Interview mit Jutta Beyrichen, Autorin des Romans „Die Pferdefrau“

Jutta Beyrichen

Heute können wir Jutta Beyrichen zum Interview begrüßen. Jutta Beyrichen hat unter anderem den Roman „Die Pferdefrau“ geschrieben.

Guten Tag, Jutta Beyrichen.

Kannst du uns etwas über den Roman „Die Pferdefrau“ erzählen?
Nun ja – im Grunde ist es die Geschichte zweier Menschen, anhand der Geschichte eines Pferdes erzählt. Die Handlung selbst ist wahrscheinlich eher trivial, allerdings hoffe ich immer, dass der aufmerksame Leser bemerkt, dass es im Grunde um die Überwindung emotioneller Blockaden geht.

In diesem Roman nimmt der Umgang mit einem schwierigen Pferd einen großen Raum ein. Hast du selber Erfahrung im Umgang mit schwierigen Pferden?
Ehrlich gesagt, nein. Allerdings weiß ich einiges über Verhaltensforschung, und ich habe einige Erfahrung mit schwierigen Menschen – da habe ich einfach Logik, gesunden Menschenverstand und meine Tierbeobachtungen zu Rate gezogen. Das Ergebnis scheint ja zumindest nicht völlig absurd geworden zu sein 🙂

Hast du eine besondere Beziehung zu Irland? Oder warum spielt der Roman dort?
Ja, ich habe tatsächlich eine besondere Beziehung zu Irland. Wodurch das ursprünglich kam, kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber ich hatte mir schon als 14jährige eine irische Brieffreundin ausgewählt. Inzwischen war ich auch selbst dort, und Irland ist für mich einfach eine der wunderbarsten Ecken auf der Welt. Einerseits ist es das Land selbst, was mich so fasziniert – die wunderschöne Natur, die Menschen, die Musik, die Legenden. Zum anderen interessiere ich mich sehr für die Geschichte des Landes, die ja immer bewegt und über lange Zeit auch tragisch verlief. Bis heute bin ich beispielsweise in der Menschenrechtsarbeit für Nordirland aktiv.
Mein allererster Roman spielte dann auch tatsächlich vor dem Hintergrund der Nordirlandproblematik – dass die „Pferdefrau“ dann ebenfalls in Irland spielt, war eigentlich das Zugeständnis des Verlages zu „meinem“ Thema.

Neben der Fortsetzung „Die Tochter der Pferdefrau“ hast du noch einen weiteren Roman rund um Pferde geschrieben: „Der Ruf der Pferde“. Bist du Spezialistin für ‚Pferdegeschichten oder hat sich das eher zufällig ergeben?
Das war tatsächlich Zufall. Wie die meisten Mädchen habe ich in meiner Kindheit und Jugend Pferdebücher nur so verschlungen, mein größter Traum war Reiten und ein eigenes Pferd. Behalten habe ich bis heute meine Liebe zu Tieren und ein einigermaßen ausgeprägtes Wissen darüber. Und nachdem ich mit der „Pferdefrau“ doch einen anständigen Überraschungserfolg erzielt hatte, war ich damit wohl für Pferdegeschichten prädestiniert. Ich bin allerdings alles andere als eine Spezialistin für Pferde – bei echten Fachleuten würde ich niemals punkten können. Aber bei Abenteuergeschichten scheine ich mich ja nicht schlecht zu schlagen. 🙂

Hast du selber Pferde oder reitest du?
Ich bin als junges Mädchen geritten, aber zu einem eigenen Pferd habe ich es leider nie gebracht. Allerdings gibt es in meiner Familie mehrere begeisterte Pferdebesitzer, so dass ich zumindest nicht ganz aus dem Thema weg bin.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Geschrieben habe ich schon als Kind – es machte mir einfach Spaß. Zuerst kleine Geschichten, später für die Schülerzeitung, und immer mal Versuche einer längeren Abhandlung, was aber in aller Regel nach dem ersten Kapitel ins Stocken geriet und dann nicht zu Ende geführt wurde. Und dann fiel mir irgendwann – es war 1996 – plötzlich eine richtige „Story“ ein. Auf einmal musste ich nicht mehr überlegen, wie es weitergehen sollte, die Personen, die Handlung und der Plot ergaben sich wie von selbst. Zu dieser Zeit dachte ich allerdings nicht im Traum daran, das Geschriebene auch zu veröffentlichen. Eine Freundin zeigte dann das fertige Werk einer Verwandten, die sich als Schriftstellerin bereits einen guten Namen gemacht hatte – ich wusste das vorher gar nicht. Jedenfalls empfahl mir diese Verwandte, das Ganze doch mal ihrem Agenten zu zeigen. Und dieser vermittelte mich tatsächlich an den Knaur Verlag. Mein „Erstlingswerk“ haben sie dort zwar bis heute nicht genommen, dafür aber bekam ich den Auftrag, die „Pferdefrau“ zu schreiben.

Planst du deine Bücher von vorne herein durch oder schreibst du einfach los und schaust wie sich die Sache entwickelt?
In aller Regel gibt mir der Verlag ja das Rahmenthema ohnehin vor. Ich denke mir dazu dann die Figuren und einen groben Plot aus, schreibe aber im Grunde tatsächlich mehr oder weniger drauflos. Viele Handlungsstränge oder Wendungen der Geschichte ergeben sich daher einfach von selbst während des Schreibens.

War es schwierig einen Verlag für deine Bücher zu finden?
Nein, ehrlich gesagt nicht – allerdings ist mir erst später klar geworden, was ich dabei für ein rein zufälliges Glück hatte, dass das Ganze einem Treffer im Lotto zu vergleichen war, und man als Neuautor normalerweise so ein Glück nicht hat.
Als ich mein erstes Skript an den Agenten schickte, geschah es ja eigentlich „nur so zum Spaß“, ohne ernsthaften Ehrgeiz, veröffentlicht zu werden. Insofern setzte ich dabei auch keine große Energie ein, schrieb nicht Hunderte von Verlagen an, usw. Ein Selbstverlag bei Eigenfinanzierung – was ja für Jungautoren oft die einzige Möglichkeit ist – kam für mich daher auch nie in Frage.
Dass der Agent mich dann tatsächlich beim renommierten Knaur-Verlag unterbrachte, der mir dann ohne langatmige Bewerbung den Auftrag für die „Pferdefrau“ erteilte, war einfach ein Riesenglück für mich – etwas, das normalerweise nie vorkommt.

Liest du auch selber gerne Bücher, in denen Tiere eine Hauptrolle spielen oder zur Abwechslung lieber etwas anderes?
Ich lese eigentlich so gut wie alles – von Weltall-Science-Fiction mal abgesehen.

Schreibst du schon an einem neuen Buch? Wenn ja, um was geht es darin?
Nein, derzeit habe ich leider keine Zeit zum Schreiben. Ich bin ja nur „nebenberuflich“ Schriftstellerin, arbeite in einem „normalen“ Beruf, und der nimmt mich momentan sehr in Anspruch. Schreiben ist keine Arbeit, die man mal eben „nebenbei“ nach Feierabend erledigen kann – man braucht dafür Ruhe, Zeit, Kraft und einen freien Kopf, und das fehlt mir aktuell leider etwas. Allerdings habe ich durchaus vor, mich irgendwann mal wieder an einem Buch zu versuchen.

Vielen Dank für das Interview, Jutta Beyrichen. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

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