Rezension: „Anschlag von Recht“ von Reiner Engelmann

anschlag-von-rechts

Titel: Anschlag von Rechts: Nach einer wahren Begebenheit
Autor: Reiner Engelmann
Jugendbuch, Hardcover, 184 Seiten, auch als eBook erhältlich, cbj-Verlag (Random House)

Der Autor: Nach seinem Studium der Sozialpädagogik war Reiner Engelmann bis zu seiner Pensionierung im Schuldienst tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf der Leseförderung und der Gewaltprävention. Seit 1969 ist er bei Amnesty International aktives Mitglied. Als Autor hat Reiner Engelmann schon zahlreiche Bücher und Anthologien zu sozialen Themen herausgegeben.

Das Buch: In einer deutschen Kleinstadt sitzen drei Freunde, die schon in den sozialen Medien durch rechte Pöbeleien aufgefallen sind, beim Bier. Schließlich ziehen sie los, um einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft zu werfen. Durch einen glücklichen Zufall wird bei diesem Anschlag keiner der Flüchtlinge, unter denen sich auch Kinder befinden, verletzt.

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil begleitet der Leser Flüchtlinge aus Somalia, Simbabwe, Pakistan, Afghanistan und Syrien auf ihrer Flucht nach Deutschland. Im zweiten Teil sieht der Leser dann den drei rechten Freunden bei der Planung und Ausführung des Anschlags zu. Der dritte Teil stellt die Fahndung nach den Tätern und der anschließende Prozess dar. In einem Glossar werden schließlich noch Symbole, Codes, Musik und Kleidung der rechten Szene dargestellt.

Das Buch ist sehr faktenreich geschrieben. Der Autor bemüht sich, die Beweggründe aller Beteiligten aus deren Sicht darzustellen.

Inhaltlich fand ich „Anschlag von Rechts“ sehr interessant, besonders da die erzählte Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Schreibstil konnte mich allerdings für ein Jugendbuch nicht überzeugen. Ich denke, hier hat der Autor Potenzial verschenkt. Es gibt in „Anschlag von Rechts“ keine Identifikationsfigur. Dieser Schreibstil wäre für ein Sachbuch vollkommen in Ordnung, aber nicht für ein Jugendbuch. Hier fehlt – jedenfalls im größten Teil der Geschichte – die emotionale Komponente. Da hat eindeutig der um Ausgewogenheit bemühte Sozialpädagoge gegen den Jugendbuchautor gewonnen.

Zwar sind die Protagonisten im ersten Teil jugendliche Flüchtlinge und daher können deutsche Jugendliche sich sicher in deren Lage und Gedankenwelt hineinversetzen. Das wären also gute Sympathieträger gewesen. Aber diese Jugendlichen kommen im weiteren Verlauf der Handlung so gut wie gar nicht mehr vor. Im zweiten und dritten Teil von „Anschlag von Rechts“ geht es nur noch um die Erwachsenen. An dieser Stelle werden dann wohl die meisten jugendliche Leser gelangweilt aussteigen.

Wie oben dargestellt, halte ich dieses Buch zwar für sehr gut, aber eben nicht für Jugendliche. Ich möchte es eher Erwachsenen zur Lektüre empfehlen. Den ersten Teil könnte man sicher auch im Schulunterricht lesen. Die beiden anderen Teile aber wohl eher nur in Abiturklassen oder mit anderen Schülern ähnlichen Alters.

Dieses Buch wurde mir für die Rezension freundlicherweise vom cbj-Verlag (Random House) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.

2 Gedanken zu „Rezension: „Anschlag von Recht“ von Reiner Engelmann

  1. Anja Druckbuchstaben

    Guten Morgen Ann-Beetina =)

    Ich finde wirklich sehr gut wie dua auf die Eignung der Lektüre für Jungendliche eingegangen bist. In meiner Rezension habe ich mal wieder nur auf mich geschaut =). Aber wenn ich als Erwachsene schon Probleme habe mich mit den Figuren zu identifizieren oder mir der Schreibstil zu schaffen macht, dann wird es der Zielgruppe in diesem Fall ähnlich gehen. Da gebe ich dir also vollkommen recht. Insgesamt ein wirklich wichtiges Thema, keine Frage, aber der Autor hat hier vielleicht ein bisschen zu viel Ausgewogenheit angestrebt. Manchmal ist weniger mehr, wie man so schön sagt =)

    LG
    Anja

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Anja,
      es ist wirklich schade, dass durch den wenig ansprechenden Schreibstil hier die Chance vertan wird, dieses wichtige Thema den Leser*innen nahezubringen. Dabei hat der Autor sich mit der Recherche bestimmt viel Mühe gemacht.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

Die Kommentare sind geschlossen.