Interview mit der Kinderbuch-Autorin Sabine Hahn

Sabine Hahn

Ich freue mich heute Sabine Hahn zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. Sabine Hahn ist Kinderbuchautorin.

Guten Tag, Sabine Hahn.
Guten Tag, Ann-Bettina.

Du wirst demnächst gleich drei Kinderbücher herausbringen. Wieso gleich drei auf einmal?

Das klingt für viele bestimmt nach Massenproduktion oder Workaholic. Tatsächlich hat sich das aber einfach so ergeben.
Nachdem ich letztes Jahr meinen „Sternschnuppen-Wunschkalender“ im Alleingang veröffentlicht hatte, kam es im Frühjahr glücklicherweise zum Kontakt mit dem Casimir-Verlag.
Ihm gefiel letztlich nicht nur dieses Buch, sondern auch mein neues, bereits fertiges Manuskript zu „Henrys Zauberbusch“.
An den Hockey Kids arbeitete ich zu diesem Zeitpunkt auch schon, die Dinge nahmen ihren Lauf und so stehen jetzt eben alle drei Bücher gleichzeitig in den Startlöchern.
Dieser dreifache Wirbel ist wirklich verrückt und ungewöhnlich. Das erlebt man als Autor sicher nicht alle Tage…

Das Buch „Der Sternschnuppen-Wunschkalender“ ist ein Adventskalender-Mitmachbuch. Was hat man sich denn darunter vorzustellen?

„Der Sternschnuppen-Wunschkalender“ ist sozusagen ein 3-in-1-Buch: Adventskalender, Weihnachtsgeschichte und Rätsel- & Bastelbuch in einem.
Hauptfiguren sind Vicki und ihr kleiner Bruder Marc, die sich immerzu streiten, wie das unter Geschwistern eben leider so üblich ist.
Das bringt ihre Mutter irgendwann auf die Idee, ihnen diesmal einen Adventskalender mit 24 täglichen Aufgaben zu basteln. Die sollen die beiden Streithähne gemeinsam bewältigen, um so hoffentlich zu einem friedlicheren Miteinander zu finden.
Naja, jedenfalls wenigstens bis Weihnachten vorbei ist!
24 Faltsterne mit den unterschiedlichsten Aufgaben – eine gute Idee von dieser Mama, oder?…
Eingeteilt habe ich die Geschichte in 24 Kapitel, die täglich als Adventskalender weitergelesen werden können, aber auch als Ganzes in einem Rutsch.
Außerdem gibt es die 24 Aufgaben, die Vicki und Marc von ihrer Mama in dem Kalender finden, auch als Mitmach-Seite für die Leserkinder des Buches. Hier können sie malen, basteln und rätseln.

Das zweite, der demnächst erscheinenden Bücher, ist „Henrys Zauberbusch“. Kannst du uns kurz erzählen, um was es in diesem Buch geht?

Während bei Vicki und Marc der ewige Streit und Neid unter Geschwistern im Vordergrund steht, ist es bei Henry eher der „kindliche Egoismus“. Das hört sich für einige vielleicht etwas langweilig oder belehrend an. Tatsächlich ist es aber eine witzige Geschichte, in der ich nur ganz beiläufig bewusst machen möchte, wie spannend es sein kann, wenn man ab und zu auch mal an andere denkt:

Also genießt Henry mit seinen 8 Jahren das Leben, nimmt sich was er braucht und denkt in erster Linie nur an sich selbst. So kommt es schon mal vor, dass seine Mama das Toilettenpapier verzweifelt sucht oder einen angebissenen Käse im Kühlschrank findet.
„Versetz‘ dich doch auch mal in andere!“, bekommt er immer wieder zu hören. Aber wie bitte schön macht man das? Henry weiß nicht wirklich, was seine Eltern damit meinen und wie er das anstellen soll.
Trotzdem macht er sich seine Gedanken dazu, versucht es kopfüber oder unterwegs im Auto herauszufinden, bis er schließlich in seinem Lieblingsbusch in Opas Garten auf „magische“ Weise dahinter kommt. Klingt ganz süß, nicht wahr?

Als drittes Buch erscheint Band 1 einer geplanten Reihe „Die Hockey-Kids“ Spielst du selber Hockey oder wie bist du darauf gekommen?

„Die Hockey Kids“ liegen mir ganz besonders am Herzen, auch wenn das für Vicki, Marc und Henry natürlich auch gilt…
Auf ihre Idee kam ich durch meinen Sohn, der schon seit mehreren Jahren Hockey spielt. Irgendwann habe ich vergeblich nach Kinderbüchern über Hockey gesucht, um ihm das Lesen endlich schmackhaft zu machen… und fand letztlich nur Sachbücher.
Aber so eine richtig lustige Hockey-Reihe, wie man es bereits in mehreren Variationen über den Fußball kennt, gab es für ihn nicht.
„Dann schreibe ich eben selbst!“, habe ich mir dann gedacht und losgelegt.
Mittlerweile spiele selbst auch Hockey, in einer Ü40-Elternmannschaft mit anschließendem Chillout für die müden Knochen…
Ich kann also in meinen Geschichten ziemlich genau beschreiben, wie es sich anfühlt, auf dem Kunstrasen auszurutschen oder den harten Ball ans Knie zu bekommen, aber auch, wie viel Spaß es macht, wenn man das Tor endlich mal trifft.
Vor allem bin ich seitdem beim Zuschauen am Spielfeldrand auch deutlich leiser geworden. Ich kann es ja schließlich selbst nicht besser…
Damit in meinem Hockey-Buch aber alles seine Richtigkeit hat und ich auch in meinen Illustrationen alles möglichst perfekt darstelle, bin ich sehr froh, mit Chris Faust einen echten Profi als Berater zu haben.
Uns beiden liegt sehr viel daran, mit diesem Buch den Hockey-Sport bekannter zu machen, viele kleine Hockey-Kinder zum Lesen zu animieren und Hockey-Fremdlinge zu diesem tollen Sport hinzuführen. Das wäre schön…
Band 1 fängt daher auch eher allgemein in der Grundschule an, mit all den Problemen, Streitereien und den vielen lustigen Dingen, die die Kinder hier erleben. Und ganz nebenbei bemerken meine Leserkinder, dass sie selbst auch unbedingt Hockey spielen wollen… Soweit meine Vision…

Dieses Buch soll es demnächst auch in Englisch geben. Wäre Französisch nicht näher liegend? Schließlich bist du Halb-Französin und hast die Sprache auch mal studiert.

Tja, was ich bin bzw. was ich studiert habe und was letzten Endes die Nachfrage der Hockey Kids betrifft, sind zwei verschiedene Sachen. Aber womöglich wird es dann irgendwann doch noch eine französische Version geben. Schließlich ist das ja meine Herzenssache…

Dein erstes Buch war „Mia und der dicke Elefant“. Ein Buch über ein dickes Mädchen. Wie bist du zu der Idee für dieses Buch gekommen?

Mein Sohn spielt Hockey und meine Tochter schwimmt.
Nicht jede Mutter schreibt da gleich ein Buch darüber, aber auf die Idee hat mich das trotzdem gebracht.
In ihrer Synchron-Schwimmgruppe gab es tatsächlich ein „fülligeres“ Mädchen. Geärgert wurde es nie und alle waren nett zueinander. Ich habe mir irgendwann nur überlegt, wie sich ein Kind wohl fühlen muss, wenn die anderen eben nicht so freundlich sind.
Ein Kinderbuch über „Mobbing“ in der Schule, mit einem schönen und überraschenden Ende, ist das, was dabei, auch als französische Fassung, herausgekommen ist.

Leider können die meisten Kinder während meiner Lesungen schon viel Selbsterlebtes zu diesem Thema sagen…

Geschrieben und gezeichnet habe ich dieses Buch jedenfalls vor Ort im Schwimmbad. Das war ganz lustig, obwohl es auch recht warm werden kann in so einem Hallenbad.

Bei „Mia und der dicke Elefant“ hast du die Zeichnungen selber gemacht. Bei den anderen Büchern auch?

Ich sage ja immer: „Wo Sabine Hahn drauf steht, ist auch Sabine Hahn drin.“
Da ich einigermaßen zeichnen und malen kann, habe ich das große Glück, meine Geschichten ganz alleine zu erschaffen. So bin ich absolut unabhängig und weiß schon während ich schreibe, wie eine Figur später aussehen soll. Bei Lena aus den „Hockey Kids“ zum Beispiel hatte ich von Anfang an das genaue Bild der blonden, wehenden Zöpfe und viel Rosa vor Augen.

Zu deinen Büchern gibt es auch je eine Facebook-Seite. Sind Kinder in dem Alter schon auf Facebook aktiv oder richten sich die Seiten eher an die Eltern?

Meine Bücher schreibe ich für Kinder im Grundschulalter. Also richten sich diese Seiten eher an ihre Eltern. Hier erfahren sie alles über den Verlag, Erscheinungstermine und die aktuellen Neuigkeiten.
Auf die Facebook-Seiten bin ich durch Freunde gebracht worden, als ich noch „Internet-Neuling“ war. Sie meinten, dass eine Seite mit Infos, Bildchen und Aktuellem doch ganz nett sein könnte.
So habe ich mit dem „Sternschnuppen-Wunschkalender“ angefangen und gemerkt, dass mir das Posten sehr viel Spaß macht. Als Henry abgeschlossen war und die „Hockey Kids“ an den Start gingen, sollten auch sie eine eigene Seite bekommen.
Dass ich das nicht bis ins Unendliche fortsetzen kann, wird mir gerade jetzt bewusst, wo ich schon wieder an neuen Büchern arbeite. Deshalb gibt es seit wenigen Tagen meine ganz neue Facebook-Autoren-Seite, auf der ich über sämtliche neuen Bücher informieren werde. Die jetzigen Seiten betreibe ich aber natürlich weiter…

Das Internet ist generell wirklich eine tolle Sache und mittlerweile bin ich auch auf Twitter und Google+ vertreten, habe einen Blog und meine eigene Homepage erstellt und was ich besonders mag: Auf YouTube gibt es meinen eigenen Channel, auf dem ich meine selbstgebastelten Animationen und Videos mit meinen Buchfiguren veröffentliche.
20 „Filme“ sind es seit letzter Woche!
Besonders viel bringt es wahrscheinlich nicht, aber Spaß macht es allemal!

Auf deiner Homepage gibt es eine Kinderseite mit Spielen, natürlich im Zusammenhang mit deinen
Büchern. Hast du die Puzzles und Bilder selber entworfen?

Ja, das habe ich. Wie ich schon sagte, zeichne und animiere ich alles selbst. Sogar die Musik meiner YouTube-Videos ist von mir.
Momentan tobe ich mich also im Internet mächtig aus und schöpfe alles nur Mögliche aus meinem kleinen Mini-Tablet-PC, den ich immer bei mir habe, um alles sofort einzutippen oder neue Animations-APPs auszuprobieren…
Geschrieben und gezeichnet wird überall, ob im Wartezimmer, auf dem Hockeyplatz oder im Café. Das zeige ich auch immer mal auf meinen Making-Of-Fotos. Meine Ideen kommen sowieso meistens unterwegs und oft ganz überraschend.

Ich finde es wichtig, dass auch Kinder auf meiner Homepage etwas für sich entdecken können. Deshalb habe ich diese Kinderecke eingerichtet. Das schafft sozusagen eine gewisse „Brücke“ zwischen meinen Leserkindern und mir selbst.
Ich bin dann als Autorin nicht mehr so fremd und abstrakt, sondern kann praktisch aus dem Drucker direkt in ihre Hände gelangen und sie können beim Malen und Basteln aktiv mit meinen Figuren Spaß haben.
Alle meine Spiele und Downloads, wie etwa der aktuelle Stundenplan, sollen für alle Kinder zugänglich sein und sind deshalb auch kostenlos.

Sollen deine Bücher die Kinder „nur“ unterhalten oder hast du auch einen pädagogischen Anspruch dabei? Schließlich hast du mal Kunstpädagogik studiert.

Natürlich sollen meine Leserkinder in erster Linie Spaß an meinen Büchern haben. Deshalb sind sie auch ziemlich witzig geschrieben und schön bunt.
Ganz beiläufig und ohne dass sie es merken, möchte ich ihnen aber auch Impulse geben, um über Dinge nachzudenken, die ihnen sonst nicht so bewusst sind. Ganz einfache Sachen, wie etwa das Verhältnis unter Geschwistern, das nämlich auch sehr schön sein kann.
Die Hockey Kids befassen sich unter anderem mit der Angeberei, die manchmal doch keine ist, sondern nur eine Art Schutzschild. Und bei Mia ist wie gesagt das Ausgrenzen das Hauptthema.
Meine Buchfiguren denken oft oder träumen. Da kann man einiges einbauen und das Leserkind fühlt in diesem Augenblick, dass sich etwas verändert.

Deine Kinder sind ja schon größer, an denen kannst du deine Buchideen nicht mehr ausprobieren. Testest du die Ideen trotzdem?

Meine Kinder und mein Mann sind nach wie vor die ersten, die meine Geschichten zu hören bekommen. Mittlerweile sind meine beiden „Kleinen“ schon ganz gute „Lektoren“ und machen mich auf Zusammenhänge aufmerksam, die noch zu unklar sind.
Sie finden es, glaube ich, ganz spannend zu sehen, wie aus plötzlichen, kleinen Ideen richtige Geschichten entstehen, die dann mit meinen Bildern in Büchern lebendig werden.
Zumindest hätte ICH es als Kind toll gefunden, so nah dabei zu sein…

Ansonsten teste ich meine Bücher bei Freunden, die „Zielgruppen-passende“ Kinder haben.
Auch einige Bekannte lektorieren meine Manuskripte immer mal. Dabei kommen oft ganz unterschiedliche Feedbacks: Während eine Mutter eher darauf achtet, dass ein Satz für ihr Kind nicht zu lang ist, stolpert ein anderer wiederum über Satzzeichen.

Schön ist auf jeden Fall, dass sich alle anscheinend freuen, wenn sie etwas von mir lesen oder hören…

Arbeitest du schon an einem neuen Buch, vielleicht Band 2 der „Hockey-Kids“?

Ich arbeite irgendwie ständig an irgendwelchen Ideen und Bildchen.
Kaum waren die Hockey Kids fertig, habe ich schon eine Gute-Nacht-Geschichte im Kopf gehabt. Mittlerweile brauche ich dafür auch nur noch einige Illustrationen, dann ist sie fertig.
Im Urlaub ist mir dann auch noch eine völlig neue und unerwartete Geschichte eingefallen. Zum Glück habe ich eine praktische Pinnwand-APP, mit der ich alle meine Gedanken schnell fixieren kann!
Ja, und der zweite Band der Hockey Kids spukt ja eigentlich bereits seit Wochen in meinem Kopf. Daran habe ich schon beim Schreiben des ersten Bandes gedacht. Die Ideen müssen nur noch etwas sortiert werden.
Eigentlich müsste mein Tag 30 Stunden haben, um ein bisschen mehr Zeit für alles zu haben, aber wer kennt das nicht…

Vielen Dank für das Interview, Sabine Hahn. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Danke für die Einladung! Mir hat es sehr viel Spaß gemacht über deine Fragen nachzudenken und sie zu beantworten.

Schade, dass man mich nicht sehen konnte. Ich hatte ein Dauerlächeln…

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