Interview mit Alexander Benra, Gründer des Brainbooks-Verlags

Heute ist zwar nicht Sonntag, trotzdem gibt es heute ein Interview. Und zwar mit Alexander Benra, aber nicht in seiner Funktion als Autor, sondern als Verleger. Sein Brainbooks-Verlag gibt eine ganz besondere Art von ebooks heraus.
Update Jan 2017: Leider gibt es den Brainbooks-Verlag mittlerweile nicht mehr. https://sites.google.com/site/1brainbooks/

Guten Tag, Alexander Benra.

Wie bist du, als Richter, auf die Idee gekommen einen eigenen Verlag zu gründen?

Das ging über das Schreiben. Schon in meiner Jugendzeit habe ich Geschichten geschrieben, Artikel für die Schülerzeitung und später auch für eine Studentenzeitung. Danach waren es dann Kinderbücher und auch Sachen für Erwachsene. Die Bücher für Erwachsene habe ich nur in Kleinverlagen unterbringen können und dabei auch erlebt, dass meine Texte so wenig betreut wurden, dass ich mir gesagt habe: Das kannst du dann auch einmal alleine probieren. So bin ich dann schon eine ganze Zeit mit der Idee „schwanger“ gegangen selbst einmal einen Verlag zu gründen. Allerdings kann man im Bereich der gedruckten Bücher von den Preisen, die verständlicherweise ein gewichtiges Argument sind, als Kleinverlag nicht mit den großen Verlagen mithalten. Deshalb lief das dann irgendwann auf einen ebook-Verlag hinaus.

 

Brainbooks-Verlag

 Was ist das besondere an den Büchern, die dein Verlag herausbringt?

Viele ebooks, die angeboten werden, sind einfach die elektronische Form der gedruckten Bücher, oft noch zu einem für Verbraucher kaum nachvollziehbar     hohen Preis. Sicher gibt es bei ebooks Vorteile beim Gewicht (etwa im Urlaub) und man kann die Schriftgröße variieren. Aber letztlich sind es meistens einfach nur die Buchstaben, wie sie auch auch in den gedruckten Büchern wiedergegeben sind. Irgendwann kam mir einmal der Gedanke auszuprobieren, ob es möglich ist innerhalb eines ebooks von einer Stelle zur anderen zu springen, wie das bei Links im Internet funktioniert. Ich musste ein bisschen suchen und in Software einarbeiten, aber das funktioniert tatsächlich. Da hatte ich den Eindruck, dass ich vielleicht auf etwas gestoßen bin, was den großen Verlagen bei den Möglichkeiten der ebooks entgangen ist. Es ergeben sich da ganz neue Möglichkeiten. So können Geschichten, wie in dem kleinen kostenlosen Testbuch auf der Verlagswebseite „interaktiv“ erzählt werden. In der Anfangszeit der Computer gab es schon einmal ein kurzes Aufkommen von „interactive fiction“, die aber immer eine besondere Software benötigte. Jetzt mit den ebookreader lässt sich das ohne zusätzliche Software für die Kunden realisieren. Allerdings wir „interactive fiction“ wohl immer ein Nischenprodukt bleiben. Mehr Möglichkeiten ergeben sich im Bereich von Sach-, Fach- und Lernbüchern. Mein Studienfach Jura ist als Lernfach verschrieen und ich habe mir schon als Student Mühe gegeben, den Stoff logisch so zu strukturieren, dass er mit möglichst wenig Lernen zu bewältigen ist. Das habe ich versuch, nun in das ebook „Schritt für Schritt – Eine Arbeitgeberkündigung prüfen“ zu übertragen.

Hättest du das nicht auch bei einem anderen Verlag realisieren können?

Ich weiß es nicht. Erst einmal hätte ich über die grundsätzlich andere Gestaltung der ebooks – ich bezeichne sie gerne als BRAINBOOKS – mit den Verlagen sprechen müssen, noch bevor ich einen Text dann dafür anbieten konnte. Dazu musste ich erst einmal selbst das Konzept umsetzen und dann kann ich es eigentlich auch als Verlag selbst veröffentlichen. Daneben besteht natürlich auch die Gefahr, dass die Idee einfach übernommen wird und ich überhaupt nichts davon habe.

Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, ein Buch so zu gestalten?

Bevor ich Rechtswissenschaften studierte, versuchte ich mich auch zwei Semester mit dem Studium der Mathematik und damals durfte ich mich auch mit Informatik beschäftigen. Außerdem halte ich auch ab und zu Vorträge zum Arbeitsrecht und versuche auch dabei die Rechtslage auf das Wesentliche einzudampfen und strukturiert darzustellen. Das musste für den Teilbereich der Kündigung dann übertragen werden und – das muss ich sagen – darin steckte das meiste „Hirnschmalz“. Das war wirklich anstrengend, ich musste mich in die verschiedenen Alternativen eindenken und die Verästelungen wie in einem riesigen Flow-Chart in ein ebook übertragen.Es gibt hier noch zwei handschriftlich bekritzelte etwa DIN A2 große Plakate mit Pfeilen und Kästen und Stichworten, in denen ich die Struktur des Kündigungsrechtsbuch zunächst versuchte mir selbst klarzumachen.

Ich habe mir dein Test-ebook runter geladen. Interessante Idee – hat mich im ersten Moment an Lernprogramme erinnert. Willst du nur Sachbücher auf diese Art verlegen oder auch kleine interaktive Geschichten?

In erster Linie denke ich an Sachbücher. Interaktive Geschichten haben wahrscheinlich nur eine minimale Zielgruppe.

Gibt es für die Entwicklung dieser interaktiven Bücher Hilfsmittel für Autoren?

Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, ob ich ein Programm schreiben könnte, das die Verästelungen automatisch in ein ebook-Format überträgt, etwa aus seinem zuvor erstellten Flowchart. Wenn es so etwas schon gibt, kenne ich es jedenfalls nicht. Im Moment bleibt, glaube ich, nur ein großes Blatt Papier und Bleistift und Radiergummi und viel Nachdenken, wobei man sich über die eigene Entscheidungsfindung im klaren werden muss.

Wirst du zukünftige Autoren deines Verlages betreuen und ihnen Hilfestellung bei der Entwicklung geben?

Das habe ich durchaus vor. Ein Verlag, der nur einen Autor hat, ist eigentlich kein richtiger Verlag.

Was kostet es einen Autor bei dir ein Buch herauszugeben?

Ich werde mit Sicherheit nie Geld dafür verlangen, kann aber auch keinen Vorschuss oder Garantiehonorar zahlen. Erst einmal möchte ich aber sehen, wie diese Art der Bücher überhaupt ankommt. Es könnte sein, dass meine Vorstellung davon, was die Menschen kaufen wollen, auch falsch sind oder sie mit der Bedienung über Links innerhalb eines ebooks nicht zurecht kommen. Es steckt in einem BRAINBOOK mehr Arbeit als das bloße Schreiben des Textes. Es hat ein bisschen auch mit strukturiertem Denken, wie beim Programmieren zu tun. Ich möchte gerne absehen können, wie viel dabei raus kommen kann, wenn es denn gut läuft, bevor ich andere Autoren die Arbeit machen lasse und vielleicht unrealistische Hoffnungen wecke. Ein Buch zur Rechtmäßigkeit einer Arbeitgeberkündigung zu diesem Preis, das für Laien verwertbare Informationen bietet, sollte sich eigentlich gut verkaufen. Wenn es das nicht tut, dann ist das Konzept wahrscheinlich doch nicht so überzeugend oder wurde zu wenig bekannt gemacht.

Du hast ja schon Autoren für deine Idee interessieren können. Was wird demnächst im Brainbooks-Verlag erscheinen?

Naja, das kleine kostenlose Testbuch stammt von mir und das erste Buch, das auch verkauft wird, habe ich auch geschrieben. Es stimmt aber, dass ich schon Kontakt mit zwei Autorinnen habe, die auch daran interessiert sind, die besonderen Möglichkeiten, die BRAINBOOKS gegenüber normalen ebooks oder gedruckten Büchern bieten, zu nutzen. Da sind wir aber noch ganz am Anfang. Konkret ist ein BRAINBOOK in der Planung, das sich mit Gedichten und Lernen beschäftigt. Das sollte in den nächsten Wochen erscheinen.

Vielen Dank für das Interview, Alexander Benra und viel Erfolg mit dem Brainbooks-Verlag!

Danke, dass ich den Verlag hier vorstellen durfte und viel Erfolg für die ABS-Leseecke.

Wenn du dich für ebooks interesierst, gefällt dir vielleicht auch meine aus Blog-Beiträgen ein ebook machen?

3 Gedanken zu „Interview mit Alexander Benra, Gründer des Brainbooks-Verlags

  1. Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

    Hallo Horst,
    vielen Dank für deinen Besuch auf meinem Blog. Ich finde die Brainbooks auch eine ausgesprochen spannende Idee. Ob sie angenommen wird, muss die Zeit zeigen. Drücken wir Alexander die Daumen.
    Viele Grüße
    Ann-Bettina

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