Interview mit der Autorin Kari Lessir

Kari Lessir

Heute stellt sich Kari Lessír den Fragen in der ABS-Lese-Ecke. Kari Lessír hat bisher zwei Romane und eine Kurzgeschichten-Sammlung veröffentlicht.

Guten Tag, Kari Lessír.
Guten Tag, liebe Ann-Bettina, und vielen Dank für die Einladung in die ABS-Lese-Ecke. Ich freue mich sehr darüber.

Dein erster Roman „Aus dem Blick“ kam 2008 heraus. Um was ging es in diesem Roman?
In meinem Erstling stand wie in den meisten meiner Geschichten die Liebe im Mittelpunkt. Allerdings hatten meine Protagonisten einige Hindernisse zu überwinden, bis ich ihnen ein Happy End gegönnt habe. Du wendest jetzt sicher ein, dass das doch nichts besonderes sei. Da gebe ich dir recht. Ich habe das Rad tatsächlich nicht neu erfunden, aber anders beleuchtet: In „Aus dem Blick“ geht es um die Liebe zu einem Menschen mit Behinderung. Jan, der männliche Protagonist, ist nämlich blind. Zum einen steht er sich selbst im Weg, weil er sich nicht für liebenswert hält, zum anderen hat seine Partnerin ein paar „nette“ Bekannte, die mit „so einem“ nicht klarkommen und vor nichts zurückschrecken. Und „nichts“ meine ich wörtlich …

Wie bist du auf die Idee zu einem blinden Protagonisten gekommen?
Die Idee trug ich schon ziemlich lange mit mir herum, auch schon bevor ich 2003 mit dem Schreiben an diesem Buch begonnen hatte. Die Frage, wie ein blinder oder sehbehinderter Mensch in einer visuell orientierten Gesellschaft seinen Partner oder seine Partnerin findet, war plötzlich da und wollte beantwortet werden.

Hast du dazu recherchiert oder mehr so geschrieben, wie du dir das Leben eines Blinden vorstellst?
Über ein solches Thema kann man nicht „einfach mal so“ schreiben. Sobald die Struktur des Buches stand, habe ich sehr viel recherchiert, habe entsprechende Fachmessen besucht, auf denen ich blinde Interviewpartner gefunden habe, die bereit waren, mich über Tage an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Selbst zu dem im Buch auftauchenden Blindenführhund habe ich mich ausführlich bei einer Führhundeschule informiert. Außerdem hatte einer meiner Interviewpartner einen Führhund, sodass ich ein solches Gespann live erleben durfte.

2014 hast du dann deinen zweiten Roman „Wunschträume“ herausgebracht. Da geht es ja wohl auch um Magie. Kannst du uns kurz etwas dazu erzählen?
Als ich 2009 mit der Arbeit an diesem Buch begann, war ich von Bärbel Mohrs „Bestellungen beim Universum“ und Pierre Franckhs „Erfolgreich Wünschen“ fasziniert. Ich selbst habe mir damals mit dieser Methode einen neuen Job und eine neue Wohnung gewünscht – und bekommen. Aber an das Thema „Partnerschaft“ traute ich mich nicht ran, also habe ich das meiner Hauptfigur Crissy überlassen. ^^ Prompt musste sie sich mit Fehlschlägen und Pannen auseinandersetzen. Sie hat zwar – im Unterschied zu mir – einen Engel an ihrer Seite, der sie bei der Formulierung ihrer Wünsche unterstützt, aber trotzdem ist es auch für sie nicht immer so leicht, die Lieferung richtig zu interpretieren. Entsprechend vertrackt ist der Weg zum Traummann.

Zwischen diesen beiden Romanen hast du eine Sammlung von Kurzgeschichten unter einem anderen Namen veröffentlicht. Warum der andere Name?
Meine Romane sind reine Fiktion, drehen sich ausschließlich um die Liebe und spielen in Wiesbaden. Die Kurzgeschichten in „Taxi zum Himmel“ sind sehr viel persönlicher. In ihnen stecken eigene Erfahrungen und Erlebnisse, sodass ich mich dazu entschieden habe, durch den anderen Autorennamen eine klare Trennung vorzunehmen.

Du hast ein Fernstudium in kreativem Schreiben absolviert. Aber, wenn ich das richtig sehe, erst nachdem dein erstes Buch veröffentlicht war. Warum dann noch ein Fernstudium?
Ich wollte mir beweisen, dass ich nach zwei Studiengängen (an der Musikhochschule und an der Universität) sowie diversen „beruflichen“ Weiterbildungen für meinen früheren Verlagsjob auch eine Weiterbildung für etwas durchziehen konnte, das mir Spaß macht. Autorenhandbücher und Seminare hatte ich schon massig zum Thema „Schreiben“ durchgearbeitet bzw. besucht. Aber drei Jahre an einem Thema dranzubleiben und jeden Monat eine Hausarbeit abzuliefern – neben Kind und Job –, das war mir eine Herzensangelegenheit, bei der ich nicht nach dem Sinn gefragt habe. Das brauchte ich für mein Selbstbewusstsein.

Zur Zeit nimmst du am NaNoWriMo (National November Write Month) teil. Bei Hobby-Autoren kann ich das ja total nachvollziehen. Aber warum nimmt jemand, der sowieso laufend schreibt daran teil?
Gerade deswegen! Weil ich laufend schreibe, erschien es mir ganz nett, quasi nebenbei mitzumachen. Allerdings ist es nicht mein Ziel, die 50.000 Worte-Marke zu erreichen. Mir ging es eher um den Gemeinschaftseffekt und den Austausch mit Qindie-Kollegen, die ebenfalls dabei sind. Man kommt sich einfach näher.

Im Moment arbeitest du an Teil II der Wunschträume, mit dem Arbeitstitel „Der Seelenseher“. Kannst du schon absehen, wann dieser Roman veröffentlicht werden wird?
Ich gehe von Sommer 2015 aus, schließlich muss das Rohmanuskript noch überarbeitet und lektoriert werden.

Was würdest du den Lesern gerne noch von dir erzählen, dass ich vergessen habe zu fragen?
In meiner Schublade habe ich noch einen Jugend-Zeitreise-Roman liegen, den ich vor zwei Jahren für meinen Sohn geschrieben habe. Den möchte ich in 2015 ebenfalls überarbeiten und gegen Ende des Jahres veröffentlichen. Dazu wird es dann ein weiteres Pseudonym geben, weil sich romantische Liebesgeschichten aus Wiesbaden nicht mit Zeitreisethemen für Jugendliche vertragen.
Was ich mache, wenn ich gerade nicht schreibe oder für meine Familie da bin? Ich lese sehr viel, treibe Sport, male und spiele Klavier.

Vielen Dank für das Interview, Kari Lessir. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.

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