Interview mit der Autorin Ellen Rot

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Nach den zahlreichen Fantasy- und Krimi-Autor*innen der letzten Wochen habe ich heute eine Autorin zu Gast, die hauptsächlich über Tiere schreibt.

Guten Tag Ellen Rot.

Über das Leben mit deinen Tieren hast Du jetzt schon drei Bücher geschrieben: „Meine Freunde auf vier Pfoten“ Teil 1 bis 3. Um welche Tiere handelt es sich dann dabei?

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Guten Tag und erst einmal herzlichen Dank, dass ich hier sein darf.

In der Buchserie: „Meine Freunde auf vier Pfoten“ schreibe ich über meine Hunde und Katzen. Natürlich die Erlebnisse mit den Haustieren. Wie ich überhaupt zu den Hunden und Katzen gekommen bin. Im ersten Teil schreibe ich wie ich zur ersten und weiteren Katzen gekommen bin. Später kam ein Hund dazu und damit begann ein unterhaltsames Leben.
Irgendwie ziehe ich wohl die Vier- und Mehr-Beiner magisch an.
Das bekam ich nur zu oft in der Karibik zu spüren …

Im Teil 3 der Buchserie schreibe ich auch über die Straßenhunde/Katzen in der Karibik. Es waren so an die 65 Hunde und Katzen, die ich gepflegt und gefüttert habe. Auch die oft schrecklichen Wunden, die ich so gut es ging, behandelt habe. Ein mit mir befreundeter Tierarzt vor Ort hat mir beigebracht, wie ich welche Wunden kann. Also tagelang eine „Anlehre„ in Kurzform gemacht? Und was bei den oft aggressiven Parasiten hilft.

Den Erlös aus dem Verkauf dieser Bücher hast du für die Versorgung von Straßenhunden in der Dominikanischen Republik verwendet. Läuft dieses Projekt noch weiter oder ist es durch deinen Weggang beendet?

Das Projekt ist genau noch einen Monat weitergeführt worden, nach meinem Weggang. Es gibt leider nicht viele Menschen, die mit vollem Einsatz, das bei jedem Wetter, die armen Kreaturen pflegen möchte. Man bekommt nun mal schmutzige Hände und Kleidung. Man sieht Hunde/Katzen-Ohren die überquellen mit Zecken. Zerschlagene Schädel. Blutende Stellen, weil man den Hund an Ketten angebunden hat und ihn ganz einfach als Welpe vergessen hat. Misshandelte Tiere sind an der Tagesordnung, denn man hat sich, als Prestige einen Hund zugelegt. Hat aber kein Geld für Futter und Pflege. Irgendwann will man das Tier nicht mehr, man setzt es aus oder schlägt es halb tot.
Das sind Bilder, die mich wohl mein weiteres Leben lang begleiten werden.
Es geht unter die Haut, was man zu sehen bekommt. Ich selbst hatte oft schlaflose Nächte, weil mir die schrecklichen Bilder immer wieder vor Augen waren. Ich nicht alle retten konnte.
Zurzeit geht der Erlös an eine Dame in der Karibik, die bei sich zu Hause zahlreiche Straßenhunde aufnimmt. Natürlich kostet das nicht nur viel Geld für Futter und Pflege. Es benötigt auch körperliche Kraft. Ein Einheimischer hilft ihr auf dem ca. 40 000 m² Grundstück.

Du schreibst aber nicht nur über Tiere. Eines deiner Bücher heißt „Die sagenumwobene Insel“. Ist damit eine konkrete Insel gemeint?

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Die sagenumwobene Insel handelt von der Dominikanischen Republik. Die Menschen dort haben ihre eigenen Vorstellungen, was Sagen und Mythen betrifft. Ich bin oft tagelang in den Slums unterwegs gewesen. Habe mit den Bewohnern vor Ort gesprochen. Lange ging es, bis sie Vertrauen zu mir hatten und mir dann die kuriosesten Geschichten erzählt haben. Die hab ich niedergeschrieben. Selbst Voodoo Geschäfte in Hinterhöfen habe ich besucht oder habe verbotene Gebiete betreten. Immer mit dabei:Block und Bleistift. …

„Ab auf die Insel mit Sack und Pack“ ist ein autobiografisches Buch. Wie kommt man auf die Idee, mal eben in die Dominikanische Republik auszuwandern?

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Nun ja, ich bin schon als Jugendliche viel gereist. Hebe immer ein Gefühl von Fernweh.
Ich leide seit Jahren an Rheuma und Arthrose. In vielen Ländern, die ich bereist habe, tat mir vor allem das Klima der Karibik sehr gut.
Warum also sollte ich es nicht wagen, mit meinem Lebenspartner der Schweiz den Rücken zu drehen?
Mit vierundfünfzig Jahren kann man einen Neuanfang noch wagen.
Was man bei einer Auswanderung alles beachten muss, was alles schief gehen kann,
steht im Buch: „Ab auf die Insel mit Sack und Pack“. Ab mit zwei Hunden und Lebenspartner im Gepäck.

Nun bist du ja wieder von dort zurückgekommen. Warum das?

Gerne wäre ich in der Karibik geblieben, würde auch sofort wieder hinfliegen. Trotz meiner enormen Flugangst.
Kaum haben wir ein Jahr auf der Insel gewohnt, begann für mich eine Tortur. (Darüber werde ich bestimmt auch noch ein Buch schreiben).
An die zwölf Liter habe ich getrunken. Oben rein – unter hinaus.
(„Durchlauferhitzer“, meinte mein Partner oft scherzhaft, um mich wieder aufzumuntern).
Alle drei Tage lag ich in irgendeinem Krankenhaus. War kurz vor dem Austrocknen, Habe so einiges durchgemacht. Wohl verstanden: Ich konnte damals nur ein paar Brocken Spanisch … Das lernt man jedoch sehr schnell, wenn es um das eigene Leben geht.
Nach Monaten, in denen ich zweimal auf der Kippe war, also mit einem Fuß im Jenseits, hat eine sehr gute Ärztin herausgefunden, was mir fehlt.
Warum ich immer hier schreie, wenn seltene Krankheiten verteilt werden, weiss ich nicht.
Diagnose: Diabetes insipidus. Sehr selten und in der Karibik kaum bekannt. (In der Schweiz auch nicht unbedingt bei jedem Arzt).
Bis man ein Medikament gefunden hat, dass ich vertrage, verging viel Zeit, die in „Krankenhäusern“ verbracht habe.
Eine lange Geschichte, sehr lang.
Endlich hatte ich eines. Doch das erhält man nicht regelmäßig. Es kommt aus Deutschland über die USA in die Karibik, wenn überhaupt. Das wurde so schlimm, dass ich oft in Panik geriet, weil einfach die Medikamente nicht geliefert wurden oder nicht über den Zoll freigegeben wurden. Das hieß für mich, ab ins Spital an den Tropf.
Schweren Herzens verkauften wir unser Haus mit großem Garten und kamen in die Schweiz zurück. Wo ich mich noch heute nicht unbedingt wohlfühle …

Wie haben deine Tiere den Wechsel überstanden? Die mussten doch sicher im Flugzeug in den Gepäckraum. Und das Klima ist hier in Europa doch auch ganz anders.

Als ich ausgewandert bin waren mein Berner Senn und der Golden Retriever drei Jahre jung. Mir brach es fast das Herz  als ich am Flughafen Kloten die Hunde in den Flugboxen abgeben musste – sie den Flug im Bauch des Flugzeuges verbringen mussten.
In der Karibik angekommen haben sich die Hunde eher an das feuchtwarme Klima gewöhnt, als ich.
Auch mit den diversen Tieren und Tierchen kamen die besser zurecht … Ich bekam des Öfteren Geschenke …
Der Rückflug war um einiges schwieriger, denn es waren nun ja drei Hunde.
Die beiden Schweizer waren nun älter, was mir Sorgen gemacht hat. Der Rottweiler zum ersten Mal in einer Flugbox: Da hatte ich die schlimmsten Vorstellungen.
Dass während des Fluges durch den Lautsprecher die Meldung käme: Achtung, durchgeknallter Rottweiler ist frei …
Jetzt wieder in der Schweiz fühlt sich der Berner Senn viel besser. Ich glaube dem Golden ist es egal, Hauptsache bei Frauchen. Der Dominikanische gerettete Rottweiler ? Ihm gefiel der erste Schnee in seinem Leben überhaupt nicht. Raus, kurz pinkeln, zack und wieder rein. Dieses weiße Zeugs, das man nicht einmal fressen kann.

Welche Bücher liest Du selber gerne?

Gelesen habe ich immer schon viel. Vielleicht war das eine Art Flucht in meiner Kindheit?
Heute lese ich: Nicholas Sparks, Noah Gordon, John le Carré, Johannes Mario Simmel und viele, viele mehr. (Leider habe ich bei der Auswanderung meine Bibliothek massiv gekürzt).

Hast Du literarische Vorbilder?

Vorbilder habe ich keine, denn ich schreibe wahre Gegebenheiten. Ich würde mich nie in die Reihe der literarischen Größen stellen.
Ich schreibe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Leichte Kost immer mit etwas von meinem, (zum Glück habe ich den noch), Humor.

Schreibst Du schon an einem neuen Buch?

Im Moment schreibe ich an einer neuen Geschichte. Klar ist, dass auch das eine reale Geschichte ist.
Das Gasthaus am Fluss, oder so, wird der Titel lauten.
Danach möchte ich über die Diabetes insipidus schreiben, um anderen Betroffenen zu helfen.

Was möchtest Du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Über mich gibt es nicht viel zu erzählen.
Mein Leben ist bescheiden.
Setze mich für den Tierschutz ein, die Armut der alten Leute.
Male und zeichne gerne, wenn auch durch die Krankheiten die Finger nicht immer das machen, was ich möchte.
Versuche mit der doofen Krankheit fertig zu werden. Mal bin ich stärker, manchmal sie.
Vielen Dank, dass ich etwas von mir preisgeben durfte.

Vielen Dank für das Interview, Ellen Rot. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Auf die Autorin bezogene Werbung:
Homepage der Autorin: http://www.autorin-ellen-rot.info/

Ein Gedanke zu „Interview mit der Autorin Ellen Rot

  1. Micky

    Schöne Ideologie. Gefällt mir. Ich könnte auch Bücher mit meinen Haustieren füllen 🙂

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