Interview mit dem Autor Olaf Jahnke

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Heute habe ich einen Krimi-Autor zu Gast, dessen erstes Buch 2014 erschienen ist. Im September wird sein zweiter Krimi auf den Markt kommen.

Guten Tag Olaf Jahnke.
Dein erstes Buch »Tod eines Revisors« ist ein Wirtschaftskrimi. Er handelt von Machenschaften in einer großen Bank. Wie kommt man als Nicht-Banker auf die Idee, so einen Krimi zu schreiben?

Bei mir kommt eine Vielzahl von Erlebnissen aus meinem beruflichen Umfeld zusammen. Als Kameramann und Reporter sieht und hört man im Laufe der Jahre eine Menge Dinge, schöne und deutlich weniger schöne. Bei „Tod eines Revisors“ spielte eine Reportage über die Wirtschaft der DDR eine große Rolle, wenn auch mit massiver Verzögerung von gut 20 Jahren.
Wir sind zufälligerweise im November 1989 in den Strudel der Ereignisse geraten. Die Tour quer durch die DDR hatten wir ein halbes Jahr vorher geplant, die Wende hat alles auf den Kopf gestellt.
Wenn man für die FAZ arbeitet, sind die Banken regelmäßig, wenn nicht sogar täglich ein Thema.

Bei deinem zweiten Buch »Patientenrache« geht es um Versicherungen und Kliniken. Erzähl uns doch etwas darüber.

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Es ist zwar nicht mehr das ganz große Tabu, aber der bis vor einigen Jahren gebräuchliche Begriff „Kunstfehler“ sagt ja schon etwas über die Kliniken aus.
So ziemlich jeder Mensch ist ein Patient, sehr oft hat man auch etwas mit Versicherungen zu tun. Jeder hat sie, wenn man sie braucht, gibt es manchmal Schwierigkeiten bei den Zahlungen. Der Dritte im Bunde ist die Justiz. Wenn alle drei gleichzeitig in das Leben eines Menschen treten, bedeutet das in den meisten Fällen ein sehr großes Problem.
Innerhalb eines jeden Bereiches gibt es wiederum einzelne Begebenheiten, die nicht immer offen ausgesprochen werden.
In meinem Buch ist es z.B. innerhalb der Klinik auf der Geburtsstation das Risiko, dass das Kind oder die Mutter Schäden davontragen können. Hier steht der Patient den Ärzten und seinen nachfolgenden Stellvertretern in Form von Versicherungen, Gutachtern und Juristen meistens vollkommen hilflos gegenüber.

Beide Krimis spielen im Taunus. Diese Gegend ist bei Krimi-Autoren ja sehr beliebt. Warum?

Mein Buch spielt im Rhein-Main-Gebiet mit einem kleinen Schwerpunkt in Kelkheim und Bad Homburg. Die Menschen in Frankfurt und Wiesbaden, Straßen, Geschäfte, spielen aber auch eine große Rolle. Ich lebe und arbeite hier, deswegen liegt es mir einfach näher. Der Taunus wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas verträumt, Fachwerkstädtchen am Rande von großen Wäldern. Aber nach ein paar Minuten Autofahrt ist man in Frankfurt, der kleinsten Metropole der Welt 😉 Der Ballungsraum mit rund zwei Millionen Menschen bietet eine große Spannbreite an Themen.

Du hast früher schon geschrieben und auch als Reporter gearbeitet. Warum ist dein erstes Buch erst 2014 erschienen? Was hat dich dazu veranlasst, dieses Buch zu schreiben?

Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben. Eigentlich bin ich ein sehr optischer Mensch, der in Bildern denkt. Auf der anderen Seite habe ich rund vier Jahre am „Tod eines Revisors“ geschrieben, zusätzlich hat der Weg zum fertigen Buch nach der Verlagssuche ein weiteres Jahr gedauert.
Auslöser, dieses Buch zu schreiben, war eine Reihe von nicht so spannenden Tatorten, die ich, wie viele andere auch, jeden Sonntag sehe. Ich möchte aber nicht einfach nur über andere meckern. So versuchte ich es selbst einmal.

Dein Einkommen verdienst du als Kameramann beim Fernsehen. Hat es dich da nicht gereizt, selber einmal ein Drehbuch zu schreiben?

Das allererste Fachbuch jenseits von Fotografie und Kameraarbeit war tatsächlich eins über Drehbuchschreiben. Ich hatte hier im Frankfurter Filmmuseum auch Veranstaltungen besucht, bei denen z.B. einer der Drehbuchautoren von Rainer Werner Fassbinder, Peter Märtesheimer, über seine Arbeit berichtete. Diese Welt erschien mir auf der einen Seite zu weit weg von meiner aktuellen Arbeit, auf der anderen Seite doch sehr reizvoll.
Jetzt als Krimiautor und Kameramann, der gelegentlich auch die Rolle des Reporters einnimmt, entsteht vielleicht eine kleine Symbiose all dieser Gewerke.

Deine beiden Bücher erscheinen bei zwei verschiedenen Verlagen. Warum das? Normalerweise ist ein Autor doch froh, wenn er überhaupt einen Verlag findet.

Natürlich war ich froh, einen Verlag gefunden zu haben, ganz klar. Allerdings hatte ich mir vorher nicht klar gemacht, wie viel Arbeit auf einen Autor zukommt, nachdem er sein Buch in Händen hält.
Nur die Spitzentitel großer Verlage liegen in den meisten Buchhandlungen ohne das Zutun der Autoren. Mein erster Verlag sitzt in Leipzig, der zweite nun in Frankfurt. Sie sind dort, wo die meisten Leser wohnen, deutlich stärker vernetzt und eine tolle Truppe, mit der es einfach Spaß macht.

Hättest du dir auch vorstellen können, deine Krimis als Selfpublisher herauszubringen?

Den Gedanken hatte ich, bevor der große Hype zu dem Thema begann. Ich habe gerechnet, die Arbeit abgeschätzt, das Manuskript an Verlage geschickt. Da kam die Zusage.

Hast du für dein Schreiben Vorbilder?

Dashiell Hammett und Ross Macdonald, Klassiker aus dem vorigen Jahrtausend, spannend, Action, gesellschaftlicher Hintergrund mit einer Meinung. Schöne Bilder, die dort beschrieben werden. Liest heutzutage kaum jemand, die beiden geraten langsam in Vergessenheit. Den „Malteser Falken“ als Film kennt allerdings fast jeder.

Was machst du, wenn du nicht arbeitest oder schreibst?

Wahrscheinlich bin ich auf dem Weg zur Arbeit  Ich engagiere mich seit rund 20 Jahren ehrenamtlich als Kommunalpolitiker, wenn ich die Zeit habe, spiele ich Volleyball.
Und eine Familie gibt es auch, die sich ab und zu vernachlässigt fühlt.

Ist schon ein weiterer Krimi in Arbeit?

„Patientenrache“ erscheint ja erst Anfang September, die Druckfahnen müssen noch kontrolliert werden.
Ein drittes Buch ist natürlich in meinem Kopf, aber ich bin noch sehr unsicher, ob es ein dritter Bernau oder etwas völlig anderes wird.

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?

Wenn jemand Lesungen veranstaltet oder bei Facebook, Twitter, Instagram unterwegs ist, einfach mal bei mir melden, ich freue mich über gute neue Kontakte!

Vielen Dank für das Interview, Olaf Jahnke. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.