Mein Beitrag zur Clue Writing Blogparade

Champagne_On_Ice

Die Clue Writer haben zu einer Blogparade aufgerufen. Bei dieser Blogparade soll man eine Kurzgeschichte schreiben, in der die fünf Clues vorkommen und die hauptsächlich an dem als Setting vorgegebenen Ort spielt. Diese Blogparade läuft noch bis zum 16.11.2014.

Die Vorgaben:

Setting: Salon

Clues: Paranoia, Interesse, Tablett, Würfel, Gallensteine

Hier nun also meine Geschichte zu diesen Vorgaben 🙂

 

Abendeinladung

Helene stand missmutig vor dem Spiegel. Wirklich einfallsreich war ihr Outfit ja nicht, aber sie hatte auch echt keine Lust sich weiter aufzubrezeln. Nicht für diesen Termin – Einweihung des neuen Hauses der Familie Meier. „Meier, dieser Protz- und Prunk-König. Was sollte sie da?“
Genervt suchte Helene nach passenden Schuhen und entschied sich schließlich für ein Paar schwarze Pumps mit halbhohem Absatz.
„Ja, sie war mit Marie, Meiers Tochter, zusammen zur Schule gegangen. Sie hatten sich auch ganz gut verstanden, waren aber nie besonders dicke Freundinnen gewesen. Das war jetzt auch schon 10 Jahre her, seit dem hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt. Also, warum war sie eingeladen worden? Welches Interesse konnte Meier, der größte Autohändler am Ort, schon an ihr haben? Wollte er sich mit lokaler Prominenz schmücken?“
Helene kontrollierte ihre Handtasche, ging runter in den Flur und nahm die Autoschlüssel von der Kommode.
„Nun ja, wohl eher B- oder C-Prominenz“, wenn Helene ehrlich war. Über eine lokale Berühmtheit war sie mit ihren Regionalkrimis bisher nicht herausgekommen. Gerade deshalb musste sie, wohl oder übel, zu diesem Termin gehen. Ihre lokalen Fans waren schließlich ihr Betriebskapital, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass Meier sich für etwas anderes als Autos interessierte. Seufzend öffnete Helen die Haustür, um zum Auto zu gehen. Auch das noch, es hatte angefangen zu regnen. Schnell rannte Helene zum Auto. „Autsch“, sie rutschte auf dem nassen Bürgersteig aus und der Absatz ihres linken Schuhs blieb in der Ritze zwischen zwei Bürgersteigplatten hängen. Es knackste höchst unangenehm und Helene wäre beinahe gestürzt. Der Absatz war hin. „So ein Mist. Der Abend fängt ja gut an“, schimpfte Helene vor sich hin. Sie humpelte zurück ins Haus, zog die Schuhe aus, schmiss Handtasche und Autoschlüssel auf die Kommode und rannte nach oben ins Schlafzimmer. Hektisch wühlte sie im Schrank herum. Endlich fand sie die roten Schuhe, die sie gesucht hatte, schlüpfte hinein und flitzte nach unten. Sie schnappte sich Autoschlüssel und Handtasche und lief wieder zum Auto.

Nach 10 Minuten Fahrt war sie vor Meiers neuem Haus angekommen. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Sie stieg aus und sah sich um. „Ziemlich groß, das Haus. Aber recht geschmackvoll. Hätte sie Meier gar nicht zugetraut. Wahrscheinlich hatte er einen guten Architekten gehabt“. Alles war hell erleuchtet, aus dem Haus klang Musik und Stimmengewirr. Sie ging zur Haustür und schellte. Meier öffnete selber. „Frau Bäcker, wie schön, dass Sie kommen konnten. Ich freue mich,“ begrüßte sie Meier. Es schellte wieder. „Meine Frau und meine Tochter sind mit den Gästen im Salon. Direkt hier geradeaus. Gehen Sie doch schon mal vor. Ich muss noch die nächsten Gäste begrüßen,“ meinte Meier, bevor Helene zu Wort kam.
Sie drehte sich um und ging in die angegeben Richtung. „Salon, also wirklich. Ein normales Wohnzimmer reicht für Meier natürlich nicht, es muss direkt ein Salon sein“, dachte Helene spöttisch. „Warum hat er zur Begrüßung der Gäste nicht gleich noch einen Butler engagiert?“ Zögernd betrat sie den Salon.

Ungefähr 30, meist ältere Gäste hatten sich im Raum verteilt. Dem Eingang direkt gegenüber hing ein Gemälde an der Wand, das Helene sofort an ein Foto von Gallensteinen erinnerte, das sie neulich gesehen hatte. Sie musste sich ein Lachen verkneifen. An einer Längsseite des Raumes war ein Buffet aufgebaut. Das sah richtig gut aus. Nicht die so beliebten belegten Brötchen und Käse-Würfel mit Weintraube. Nein, das hatte Meier sich richtig was kosten lassen und einen exklusiven Catering-Service beauftragt. Helenes Laune stieg deutlich. Wenigstens würde sie hier etwas Leckeres zu essen bekommen. „Darf ich Ihnen ein Glas Champagner reichen?“, fragte eine junge Frau in schwarzem Minirock und weißer Bluse, während sie Helene auffordernd ein Tablett mit Gläsern entgegenstreckte. Helene nahm ein Glas und nippte am Champagner, während sie die Anwesenden musterte.

„Wie schön, Sie nach all den Jahren wiederzusehen, meine Liebe“, strahlte sie Frau Meier an, die gerade auf sie zu kam. „Wie lange ist das jetzt her, dass Sie und unsere Marie zusammen zur Schule gegangen sind? Wie die Zeit vergeht!“ Helene schluckte den Champagner hinunter und bemühte sich zu lächeln. „Frau Meier, guten Abend. Ja, das ist jetzt bestimmt schon 10 Jahre her. Deshalb habe ich mich auch ein bisschen über die Einladung gewundert“, konnte sie sich nicht verkneifen zu erwidern. Frau Meier hackte sich bei Helen unter und zog sie weiter in den Raum hinein.

„Ach, wissen Sie, wir haben das ja erst gar nicht richtig mitgekriegt, dass Sie Helen Baker sind, die die tollen Krimis schreibt. Mein Mann – der ist ja so ein Krimi-Fan – hat irgendwann ein Interview mit Ihnen gelesen. Da hat er Sie dann wiedererkannt. Richtig aufgeregt war mein Erich, als er mir seine Entdeckung erzählt hat. Die kleine Helene, die bei uns im Garten gespielt hat, ist jetzt eine bekannte Krimi-Autorin“, sprudelte Frau Becker hervor. Zielsicher steuerte sie mit Helene auf ein älteres Paar zu. „Darf ich Ihnen Marie Kloten vorstellen? Sie ist meine beste Freundin und auch ein großer Fan Ihrer Bücher“, sagte Frau Meier. Marie Kloten schüttelte begeistert Helenes Hand. „Nein, wie aufregend! Sie persönlich kennenzulernen“, jubelte sie. „Ich habe alle Ihre Bücher gelesen. Es ist so angenehm, Krimis zu finden, die nicht so brutal sind, wie heute ja meist üblich.“ Helene lächelte Frau Kloten ehrlich erfreut an und erwiderte: „Das freut mich natürlich sehr, Frau Kloten. Dann darf ich Ihnen verraten, dass nächsten Monat mein neuer Krimi ‚Mörderisches Abendrot‘ erscheinen wird. Kommen Sie doch zur Lesung am 20. in der Stadtbücherei. Dann signiere ich Ihnen gerne ein Exemplar.“

Eine schwere Hand legte sich auf Helenes Schulter und sie zuckte zusammen. „Ah, da sind sie ja, meine Liebe. Sie unterhalten sich schon nett, das ist schön. Darf ich Sie trotzdem einen Moment stören?“, meinte Meier, der plötzlich hinter ihr stand. „Ich muss Ihnen unbedingt meinen Neffen, Karl Wolter vorstellen.“ Er schob Helene von der Gruppe weg. „Karl arbeitet in der Kulturredaktion einer großen Zeitschrift.“ Er blieb neben einem Mann in Helenes Alter stehen, der etwas gelangweilt in der Gegend herumschaute. „Karl, das ist Helene Bäcker oder Helen Baker, von der ich dir ja schon erzählt habe.“ Helene schnappte nach Luft. Der Mann, der neben Meier stand, sah einfach unglaublich gut aus: groß, schlank, etwas längere, dunkle Haare und umwerfend blaue Augen. Fast hätte sie nicht mitbekommen, dass sich ihr eine Hand entgegenstreckte. „Guten Abend, Frau Bäcker. Mein Onkel schwärmt schon seit Wochen von Ihnen. Schön, sie endlich kennenzulernen“, sagte Wolter lächelnd. Mehr als ein „Guten Abend, Herr Wolter“, brachte Helene nicht zustande. „Unheimlich sympathische Frau“, dachte Karl, „wirkt nur etwas irritiert. Na ja, kein Wunder, wenn man Erich nicht gewohnt ist.“ „Karl ist das nicht aufregend? Helen Baker, also Helene Bäcker, hat früher mit Marie hier, also natürlich nicht hier, sondern im alten Haus“, setzte Meier zu einer längeren Rede an. „Erich, ich glaube, deine Frau sucht dich“, sagte Frank und zwinkerte seinem Onkel zu. „Na, dann lasse ich euch beide jetzt mal einen Moment alleine. Wir sehen uns später, Frau Bäcker“, sagte Meier und war verschwunden, ehe Helene etwas erwidern konnte.

„Manchmal ein bisschen anstrengend, mein Onkel“, grinste Frank Helene an. „Aber ein echt netter Kerl, wenn man ihn näher kennenlernt. Er leidet halt nur unter der Paranoia, dass man ihn nur wegen seinem Geld und seinem Erfolg akzeptiert. Daher ist das Beste für ihn gerade gut genug Als Kind hatte er nicht viel, musste sich selber hocharbeiten und will es jetzt wohl allen zeigen.“ So langsam funktionierte Helenes Gehirn wieder. Diesen Karl Wolter fand sie ausgesprochen sympathisch. Nett, wie er sie vor Meiers Redefluss gerettet hatte. Helenes Magen fing an zu grummeln. „Wollen wir nicht mal nachsehen, was das Buffet zu bieten hat?“, fragte sie. „Gute Idee“, lachte Karl, „wie ich Erich kenne, lohnt sich das bestimmt.“

Zwei Stunden später verabschiedeten sich Karl und Helene von den Meiers. Von den anderen Gästen hatten sie zwar nicht viel mitbekommen, sich aber angenehm unterhalten und für den nächsten Abend beim Italiener verabredet.

 

4 Gedanken zu „Mein Beitrag zur Clue Writing Blogparade

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Werte Clue Writer,
      vielen Dank für die gelungene Zusammenfassung einer tollen Blogparade. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, an dieser Blogparade teilzunehmen. Es ist wirklich erstaunlich welche höchst unterschiedlichen Storys aus dem Setting und den Clues entstanden sind. Bei dem nächsten Durchgang bin ich sicher wieder dabei 🙂
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

  1. Kristina

    Hallo Ann-Bettina,

    einen sehr schöne Geschichte. Gefällt mir.
    Ich finde es spannend,welche Geschichten aus ein paar „zusammengewürfelten“ Wörtern entstehen.

    Viele Grüße
    Kristina

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Kristina,
      vielen Dank, das freut mich natürlich sehr 🙂
      Ich finde es eine ausgesprochen interessante Herausforderung, diese vollkommen willkürlich gewählten Worte sinnvoll in eine Story einzubauen. Schön, wenn das Ergebnis dann auch noch gefällt 🙂
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

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