Heute kann ich zur Abwechslung mal wieder einen Autor statt einer Autorin zum Interview begrüßen. Matthias Czarnetzki schreibt hauptsächlich Krimis und Fantasy-Romane. »Lutetia Stubs« ist seine aktuelle Krimiserie.
Guten Tag, Matthias Czarnetzki.
Kannst du uns etwas über diese Lutetia Stubs erzählen?
Lutetia ist so, wie ich gern wäre: intelligent (bin ich), gut aussehend (bin ich) und gradlinig wie ein Vorschlaghammer (bin ich eher nicht).
Da wir alle wohl in unserem täglichen Leben Kompromisse eingehen, wollte ich eine Figur erschaffen, die sich durch absolut nichts von ihrer Linie abbringen lässt. Sie denkt in Schwarz und Weiß in einer Welt, in der Grau das Maß aller Dinge ist. Das bringt natürlich Konflikte mit sich – aber mir macht es unglaublich viel Spaß, die Entwicklung der Geschichte und ihrer Figuren zu beobachten. Sie haben sich nicht immer ganz so entwickelt, wie ich es ursprünglich geplant habe. Zum Beispiel dachte ich, sie wäre eine Einzelgängerin – dann verliebt sie sich gleich im ersten Buch in den Totengräber George. Den möchte sie im aktuellen Band umbringen; aber ich schätze, dass kommt in allen Beziehungen mal vor.
Deine Lutetia Stubs Krimis kosten als eBook zwischen 0,99 und 3,99 €. Wie kalkulierst du die Preise für deine eBooks? Warum dieser Unterschied?
Wie sagt man so schön: es kommt auf die Länge an. Lutetia Stubbs und die Beerdigung der widerspenstigen Leiche von Adalbert Finley ist das, was wir im Deutschunterricht Novelle genannt haben: schon mehr als eine Kurzgeschichte, aber noch kein ausgewachsener Roman.
Ich habe diese Geschichte speziell für Lutetia-Einsteiger geschrieben: lang genug, um einen Eindruck von ihr zu bekommen, aber nicht zu lang, sodass sich niemand ewig durchquälen muss.
Die beiden anderen Bücher dagegen sind richtige Romane – die Taschenbücher sind jeweils über 300 Seiten stark, der vierte Teil ist zwar noch nicht ganz fertig, aber liegt auch schon drüber. So ein Buch zu schreiben, zu überarbeiten und zu verbessern kostet viel Zeit und Mühe, deshalb verschleudere ich sie auch nicht bei Gratisaktionen (obwohl ich natürlich Rezensionsexemplare kostenlos abgebe). Bei einem Preis von 3.99 sind meine Tantiemen hoch genug, um das Lektorat bezahlen zu können, das ich für unverzichtbar halte. Auf der anderen Seite liegt er noch weit unter dem Preis für ein gedrucktes Buch. Schließlich spare ich mir Druck- und Lagerkosten und das möchte ich an meine Leser weitergeben.
Sind deine Fantasy-Romane Jugendbücher oder eher Märchen für Erwachsene?
Es mag äußerst clevere 14jährige geben, die alle Anspielungen und Hintergründe verstehen, die in meinen Märchen vorkommen. Die Regel sind sie aber nicht. Man braucht schon etwas Lebenserfahrung, um den ganzen Witz zu verstehen.
Ehrlich gesagt, sind „Drachen Fliegen“ und „Felix – Held in Ausbildung“ am Anfang meiner Schriftstellerkarriere entstanden. Damals habe ich mich noch ausprobiert und gesucht, was mir wirklich liegt. Ich hatte diese zwei Bücher zwar als „Young-Adult“-Literatur geplant, aber meine sarkastische Ader war wohl schon zu sehr ausgeprägt.
Du hast auch ein Buch über deine Erfahrungen als Autor und Self-Publisher geschrieben. Würdest du jedem Autor empfehlen, seine Bücher als Self-Publisher herauszubringen?
Das kommt auf deine Persönlichkeit an. Auf jeden Fall würde ich jedem Autor empfehlen, sein Werk einen Verlag oder einer Agentur anzubieten. Vielleicht wirst du ja angenommen.
Wenn nicht, heißt das nicht automatisch, dass du dein Buch selbst herausbringen solltest. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Hinweis, warum dein Buch abgelehnt wurde. Denn wenn es an der Qualität liegt, dann hilft es dir auch nichts, dein Buch als Self-Publisher rauszubringen: Schrott bleibt Schrott.
Lautet die Absage aber: Gute Geschichte, wir sehen aber keinen Markt dafür oder Leider sind die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten zu gering, dann solltest du über Self-Publishing nachdenken. Denn ein Verlag braucht wesentlich höhere Verkaufszahlen, um seine Kosten zu decken, als du als Einzelunternehmer.
Und du darfst auf keinen Fall vergessen: Als Self-Publisher bist du erstens: Unternehmer und zweitens: es macht Arbeit. Wenn dir das nicht liegt und du keinen Spaß dran hast, dann lass es lieber.
Was verkauft sich besser – eBooks oder Taschenbücher? Ist das bei allen deinen Bücher gleich?
Bei mir sind es die eBooks, die sich besser verkaufen. Taschenbücher machen vielleicht 1-2% aus. Das mag allerdings auch daran liegen, dass ich vor allem online werbe und dann hauptsächlich auf die eBooks aufmerksam mache.
Ich weiß aber von anderen Autoren – zum Beispiel im Bereich Jugendbücher – bei denen es genau umgekehrt ist.
Lohnt es sich sowohl eBooks als auch Taschenbücher anzubieten? Wie groß ist der Aufwand für die Erstellung?
Jutoh – die Konvertierungssoftware, die ich verwende – bietet seit kurzem eine neue Option, bei der zusätzlich zu den eBooks gleich die Print-on-Demand Vorlagen generiert werden. Seitdem ist der Aufwand von ein bis zwei zusätzlichen Stunden weiter zusammengeschrumpft und ich würde jedem empfehlen, beides anzubieten. Schließlich muss man ja nicht ohne Not eine Lesergruppe ausgrenzen, oder?
Du bietest anderen Autoren einen eBook-Service an, d. h., du setzt das Manuskript in ein eBook um. Das Besondere dran ist deine ungewöhnliche Preisgestaltung für diesen Service. Die Idee finde ich ausgesprochen clever. Kannst du uns kurz erzählen, wie das funktioniert und wie du auf diese Idee gekommen bist?
Die Idee ist folgende: Wer sein Werk zum ersten Mal in ein eBook konvertiert haben möchte, kauft zwei meiner Bücher, schickt mir den Kaufnachweis + sein Manuskript + das Cover und bekommt dafür das eBook im epub und mobi – Format zurück. Fertig. Eine Rezension zu einem meiner Bücher wäre auch nett, muss aber nicht mehr sein.
Auf die Idee hat mich Stephen Hawking gebracht. Der forscht zwar sein Leben lang schon über Schwarze Löcher, hat aber mit einem Kollegen die Wette abgeschlossen, dass es keine gibt. Gewinnt er – beweist also, dass es keine Schwarzen Löcher gibt und sein Lebenswerk umsonst war – bekommt er ein Playboy-Abo. Dann hätte er wenigstens was davon, so seine Begründung.
Mit den eBooks ist es ähnlich. Ich bin erst relativ spät darauf gekommen. Lesen am Computer? Bitte, ich hocke schon den ganzen Tag beruflich vorm Bildschirm, da muss das nicht sein. Dann hat es aber Klick gemacht und ich bin jetzt vom eReader kaum wegzubekommen.
Ich gehe nun davon aus, dass viele Autoren mir ähnlich sind – und nur diese Dinger aus Papier als echte Bücher zählen. Wer da seine ersten Schritte in Richtung digitales Publishing gehen will, möchte nicht zu viel riskieren. Und zwei Bücher zu kaufen, die einen gut unterhalten, dazu noch das eigene Werk als eBook zu bekommen – das ist nicht viel Risiko, oder? Ich wollte für andere Autoren mit diesem Angebot die Hemmschwelle so niedrig wie möglich legen, mal was Neues auszuprobieren.
Du hast einen Autorenblog, den es direkt unter mehreren URLs gibt. Warum das?
Das hat technische Gründe. Bevor ich mit meiner Seite online gegangen bin, habe ich mehrere CMS-Systeme ausprobiert, jedes unter seiner eigenen Sub-Domain. Nachdem ich mich dann für WordPress entschieden habe, brauchte ich die Haupt-URL nur auf die Sub-Domain umzuleiten. Deshalb ist die Seite unter http://mczarnetzki.de und unter http://wordpress.mczarnetzki.de zu erreichen. Das hat auch den Vorteil, dass ich im Notfall auch schnell auf meine Backup-Domain umschalten kann.
Welche Erfahrungen hast du mit dem Marketing deiner Bücher über Social Media Kanäle gemacht?
Gute Frage. Ich kann keinen direkten Zusammenhang zwischen meinen Social Media Aktivitäten und meinen Buchverkäufen erkennen – außer dass sie, wenn ich gar nichts mache, langsam aber sicher gegen Null gehen.
Daher habe ich mich entschieden, nur da aktiv zu sein, wo es mir Spaß macht und das ist Twitter. Bei den anderen üblichen Netzwerken habe ich zwar auch Konten, aber die sind so eingestellt, dass alle Aktivitäten per Mail an mich geschickt werden, über ein cleveres Filtersystem in wichtig und unwichtig sortiert und von dort zentral von mir beantwortet werden können. Ich bin ein großer Freund von eMails und privater Kommunikation. Gespräche über öffentliche Netzwerke zu führen liegt mir nicht wirklich, ich denke, bei einer 1 zu 1 Beziehung zu meinen Lesern und Kollegen kommt am Ende mehr für beide Seiten raus.
Schreibst du schon an einem neuen Buch?
Ja, der vierte Teil von Lutetia ist in Arbeit und auf der Zielgraden. Er soll noch dieses Jahr rauskommen.
Was möchtest du uns noch erzählen, das zu fragen ich vergessen habe? 🙂
42. Ist ja die Antwort auf alles.
Vielen Dank für das Interview, Matthias Czarnetzki. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Danke, den wünsche ich dir auch.
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Hallo Ann-Bettina,
ein äußerst interessantes Interview. Das würde auch gut zur Blogparade Autorenmarketing von Vera Nentwich passen. Einen Punkt finde ich besonders wichtig, wenn man nichts tut, kommt auch nichts. Der Punkt mit der Backup-Domain hat mir gut gefallen.
Viele Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
ich glaube auch, dass man dafür sorgen muss, den Leuten ständig im Gedächtnis zu bleiben. sonst geht man in der Masse einfach unter.
Viele Grüße
Ann-Bettina