Interview mit der Autorin Tinka Wallenka

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Mit Tinka Wallenka habe ich heute eine Autorin zu Gast, die Dark Fantasy schreibt. Das ist eine Premiere für mich 🙂

Guten Tag Tinka Wallenka.

Dein Hauptprojekt ist die »Black Cage« Saga, deren 1. Band schon erschienen ist.
Um was geht es dabei?

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Bei Black Cage geht es um eine junge Wirtschaftsstudentin, Miyuki Ishida, die eines Nachts von merkwürdigen Träumen heimgejagt wird. Sie begegnet einem Mann mit pechschwarzen Federschwingen, der ihr nicht gut gesonnen scheint, und erleidet Blessuren, die ihr bis in die Wirklichkeit nachfolgen. Schon bald sieht sie sich gefangen in einem intriganten Spiel, dem sie entgegenzuwirken versucht.

Du hast für deine Protagonistin Miyuki Ishida einen Song komponiert und auf YouTube eingespielt. Das ist ja nun echt ungewöhnlich. Wie bist du zu dieser Idee gekommen?

Ich hatte zuerst eine Art Buchtrailer im Sinn, doch dann wollte ich etwas machen, das an meine Protagonistin angelehnt ist. Miyuki entwickelt mit der Zeit eine sehr starke Persönlichkeit. Doch es gibt immer wieder Dinge, die sie zu Boden reißen. Der Song soll zum einen ihre Stärke, doch auch zugleich die innere Zerrissenheit darstellen. Das Fallen und wieder aufstehen. Den Hoffnungsschimmer, den sie immer wieder sieht und der sie antreibt, weiterzukämpfen. Um diese Dramatik auszudrücken, habe ich mich für die Moll-Tonart entschieden, jedoch immer wieder Akzente in Form von Betonungen heller Klänge gesetzt.

Das Buch spielt wohl in Japan? Hast du eine besondere Beziehung zu dem Land oder warum hast du es als Schauplatz gewählt?

Ich bin als Schulkind mit diversen Animes im Nachmittagsprogramm aufgewachsen. Später habe ich immer neue Serien für mich entdeckt und online geschaut. Darunter auch Death Note. Hierbei geht es um genau jene Wesen, die mich zur Black-Cage Saga inspiriert haben: Shinigamis. Totenwächter, die in der japanischen Mythologie die Seelen verstorbener Menschen, die noch an die lebende Welt gebunden sind, in die Welt der Toten überführen. Da ich etwas über Shinigamis schreiben wollte, schien mir Japan daher als passender Handlungsort. Teile der Story sind auch auf Amerika und Russland ausgelagert. Doch da mein Hauptaugenmerk auf Japan lag, habe ich viele Stunden Recherche damit verbracht, um ein möglichst realistisches Bild dieser Kultur und den entsprechenden Traditionen wiederzugeben.

Dein Buch »Chroniken eines Pizzalieferanten« klingt für mich eher wie eine Komödie. Ist es das?

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Ja, das könnte man durchaus so sehen. Ich habe es bei mir unter der Rubrik „romantische Fantasy“ gelistet, da es nicht zu den anderen Dingen passt, die ich so schreibe. Die Handlung an sich trägt aber durchaus auch einen Fantasy-Aspekt in sich. Micha hängt in der Warteschlange für seinen Studienplatz fest und isst gezwungen, irgendeine Beschäftigung zu finden, die er zwischenzeitlich ausführen kann. Doch das ist nicht sein einziges Problem, denn aus heiterem Himmel taucht ein kleines Wesen bei ihm auf, welches nur von ihm wahrgenommen werden kann und den Intellekt eines Kleinkindes aufweist. Während des Auslieferns geschehen den beiden die skurrilsten Dinge, die allesamt auf wahren Begebenheiten beruhen. Oft geht es lustig zu, manchmal werden jedoch auch ernste Themen verarbeitet und der Leser zum Nachdenken angeregt. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle, denn beim Lieferservice gibt es dieses Mädchen, das so ganz anders ist, als alle anderen. Allerdings sieht nicht er das so und hat somit auch mit einem Rivalen zu kämpfen.

Dein Buch »Happy Halloween« geht dann eher wieder in die Richtung Dark Fantasy.
Erzähl uns doch etwas darüber.

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So düster wie bei „Black Cage“ geht es hier nicht zu. Genau genommen beinhaltet „Happy Halloween“ sieben Kurzgeschichten, die nicht zu sehr in die Horror-Richtung gehen, dass Kinder nachts nicht schlafen können. Sie sind mehr oder weniger gruselig und enden meist gut. Meine Intention zu dieser Sammlung war es eher, die Menschen in Halloween-Stimmung zu bringen.
Bei dem „Ball der Toten“ geht es um ein Ritual, das sich fernab unserer Wirklichkeit abspielt. Denn zur Halloweennacht steigen die Toten aus ihren Gräbern und finden sich zum jährlichen Ball zusammen, begleitet vom Friedhofswärter Willi, der auf seiner Mundharmonika für Musik sorgt. „Der Quellgeist“ handelt von einem Jungen, der sich an einem See verirrt hat und von einem mystischen Wesen zurück zum Campingplatz geführt wird. „Heimkehr“ beschreibt einen einfachen Heimweg, der jedoch überspitzt unheimlich dargestellt wird. „Sturz ins Ungewisse“ behandelt eine Liebesgeschichte, bei der einer der beiden Teenager anders ist, als gewöhnliche Menschen. „Wiedervereint“ erzählt von einer Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Gespenst. Bei „Gefecht im Halbdunkel“ geht es um Jeanne d’Arc, die mit ihrer Armee gegen Werwölfe bestehen muss. „Samhain – Auf ewig gebunden“ ist die letzte und längste Geschichte. Hier wird ein keltisches Fest behandelt, bei dem die Tore zwischen der Menschen- und der Totenwelt für eine Nacht offen stehen. Ein junger Mann bricht die Regeln seines Volkes und nutzt diesen Abend, um seine Geliebte zu finden. Mit dem Ziel, sie der Totenwelt zu entreißen.

Auf deiner Seite gibst du zu jedem Buch eine Altersempfehlung ab. Das finde ich gut. Ist aber auch eher ungewöhnlich. Wonach richtet sich diese Empfehlung?

Bei den „Chroniken eines Pizzalieferanten“ handelt es sich ja eher um ein humorvolles Buch und die ernsten Themen, die zwischendurch auch mal angesprochen werden, wären so auch für Grundschüler verständlich. Allerdings denke ich nicht, dass diese mit dem Inhalt schon so viel anfangen können, da Einiges etwas mehr Reife und Kenntnisse erfordert. Daher hier die Empfehlung ab 12 Jahren.
Bei Happy Halloween werden weniger Kenntnisse vorausgesetzt. Hier handelt es sich wirklich um Geschichten für Jung und Alt. Man kann sie durchaus auch seinen Kindern mit an die Hand geben beziehungsweise zu Halloween oder bei einem Lagerfeuer im Sommer vorlesen. Daher hier meine Altersempfehlung ab 10 Jahren.
Was die Black-Cage Reihe angeht, geht es gerade im ersten Band schon ziemlich düster zu. Der Leser wird schon auf den ersten Kapiteln in diese melancholische Stimmung hineingezogen, die sich durch dramatische mitunter auch gewaltsame Ereignisse verstärkt. Aufgrund einiger expliziter Szenen würde ich daher mein persönliches FSK 16 geben.

Deine Homepage finde ich optisch sehr ansprechend. Machst du das selber oder hast du da jemanden, der dir dabei hilft?

Danke, das freut mich sehr zu hören! Ich mache alles in der Homepage selbst und habe das Design in den letzten 3 Jahren mehr als einmal über den Haufen geworfen, weil ich mit irgendetwas – meist war es die Übersichtlichkeit – nicht zufrieden war. Es wäre also denkbar, dass irgendwann mal wieder ein neuer Anstrich kommt, doch im Augenblick bin ich zufrieden damit.

Du hast voriges Jahr ein Studium angefangen. Was studierst du denn?

Journalismus. Gerade hat das zweite Semester begonnen und nun geht es schon tiefer in die Materie. Journalistische Recherche, Medienforschung, Entwicklung nationaler und internationaler Medienmärkte, Layout und einige Lehrprojekte stehen auf der Tagesordnung. Ich habe mich zu diesem Studium entschieden, weil ich mir gewünscht habe, dass auch mein Hauptberuf später einmal mit dem Schreiben zu tun hat. Zuvor habe ich in der Gastronomie gearbeitet.

Auf deiner Homepage bzw. auf deinem Blog hast du ein ehrgeiziges Schreib-Ziel von 10.000 Worten pro Monat verkündet – neben Studium und Job. Hast du dir dazu ein Schreibritual ausgedacht, also z. B. jeden Morgen vor der Uni eine Stunde zu schreiben?

Morgens bekommt man mich nicht so leicht aus dem Bett. Ich bin ein absoluter Nachtmensch und froh, dass ich dieses Semester an drei Tagen in der Woche erst um 10 Uhr in der Uni sein muss. So kann ich die Abende noch etwas zum Schreiben nutzen. Dieses Ziel habe ich mir gesetzt, weil ich im letzten Jahr meiner Ansicht nach zu wenig zum Schreiben kam, auch wenn einige Bücher erschienen sind. Ich hätte gern noch mehr gemacht und schneller mit meinen Projekten vorangekommen. Bei 10.000 Worten im Monat hätte ich am Jahresende zumindest 120.000 Worte zu verbuchen. Auf den Monat runtergerechnet müsste ich dazu täglich ein wenig über 300 Worte bringen. Manchmal ist es wirklich nur diese Wortzahl, die ich abends reinhole, weil der Tag zu anstrengend war. An anderen Tagen schreibe ich dann wieder gar nicht. Aber an wieder anderen läuft es gut und ich hole ordentlich Worte rein, mit denen ich die „schlechten Tage“ dann wieder ausgleiche. Ich hatte es zuvor mit Tages- und Wochenzielen versucht. Doch jede Woche ist anders und man weiß nie, was alles so kommt. Daher fahre ich mit den Monatszielen nun besser. Für die ersten 3 Monate in diesem Jahr habe ich dieses Mindestziel immer erreicht und hoffe, dass sich dies auch weiterhin fortführt. Kürzlich habe ich von der WriYoBo-Challenge erfahren. Diese Abkürzung steht für „Write Your Book“ und beinhaltet genau das Ziel, das ich mir unabhängig von der Kenntnis dieser Challenge gesetzt habe: 10.000 Wörter, 12 Monate lang. Somit habe ich ganz viele Autoren um mich, die dasselbe Ziel vor Augen haben. Was gut ist. Denn so kann man sich gegenseitig anspornen, motivieren und miteinander „leiden“.

Im Moment schreibst du an Band 2 der »Black Cage Reihe«. Wird er dieses Jahr erscheinen?

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Das hoffe ich sehr. Ich sitze aktuell an den letzten 3 Kapiteln. Danach gehen diese dann noch an meinen Testleser und nach der finalen Überarbeitung schicke ich den zweiten Band an meinen Verlag.

Was möchtest du uns sonst noch erzählen?

An dieser Stelle würde ich gern Mara Winter zitieren, da sie es sehr gut auf den Punkt bringt: „Ein Autor schreibt in seinem Leben vielleicht zehn bis zwanzig Bücher. Ein passionierter Leser braucht mehrere Tausend Bücher in seinem Leben.“ Was ich damit sagen möchte? In den Köpfen vieler Schriftsteller herrscht Konkurrenzdenken. Einige gehen sogar über Leichen, um dem Ruf vermeintlicher Konkurrenten zu schaden. Was traurig ist. Denn wenn sie diese Energie in ihre Bücher stecken würden, wäre das wesentlich förderlicher für ihr Vorankommen. Es gibt genügend Leser dort draußen, dass ein friedliches Nebeneinander möglich ist. Autoren sollten zusammenhalten. Sich unterstützen, einander empfehlen, gemeinsame Projekte auf die Beine stellen, sich austauschen, Tipps geben und als gegenseitig als Kollegen ansehen.

Vielen Dank für das Interview, Tinka Wallenka. Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen für dein Studium und deine Bücher.

Ich habe zu danken! Vielen lieben Dank für die Gedanken, die du dir gemacht hast und deine wertvolle Zeit!