Interview mit Cordula Broicher, Autorin des Krimis „Die Zeit danach“

 

Cordula Broicher

Ich freue mich heute Cordula Broicher zum Interview in der ABS-Lese-Ecke begrüßen zu können.

Cordula Broicher hat bisher zwei Bücher veröffentlicht. Ihren Krimi „Die Zeit danach“ habe ich letztens hier rezensiert.

Guten Tag, Cordula Broicher.
Hallo, Ann-Bettina.

Deine beiden Bücher „Die Zeit danach“ und „Feuerprobe“ sind Krimis. „Die Zeit danach“ habe ich ja schon rezensiert. Kannst du uns kurz erzählen, um was es in der „Feuerprobe“ geht?

Die Feuerprobe habe ich ebenfalls als Spannungsroman bezeichnet. Hierin geht es um die Protagonistin Carolina Dieckmann. Sie ist 36 Jahre alt, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und von Beruf Kfz-Mechatronikerin. Inmitten einer mondänen Einfamilienhaussiedlung lebt sie mit ihren Kindern in einem renovierungsbedürftigen alten Häuschen, das sie seit Monaten liebevoll saniert. Sie fühlt sich rundum glücklich und braucht am wenigsten einen neuen Mann, der allerdings in der Gestalt von Nicolas Burton eines Tages sprichwörtlich vor der Tür steht.
Carolina ist ein Mensch, der eher zurückgezogen lebt und bis auf ihr kleines Netzwerk an Freunden eher keinen Menschen richtig an sich heranlässt. Aber sie muss sich im Laufe des Romans nicht nur mit ihren Gefühlen auseinandersetzen, ihr wird im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggezogen.
Und mehr möchte ich eigentlich nicht verraten.

Du hast vor ein paar Tagen eine Lesung auf der Landesgartenschau gemacht. Wie ist es zu diesem doch recht ungewöhnlichen Lesungsort gekommen?

Im November hatte ich die Idee, meine Romane, die vorher noch in Zülpich und Brühl gespielt haben, ganz nach Zülpich zu verlegen, und Szenen auf der Landesgartenschau mit den Geschichten zu verflechten.
Ich erhielt sofort große Zustimmung von Seiten der LAGA-Leitung und Unterstützung durch die Pressereferentin. Die gab mir im Dezember eine ausführliche Führung über das damals noch mehr als Acker zu bezeichnende Gelände, das erst ansatzweise erkennen ließ, was einmal daraus werden sollte. Die blühenden Blumen, ihre Farben, die Pflanzfolge, die Accessoires wie überdimensionale Sitzsäcke auf der Relax-Wiese oder die „Veldkeuken“ in den Obstgärten, gab es bis dato nur in Form einer Beschreibung durch die Pressereferentin.
Kurz vor Eröffnung der Landesgartenschau habe ich meine beiden Romane herausgebracht und es letztes Wochenende wirklich genossen, an diesem grandiosen Ort lesen zu dürfen. Die Blumenpracht und das sie umgebende Ambiente zu sehen, gab mir das Gefühl, als wäre meine Fantasie Wirklichkeit geworden.

Du hast beide Bücher als Self-Publisher herausgebracht. War das eine bewusste Entscheidung oder wollte kein Verlag?

Doch, ich habe mich mit meinen Büchern um einen Verlag bemüht, aber keiner wollte sie drucken. Das lag laut Aussage mehrere Verlage nicht am Stil, sondern schlicht daran, dass sie in kein Genre passen. Die Verlage machen es sich gern einfach, schieben es aber auf die Leser, die angeblich nur nach „Schubladen“ kaufen wollen. Sprich: Ein Krimi ist ein Krimi und ein Liebesroman ist ein Liebesroman.
Nun ist es bei meinen Büchern aber so, dass sie genreübergreifend geschrieben sind. Sie beinhalten Krimianteile, Romanze, zeitgenössischen Roman und, nicht zu vergessen, eine gute Prise Humor.
Nach langem Suchen hatte ich schließlich die Nase voll und entschloss mich, die Bücher selber herauszubringen. Damit habe ich für mich absolutes Neuland betreten und mache jetzt meine ersten Schritte.
Es ist spannend.

Auf deiner Homepage habe ich gelesen, dass du noch ein weiteres Buch fertig, wenn auch noch nicht veröffentlicht hast. „Franzosenzeit“ ist eine Familiengeschichte. Das ist ja nun was ganz anderes als ein Krimi. Wie bist du zu der Idee zu diesem Buch gekommen?

Ich habe schon immer gerne historische Romane gelesen, Rebecca Gablé oder Diana Gabaldon sind zwei meiner Lieblingsautorinnen in diesem Genre. Leider ist es so, dass der historische Roman in ähnlichen Schubladen liegt, wie der Rest der Bücher in der Branche, wodurch sie sich für mich, vorsichtig ausgedrückt, sehr ähnlich lesen.
Für Geschichte habe ich mich schon immer interessiert, vor allem für die Zeit ab dem 17./18. Jahrhundert. Zudem betreibe ich Ahnenforschung, seitdem ich die Unterlagen meiner Familie von meinem Vater übernommen habe.
Darin fanden sich, unter vielen anderen, auch die Daten meiner Vorfahren Balthasar Broicher und Agnes Frings, die im Juli 1793 heirateten. Es war die Zeit der Koalitionskriege, nach der Französischen Revolution. Von 1794-1814 war das Rheinland von den Franzosen besetzt und in genau dieser Zeit, spielt meine Geschichte.
Mich faszinierte die Frage, warum Agnes, gerade erst Witwe geworden, den einige Jahre jüngeren Balthasar geheiratet hat, bzw. ob sie ihn wohl aus praktischen Gründen, wie dem Hoferhalt, heiraten musste. Aus dieser Fragestellung heraus habe ich eine Geschichte gesponnen, die zwischen 1793 und 1796 spielt und den Leser mitnimmt, sich das Leben damals wohlhabender Bauern anzuschauen.
Ich habe sehr viel recherchiert, was sich als äußerst schwierig erwiesen hat, da es zu dieser Epoche kaum Literatur gibt, zudem keine, die das Leben auf dem Land beschreibt. So ist es eine Familiengeschichte geworden, die mehrere Generationen und deren Miteinander beleuchtet.
Aber auch in dieser Geschichte kommt neben all den Schwierigkeiten natürlich auch die Liebe und der Humor nicht zu kurz.

Weißt du schon wann du es veröffentlichen wirst?

Für dieses Buch bin ich noch auf der Suche nach einem Verlag. Das heißt: Abwarten. Da auch diese Geschichte nicht in das Genre des typischen historischen Romans passt, wird es eventuell wieder auf Selfpublishing hinauslaufen.

Du machst auch bei dem Steampunk-Projekt Clockwork Cologne mit. Kannst du uns etwas über dieses Projekt erzählen?

Ja, das ist wirklich ein ganz spannendes Projekt. Einige Autoren haben sich hier zusammengefunden, um Steampunkgeschichten zu schreiben. Jeder auf seine Art und Weise, jeder mit seinen Figuren, aber in einer gemeinsamen Welt, deren Mittelpunkt die Stadt Cöln im Jahre 1898 ist.
Es gibt Krimi und Magie, ganz viel abgedrehte Technik und noch abgedrehtere Protagonisten. Verschwörungen sind aufzudecken und mysteriöse Fälle zu klären. Währenddessen kämpfen die Protagonisten gegen Strahlenbelastung und den klebrigen Ruß der vielen Maschinen und Schornsteine, der wie schwarzer Schnee Straßen und Häuser bedeckt.
Was mir besonders viel Spaß an diesem Projekt macht, ist, dass ich die Geschichte gemeinsam mit meinem Sohn schreibe. Bei uns wird es um verschwundene Kinder gehen, so viel sei schon mal verraten.
Wer sich schon einmal eine Prise gönnen möchte, zwei Geschichten von meiner Autorenkollegin Simone Keil sind unter dem Titel „Guy Lacroix“ bereits online zu erwerben.

Du bist Mitglied im Autorenkollektiv Qindie. Wie bist du dazu gekommen? Kannst du das jungen Autoren empfehlen?

Die „Qindies“ sind eine super engagierte Truppe, in der sich alle Autoren gegenseitig unterstützen.
Dazu gekommen bin ich über Onlinekontakte. Ich selbst bin neben den Qindies auch im Verein der 42erAutoren und habe darüber mitbekommen, dass Susanne Gerdrom gemeinsam mit anderen Autoren das Qindiekollektiv gründete. Als in mir dann der Entschluss reifte, meine Bücher selbst zu veröffentlichen, habe ich demnach zuerst Susanne und über sie die Qindies angesprochen.
Ich hatte gefühlte eine Million Fragen während der Veröffentlichung meiner Bücher, und habe von allen Beteiligten freundliche und vor allem auch sachdienliche Antworten auf jede einzelne bekommen. Zudem auch noch fachliche Unterstützung in der Durchführung des Veröffentlichungsprozesses.
Ja, ich kann das Autorenkollektiv Qindie allen Autoren wärmstens empfehlen.

In dem Interview auf der Landesgartenschau hast du erwähnt, dass du Germanistik studiert hast. Hat dir das beim Schreiben deiner Bücher geholfen oder hättest du dieselben Bücher auch ohne dieses Studium schreiben können ?

Ich denke nicht, dass ein Germanistikstudium beim Bücherschreiben hilft. Das wäre so, als wenn du einen Kunststudenten fragst, ob er besser malen kann, weil er Kunstgeschichte studiert hat.
Natürlich ist es wichtig viel zu lesen, verschiedene Schreibstile kennen und unterscheiden zu lernen, ebenso wie sich ein Maler mit anderen Malern, anderen Epochen auseinandersetzen sollte.
Ich hatte tatsächlich einmal ein Anschreiben von jemandem, der mich darum bat, mal über seinen Text zu schauen und in dem Anschreiben deutlich machte, dass er nicht mehr als drei Bücher im Jahr lese, um seinen Schreibstil nicht zu „versauen“.
Ich denke nicht, dass das richtige Herangehensweise ans Schreiben ist. Im Verein raten wir immer zu lesen, lesen, lesen. Schreiben ist ein Handwerk, das man erlernen muss, aber es gehört auch eine gehörige Portion Kreativität dazu und die erlernt man nicht während eines Germanistikstudiums.

Was sagt deine Familie zu deinen Büchern? Lesen sie die oder lieber nicht?

Doch, meine Familie liest meine Bücher. Vor allem mein Mann ist ein toller Betaleser, seine Kommentare sind mir sehr wertvoll und helfen mir oft, verzwickte Knoten in der entstehenden Geschichte zu entwirren.

Schreibst du nach einem festen Zeitplan oder nur wenn dir gerade danach ist?

Nein, ich schreibe nach keinem festen Zeitplan im Sinne von 4 oder 5 Stunden am Tag. Ich setze mich morgens an meinen Laptop und sehe, was der Tag bringt. Zudem kommt es auch immer darauf an, wo ich mich gerade in meiner Geschichte befinde, ob ich intensiver daran arbeiten muss oder nicht.

Hast du schon ein neues Projekt geplant?

Ja, wie weiter oben schon erwähnt, arbeite ich zurzeit an dem Steampunkprojekt. Zudem plotte ich gerade an einem dritten „Zülpich“-Buch, in dem die Protagonisten der beiden vorherigen Bücher wieder auftreten werden. Es wird wieder spannend!

Vielen Dank für das Interview, Cordula Broicher. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.

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