Ich freue mich heute Wolfgang Brunner zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können, Wolfgang Brunner hat sehr unterschiedliche Bücher geschrieben, z. B. „Die weiße Frau“- ein historischer Roman – meine Rezension könnt ihr hier lesen.
„Kim Schepper“ – eine Jugendbuch-Reihe
„Nachtzug“ – ein Horror-Roman
Guten Tag, Wolfgang Brunner.
„Kim Schepper und der Aufstand der Schatten“ ist Dein jüngstes Werk. Kannst du uns kurz erzählen, um was in diesem Roman geht?
Dieser Titel ist der zweite Teil meiner Jugendbuch- bzw. All-Age-Reihe, die übrigens posthum Michael Ende gewidmet ist. Diese Reihe handelt von einem 13-jährigen Mädchen, das dazu auserkoren ist, die Welt zu retten. Ein Pharma-Unternehmen versucht, die Welt zu unterjochen, um allumfassende Macht über die Menschheit zu erlangen. Kim kämpft mit ihren Freunden gegen Komsumwahn, Unmenschlich- und Gefühlslosigkeit. Die auf fünf Bände ausgelegte Reihe spielt in unserer Realität, vermischt aber auch philosophische, esoterische Fantasy-Elemente. So spielt sich vieles in einer Gedankenwelt oder, wie im zweiten Teil, in der Welt von Schatten ab. Wer mehr über die komplexe Welt von Kim Schepper erfahren möchte, kann sich auf der Internetpräsenz der Buchreihe genauer informieren: www.kimschepper.de
Wie kommst Du auf die Ideen für so unterschiedliche Bücher?
Ideen für meine Romane und Geschichten finde ich in fast allen Lebenslagen. Als Schriftsteller geht man mit offenen Augen durchs Leben und speichert so ziemlich alles ab, was man evtl. für eine Story verwenden könnte. Ich wollte mich von Anfang an auf kein festes Genre beschränken, dazu habe ich viel zu viele verschiedenartige Vorstellungen von Handlungsabläufen. Immer nur in einer Richtung wäre für mich äußerst langweilig und ermüdend. Es gibt für mich mehrmals am Tag eine alltägliche Situation, die für mich Ausgangspunkt für einen Horror-, Science-Fiction, oder Liebesroman darstellt. Der unfreundliche, mürrische Ton einer Kundin an einer Supermarktkasse war z.B. der Auslöser für meine heftige Horrorgeschichte „Meine makabre Maschine“, die in der noch unveröffentlichten Kurzgeschichtensammlung „Der siebte Engel“ vertreten ist.
Deine Bücher sind alle als Taschenbücher erschienen. Hältst du nichts von eBooks?
Bücher sind seit meiner Kindheit Bücher für mich und keine elektronische Spielerei. Ich muss ein Buch fühlen, sehen und riechen können. Ein eBook ist für mich, als läse ich die Zeitung am Frühstückstisch via Tablet. In dieser Hinsicht bin ich einfach altmodisch. Hinzu kommt noch, dass bei eBooks der Raubkopie-Piraterie, ähnlich wie bei MP3s, keine Grenzen gesetzt sind. Ebooks sind für Sach- und Schulbücher in Ordnung, für den gemütlichen Leser auf der Couch hingegen aus meiner Sicht völlig ungeeignet.
Wenn ich das auf deiner Homepage richtig gesehen habe, arbeitest Du an mehreren Buch-Projekten gleichzeitig. Wie behältst Du da die Übersicht?
Zu Anfang meiner Schriftsteller-Laufbahn konnte ich mich in der Tat nur auf ein einziges Projekt konzentrieren. Erst im Laufe der Zeit kam diese „Multitasking-Funktion“ zum Vorschein. Das lag zum einen am irgendwann unvermeidlichen „Aufspalten“ in zwei Projekte, in dem man nämlich einen bereits fertiggestellten Roman für den Verlag redigiert und dennoch an einer neuen Geschichte arbeiten will. Und eines Tages kam dann bei mir der „Overflow“ an Ideen und Einfällen, die man nicht verlieren will. Und so kommt es, dass man sich plötzlich an vielen verschiedenen Baustellen aufhält und immer da weitermacht, wo es einem momentan am Leichtesten fällt. Nebenbei widme ich mich dann auch noch dem Verfassen von Drehbüchern, in der Hoffnung, eines Tages eines davon „an den Sender“ zu bringen. Doch trotz aller gleichzeitigen Arbeiten gibt es immer ein Hauptprojekt, dem ich die meiste Aufmerksamkeit widme.
Du veröffentlichst auf deiner Homepage zu den einzelnen Büchern die Musiktitel, die Du dazu hörst. Wie suchst Du die Musik aus oder ergibt sich das eher zufällig?
Die Musikstücke fliegen mir sozusagen beim Hören zu. Wenn ich einen Song höre, spüre ich eine Stimmung und ordne ihn dann bereits einem meiner geplanten Projekte zu. Diese „Soundtracks“ sind also immer schon fertig, bevor ich mit der Arbeit an dem jeweiligen Roman beginne. Diese Musikstücke spiegeln für mich durchgehend die Grundstimmung der Geschichte wieder und finden daher einen Platz auf meinen Zusammenstellungen.
Du scheinst sehr viel und sehr unterschiedliche Bücher zu lesen. Nach welchen Kriterien suchst Du Dir die Bücher aus?
Ich lese, was ich schreibe und ich schreibe, was ich lese. Mein Interesse gilt jeder Literatur, die mich neugierig macht. Wie beim Schreiben fände ich es äußerst langweilig, immer nur Bücher derselben Sparte zu lesen. Auf meiner Homepage führe ich seit Anfang 2002 eine Liste meiner gelesenen Bücher. Hier kann man die Vielfalt ganz gut sehen.
Mit dem PC und dem Internet scheinst Du ja keine Probleme zu haben. Aber Du hast weder Auto, noch Handy oder Fernsehen. Warum das?
Das mit dem Auto muss ich widerrufen und auch gleich auf meiner Homepage abändern, denn mittlerweile besitze ich eines. Da wir inzwischen aufs Land gezogen sind und ich seit knapp zwei Wochen Vater bin, ist ein Auto unvermeidlich. Ein Handy besaß ich vor mehr als 15 Jahren für genau drei Wochen, dann war bereits der Zeitpunkt erreicht, an dem ich merkte, nicht jederzeit erreichbar sein zu wollen. Mittlerweile empfinde ich das Handy-Phänomen als weltweites Suchtproblem, das mir wie eine unheilbare Pandemie erscheint. Dass 80 % der Menschen im Alltag nur noch ihre Aufmerksamkeit so einem Ding schenken und alle zwei Minuten ihren Facebook- oder What’s App-Status checken ist absolut erschreckend. Viele Leute bekommen Panik, wenn ihr Akku oder gar das Handy den Geist aufgibt. Ich bin sicher, dass ich ohne Mobiltelefon besser und entspannter lebe. Fernsehen gibt es bei mir seit über 15 Jahren nicht mehr. Ich habe Besseres mit meiner Freizeit anzufangen, als mir stundenlang Volksverdummungssendungen anzusehen. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber auch da bevorzuge ich dann werbefreie, ungeschnittene Filme auf Blue Ray oder DVD.
Deine Bücher sind in einer Reihe verschiedener Verlage erschienen. Wie ist es dazu gekommen?
Der Verlag, bei dem ich meinen Debütroman „Cryptanus – Der Geruch des Todes“ veröffentlichte, gilt als Druckkostenzuschussverlag, deswegen habe ich mich bei der zweiten Veröffentlichung für einen anderen Verlag entschieden. Leider genügte mir bei diesem allerdings die Zusammenarbeit in Hinsicht auf das Lektorat nicht, so dass ich erneut einen Verlagswechsel aus qualitativen Gründen vorzog. Durch den Konkurs des P&B Verlages gelangte ich schließlich zu meinem jetzigen Verlag, dem Candela Verlag, der deutlich professioneller an meine Publikationen herangeht, als die vorhergehenden. Lektorat, Korrektorat und ein Mitspracherecht für mich machen die Zusammenarbeit zwischen Verlag und Autor nahezu perfekt.
Du hast auf deiner Homepage einen Link zu Deinem Buchcover-Designer. Nach welchen Kriterien hast Du Dir diesen Designer ausgesucht? Oder hat ihn Dir einer der Verlage vermittelt?
Mathias Beckmann hat mich nach der Lektüre eines Romanes von mir kontaktiert und mich auf Schwächen des damaligen Covers hingewiesen. Spontan hatte er mir ein Alternativ-Cover entworfen und mich vom ersten Augenblick an vollends von seiner Arbeit überzeugt. Seit meinem Horror-Roman „Nachtzug“ hat Beckmann nun bereits das sechste Buchcover für mich entworfen. Und das siebte für den dritten Teil der Kim Schepper-Reihe ist auch schon fertig. Sein Blick und seine Gabe, den Geist meiner Bücher in Titelbilder einzufangen, sind für mich mittlerweile nicht mehr von meinen Werken wegzudenken.
Du engagierst dich für das „LiteraturBüro Ruhr“. Was hat man sich darunter vorzustellen? Was machst Du da?
Das „LiteraturBüro Ruhr“ ist ein gemeinnütziger Verein, der Autoren, das Lesen und Schreiben und natürlich das dazugehörige Publikum fördert. Durch meine Mitgliedschaft unterstütze ich zum Beispiel Veranstaltungsreihen, bei denen Autorenkolleginnen- und kollegen aus dem Ausland ihre Aspekte der Literatur vorstellen können.
Du bist in dem Projekt „Autoren-Kino“ vertreten. Stellt dieses Projekt Buchtrailer her oder was macht es genau?
Das Projekt „Autoren-Kino“ sammelt Buchtrailer und Videos von Lesungen, um Autoren und ihre Bücher einem breiteren Publikum näher zu bringen. Ich war von diesem ehrgeizigen Projekt damals sehr angetan und habe mich sofort für diese Idee begeistern können.
Arbeitest Du schon an einem neuen Projekt? Wenn ja, was wird es diesmal werden?
Derzeit widme ich mich dem Schreiben des vierten Teils der Kim Schepper-Reihe. Der Band wird „Kim Schepper und das Lächeln der Ewigkeit“ heißen. Zeitgleich überarbeite ich den Steampunk-Zeitreise-Roman „Die hellen Schatten der Zeit“, den ich mit Autorenkollege Rolf Lindau verfasst habe. Wenn alles nach Plan verläuft, wird das Buch noch diese Jahr erscheinen. Vielleicht darf ich als Abschluss eine kurze Inhaltsangabe loswerden, um das Interesse des ein oder anderen Leser zu wecken?
Gerne!
Im Jahr 2054 sind Zeitreisen in die Vergangenheit möglich. Katastrophen, historische Begebenheiten und Attentate können verändert oder sogar abgewendet werden. Einziger Nebeneffekt für den Zeitreisenden ist der Verlust seines Gedächtnisses, so dass er während der Mission nicht genau weiß, wer er ist, woher er kommt und wie er an die Informationen über die zukünftigen Ereignisse gelangte. Es ist eine mysteriöse, elektrische Fliege aus Stahl, die knappe Anweisungen gibt, welche Geschehnisse verhindert oder korrigiert werden sollen. Es scheint als obläge es jenem Zeitreisenden, die dunklen Schatten der Zeit zu erhellen.
Vielen Dank für das Interview, Wolfgang Brunner. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.
Hallo Ann-Bettina,
ich bin über deinen Kommentar auf meinem Blog hierher gelangt und wollte mich bei dir dafür bedanken. Ich freue mich auch immer über Feedback und wollte dir nur kurz mitteilen, dass ich hier war. Liebe Grüße Jörg
Hallo Jörg,
ich freue mich auch immer über Feedback. Daher vielen Dank für deinen Besuch und Kommentar. Komm ruhig öfter wieder 🙂
Viele Grüße
Ann-Bettina
Ein sympathisches Interview. Besonders gefällt mir der Punkt mit dem Handy. Ich habe zwar seit ca. 1 Jahr eins, aber nur damit ich in dringenden Fällen erreichbar bin. Sonst finde ich es wichtig, auch mal nicht erreichbar zu sein, deshalb habe ich jahrelang keins gehabt.
Hallo Claudia,
ich habe zwar ein Handy, finde aber, dass man es auch ruhig mal ausschalten kann und sollte. Es nervt mich auch, wenn Leute alle 2 Minuten auf ihr Handy schauen.
Viele Grüße
Ann-Bettina