Interview mit der Autorin Ursula Schmid-Spreer

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Heute habe ich wieder eine Krimi-Autorin zu Gast.

Guten Tag Ursula Schmid-Spreer.

„Grüß Gott“, wie man hier in Bayern sagt.

Dein neuestes Buch ist der Krimi »Bekenntnis mit Folgen«. Erzähl uns doch etwas darüber.

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Ich war viele Jahre im Schuldienst tätig. Leider ist das Thema Gewalt immer wieder aufgetreten. Als ich mit einem Kollegen darüber sprach, meinte er, dass auch Männer Gewalt ausgesetzt sind. Ich wollte einen Krimi schreiben, der im Lehrermilieu spielt und der das Thema Gewalt in den Fokus rückt.

„Der Tote heißt Meier, großes M und kleine Eier.“ Das sagte Polizeioberkommissar Hofmockel, als er seiner Chefin Bericht erstattete. Meier war Lehrer, erklärte seine blauen Flecke mit Sport, den er betrieb. Ausgerechnet sein Lieblingsschüler, den er in Mathematik förderte, findet heraus, was wirklich dahinter steckte. Und nicht nur das, er findet weit mehr. Der Junge ist nierenkrank und kommt auf eine Idee, die ihm eigentlich helfen sollte … es ist nichts so, wie es scheint.

Viele deiner Veröffentlichungen sind Sammlungen von Kurzkrimis, die meist unter einem bestimmten Motto stehen, wie beispielsweise »Mord in Cork«. Warum ausgerechnet das County Cork?

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„Mord in Cork“ ist mal eine andere Art von „Roman“. Ein roter Faden zieht sich durch den gesamten Roman. Die Geschichten sind für sich abgeschlossen, spielen im County Cork und thematisieren die entsprechenden Orte. Ein Ermittlerteam, das in allen Geschichten ermittelt (ein Ire, dessen deutscher Freund zu Besuch ist) löst diese Fälle. Dabei bringt DCI Cerigh seinem deutschen Freund Hauptkommissar Mick Taschner sowohl Land, Leute, Musik und Kulinarik näher.

Warum ausgerechnet Cork? Ich habe eine große Affinität zu Irland. Ich mag die Menschen, für die es nie regnet, sondern es ist „liquid sunshine“, ich mag das Mystisch/Keltische, das dieses Land ausstrahlt und ich mag die Insel, die so viel zu bieten hat. In der Stadt Cork gibt es so viel zu sehen und zu erkunden. Ein Teil meiner Familie lebt dort – also, was lag näher, als mal ein Buch über Land und Leute zu schreiben? Ich habe viele Wochen im County verbracht, bin in viele Orte gereist, habe mir alles angesehen, fotografiert und mich inspirieren lassen. Und da ich ja nicht immer morden kann, habe ich auch einen Liebesroman geschrieben. „Irish Serenade“. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die an der Seite ihres wesentlich älteren Mannes zu einer taffen Frau heranreift, obwohl ihr Ehemann noch zu Lebzeiten einen Mann für sie sucht.

Was schreibst du lieber – einen Kriminalroman oder eine Krimi-Kurzgeschichte?

Das ist schwer zu sagen. Es dauert fast ein Jahr einen Kriminalroman zu plotten, zu schreiben und zu überarbeiten. Eine Krimi-Kurzgeschichte geht natürlich viel schneller. Manchmal stellt sich heraus, dass das Thema, das für eine Kurzgeschichte angelegt ist, weitaus mehr hergibt und ein Roman daraus werden könnte.

Eine Reihe deiner Veröffentlichungen haben etwas mit Essen und Trinken zu tun, beispielsweise »Mallorca mörderisch genießen« oder »Grüne Soße mit Schuss«. Kochst du gerne?

Begonnen habe ich mit dem „Fränkischen S(ch)auerbraten“. Diese Anthologie hat die Serie eingeläutet. Ich wollte die Kulinarik verschiedener Landstriche herausstellen. Mit meiner Co-Herausgeberin Anne Hassel (mit der ich schon sehr viele Blütenlesen gemacht habe!) haben wir uns überlegt, welche Orte in Franken in Frage kommen. Wir haben bei den Fremdenverkehrsvereinen nachgefragt, ob spezielle Gerichte den Orten zuzuordnen sind. Der Wellhöfer Verlag in Mannheim fand die Idee gut und so hat alles angefangen. Wir haben verschiedene Autoren eingeladen mitzuschreiben. Herausgekommen sind tolle Bücher! Mittlerweile gibt es etliche Bücher in dieser Reihe. Vom Vogtland bis zum Bodensee; in vielen Anthos bin ich mit einer Geschichte vertreten. Und jetzt bin ich mal nach Mallorca gegangen. Auch eine schöne Insel mit Sehenswürdigkeiten und einer guten Küche.
Ob ich gerne koche? Die Gerichte, die ich im Buch thematisiere, habe ich natürlich vorher ausprobiert …

Du veröffentlichst auch oft Sammlungen von Kurzkrimis zusammen mit anderen Autoren. Gibt das kein Konkurrenzgerangel?

Ich fungiere als (Mit-)Herausgeberin, lade Autoren ein, sichte die Geschichten, lektoriere, korrigiere, mache den Buchblock.
Viele Autoren freuen sich, wenn ich sie speziell zu einem Thema einlade, eine Geschichte zu schreiben. Manchmal mache ich auch Ausschreibungen, das ist allerdings immer sehr viel Arbeit, gute Geschichten herauszufiltern. So bin ich auch schon oft gefragt worden, ob ich eine Geschichte für eine Anthologie beisteuern und dann auch vorlesen möchte. Das Format, das die „Mörderischen Schwestern“ entwickelt haben – mehrere Autoren lesen, kommt beim Publikum gut an. Jeder liest anders, jeder schreibt anders, hat einen eigenen Stil, diese Mischung machts.
Ich finde „Futterneid unter Autoren“ sowieso ziemlich unangebracht. Man kann voneinander nur profitieren. Aber das haben halt leider viele Autoren noch nicht kapiert, die wollen lieber Einzelkämpfer sein.

Einmal im Jahr veranstaltest du ein Autorentreffen. Warum glaubst du, dass Weiterbildung für Autoren wichtig ist?

Weiterbildung ist sehr wichtig. Anregungen bekommen, sich weiterentwickeln und sich vernetzen. Man lernt ja nie aus und vielleicht experimentiert mal mit einem anderen Genre oder mit einem anderen Stil. Ich veranstalte dieses Treffen bereits seit 14 Jahren. Wie mir mal ein Teilnehmer sagte: „Sich den jährlichen Motivationsschub abholen.“ Das ist mein Anliegen, dass Autoren vom Schreibtisch weggehen und sich mit anderen austauschen. So sind schon viele Zusammenarbeiten entstanden, Testleser wurden gefunden, Schreibgruppen gegründet und Jobs wurden vermittelt, Agenturen und Verlage entdeckt. Es mischt sich nämlich auch immer wieder mal ein Agent oder auch Verleger unter das Autorentreffen.

Es ist immer ein großes Event. Mittlerweile gibt es auch zusätzlich eine öffentliche Lesung der Autoren und zusätzliche Seminare der eingeladenen Dozenten. Seit vielen Jahren hält mir Titus Müller, der dieses Treffen vor 15 Jahren in Berlin zum ersten Mal durchgeführt hat, die Treue. Auch viele Teilnehmer kommen schon seit Jahren, benutzen den Brückentag, an Himmelfahrt findet das Treffen immer statt, um einen Kurzurlaub dranzuhängen. Neue Gäste sind natürlich herzlich willkommen. Ich sage bewusst Gäste, denn es sind nicht nur Autoren, die nach Nürnberg kommen. Auch Übersetzer, Buchhändler, alle für die Schreiben und Lesen wichtig ist.

Wer mehr wissen möchte, schaue bitte auf meiner Seite nach, welche Themen es im Jahr 2017 gibt. www.schmid-spreer.de

Hast du literarische Vorbilder?

Ich lese sehr gerne die schottische Schriftstellerin Val McDermid. Als Irlandfan sind es natürlich auch die Iren Oscar Wild oder George Bernard Shaw. Bei meinem letzten Besuch in Glengarriff, das ist in der Nähe von Bantry, habe ich sogar den Enkel Aidan Harris Shaw kennengelernt. Ein älterer Mann mit Dreadlocks, Maler und sehr skurril. Als Jugendliche habe ich natürlich die Bücher von Maeve Binchy verschlungen. Vielleicht ist da meine Liebe zu Land und Leuten entstanden?
Vorbild ist immer so eine Sache. Ich möchte nicht schreiben wie … ich möchte meinen eigenen Stil finden und weiterentwickeln.

Du bist in den Autorenvereinigungen »Mörderische Schwestern« und »Syndikat« aktiv. Würdest du jungen Autoren die Mitgliedschaft empfehlen oder ist das eher etwas für etablierte Schriftsteller?

Ich bin auch noch Mitglied im Bundesverband junger Autoren (BvjA), wobei sich das „jung“ nicht unbedingt auf das Alter bezieht. 🙂
Die Frage ist nicht, was machen die Vereine/Verbände für einen. Es kommt eher darauf an, was man selbst geben möchte. Inwieweit man sich einbringen kann/will. Meine Regionalgruppe der Mörderischen Schwestern ist recht aktiv (regelmäßige Treffen, Seminare, Vorträge), auch der BVjA macht viel für seine Mitglieder (Besuch der Frankfurter Buchmesse, Lesetraining, social media). Das Syndikat ist wohl eher etwas für etablierte Schriftsteller.

Deine Bücher hast du bei Verlagen untergebracht. Was hältst du von Self-Publishing?

Ich bewundere jeden, der als Self-Publisher arbeitet. Es liegt ja alles in einer Hand: vom Schreiben bis zum Marketing. Was ich sehr wichtig finde, ist ein professionelles Lektorat, das normalerweise der Verlag übernimmt. Da sollte jeder Self-Publisher nicht sparen, denn ein schlechtes Manuskript wird sich wohl nur einmal verkaufen. Und der Ruf ist schnell ruiniert.

Arbeitest du schon an einer neuen Veröffentlichung?

Ja, ich habe vor kurzem einen Cold Case, einen Altfall, der sich tatsächlich einmal zugetragen hat, zu einem Roman verarbeitet. Die Auflösung entstammt meiner Fantasie. Eine biedere Hausfrau ist in den frühen Achtzigerjahren mit einer Strumpfhose verschnürt tot aufgefunden worden. Der Mörder konnte nie ermittelt werden.

Möchtest du den Leser/innen sonst noch etwas erzählen?

Niemals aufgeben, auch wenn der Weg zur Veröffentlichung nicht immer leicht ist. Seminare besuchen, andere Autoren kennenlernen, sich weiterbilden ist ganz wichtig. Alles, was man mit Leidenschaft betreibt – und schreiben ist eine Leidenschaft – kann nur etwas werden. Ansonsten: aufstehen, Krönchen richten, weitergehen bzw. weitermachen und nie den Mut verlieren.

Vielen Dank für das Interview Ursula Schmid-Spreer. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Herzlichen Dank!