Interview mit Marie H. Berger, Autorin von „Gute Nacht, Frau Holle“

Heute kann ich Marie H. Berger zum Autoreninterview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen. Marie H. Berger lebt mit Mann, Tochter und Hund in Weinheim an der Bergstraße. Ihre Schreibtätigkeit hat sie mit humorvollen und satirischen Kolumnen für Zeitungen begonnen. Soeben ist ihr erster Thriller „Gute Nacht, Frau Holle“ erschienen.

Guten Tag, Marie H. Berger.

Von Humor und Satire zum Thriller – das ist ja ein heftiger Sprung. Wie ist es dazu gekommen?
Die Dinge kommen so manches Mal von selbst. Ich betrachte es als eine für mich zwangsläufige Entwicklung, da alles zwei Seiten und seine Antagonisten hat. Das Gute hat das Böse, das Wasser das Feuer, der Freund den Feind, der Bizeps den Trizeps. So hat der Humor ebenfalls seine Gegenspieler. Und doch, so unähnlich sind sich die beiden Genres nicht, denn der Kern ist der gleiche. Geht es nicht generell darum, Emotionen zu wecken, egal welche.

Können Sie uns kurz etwas über den Inhalt von „Gute Nacht, Frau Holle“ erzählen?
Die Geschichte handelt von zwei befreundeten Frauen, deren Schicksal miteinander verwoben ist, da sie eines teilen: Die Ungewissheit über ihre Herkunft, die Abgründe hinter verschlossenen Türen und die Liebe „Gute Nacht, Frau Holle“ erzählt eine Geschichte, wie sie in jedem Haus mit gepflegten oder auch weniger ansehnlichen Fassaden geschehen kann.

Eine der Hauptfiguren ihres Buches, Ariana, kommt ja wohl aus etwas seltsamen Familienverhältnissen. Haben Sie zu diesem Thema recherchiert und wenn ja, wie? Oder haben Sie nur „allgemein Bekanntes“ verwendet?
Anfang 2012 sah ich mir eine Reportage im Fernsehen an. Es ging um eine missbrauchte Tochter. Der Missbrauch lag Jahre zurück, der Vater war längst gestorben, das Mädchen mittlerweile erwachsen. Und doch nagte es fortwährend an ihr, hatte etwas in ihr zerstört. Hier halfen mir auch Erfahrungen aus meiner Jugend- und frühen Erwachsenenzeit, in der ich Einblicke in die Strukturen und in das Verhalten einzelner Familienmitglieder aus sozial schwächer gestellten sowie auch aus Familien des gehobenen Mittelstandes hatte. Ich fragte mich, wie viel eine menschliche Seele aushält, welche Faktoren Katastrophen begründen, bis sie zum Äußersten geht und was dann mit ihr geschieht. Zusätzliche Gespräche mit einem mir privat bekannten Familientherapeuten ließen in mir die Figur Arianas heranwachsen, die, wie so viele, in eine Welt hineingeboren werden, die in ihnen wenig Chance lässt.

Ihr Buch ist im bookshouse Verlag erschienen. Dieser eBook-Verlag scheint recht aktiv bei der Vermarktung der Bücher zu sein. Welche Unterstützung haben Sie von dem Verlag bekommen bzw. bekommen Sie immer noch?
Oh, Bookshouse ist bei Weitem nicht nur ein eBook-Verlag. Er deckt das komplette Angebot der Verlagsarbeit ab und bietet neben eBooks und Taschenbücher auch E-Sticks, quasi eBooks zum verschenken auf einer Stickkarte, die mit Cover des enthaltenen Buches versehen ist. Bookshouse übernimmt ab der Zusendung des Manuskripts das Lektorat, Korrektorat, die eBook-Herstellung, den Buchsatz für das Print, und natürlich das Bereitstellen auf den wichtigsten Plattformen. Zudem übernimmt der Verlag ein ordentliches Marketing, stellt den Autoren eigene Seiten zur Verfügung. Aber was ganz besonders ist an diesem Verlag sind die Menschen, die ihn ausmachen. Sie sind nicht nur qualifiziert und extrem rührig, sondern stehen ihren Autoren fast zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung. Außerdem haben sie Humor, was mir sehr wichtig ist, wie sie sich denken können.

Wie sind Sie ausgerechnet zum bookshouse Verlag gekommen? Es gibt für eBooks schließlich eine ganze Reihe von Verlags-Angeboten.
Gibt es Liebe auf den ersten Blick zwischen Verlag und Autor? Dann muss es das gewesen sein.
Zunächst wollte ich nicht mit einem Verlag zusammenarbeiten, sondern, den KDP-Göttern sei Dank, den Roman auf eigene Faust ins Leben rufen. So der Plan. Die Realität zeigte mir im letzten Drittel des Jahres 2012 die Seite von Bookshouse und einer inneren Eingebung folgend, wählte ich deren Nummer. Das Manuskript gefiel und so kam „Gute Nacht, Frau Holle“ auf den Weg.

Sie sind auf lovelybooks direkt in vier Kategorien gelistet, bei Twitter und bei Google FriendsConnect aktiv und haben einen eigenen Blog. Kann man sich als Autorin im Internet einen Namen machen? Oder sind das nur „unterstützende“ Maßnahmen? Was sind Ihre Erfahrungen?
Ich denke, das ist in jedem Fall unterstützend und informativ. Das World-Wide-Web offeriert den Autoren von heute völlig neue Spielräume und macht es ihnen leichter, in die Öffentlichkeit zu treten. Trotzdem sind es meiner Meinung nach flankierende, wenn auch wichtige Maßnahmen. Das Schöne daran ist die Nähe zu den Lesern. Diese war früher ausschließlich bei Lesungen gegeben.

Der Audio-Teaser auf Ihrem Blog ist schon ein bisschen unheimlich. War das Ihre Idee?
Ja, er ist schön gruselig, nicht? Ich liebe ihn. Und nein, es war die Idee eines guten Freundes von Audioprodukt.de. Er hat als ehemaliger Radiomoderator nicht nur eine trainierte, sondern auch von Natur aus tolle Stimme, und er fragte mich irgendwann, ob er mir einen Teaser einsprechen soll. Da sagte ich nicht nein.

Auf ihrem Blog gibt es die helle und die dunkle Seite. Die helle ist wohl der humorvollen, sich Jo Berger nennenden, und die dunkle der Thriller-Autorin gewidmet. Werden Sie beides weiter betreiben? Sind die beiden Seiten so ein bisschen als Ausgleich gedacht?
Ja, genau das ist es. Der Ausgleich. Ein Lieblingspruch von mir, den ich von meiner Großmutter übernommen habe: Mit dem Kopf im Eisfach und den Füßen im Backofen geht’s einem durchschnittlich gut.
Da ist was Wahres dran. Und natürlich werde ich beides beibehalten, da beide Seiten ihren Reiz haben.

Auf der hellen Seite werden zwar auch Bücher von Jo Berger beworben, aber nicht mit demselben Aufwand, wie die von Marie H. Berger auf der dunklen Seite. Ist das Absicht oder Zufall?
Weder noch. Es ist dem etwas verzögerten Impuls in meiner Hirnzentrale sowie dem chronischen Zeitmangel geschuldet. Im Moment steht „Gute Nacht, Frau Holle“ als jüngst abgeschlossenes Projekt auf der Schwelle und möchte noch ein bisschen von Marie H. Berger in die große Welt begleitet werden. Parallel arbeitet Jo Berger, deren andere Romane das laufen bereits gelernt haben, an einem weiteren Roman. Tagsüber stecke ich meine Energie in meinen Job als Controllerin und in meine Familie. Hin und wieder schlafe ich ein wenig.

Wie geht es weiter? Haben Sie schon Pläne? Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen?
Im Februar 2014 ist seitens des Verlags eine Leserunde mit „Gute Nacht, Frau Holle“ und mir auf Lovelybooks geplant (Danke, Bookshouse). Da freue ich mich drauf. Ich hoffe, die Leser auch.

Bis dahin schreibt Jo Berger an einem Liebesroman mit Humor weiter. Es wird „himmlisch“. Mehr verrate ich noch nicht.

Marie H. Berger plottet bereits den zweiten Thriller, dessen Grundzüge mathematischer Natur sind.

Vielen Dank für das Gespräch, Marie H. Berger. Und weiterhin viel Erfolg mit ihren Büchern von der hellen und der dunklen Seite.
Ich habe zu danken für dies nette Interview.

Wenn euch dieses Interview gefallen hat, freuen Marie H. Berger und ich uns über „likes“, „tweets“, „teilen“, usw. 🙂