Interview mit der Autorin Vera Nentwich

Vera Nentwich

Ich freue mich heute Vera Nentwich zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können. Vera Nentwich hat schon mehrere Bücher veröffentlicht und tritt als Comedian auf.

Guten Tag, Vera Nentwich.

Dein neustes Buch ist „Rausgekickt: Blaue Vögel“. Das ist ja nun ein etwas mysteriöser Titel. Kannst du uns kurz erzählen, um was es in diesem Roman geht?
Die Rausgekickt-Reihe schildert die Geschehnisse um zwei Schicksalsboten, die in ihrem Job sehr frustriert sind. Es ist ja auch eine undankbare Aufgabe, die sie da haben. Ständig versuchen sie, den Menschen hilfreiche Winke zu geben, um deren Leben zum Besseren zu wenden und diese undankbaren Kretins verstehen dies nicht. Noch schlimmer, sie ärgern sich noch darüber. In „Blaue Vögel“ wollen sich unsere Beiden bewähren und dann treffen sie ausgerechnet auf Mechthild. Höchst verunsichert und voller Ängste stolpert diese von einer Katastrophe zur anderen. Ständig sabotiert sie dadurch die Aufgabe der Schicksalsboten. Wie sollen die da jemals ihren Job machen können? Sie müssen Mechthild aus dem Weg schaffen. Egal wie.

Die Protagonisten deiner beiden „Rausgekickt“-Bücher sind Schicksalsboten. Wie bist du auf diese ungewöhnliche Idee gekommen?
Ich empfinde den Gedanken, dass mir das Leben Zeichen gibt, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, als inspirierend. Als ich dann einmal viel zu spät dran war und zu einem Termin hetzte, bog plötzlich vor mir ein Traktor ein und ich musste stark bremsen. Ich war wütend und versuchte, den Traktor zu überholen, aber es bot sich mir keine Gelegenheit dazu. Irgendwann sagte ich mir, dass dies womöglich ein Zeichen war, ich solle es ruhiger angehen und nicht mein Leben durch abenteuerliche Überholmanöver gefährden. Also schaltete ich einen Gang zurück. So zuckelte ich also hinter diesem Traktor her und dachte weiter nach. Wenn dies ein Zeichen war, denn müsste der Mensch dort oben auf dem Fahrersitz ein Schicksalsbote sein. Doch wäre der nicht sehr frustriert? Denn es musste doch ein höchst zermürbender Job sein, tagtäglich zu versuchen, die durch ihr Leben rasenden Menschen auszubremsen und sich statt einem Dank eher deren Unmut einzuhandeln. Womöglich hätte er da bestimmt Rachegedanken und würde es einem dieser Menschlein gerne einmal heimzahlen. Die Idee zum ersten Rausgekickt-Buch war da.

Du planst eine Neuausgabe deiner „Rausgekickt“-Bücher mit einem neuen Cover und neuem Titel, weil Titel und Cover so nicht funktionieren. Nun merkt man zwar schnell, wenn die Verkaufszahlen nicht so sind, wie man sich das vorgestellt hat. Aber wie bist du zu der Erkenntnis gekommen, dass es an Cover und Titel liegt (was ich übrigens auch glaube)?
Man kann im Internet recht schnell erkennen, wie Benutzer etwas annehmen. Ich habe ja diverse Marketingaktionen gemacht und dabei festgestellt, dass die Rate der Menschen, die das Buchcover sehen und sich dann weiter interessieren, sehr viel geringer ist, als bei anderen Büchern. Da aber die Resonanz der Menschen, die die Bücher gelesen haben, wiederum sehr gut ist, zeigt dies, dass es an der ersten Wahrnehmung liegt.

Ich habe auf deiner Homepage gelesen, dass es dir gelungen ist, deine Bücher in der Willicher Buchhandlung zu platzieren. Die meisten Selfpublisher haben Probleme ihre Bücher in Buchhandlungen unterzubringen. Hast du einen Tipp hierzu?
Fragen und sich gut vorbereitet präsentieren. Ich habe eigentlich bei allen Buchhandlungen, in denen ich gefragt habe, positive Antworten erhalten. Ich bin aber auch präpariert. Sie bekommen von mir ein Infoblatt mit dem Kurzinhalt, Preis, Rabatt und den Verkaufsdetails. Wobei es natürlich einfacher ist, wenn es wie in Willich einen regionalen Bezug gibt. Ich lebe dort und die lokalen Buchhandlungen präsentieren gerne lokale Autorinnen.

Du wirst auch den öfteren in der lokalen Presse erwähnt. Hast du gute Beziehungen zur Presse?
Auch da macht es wahrscheinlich die möglichst professionelle Herangehensweise. Ich habe gelernt, Pressemitteilungen zu schreiben. Zudem überlege ich zuvor, welcher Aufhänger für die Presse interessant sein kann und baue die Meldung entsprechend auf. Aber auch hier gilt, dass der lokale Bezug natürlich das wesentliche Element ist.

Neben deiner Tätigkeit als Autorin arbeitest du als IT-Beraterin und trittst als Comedian auf. Wie bringst du das alles zeitlich unter einen Hut?
Bisher bin ich genau einmal mit meinem ersten Comedyversuch auf eine offene Bühne gegangen. Das ist also noch keine zeitraubende Tätigkeit. Ich liebe es aber, neue Erfahrungen zu machen und diese Dinge sind für mich Ausgleich zum Beruf als IT-Beraterin. Andere pflanzen vielleicht im Garten, Stricken oder züchten Tauben. Ich gehe auf die Bühne.

Wie bist du dazu gekommen, als Comedian aufzutreten?
Wie gesagt, war dies bisher nur einmal. Ich habe mich nicht zuletzt wegen meiner Bücher mit Humor beschäftigt. Ich möchte noch mehr verstehen, wie die Mechanismen sind. Zudem liebe ich es, auf eine Bühne zu gehen und die Menschen zum Lachen zu bringen. Bei meinen Lesungen gelingt mir das schon recht gut. Durch Zufall bin ich dann auf einen Comedy-Workshop gestoßen, den ich dann auch gleich besuchte. Ich habe gemerkt, dass ich es vielleicht könnte, und bin nun angefixt, es weiter zu probieren. Mein erster Auftritt war im Übrigen noch nicht so erfolgreich. Ich war nämlich wirklich sehr nervös.

Du interessierst dich auch für Gesang und Musik. Welche Art von Musik bevorzugst du? Spielst du selber ein Instrument oder singst du?
Dies gehört auch in die Rubrik, der Dinge, die mich immer gereizt haben und die ich unbedingt machen musste. Ich muss dazu sagen, dass ich aufgrund meiner Lebensgeschichte eine tiefe Stimme habe und damit immer mal wieder haderte. Also ging ich vor einigen Jahren zu einem Gesangslehrer und fragte ihn, ob ich singen könne. Zu meiner Überraschung bejahte er es und ich nahm viele Jahre Unterricht. Parallel lernte ich ein wenig Gitarre, sodass ich mich etwas begleiten kann. Ich habe dann auch Songs gebastelt und präsentiere diese gerne auf Festivitäten von Freunden. Derzeit singe ich bei den Soulville Jazz Singers (http://www.soulville-jazzsingers.de) in Düsseldorf. Wer aus dem Raum Düsseldorf kommt: Am 25. Oktober gibt es dort ein großes Konzert von uns. Persönlich liebe ich unterschiedliche Musikstile, aber besonders Balladen und die klassischen Musicalmelodien, wie Mechthild aus „Rausgekickt: Blaue Vögel“. Daher spielt die Musik in diesem Buch ebenfalls eine sehr große Rolle. Bei meinen Lesungen wird auch immer gesungen.

Beeinflussen sich deine Tätigkeiten als Autorin und als Comedian gegenseitig?
Auf jeden Fall. Zum Beispiel habe ich in meiner bisherigen kurzen Comedy-Erfahrung schon gelernt, dass ein wesentliches Element für Humor die Übertreibung ist. Das hilft mir auch sehr beim Schreiben von witzigen Szenen.

Zur Zeit schreibst du an einem Buch mit dem Titel „Killerin in Grefrath“. Wird das ein Krimi, wie man aus dem Titel schließen könnte, oder eher wieder etwas humorvolles wie die „Rausgekickt“-Bücher?
Beides. Es soll ein witziger Krimi werden. Vorbild sind ein wenig die Stephanie Plum Romane von Janet Evanovich. Spielen soll er in Grefrath, meinem Geburtsort. Daher der Projekttitel. Wie der Titel des Buches letztendlich werden wird, weiß ich noch nicht. Es wird aber sicher auch ein weiteres Buch in der Rausgekickt-Reihe geben. Das Thema ist einfach herrlich ausbaubar und gibt noch Stoff für viele witzige Geschichten.

Vielen Dank für das Interview, Vera Nentwich. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern und Auftritten.

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