Interview mit der Autorin Daniela Zörner

Daniela Zoerner

Heute habe ich eine Autorin zu Gast, die hauptsächlich Kinderbücher und Fantasy schreibt. Zuletzt hat sie einen Roman herausgebracht, der sich mit ganz aktuellen Dingen der realen Welt beschäftigt.

Guten Tag Daniela Zörner.

Hallo, Ann-Bettina. Einen tollen Blog zum Stöbern und Lesen hast du gestaltet.

Vielen Dank, das höre ich natürlich gerne 🙂

Der Roman, der aktuelle Entwicklungen aufgreift, ist „Blackcouch.com“. Kannst du uns dazu etwas erzählen?

blackcouchcom

Der Roman spiegelt einen bedeutenden Ausschnitt unserer Gegenwart, nämlich das brisante Thema Big Data. Quer durch sämtliche Altersstufen, vom Babyphone bis zum Notrufarmband für Senioren, erleben wir die rasante digitale Durchdringung unserer Welt.
„Blackcouch.com“ pickt sich die sogenannte Generation Smartphone heraus. In dem Roman schildere ich zunächst das normale Großstadtleben der hippen Jessica und ihrer Clique. Die Mittzwanzigerinnen sind stets online, dennoch immer in Sorge, scheinbar wichtige Dinge zu verpassen. An ihre Datenspuren oder möglichen Datenklau verschwenden sie keinen Gedanken. Als Kontrast zieht sich der von Jessica verursachte anschwellende Datenstrom durch die Buchkapitel. Daraus entsteht das allzu reale Szenario, wie die junge Frau erst schleichend, dann mit Thrill in die digitale Hölle gerät.

Zu diesem Buch hast du offensichtlich sehr umfangreich recherchiert, wie die Materialsammlung auf deiner Homepage zeigt. Was hat dich dazu gebracht, dich mit diesem Thema auseinander zu setzen?

Oh, meine Homepage zeigt nur einen Bruchteil der spannenden Recherchen. Du müsstest erst das gesammelte Material in meinem Büro sehen! Übrigens poste ich auf Twitter unter #BigDataLiteratur sowohl frisch erschienene Belletristik als auch Sachbücher. Also für etwaigen Bedarf an Gänsehaut, Grusel und Wissensdurst gleichermaßen geeignet.

Aber nun zu deiner Frage. Seit einigen Jahren hat sich in meinem Hinterkopf ein wachsendes Unbehagen über die alles durchdringende Digitalisierung unseres Alltags eingenistet. Ständig gefüttert durch Berichte zu kommerzieller Datenausbeutung, globalen Hackerattacken oder maßlosen Geheimdiensten. Für mich wurden so zwei Punkte deutlich: Erstens verlieren wir die Kontrolle über unser digitales Treiben. Zweitens haben wir es am „anderen Ende“ der Datenleitung mit schwer begreifbaren, weil unsichtbaren Akteuren zu tun. Genau deswegen wollte ich einen Beitrag leisten, der solche unsichtbaren Gefahren erlebbar werden lässt. Das ist die – extrem eingestampfte – Vorgeschichte zu „Blackcouch.com“.

Deine Fantasy-Reihe „Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien“ umfasst inzwischen 4 Bände. In diesen geht es immer um Elben. Was sind Elben?

Elbenfuerstin

Wenn du deine Frage an echte Fans von Elben, Alben oder Elfen stellst, bekommst du garantiert genug Stoff für ein Buch zusammen. Unbestritten ist, dass in der vorchristlichen nordischen Mythologie von Alben als Fabelwesen erzählt wurde. Die Alben wurden als Mischwesen zwischen Menschen und Göttern beschrieben. Natürlich spielte Magie in ihrem Dasein eine wichtige Rolle. Später erfolgte die Aufspaltung in Lichtalben und Schwarzalben, ein wenig wie Engel und Dämonen.

In der fantastischen Literatur findest du sowohl Alben als auch Elben und Elfen, über deren Aussehen und Eigenschaften unter den jeweiligen Fans munter gestritten wird. Dem Ideenreichtum von Autor/innen sind schließlich keine Grenzen gesetzt.
Die Aufspaltung in „gute“ und „böse“ Elben hat meine Fantasie besonders gereizt. Also verlegte ich deren zwangsläufigen Zwist als Urban Fantasy in das heutige Berlin.

Wirst du diese Reihe noch weiter fortsetzen?

Zwar ist die „Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien“ abgeschlossen, aber eine Seitentür habe ich mir sperrangelweit offen gehalten. Bei Autor/innenhirnen weiß man ja nie, was sie urplötzlich ausbrüten.

Im Gegensatz zu deinen Büchern für Erwachsene wirken die Kinderbücher um das „Kasematukel“ sehr freundlich und lustig. Was hat man sich unter einem Kasematukel vorzustellen?

kasematukel

Soll ich das ernsthaft verraten? Okay, aber nur ein bisschen. Kasematukel leben in gemütlichen Wohnhöhlen uralter Apfelbäume, möglichst weit entfernt von uns Menschen. Die winzigen Wesen kochen mit Leidenschaft und sind hingebungsvolle Stubenhocker. Mithin auf gar keinen Fall geeignet, in verrückte Abenteuer zu geraten. Wobei der junge Lodi Zuckerapfel eine höchst unrühmliche Ausnahme ist, was die Abenteuer angeht. Egal, ob rätselwütige Wiesel, kräuterfressende Ungeheuer oder rabaukige Grünspechte, das quirlige Kasematukel steckt stets mitten im Schlamassel.

In diesen Büchern kommen alle möglichen realen Tiere vor. Sind sie nur Statisten oder willst du den Kindern auch etwas über ihr Leben erzählen?

Es heißt, in jedem Märchen steckt ein wahrer Kern. In den zwei Büchern über das Kasematukel möchte ich Kinder zu mehr Neugierde auf Wiesen und Wälder verführen. Wie ruft die Unke? Wo wohnt der Specht? Warum wühlt das Wildschwein? Aber leider bekommt nicht jedes Kind solche Gelegenheiten. Vielleicht helfen meine Schilderungen mit den hinzugefügten Illustrationen dabei, wilde Tiere kennenzulernen.

Was sagt dein Mann denn zu deinem erneuten Berufswechsel von der Pressefotografin zur Textjournalistin zur Buchautorin?

Wann bekomme ich das nächste fertige Kapitel zu lesen?

Was machst du, wenn du nicht schreibst oder deine Bücher illustrierst?

Lesen! Per Nordic Walking durch die Natur oder im Schleichschritt durch Museen streifen.

Du lebst gerne in Berlin. Warum? Was hat die Stadt, das andere Städte nicht haben?

Berlin steht für kultiviertes Chaos voll mit Reibungs- oder Inspirationsflächen. Die Stadt überhäuft ihre Bewohner und Gäste 12 Monate im Jahr mit einem unglaublich breit gefächerten Kulturangebot, das seinesgleichen sucht. Fortwährend locken beispielsweise Opernhäuser, Theater, Museen oder Konzertsäle mit Spitzenniveau. Die Vielfalt an Sprachen und Kulturen begegnet dir an beinahe jeder Ecke. Permanenter Wandel gehört zum Programm – auch wenn du manchmal gar nicht so schnell essen kannst, wie Restaurantbesitzer wechseln. Wird mir der Rummel mal zu viel, ist die umgebende brandenburgische Natur mit ihrer Weite und Einsamkeit unschlagbar. Und all das funktioniert ohne Auto!

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Noch läuft die Phase des ungezügelten Brainstormings mit sich langsam verdichtenden Ideenfetzen.

Möchtest du den Leser/innen sonst noch etwas erzählen?

Tausend Dinge. Kurz gesagt: Bleibt fantasievoll!

Vielen Dank für das Interview, Daniela Zörner. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Buchprojekten.

Die Inspiration sei mit dir, liebe Ann-Bettina.