Interview mit dem Autor Ernst Probst

ErnstProbst

Mein heutiger Interview-Gast hat sich auf Sachbücher und Biografien spezialisiert.

Guten Tag Ernst Probst.

Du hast 300 Bücher und Broschüren geschrieben. Da weiß man fast gar nicht, wo man anfangen soll. Überrascht hat mich allerdings der Titel „Journalistenleben: Vom Wunschberuf zum Albtraum“. Wie passt das zusammen, du scheinst doch gerne zu schreiben?

Nicht das Schreiben von Zeitungsartikeln und Büchern wurde 2000/2001 zum Albtraum für mich, sondern der Versuch meines damaligen Arbeitgebers, meine Funktion als verantwortlicher Redakteur der Wochenendbeilage einer Zeitung einzuschränken. Anfang Oktober 2000 las ich völlig überrascht im Impressum der Zeitung, ich sei nun Redakteur der Redaktion Feuilleton. Das ließ ich mir nicht gefallen und führte zwei Prozesse vor dem Arbeitsgericht. Irgendwann wurde mir klar, dass ich zwar alle Prozesse gewinnen, aber nicht mehr zur Ruhe kommen würde. Deshalb bat ich meinen Anwalt, er solle sich um einen Aufhebungsvertrag bemühen, was er erfolgreich tat. Von Mitte 2001 bis Ende 2006 betätigte ich mich als Buchverleger, nach einer kleinen Erbschaft nur noch als Buchautor.

Du hast zahlreiche Bücher über Fossilien, Urzeittiere und frühere Epochen geschrieben. Diese Bücher sind in der Fachwelt angesehen, obwohl du kein entsprechendes Studium hast. Wäre so etwas heute noch möglich?

Vogelriesen
DeutschlandFruehbronzezeit

Auch heute noch kann man erfolgreich populärwissenschaftliche Sachbücher schreiben und veröffentlichen. Dabei wird man von einem mehr oder minder großen Teil der Fachwelt ernst genommen, vom Rest nicht. Manche Wissenschaftler waren über meine Werke über die Urzeit, Steinzeit und Bronzezeit begeistert, andere mäkelten daran herum, teilweise nicht aus edlen Motiven, über die ich lieber schweige.

Interessant finde ich auch deine Reihe über berühmte Frauen. Nach welchen Kriterien hast du die ausgesucht? Oder waren das Auftragsarbeiten?

Indianerinnen

Ich wollte nach fünf Büchern über längst vergangene Zeiten endlich mal etwas über Themen aus der heutigen Zeit schreiben. Da kam ich auf die Idee, berühmte Frauen aus den Bereichen Geschichte, Religion, Politik, Wirtschaft und Verkehr, Wissenschaft, Medizin, Film und Theater, Literatur, Malerei und Fotografie, Musik und Tanz, Feminismus und Familie, Sport, Mode und Kosmetik, Medien und Astrologie in Kurzbiografien vorzustellen. Daraus entstand die 14-bändige Reihe über „Superfrauen“, die ich zuerst im eigenen Verlag und später nach der Schließung im GRIN-Verlag veröffentlichte. Es handelte sich um verstorbene und heute noch lebende Frauen. Der schriftliche und telefonische Kontakt mit lebenden „Superfrauen“, darunter auch Nobelpreisträgerinnen und Weltstars, verlief meistens sehr erfreulich. Ich wollte von ihnen auch Fakten wissen, die man nirgendwo nachlesen konnte.

Hast du eine besondere Technik, um so viele Bücher zu schreiben? Oder hast du so tüchtige Helfer für die Recherche?

Als ehemaliger Nachrichtenredakteur in Tageszeitungen, zuerst für Politik und später für Aus aller Welt, musste ich oft sehr schnell und viel schreiben. Das habe ich beim Buchschreiben beibehalten. Hinzu kam, dass ich neben der Arbeit in der Tageszeitung täglich in meiner Freizeit bis zu 8 oder mehr Stunden an meinen Buchmanuskripten gearbeitet habe. Hin und wieder ging ich erst um 3 Uhr früh ins Bett. Am Wochenende und im Urlaub war keine Pause. Einmal habe ich einen vierwöchigen Urlaub damit verbracht, in zwölf oder mehr Stunden pro Tag das Register für mein Steinzeitbuch zu schreiben. Vor meinem Dienstbeginn in der Zeitung um 10 Uhr saß ich jahrelang jeweils zwei Stunden in einer Bibliothek, um in Fachbüchern und -zeitschriften zu recherchieren. Als ich mal zwei Stunden lang über das Thema Kannibalismus etwas nachlas, bin ich umgefallen und von einem Rettungswagen abgeholt worden. Irgendwann kam ich auf die Idee, einzelne Kapitel meiner Bücher als Broschüren zu veröffentlichen. Dazu musste ich nur den Titel und die Inhaltsangabe ändern und sonst nichts schreiben. Solche Broschüren produzierte ich über berühmte Filmschauspielerinnen, Fliegerinnen, Ärztinnen und Indianerinnen, aber auch über Raubkatzen, Dinosaurier, Fabeltiere, Kulturen der Steinzeit und Bronzezeit.

Welchen Rat würdest du jungen Autor*innen geben?

Junge und alte Autoren/innen sollten vielleicht daran denken, dass das Schreiben eines Buches meistens eine Art von Selbstausbeutung ist. Man gibt sich sozusagen selbst die Peitsche. Dabei besteht die Gefahr, dass man übertreibt und für viele Dinge, die angenehmer als Schreiben sind, zu wenig Zeit hat. Wenn man schon so viel arbeitet, dann sollte sich dies wenigstens finanziell lohnen. Aus diesem Grund ist es ratsam, sich auf Themen zu konzentrieren, die auf ein großes Interesse stoßen werden.

Du hast ja die gesamte technische Entwicklung der Buchproduktion von der Schreibmaschine über den PC – von Papierbüchern aus Verlagen bis zu eBooks und Selfpublishing miterlebt. Wie siehst du die Zukunft des Buches?

Leider kenne ich erstaunlich viele Menschen, die nicht lesen wollen, weil sie das geistig und körperlich zu sehr anstrengt. Es wird auch künftig Menschen geben, die gern ein Buch lesen. Allerdings habe ich den Verdacht, dass immer mehr Bücher geschrieben und immer weniger davon gelesen werden. Für manche Themen haben sich vor rund 30 Jahren noch viele Menschen interessiert, heute stoßen sie auf völliges Desinteresse.

Kommst du überhaupt noch dazu, selber etwas zu lesen?

Ich lese inzwischen sehr ungerne. Nach einiger Zeit strengt mich (72) dies wegen meiner schlechter gewordenen Augen zu sehr an. In der Zeitung schaffe ich höchsten drei lange Artikel, dann verliere ich die Lust am Weiterlesen.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Silvester 2015 habe ich mir geschworen, kein Buch mehr zu schreiben. Das habe ich bis vor Kurzem eingehalten. Doch im Frühjahr 2018 begann ich damit, eine Geschichte meines Wohnortes zu recherchieren und zu schreiben. Nun gebe ich mir wieder selbst die Peitsche …

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Es wäre toll, wenn Leser/innen keine vernichtenden Rezensionen mehr schreiben würden. Ein Buch ist doch fast immer mehr oder minder etwas Positives, weil der Autor bzw. die Autorin in dieser Zeit keine anderen Dummheiten gemacht hat.

Vielen Dank für das Interview, Ernst Probst. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen zahlreichen Publikationen.

 

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Autorenprofil GRIN-Verlag: https://www.grin.com/user/274