Interview mit der Krimi-Autorin Rebecca L. Berol

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Heute habe ich wieder eine Krimiautorin zu Gast. Sie scheint eine eifrige Schreiberin zu sein, dann sie hat in letzter Zeit eine ganze Reihe von Krimis veröffentlicht.

Guten Tag Rebecca L. Berol.

Vorigen Monat sind von dir gleich fünf Krimis deiner Krimireihe um Dr. Philipp Shawn und Detective Chief Inspector Baker bei Amazon erschienen. Gab es die vorher schon irgendwo anders? Fünf Bücher auf einmal zu veröffentlichen ist doch etwas ungewöhnlich.

Zu Beginn: Lieben Dank für die Intervieweinladung! Ja, fünf Krimis auf einmal (lacht). Ich bin tatsächlich eine eifrige, vielmehr leidenschaftliche Schreiberin. Vor allem liebe ich meine Figuren. Alles voran Phil, Baker und Mrs. Foster. Zu den fünf Veröffentlichungen muss gesagt werden, dass die ersten drei Fälle, also „Todsicheres Schweigen“, „Die Toten von Brockworth“ und „Das Winterbottom House Geheimnis“, bereits 2013 und 2014 via Selfpublishing und unter anderen Titeln erschienen sind. Für mich wurde im Laufe des Schreibens und Publizierens nicht nur die stete Herausarbeitung der Charaktere immer wichtiger, sondern ich wollte dem Ganzen ein Gesicht geben. Nach intensiven Überlegungs- und Designphasen hat sich eine CI-Linie ergeben. Alle Bücher bekamen einen neuen Titel, der der Linie entspricht, und wurden in einheitlichem und unverkennbarem Berol-Design veröffentlicht. Dadurch scheint es, als wären alle fünf Fälle auf einmal – einfach so – da gewesen. Vielmehr ist eine große Entwicklung passiert.

Wann hast du begonnen, diese Krimireihe zu schreiben? Was hat dich dazu veranlasst, aus der Rolle der Leserin in die Rolle der Autorin zu schlüpfen?

Im Frühsommer 2012 habe ich mit der Berol Krimireihe begonnen und meinen Hauptfiguren Leben eingehaucht. Hmmm, mein persönlicher Anstoß … Es war mein Mann, der mich sehr unterstützt und die gesamte CI-Linie entwickelt hat. Ich habe mein ganzes Leben lang ungemein gerne geschrieben. Dann jahrelang, außer im beruflichen konzeptionellen Kontext, nicht mehr, sondern immer wieder nur davon gesprochen. Da ich meinem Mann mit meinem „Ich will Krimis schreiben …“ mit der Zeit durchaus auf die Nerven ging, sagte er, dass ich entweder endlich wieder schreiben oder einfach nicht mehr darüber reden solle. Entweder – oder. Und das ließ für mich nur einen Schluss zu: Hinsetzen, denken, überlegen, konfektionieren und schreiben. Einfach tun. Und diese Entscheidung war eine innerliche Erleichterung und Wohltat. Endlich nahm ich mir wieder ganz bewusst für das, wofür ich in Wahrheit brenne, die Zeit.

Was ist das Besondere an deinen Krimis?

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(lacht) So einfach diese Frage klingt, so ist sie für jede Autorin und jeden Autor die Frage schlecht hin. Was macht meinen Krimi, meine Geschichte so anders? In meinem Fall beantwortet sich ein Teil alleine durch das Genre bzw. Subgenre. Klassische britische Krimis stehen für Spannung mit der nötigen Portion Charme und Humor. Natürlich muss auch hier jemand sein Leben lassen (lacht). Dennoch mag ich besonders, dass diese Art von Krimis ohne knallharte Brutalität und thrillige Blutrüstigkeit auskommt. Berol Krimis sollen sehr wohl ebenfalls unter die Haut gehen, aber vielmehr durch die Geschichten, die hinter dem eigentlichen Verbrechen stecken. Im Grunde werden Situationen, Auslöser, Hintergründe und durchaus manch menschliche Abgründe erzählt, wie sie tagtäglich passieren oder passieren könnten. Nämlich gleich im Haus daneben. Das ist mittlerweile, insbesondere bei den beiden letzten Fällen „Tea Time bittersüß“ und vor allem bei „Jungfernflug in den Tod“, das aktuelle Feedback. Wenn ich erreiche, dass meine Leserinnen und Leser ein bisschen mehr über das Warum nachdenken, als den Fall gelöst wissen zu wollen, dann ist mein Ziel erreicht. Wenn eine Leserin oder ein Leser eine Figur, eine Begebenheit oder ein Schicksal auf eine gewisse Weise tiefer berührt, dann würde ich meinen, ich habe die Besonderheit der Berol Krimis gelungen herausgearbeitet.

Rebecca L. Berol ist ein Pseudonym. Nach welchen Kriterien hast du dir dieses pseudonym ausgesucht?

Das ist schnell und einfach erklärt. Hierzu gibt es einen sehr nüchternen und einen ganz persönlichen Beweggrund. Zum einen klingt mein Name nicht sehr britisch. Für mich ist es schlichtweg stimmiger, einen britischen Namen zu verwenden. Sicher alles Geschmackssache, aber für mich liest es sich im Gesamtbild runder. Zum anderen habe ich mir meinen Mädchentraum, Rebecca zu heißen, damit verwirklicht. Ich war und bin von Daphne du Mauriers „Rebecca“ und anschließend von Alfred Hitchcocks Filmklassiker aus dem Jahr 1940, mit Joan Fontaine und Laurence Olivier in den Hauptrollen, fasziniert.

Hast du literarische Vorbilder?

Das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Nicht, weil ich nicht welche hätte. Leider ist es durchaus oft so, dass die Nennung eines Vorbildes so verstanden wird, dass sich die Autorin oder der Autor an ihrem oder seinem Vorbild messen möchte. Sich einem so strengen Vergleich, den ich selbst in keiner Weise anstrebe, zu unterziehen, finde ich problematisch. Aber ich denke, dass es gerade in dem Genre, das ich bediene, eine unvergleichliche und unerreichte Grande Dame, nämlich Agatha Christie, gibt. Du siehst, ich schreibe nicht nur im klassischen Stil, sondern ich habe sogar ein ganz klassisches Vorbild. Warum ich mich traue, gerade Christie zu nennen? Ich bin mir sicher, dass es in diesem herausragenden Fall für jede und jeden auf der Hand liegt, dass hier kein Vergleich zu ziehen ist.

Was macht für dich einen guten Krimi aus?

Ein stringenter Aufbau. Ein guter Spannungsbogen. Starke Charaktere. Eine Hintergrundgeschichte, wie sie das Leben schreiben könnte. Krimis, die ohne derbe Ausdrucksweise, brutale Details und überbordende Effekten auskommen, finde ich großartig. Ich möchte es mit einem interessanten Fachvortrag vergleichen. Es gibt Vortragende die mit Fachbegriffen um sich werfen und jeden Satz zu einer Wissenschaft machen. Andere wiederum schaffen es, die komplexesten Inhalte leicht und locker zu vermitteln und ihre Zuhörer abzuholen und einzubinden. Die sind für mich die wahren Expertinnen und Experten. Dieses Prinzip gilt für mich auch beim Schreiben. Wie in vielen anderen Bereichen würde ich meinen: Weniger ist zumeist mehr.

Wirst du weiter Krimis dieser Serie schreiben oder kannst du dir vorstellen, auch mal ganz neue Figuren zu schaffen?

Seit ein paar Wochen entsteht der sechste Fall der Berol Krimireihe. Und ja! Phil und Baker werden mit Sicherheit noch viele Male ihre Ermittlungsarbeit gemeinsam umsetzen. (lacht) Grundsätzlich kann ich mir natürlich vorstellen, ganz neue Figuren zu schaffen. Derzeit liegt mein Fokus aber absolut bei dieser Krimireihe. Da ich mich nicht nur den beiden Serienfiguren, sondern in jedem Fall Figuren mit sehr starken Charakteren widme, ist mein Schreibensdurst diesbezüglich noch lange nicht erloschen.

Du betreibst das Schreiben zurzeit nur nebenbei, wenn auch anscheinend recht intensiv. Hast du da überhaupt noch Zeit für Hobbys?

Ich habe im Schreiben etwas sehr Erfüllendes gefunden. Insofern brauche oder misse ich kein klassisches Hobby. Es gibt dennoch vieles, das ich einfach gerne und von Herzen aus mache, ohne, dass ich einem Verein angehöre oder meine Freizeit mit anderen Menschen plane. Der Garten, in dem wir den ganzen Sommer über in einem kleinen Häuschen wohnen, ist beispielsweise eine meiner großen Freuden. Die Natur ist ein Wunder – es ist herrlich zu sehen, wie alles wächst, blüht und Früchte trägt. Ich nutze, was uns die Natur schenkt: koche Marmelade und lege Gemüse ein und schätze es, mit Freunden zu kochen. Ein maßgeblicher Punkt in meinem Leben ist unsere Hündin. Durch sie habe ich die Liebe für tägliche und ausgedehnte Spaziergänge gelernt, vielmehr lernen müssen. (lacht)

Schreibst du schon an einem neuen Krimi?

Ja, der sechste Fall ist, wie schon kurz erwähnt, in Arbeit. Selbstverständlich wird es, dem Berol Motto „Ein Mord, ist mindestens einer zu wenig!“ entsprechend, mehrere Opfer geben. Baker muss sich erneut mit Phil arrangieren und zusätzlich Mrs. Foster ertragen. Neben Spannung gepaart mit Humor und Charme, wartet diesmal eine sehr verstrickte Geschichte auf alle Beteiligten. Es wird Figuren geben, die unser Herz erobern und andere, die wir schon längst hinter Gittern sehen wollen. Mehr möchte ich noch nicht verraten. Aber ich freue mich sehr, wenn ich dir nach Fertigstellung ein Exemplar zukommen lassen darf. (lacht)  Dieses Angebot nehme ich doch gerne an 🙂

Was möchtest du uns sonst noch erzählen?

Ich freue mich über jede Leserin und jeden Leser. Die Vorstellung, dass irgendwo jemand sitzt, gerade einen Berol Krimi liest und diesen gut findet, ist einfach toll. Für jede Autorin und jeden Autor, die via Selfpublishing publizieren und alle Arbeit, die es neben der Freude am Schreiben tatsächlich zuhauf gibt (lacht), ist der größte Lohn, wenn Bücher gekauft und Rezensionen – sofern sie nicht unfair oder unter der Gürtellinie formuliert sind – geschrieben werden. Gerne möchte ich abschließend darauf hinweisen, dass „Jungfernflug in den Tod“ ab 18. Juli als Kindle Countdown Deal erhältlich ist.

Vielen Dank für dass Interview, Rebecca L. Berol. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen Krimis.