Interview mit dem Autor Uwe Goeritz

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Mein heutiger Interview-Gast schreibt hauptsächlich historische Erzählungen und Kinderbücher.

Guten Tag Uwe Goeritz.

Guten Tag Frau Schmitz

Dein erstes Buch »Der Gefolgsmann des Königs« hast du 2014 veröffentlicht. Erzähl uns doch etwas darüber.

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Was nun wirklich der Auslösepunkt für dieses Buch war, kann ich nicht sagen. Irgendwie wollte es zu Papier gebracht werden. In all den Büchern, die ich früher immer gelesen habe, oder auch im Geschichtsunterricht in der Schule kamen immer nur die Großen und Mächtigen dieser Zeit vor. Könige, Päpste und Bischöfe mit all ihren Daten und Taten. Aber was war mit den kleinen Leuten? Bauern, Handwerker und einfache Soldaten haben doch schon immer den Hauptteil der Bevölkerung gestellt. Ohne diese Menschen hätte es keine Kreuzzüge und keine Schlachten gegeben, kein Brot und uns heute sicher auch nicht. Aber über sie ist fast nichts bekannt. Ich wollte eine Geschichte schreiben, in der es um die ganz normale Landbevölkerung geht. Mit ihrer täglichen Mühsal und der Schilderung ihrer, oft ärmlichen, Lebensumstände. Natürlich muss da auch ein bisschen Abenteuer dabei sein, damit es nicht zu langweilig wird, und so entwickelte sich die Geschichte um die drei Brüder und ihre Familien nach und nach weiter. Ich habe mal in irgendeiner Zeitung gelesen, dass die meisten Menschen kaum mehr als hundert Seiten lesen und daher sind meine Bücher meist so um die hundert Seiten lang. Wenn man so will, sind es Kurzgeschichten.

Das Mittelalter scheint dich besonders zu faszinieren. Auch dein Buch »In den finsteren Wäldern Sachsens« spielt zu dieser Zeit. Was ist so interessant am Mittelalter?

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Irgendwie hat es mit dem Mittelalter angefangen, aber zusätzlich dazu sind auch einige Bücher über andere Zeitalter entstanden „Schicha und der Clan des Bären“ spielt in der Steinzeit und „Der russische Dolch“ in der Zeit Napoleons.

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Ich betrachte das Ganze als einen langen Weg, der die Geschichte meiner Vorfahren beschreiben soll. Da ist das Mittelalter natürlich ein wichtiger Schwerpunkt. Lange Jahre habe ich dazu Bücher gelesen und recherchiert, bis ich das erste Buch geschrieben habe. Mittlerweile sind es zehn Bücher über die Geschichte der Sachsen und es werden sicher noch welche dazukommen. Ich versuche immer, einen Teil der Geschichte zu beleuchten und aus dem Blickwinkel der einfachen Menschen darzustellen. Gerade im Mittelalter gab es da eine große Entwicklung. Die Romanik, die Gotik und die Renaissance folgten vergleichsweise schnell hintereinander, wenn man die andere Zeit davor betrachtet.
Aber das Mittelalter war auch eine Zeit der Gewalt, wenn man sich die Hexenprozesse ansieht, die bis weit in das 18. Jahrhundert anhielten. Am Anfang habe ich lange überlegt, ob ich die Bücher nicht nach Themengebieten zusammenfassen sollte. So wie ein paar Geschichten zu Rom, ein paar zum Mittelalter, immer so viel, dass daraus ein dickeres Buch entsteht, aber ich habe mich dagegen entschieden und so kann ich immer mal noch eine Geschichte dazwischen schieben und vielleicht einen anderen Blickwinkel zum selben geschichtlichen Ereignis einnehmen.

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Im Buch „Die Bruderschaft des Regenbogens“ geht es um Luther und die Reformation aus der Sicht zweier Mönche. Irgendwann möchte ich diese Zeit und den Bauernkrieg wieder aufnehmen. Vielleicht aus der Sicht eines Bauern? Oder einer Bäuerin? Wer weiß, aber starre Bände würden das vielleicht verhindern. Bei meinen historischen Recherchen fällt oft so viel Material an, das es für drei Bücher reichen würde. Warum dann nur eines davon schreiben? Ich versuche, mit den Geschichten so nah wie möglich an der wirklichen Realität zu bleiben. Das ist nicht immer so einfach, da es zum Leben der einfachen Menschen nicht viele Aufzeichnungen gibt. Da versuche ich mich an Ausgrabungen oder Überlieferungen zu halten, oder aus alten Bildern oder Märchen die Zusammenhänge zu erkennen und diese dann so darzustellen, wie ich sie sehe. Das kann dann natürlich durch neue Ausgrabungen umgeworfen oder bestärkt werden. Manchmal ändere ich eine Geschichte kurz vor dem Erscheinen noch einmal ab, weil sich neue Erkenntnisse gezeigt haben.

In vielen deiner Kinderbücher kommt der Kater Gismo vor, der zahlreiche Abenteuer erlebt. Warum ein Kater und kein kleiner Junge?

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Das ist eine sehr gute Frage. Warum habe ich eigentlich einen Kater als erzählende und handelnde Figur gewählt? Ich hatte die Idee schon länger in meinem Kopf, zu beschreiben, was ein kleiner Kater so erleben könnte. Daraus hat sich dann mit der Zeit diese Figur des Gismo herausgebildet, der mit seinen Freunden all die Dinge erlebt, die natürlich auch Kinder erleben könnten. Angelehnt an alte Märchen und Sagen, in denen sich Tiere wie Menschen verhalten, habe ich versucht, in jedem der Bücher über ein anderes Thema zu schreiben. Da geht es um Kameradschaft und Freundschaft. Um die Zeit oder auch um den Schutz der Natur.
Es steckt also immer eine Botschaft in den Büchern drin. Verpackt in ganz viel Spaß und Abenteuer. Sozusagen zwei Kater entdecken die Welt und erklären sie kindgerecht. Da ist es auch schön, dass Amazon die erste Gismo Geschichte „Kater Gismo der Pirat“ auf jedem Kindle für Kinder bereits kostenfrei vorinstalliert hat. Aber zurück zu Gismo dem Erzähler.
Meiner Meinung nach kann man da auch kleinere Seitenhiebe auf die Menschen an sich besser verstecken, wenn sie von einem Kater kommen. Von einem kleinen Jungen wäre das sicher nicht ganz so einfach zu machen. In manchen der Abenteuer versuche ich auch die Kinder etwas dahin zu ziehen, das sie verständnisvoller mit den Tieren umgehen und das geht wirklich besser von Kater zu Kind. Da können sich die Kinder besser hineinversetzen und das ist doch das Wichtigste beim Verständnis für einen anderen. Oder? Außerdem habe ich diese Geschichten aus meinem inneren Kind heraus geschrieben und da steckt doch dann auch ein kleiner Junge im Gismo drin.

Die Illustrationen in deinen Kinderbüchern stammen auch von dir. Was kommt zuerst – die Bilder oder der Text?

Wenn man so will kommt eigentlich beides gleichzeitig, aber ich schreibe zuerst die Geschichte auf. Das Bild habe ich dabei meist schon im Kopf. Nach dem Ende der Geschichte und der Korrektur werden dann die Bilder zu Papier gebracht und an der entsprechenden Stelle eingefügt. Eigentlich schreibe ich ja auch nur auf, was ich so vor meinem inneren Auge sehen kann und daraus werden dann auch die Illustrationen der Bücher. Damit man sie auch noch besser ausmalen kann, bleiben diese schwarz-weiß. So hat das Kind quasi ein Lese- und ein Malbuch in einem. Zum Vorlesen und selbst lesen. Ich habe einen kleinen Leser, der seinem jüngeren Bruder alle bisherigen Geschichten vorgelesen hat und der immer wieder auf das nächste Abenteuer der kleinen Helden wartet. Schon alleine für die beiden lohnt sich das Schreiben. Natürlich habe ich auch erwachsene Leser, die genauso begeistert auf die lustigen Abenteuer der beiden Kater warten.

In deiner Kinderbuchreihe um die kleine Pauline geht es um Umweltschutz. Interessiert das Thema Kinder im Grundschulalter wirklich?

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Wieso sollte das Kinder nicht interessieren? Das ist ein wichtiges Thema für die Kinder, denn es geht doch um die Welt, in der sie später mal leben wollen. Natürlich kann man da nicht mit der großen Keule und mit erhobenem Zeigefinger argumentieren, sondern muss das subtil unter die eigentliche Geschichte legen. Ich hoffe, dass mir das so weit gelungen ist. Bei dem bisher letzten Buch „Pauline und der Drache“ habe ich das Thema etwas mehr betont als in den beiden Bänden zuvor. Der nächste Band, der in der Illustrationsphase ist, wird den Tierschutz in Form einer Freundschaft von Pauline zu einem Delfin im Blickfeld haben. Nur wenn wir den Kindern von klein auf den Gedanken des Umweltschutzes mitgeben, kann er auf fruchtbaren Boden fallen. Wenn wir das dann erst bei einem Erwachsenen versuchen, ist das ungemein schwieriger.

In deinem Sachbuch »Die Vielfalt meiner Seele« greifst du die Themen Gesundheit, Kommunikation und Reiki auf. Ist das Buch als eine Art »Gesundheitsratgeber« zu verstehen?

Es sollte eine Art von Lebenshilfe darstellen, allerdings bildet es nur meine Meinung zu diesen Themen ab. Ein jeder sollte daraus seine eigenen Schlüsse ziehen. Bei vielen der Themen in diesem Buch versuche ich nur einfach Fragen zu stellen, die der Leser selbst für sich beantworten kann. Meiner Meinung nach bringt das am meisten. Es nützt nichts, jemanden zu erklären, was er denken soll, sondern es ist besser einen Weg zum Gedanken aufzuzeigen, den der Leser dann gehen kann.
Es ist ein Buch, dass sich aus den Beiträgen meines Blogs zusammensetzt und vieles von dem schildert, was mir selbst passiert ist, oder das mir persönlich wichtig ist.
Ein „Gesundheitsratgeber“ kann es daher nur auf seelischer Sicht sein. Für alle Fragen zur körperlichen Gesundheit sollte man lieber zum Arzt gehen, der kann da besser helfen und Diagnosen aus Büchern abzuleiten finde ich eher gefährlich, als das es helfen würde. Wozu studieren Ärzte denn so lange, wenn schon ein Buch helfen würde?

Was machst du, wenn du keine Bücher schreibst?

Mit meiner Frau bin ich oft in der Umgebung unterwegs. Oft spazieren wir durch Parks oder an Seen entlang. Wir fahren aber gelegentlich auch zu alten Klöstern oder Burgen. Da ist dann die Erholung und Recherche zu einer neuen Geschichte miteinander kombiniert. Durch das Betrachten der Ausstellungen und Gebäude kommen mir oft neue Ideen, die auch meist zu einer neuen Geschichte führen, oder die dann dazu führen, Lücken in anderen Geschichten zu schließen. Es ist aber auch gut, einfach mal abzuschalten und vom Buch wegzukommen. So bekommt man etwas Abstand. Es lüftet den Kopf durch und schafft Platz für neue Gedanken und Träume.

Du bringst deine Bücher als Selfpublisher heraus. Online sind sie in vielen Shops zu erhalten. Hast du mal versucht, sie in Buchhandlungen unterzubringen?

Ich habe es mal versucht und wurde von einem Laden zum anderen geschickt. Wenn man keinen großen Verlag hinter sich hat, ist es eher schwierig, in einem der Buchläden direkt Fuß zu fassen. Die meisten davon gehören mittlerweile zu großen Buchhandelsketten. Zusätzlich habe ich festgestellt, dass etwa 90% meiner Bücher als E-Books verkauft werden und da ist die Listung im Apple iTunes-Shop, bei ebooks.de, im Google Play Shop und bei Amazon sehr wichtig. Da hat der stationäre Buchhandel meiner Meinung nach etwas den Anschluss verpasst. Vermutlich hätten die aber auch gegen diesen Trend nichts ausrichten können.

Schreibst du im Moment an einem neuen Buch?

Momentan schreibe ich eine Geschichte, die im alten Rom spielt. Wenn alles klappt, so wird sie noch vor Weihnachten erscheinen. Das heißt, geschrieben ist sie schon lange, da meine Geschichten eine Vorbereitungszeit von fast einem Jahr haben, aber bei diesem Buch bin ich gerade in der Korrekturphase. „Das Schwert des Gladiators“ wird hoffentlich wieder einen breiten Leserkreis finden. Wie der Name schon aussagt, wird es um einen Gladiator gehen, da ich aber immer die Geschichte der Sachsen im Blick behalte, geht es auch in dieser Geschichte um einen meiner weiter entfernten Vorfahren. Es werden vielschichtige Dinge beleuchtet, so wie die Verfolgung der ersten Christen und das alltägliche Leben der Menschen in Rom. Aber, wie schon gesagt, dauert es ja ein Jahr, bis so eine historische Geschichte erscheint und damit ist natürlich auch klar, dass auch die Recherchen für das nächste Jahr schon laufen.
Vom Beginn der Recherche und der Idee zur Handlung bis zum fertigen Buch ist es eben ein langer Weg und damit bin ich praktisch immer in irgendeiner Geschichte oder ferner Vergangenheit drin. Zumindest meist. Diese Geschichten fangen manchmal als Traum oder Satzfetzen an, die ich irgendwo aufschnappe, oder die im Gedächtnis hängen bleiben.

Möchtest du deinen Lesern noch etwas sagen?

Ich möchte vor allem meinen Lesern danken, die mir nun schon so lange die Treue gehalten haben. Egal ob sie auf die neuen Gismo Geschichten oder auf die historischen Erzählungen warten. Ohne diese Leser würde das Schreiben keinen Sinn machen und ich freue mich über die vielen positiven Rückmeldungen, die dafür sorgen, dass die Geschichten immer besser werden.
Natürlich wäre es schöner, wenn auch die eine oder andere Rezension in den Portalen verfasst würde, denn nur dadurch könnten ja auch andere Leser zu meinen Geschichten finden. Ich kann nur hoffen, dass ich meine Leser gut unterhalten habe.
Alle Informationen über meine Bücher stelle ich immer auf meiner Seite www.Goeritz-Netz.de bereit. Dort gibt es Ankündigungen bei Neuerscheinungen, Leseproben und natürlich auch die Links zu den Online-Shops, die meine Bücher im Angebot führen. Auch der geschichtliche Zusammenhang meiner historischen Geschichten ist dort zu finden.

Vielen Dank für das Interview, Uwe Goeritz. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Ich danke ihnen, den Lesern und allen meinen Unterstützern, allen voran meiner Frau, für die Hilfe.

2 Gedanken zu „Interview mit dem Autor Uwe Goeritz

  1. Wortsonate

    Das irgendwann die eigenen Ideen in einem Buch verwirklich werden kann ich gut nachvollziehen. Schönes Interview mit einem interessanten Einblick.

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