Ich freue mich heute David Pawn zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. David Pawn hat unter anderem den Fantasy-Roman „Eine irische Ballade“ geschrieben.
Guten Tag, David Pawn.
Kannst du uns kurz erzählen, um was es in der „Irischen Ballade“ geht?
Eine Banshee, eine irische Todesfee, hat viele Jahre ihres Lebens das Sterben eines Clans begleitet. Als dieser ausstirbt, glaubt sie anfangs an das Ende des auf ihr lastenden Fluches, zumal sie einen Mann kennen und lieben lernt, was ihr in all den sechshundert Jahren zuvor nicht möglich war. Aber ihr Schicksal hat sich noch lange nicht gewendet. Plötzlich sieht sie Todesfälle an ihrem Arbeitsplatz, dem Pokertisch im Casino Baden-Baden, voraus. Nicht länger bereit, nur die heulende Zuschauerin zu sein, legt sie sich sogar mit dem Schnitter persönlich an, was nicht lange folgenlos bleiben kann. Außerdem begegnen dem Leser unter anderem Kobolde, eine Sirene, Nymphen und Profipokerspieler.
Wie kommt ein Dresdener Autor dazu sich für irische Mythen zu interessieren?
Das ist ziemlich prosaisch. Ich wollte für die Geschichtensammlung „Werwölfe und andere Sorgen“ noch eine weitere schreiben, in der sich eine Gestalt des klassischen Gruselensembles in der Jetztzeit durchschlägt. Meine Wahl fiel auf die Banshee, weil sie noch nicht so ausgelutscht ist wie Vampire. Mitten in der Geschichte stellte ich dann zwei Dinge fest: Das wird kein Horror und das wird keine Kurzgeschichte. Síochána wollte mich einfach nicht loslassen. Da war dann natürlich mehr Recherche fällig. Einen Hang zu irischer Musik habe ich sowieso, seit mit mal eine CD von Sinead O’Conner in die Hände gefallen ist, auf der sie die alten Lieder ihrer Heimat singt.
Du schreibst nicht nur Fantasy, sondern auch Horror-Geschichten. Was reizt dich daran?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Es sind die Art Geschichten, die ich selbst gern gelesen habe. Ich setzte mich zumeist nicht hin und sage mir, jetzt schreibst du über dieses oder jenes Thema. Es ist eher so, dass ich etwas sehe, höre oder lese und dann formt sich in meinem Kopf eine Geschichte.
Hast du als Kind gerne Märchenbücher gelesen?
Ja. Und die meisten besitze ich noch immer. Und eigentlich habe ich erst kürzlich wieder ein Märchenbuch gelesen: „Rattenauge“.
Wie bist du auf dein Pseudonym gekommen?
Pawn, das ist der Schachbauer, der Schritt für Schritt über das Feld wandert und, wenn er die gegenüberliegende Seite erreicht, sich in jede Figur des Schachuniversums verwandeln kann – nur nicht in den König.
Du lebst ja nicht vom Schreiben deiner Bücher, sondern bist Softwareentwickler. Wie kommt ein Softwareentwickler dazu Bücher zu schreiben?
Im Grunde hatte ich schon immer Freude daran, mir Geschichten auszudenken. Ich konnte nur nie nach Vorgaben schreiben. Aufsätze in der Schule waren mir ein Graus.
Hast du Schreiben irgendwie gelernt (außer Rechtschreibung in der Schule 🙂 )?
Nein. Die schon erwähnten Geschichten aus den Neunzigern sind stark von Stephen King geprägt. Ich hatte „Sie“ gelesen und ein paar seiner Vor- und Nachworte, in denen er sich zum Schreiben äußert. Das waren meine Schreibschulstunden. Und vor kurzem habe ich „Das Leben und das Schreiben“ verschlungen.
Brauchst du bestimmte Rahmenbedingungen zum Schreiben oder schreibst du überall, wenn gerade Zeit ist?
Ich glaube nicht, dass ich besondere Rahmenbedingungen brauche. Ich schreibe heute, da ich dort viel Zeit habe, zumeist im Zug. Täglich Dresden-Leipzig und zurück. Die Fahrt will sinnvoll verbracht werden.
Du lässt deine Bücher bei Qindie „begutachten“. Wie bist du drauf gekommen?
Weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich hatte das Label und den Hinweis darauf, was Qindie bedeutet, bei einem Buch gefunden, das ich mir runtergeladen hatte. Die Idee fand ich gut. Es gibt im Netz eBooks sehr unterschiedlicher Qualität, weil ja jeder problemlos einen Text veröffentlichen kann. Da ist es für die Leser schon eine Hilfe, wenn jemand die Werke mal angesehen und abgeklopft hat.
Ich hatte wirklich Bammel, als ich mein erstes Buch zur Begutachtung eingereicht habe. Schließlich bin ich kein Profi, naja und Schule des Schreibens? Siehe oben. Gute Kritiken im Netz gaben mir das erforderliche Selbstvertrauen.
Was liest du selber?
Thriller, Horror, Fantasy, klassische Kriminalgeschichten, Science Fiction – also im Wesentlichen: Unterhaltungsliteratur.
Lieblingsautoren: King, Pratchett, Adams, Strugatzki, Lem, Christie, Poe und Erhard Agricola – den müsst ihr sicher bei Wikipedia nachschlagen.
Hast du Hobbys, außer Schreiben?
Ich bin ein Spielmatz. „Magic, the Gathering“ steht da oben auf der Liste. Ansonsten mache ich das, was viele Autoren tun (und alle tun sollten): lesen.
Schreibst du schon an einem neuen Buch?
Ja. Im Moment ist eine Art Liebesroman in Vorbereitung. Das ist mal was ganz anderes. Allerdings habe ich mich da, ganz gegen meine Gewohnheiten, im Geschichtenuniversum einer anderen Autorin bedient. Und dann auch noch bei Frau Rowling.
Nach „Amortentia“ soll dann die Fortsetzung der „Ballade“ kommen. Im Urlaub ist mir endlich klar geworden, wie es da weitergehen soll. Und für die „Amortentia“-Fortsetzung sind auch die ersten 50 Seiten schon geschrieben.
Vielen Dank für das Interview, David Pawn. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.
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