Interview mit der Autorin Bettina Klusemann

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Heute habe ich mit Bettina Klusemann wieder eine sehr vielseitige Autorin zu Gast. Sie schreibt Liebesgeschichten, Humorvolles und Krimis.

Guten Tag Bettina Klusemann.

Dein neuestes Buch „Die Unschuld der Kastanienblüten“ gehört zu den Liebesromanen. Erzähl uns doch etwas darüber.

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Es ist zwar auch ein Liebesroman, aber nicht in der klassischen Form. Denn diese Liebe ist geprägt von der schweren Zeit nach dem Krieg. Es war eine Zeit voller Sorgen und Ängste, unter der auch die Liebe zu leiden hatte. Sophie und Hanno, die Protagonisten, waren zudem sehr unterschiedlich. Sie war Christin und er Jude, was in der Nachkriegszeit leider noch mit negativen Vorstelllungen verknüpft war. Die beiden mussten sehr um ihre Liebe kämpfen.

Die Nachkriegszeit hast du ja selber noch als Kind erlebt. Hast du an diese Zeit noch echte Erinnerungen oder warst du damals noch zu jung, um viel zu verstehen?

Ich habe noch sehr deutliche eigene Erinnerung. Während des Krieges geboren, habe ich als Kleinkind noch Bomben und Verfolgung erlebt. Verstanden habe ich sicher nicht viel, aber ich habe die ständige Bedrohung erfahren. Erst kamen die Bomben, dann die Russen. Diese Erlebnisse vergisst man nie. Noch heute habe ich das Brummen der Tiefflieger in den Ohren und den Geruch der Gasmasken in der Nase. Diese ganz sinnlichen Erfahrungen scheinen den Körper nie zu verlassen.

Ausgesprochen witzig finde ich die Idee deines Romans „Ladys auf Abwegen – wie es dazu kam, dass wir eine Bank überfielen“. Hast du viel mit solchen Ladys zu tun gehabt oder wie bist du auf diese Idee gekommen?

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Nein, diese Ladys sind reine Erfindung. Auf die Idee gekommen bin ich vor vielen Jahren durch die Geschichte mit Boris Becker in der Besenkammer, aus der die Regenbogenpresse „Samenraub“ machte. Daraus hat sich dann diese zugegebenermaßen aberwitzige Geschichte entwickelt. Allerdings beruhen die medizinischen Details auf gründlicher Recherche und könnten so stimmen. Natürlich ist auch eine Menge künstlerische Freiheit eingeflossen. Diese Form der Samenbanken, wie sie hier beschrieben sind, gibt es sicherlich nicht. Und wenn, dann käme man bestimmt nicht leicht an die Kartuschen der Samenspender. Es ist halt ein Roman und kein Tatsachenbericht.

Eine Reihe deiner Geschichten sind als „Booksnacks“ erschienen. Das sind Kurzgeschichten, die aber als eigenständiges eBook erscheinen. War das deine Idee?

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Das war die Idee des Internetverlages „Digital Publishers“, der die Reihe „booksnacks“ ins Leben gerufen hat. Als ich davon erfuhr, habe ich mich beworben, und so sind einige meiner Geschichten mit einem Autorenvertrag erschienen.

Du bist in einem Schriftstellerhaushalt aufgewachsen. Bist du trotzdem oder gerade deshalb Lehrerin geworden? Du hast ja erst nach deiner Pensionierung mit dem Schreiben angefangen.

Lehrerin bin ich geworden, weil mein Studium der Germanistik und Romanistik nicht viel anderes zuließ. Es war auch eine gute Entscheidung, denn ich habe den Beruf geliebt. Dass ich später selbst mit dem Schreiben begonnen habe, liegt sicher auch daran, dass ich in einem Schriftstellerhaushalt aufgewachsen bin, in dem sich alles ums Schreiben drehte.

Im Moment wird viel über die Benachteiligung von Autorinnen im Literaturbetrieb diskutiert. Wie siehst du das?

Das kann ich schlecht beurteilen. Ich kenne viele erfolgreiche und namhafte Schriftstellerinnen, die sich auf dem Buchmarkt behaupten.

Da du Romanistik und Germanistik studiert hast, nehme ich an, dass du auch als Deutschlehrerin gearbeitet hast. Wurden in deiner aktiven Zeit als Lehrerin oder auch während deiner eigenen Schulzeit Bücher von Autorinnen im Unterricht behandelt?

Ja natürlich. Mir fallen gerade Ricarda Huch, Elisabeth Langgässer, Ingeborg Bachmann, Gudrun Pausewang und Anna Sehgers ein. In den Lesebüchern waren allerdings die Männer in der Überzahl, was daran liegen mag, dass es bis vor nicht allzu langer Zeit mehr Schriftsteller als Schriftstellerinnen gab.

Was liest du selber gerne?

Ich lese gerne Kriminalromane und Biografien.

Hast du noch andere Hobbys?

Mein großes Hobby ist die Gartenarbeit. Ich bin ein großer Pflanzenfreund und kenne eine Vielzahl heimischer Wildpflanzen. Was ich nicht kenne, nehme ich mit nach Hause und suche in Bestimmungsbüchern und im Internet, bis ich die Lösung gefunden habe.
Mein zweites großes Hobby ist die Kommunalpolitik. Ich war viele Jahre Mitglied im Kreistag, im Stadtrat und zuletzt im Kulturausschuss der Stadt Potsdam.

Schreibst du schon an einer neuen Geschichte oder einem neuen Roman?

Ich schwanke zwischen zwei Projekten: dem ernsten Thema Geschwisterliebe und einem heiteren humorvollen Roman über Freud und Leid des Älterwerdens.

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Vieles bewegt mich und ich hätte unendlich viele Themen, über die ich schreiben könnte. Dabei besteht dann auch die Gefahr, sich zu verzetteln. Deshalb habe ich mich auf die zwei oben beschriebenen Themenfelder beschränkt.

Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast, Bettina Klusemann. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.