Interview mit der Autorin und Tierärztin Dr. Ulrike Werner

Ulrike_Werner

Mein heutiger Interview-Gast ist Tierärztin und führt eine mobile Tierarztpraxis für Verhaltensmedizin/Verhaltenstherapie und Psychopharmakologie. Da ist es naheliegend, dass sie über Tiere und deren Verhalten schreibt. Ich bin durch ihr Buch „Sorgenkätzchen“ auf sie aufmerksam geworden.

Guten Tag Dr. Ulrike Werner.

In „Sorgenkätzchen“ erzählen Sie von Verhaltensstörungen bei Katzen. Kommen solche Störungen öfter vor?

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Es muss zunächst einmal zwischen Verhaltensstörungen und „störendem Verhalten“ differenziert werden. Von einer Verhaltensstörung spricht man z.B., wenn eine Stereotypie, also ein Zwangsverhalten vorliegt. Dieses kann das zwanghafte unaufhörliche Drehen einer Katze um die eigene Achse sein und ist auf Probleme im Gehirn der Katze zurückzuführen. Hier gibt es u.a. genetische Veranlagungen.
„Störendes Verhalten“ ist zum Beispiel die mit Harn außerhalb der Katzentoilette in der Wohnung an Möbeln und Wänden markierende Katze. Hier muss die Ursache für das Harnmarkieren gefunden werden. Häufig liegen Probleme in der Haltung vor und die Katze ist zutiefst sozial verunsichert – versucht somit also durch das Harnmarkieren wieder mehr Sicherheit in ihrem Revier zu erlangen.
Ja, auch echte Verhaltensstörungen nehmen leider immer mehr zu.

Sie haben auch ein Buch über Hunde geschrieben: „Der liebestolle Beagle und die 45 Nachthemden“. Geht es dabei um Verhaltensstörungen bei Hunden?

In meinem Buch „Der liebestolle Beagle und die 45 Nachthemden“ erzähle ich von unterhaltsamen, komischen, verrückten, tragischen, absonderlichen, manchmal auch traurigen, aber nie langweiligen Hausbesuchen unter Berliner Dächern. Hier geht es auf eine amüsante Art und Weise sowohl um Verhaltensprobleme (meist „unerwünschtes“ Normalverhalten als auch um echte Verhaltensstörungen). Ich wäre wohl geplatzt, wenn ich dieses Buch nicht geschrieben hätte 😉

Vor einigen Jahren haben Sie Fälle im Berliner Tagesspiegel vorgestellt. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Der Tagesspiegel hatte mich kontaktiert und darum gebeten auf der Tierseite eine Kolumne inhaltlich zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit der Redakteurin und dem Team hat sehr viel Spaß gemacht.

Das Material für Ihre Bücher stammt aus Ihrer verhaltenstherapeutischen Praxis. Was ist der Unterschied dieser Praxis z. B. zu einem Hundetrainer?

Ich führe eine reine Überweisungspraxis. Das bedeutet, dass mir die behandelnden Haustierärzte aus Berlin/Brandenburg Fälle überweisen und mich weiter empfehlen. Die Klienten, die mit Ihren 4-Beinern zu mir kommen, haben im Schnitt 6 Hundetrainer/Hundeschulen hinter sich und sind dort an ihre Grenzen gestoßen. In 70 % aller Fälle liegen den Verhaltensauffälligkeiten organische Ursachen zugrunde. Deshalb kann ich mit meiner Ausbildung als Tierärztin hier natürlich besser helfen, als die meisten (selbst ernannten) Hundetrainer.

Wenn man Ihre Artikel oder Bücher liest, denkt man oft: „Puh, warum lassen die Leute es so weit kommen?“ Haben Sie darauf eine Antwort?

Heute dienen Katzen und Hunde dem Menschen leider immer häufiger als Projektionsfläche: Sie sind Kind-Ersatz, Psychotherapeut, Kummerkasten oder Partner … hieraus entstehen viele Probleme, die erst einmal „nicht gesehen werden wollen“.

Als Hundehalterin weiß ich, dass es sehr viele verschiedene Trainingsmethoden gibt, die sich zum Teil auch widersprechen. Haben Sie einen Ratschlag für Hundebesitzer, wie sie einen geeigneten Trainer finden?

Ich denke, ein gesundes Bauchgefühl ist sehr wichtig.
In Deutschland ist die von der IHK angebotenen Ausbildung zum Hundeerzieher und Verhaltensberater vom BHV (Berufsverband für Hundeerzieher und Verhaltensberater e.V.) anerkannt. Hier gibt es sehr gut ausgebildete Trainer.

Wenn ein Hunde- oder Katzenbesitzer nun nicht in Berlin oder Brandenburg lebt und somit Ihre Dienste nicht in Anspruch nehmen kann, wie findet er ein ähnliches, seriöses Angebot in seiner Nähe?

Die GTVMT (Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und –therapie) hat eine Überweisungsliste auf ihrer Homepage, wo man einen spezialisierten Tierarzt in seiner Nähe finden kann.

Schreiben Sie schon an einem weiteren Buch?

Im Geiste jeden Tag … J

Vielen Dank für das Interview, Dr. Ulrike Werner. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Sehr gerne! Vielen Dank!

Auf die Autorin bezogene Werbung:
Homepage der Autorin: https://www.tierverhaltenspraxis-berlin.de/aktuell-buchvorstellung/