Mein Beitrag zur Blogparade „Was haltet ihr von Autorenlesungen?“

Autorenlesung

Dies ist mein Beitrag zur gleichnamigen Blogparade hier in der ABS-Lese-Ecke. Diese Blogparade läuft noch bis 15. Mai 2016.

Ich muss gleich zu Anfang sagen, ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Autorenlesungen. Vielleicht habe ich diese Blogparade auch ein bisschen deshalb ins Leben gerufen, um zu sehen: «Bin ich zu kritisch oder zu anspruchsvoll?« 🙂 Oder haben Andere ähnliche Erfahrungen gemacht?

Nicht jeder, der eine interessante Geschichte oder ein spannendes Buch schreiben kann, kann diese auch gut vortragen. Ich habe zumindest höchst gegensätzliche Erfahrungen mit Lesungen gemacht.

Ich war bisher auf vier Lesungen. Zwei waren fantastisch, ein wirklich tolles Erlebnis. Von zwei Lesungen bin ich geflüchtet.

Kommen wir erst einmal zu den positiven Erlebnissen.
Das Erste war die Lesung einer Autorin unter suboptimalen Umgebungsbedingungen. Da saß eine überschaubare Zuhörerzahl in einem kleinen, schmucklosen Uni-Hörsaal. Die Autorin hat es aber geschafft, ihr Werk so überzeugend vorzutragen und ihren Figuren so viel Leben einzuhauchen, dass wir alle total gebannt da saßen. Es hat sich niemand sich auch nur geräuspert. Einfach toll.

Das Zweite zählt vielleicht nicht so ganz, weil dort auf einer privaten Veranstaltung nicht der Autor selber gelesen, sondern ein Lektor das Werk vorgetragen hat. Ich habe hier absichtlich nicht vorgelesen geschrieben, weil der Vortrag viel mehr war – schon fast ein Theaterstück. Er hat es geschafft, jeder Figur wirklich eine eigene Stimme zu geben und sie lebendig werden zu lassen. Man hätte ihm stundenlang zuhören können.

Jetzt folgen die negativen Beispielen.
Das war diese Gemeinschaftslesung von Kurzgeschichten verschiedener Hobbyautoren zu einem vorgegebenen Thema. Von den fünf Autoren, die ich mir angehört habe, bevor ich das Weite gesucht habe, war einer wirklich gut. Der Zweite verhaspelte sich ständig in seinem eigenen Text. Der Dritte hing mit der Nase im Text und murmelte irgendetwas vor sich in. Der Vierte leierte seinen Text im Rekordtempo runter, um nur ja schnell fertig zu werden. Der Fünfte gab sich alle Mühe es aus zwei, drei und vier ein kreatives neues Gesamtkunstwerk zu schaffen. Da reichte es mir endgültig.

Die zweite Lesung, von der ich geflüchtet bin, war auch eine Gemeinschaftslesung. Hier lag das Problem nicht primär bei den Autoren, sondern in den Umgebungsbedingungen. Der Raum, in dem die Lesung abends stattfand, hatte tagsüber regen Publikumsverkehr gehabt. Es war Sommer, eine Lüftung gab es nicht oder die Klimaanlage war ausgefallen. Keine Ahnung, jedenfalls hätte man jedes Sauerstoffatom einzeln per Handschlag begrüßen können. Die Lesung war anfangs gut besucht, die Stuhlreihen stand dicht gedrängt auf einem relativ kleinen Teil des Raumes. Das war notwendig, weil die Akustik grauenhaft war. Etwas weiter weg hätte man nichts mehr verstanden. Recht schnell bekamen die ersten Zuhörer Erstickungsanfälle und suchten das Weite. Durch Stühlerücken, gemurmelte Bemerkungen etc. war nun gar nichts mehr von den Vorträgen zu verstehen. Da habe ich mich den Flüchtenden angeschlossen.

Mein Fazit: Eine Lesung kann toll sein, wenn sie entsprechend gut vorbereitet ist. Dazu gehört ein passender Raum, in dem sich die Zuhörer wohl fühlen können. Extrem wichtig ist aber auch die Vorbereitung des Autors. Wer absolut nicht in der Lage ist, seinen Text ansprechend vorzutragen, sollte lieber jemanden dafür engagieren und sich auf die Beantwortung von Fragen, das Singnieren von Büchern etc. beschränken.

Würde ich für eine Lesung bezahlen?
In den meisten Fällen eher nicht.

Sollten Lesungen mit Musik und Ähnlichem »angereichert« werden?
Bei Gemeinschaftslesungen mehrerer Autoren halte ich eine musikalische Unterbrechung zwischen den einzelnen Vorträgen für eine gute Idee. Dann kann man sich als Zuhörer besser auf den jeweils neuen Autor einstellen. Bei der Lesung eines einzelnen Autors sollte die Musik dann schon zum Buch passen. Das ist natürlich wesentlich schwieriger zu realisieren, muss meiner Meinung nach auch nicht unbedingt sein.

Wie sehen meine Erfahrungen mit Online-Lesungen aus?
»Richtige« Online-Lesungen, wie sie bei Second Life veranstaltet werden, habe ich bisher noch nicht besucht. Im Prinzip halte ich das aber für eine gute Idee. Jeder kann unabhängig vom eigenen Wohnort an der Lesung teilnehmen, man kann es sich gemütlich machen, und wenn es nicht gefällt, ist man mit einem Klick wieder draußen.

Wie sieht das bei Euch aus? Welche Erfahrungen habt Ihr mit Lesungen gemacht?

4 Gedanken zu „Mein Beitrag zur Blogparade „Was haltet ihr von Autorenlesungen?“

  1. Alex L

    Hallo Ann-Bettina,
    nun an meinem Kommentier-Samstag wollte ich dich mal auch besuchen. Also ich schreibe und lese keine Bücher und bin durch meine Blogger-Aktionen im Internet sehr ausgelastet, aber dennoch sehr interessant zu lesen, welche Lesung-Erfahrungen du bereits sammeln konntest.

    Ich würde auch Räume meiden, wo ich mich nicht wohl fühle und man muss auch so schon viel Geduld mitbringen, um eine lange Lesung auszuhalten. Wenn natürlich alles stimmt und passt, dann kann man es sich gut vorstellen.

    Damals zur Schulzeit habe ich gerne Gedichte vorgelesen, aber es war einmal 🙂

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Alex,
      schön, dass du mal wieder vorbeischaust. Du scheinst nicht der Einzige zu sein, der mit Autorenlesungen nicht viel anfangen kann. Jedenfalls halten sich die Beiträge zur Blogparade bisher in sehr bescheidem Rahmen 🙁 War wohl doch kein gutes Thema.
      Wünsche dir einen schönen Sonntag
      Ann-Bettina

  2. Julia

    Oh ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe schon sehr spannende Lesungen erlebt, aber auch katastrophale. Lesen will eben auch gelernt sein…

    LG, Julia

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Julia,
      das beruhigt mich. Ich dachte schon, dass ich vielleicht überzogene Anforderungen stelle.
      Wünsche dir ein schönes Wochenende
      Ann-Bettina

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