situationen stecken.
Und wie war das mit den roten Drachen?
Das war mein Erstlingsroman, ein All-Age-Fantasyroman. Darin bedrohen die roten Drachen die Bewohner von Tharsya und der Wombling Lumiggl versucht, die Situation zu retten. Eine Reihe von zickigen Feen, eine seltsame Sekte und noch so einige andere Wesen mit komischen Ansichten machen das nicht gerade einfacher. Da die roten Drachen schon zum zweiten Mal versuchen Tharsya zu erobern, heißt der Roman „Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen.“
Neben deinen Aktivitäten als Autorin stellst auch Softskulpturen her. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Im Gegensatz zu Vollskulpturen kommen bei den Softskulpturen verschiedene Materialien zum Einsatz. Meist werden der Kopf und die Gliedmaßen modelliert, der Rumpf aber aus einem Drahtgestell gefertigt, und die Figur anschließend eingekleidet. Das hat den Vorteil, dass die Skulptur beweglich ist.
Es lässt sich nicht leugnen, dass viele meiner Figuren Kobolde, Drachen, Gargoyles etc. darstellen. Aber ich habe auch eine Schwäche für alte Gesichter, deren Falten und Runzeln ganz eigene Geschichten erzählen.
Du malst außerdem Fabelwesen. Warum immer Fabelwesen? Ist die Realität zu langweilig oder zu trist?
Na ja, es sind nicht nur Fabelwesen, aber zugegebenermaßen meistens. Was mich daran so fasziniert, sind die Möglichkeiten, die man dabei hat, die Realität satirisch zu überzeichnen. Die Realität ist überhaupt nicht trist, sie versteckt sich oft nur sehr gut und ich versuche, sie auf diese Weise genauer zu zeigen.
Kommst du mit der Sorge um diese ganzen Fabelwesen überhaupt noch dazu selber zu lesen? Wenn ja, was liest du gerne?
Ich lese eigentlich ständig! Gut, das ist übertrieben. Aber ich gehe nie ohne ein Buch irgendwohin. In der Bahn, an der Bushaltestelle, vor dem Einschlafen, oder gemütlich im Schatten eines Baumes – es gibt immer eine Möglichkeit, zu lesen. Natürlich lese ich selbst auch gern Krimis, Märchen oder ungewöhnliche Fantasy, aber nicht nur. Eigentlich bin ich für alles offen.
Schreibst du schon an einem neuen Buch?
Aber ja, ich kann gar nicht ohne. Im Moment ermittelt Erkül Bwaroo in seinem fünften Fall, der „Rosen für Erkül Bwaroo“ heißen wird. Daneben hätte ich Lust, mich mal an einem Science Fiction zu versuchen und skizziere schon ein bisschen, wie das aussehen könnte.
Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich wünsche dir und natürlich auch Erkül Bwaroo weiterhin viel Erfolg.
Danke schön! Es hat mir großen Spaß gemacht. Auch dir alles Gute und weiterhin viel Erfolg!