Rezension: „Im Hause Longbourn“ von Jo Baker

Im Hause Longbourn

Titel: Im Hause Longbourn
Autorin: Jo Baker
Roman, gebundene Ausgabe, 447 Seiten, Droemer-Knaur

Die Autorin: Jo Baker lebt mit ihrer Familie in Lancaster. Sie hat an der Oxford University und an der Queen’s University in Belfast studiert. „Im Hause Longbourn“ ist ihr fünfter Roman.

Das Buch: Die Geschichte spielt in dem, aus „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen bekannten, Haus der Bennets. Allerdings geht es jetzt um die Dienstboten. Sarah ist als Dienstmädchen bei den Bennets angestellt. Allerdings träumt sie von einem anderen Leben. Als James als Hausdiener angestellt wird, glaubt sie ihre Träume verwirklichen zu können. Sie ahnt nicht, welches Geheimnis James mit sich herum trägt.

Die Idee des Romans ist an sich schon interessant. Hier werden deutlich die unterschiedlichen Lebenswelten und Vorstellungen der Herrschaft und der Dienerschaft dargestellt. Allerdings liegt der Schwerpunkt auf den Angestellten, ihre Arbeitgeber kommen nur als Rahmengeber vor. Das ist genau das Gegenteil zu den Büchern von Jane Austen, in denen die Diener eine untergeordnete Rolle spielen. Jo Baker stellt sehr gut dar, dass innerhalb eines Hauses zwei vollkommen unterschiedliche Welten existieren.

Aber auch innerhalb der Dienerschaft gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten darüber, was man vom Leben erwarten kann. Sarah ist eine ausgesprochen rebellische und sehr junge Frau, die sich ihre Träume erhalten hat. Sie ist sehr emotional, impulsiv und zäh.

Außer Sarah leben noch die Haushälterin Ms. Hill und ihr Mann, sowie das zweite Dienstmädchen Polly im Haushalt. Später kommt noch James hinzu.

Ms Hill ist eine gutmütige, sehr praktisch veranlagte Frau, die sich mit den Beschränkungen ihres Lebens abgefunden hat und versucht das Beste aus der Situation zu machen. Sie regiert die Dienerschaft, während ihr Mann eine blasse Randfigur bleibt.

Polly ist ein Waisenkind, dass im Haushalt der Bennets als Dienstmädchen ausgebildet werden soll. Ms Hill und Sarah sorgen dafür, dass ihr Leben nicht allzu schwierig ist.

James ist anfangs eine sehr undurchsichtige Figur. Erst nach und nach erfährt man etwas über sein Leben.

Im Lauf der Romans entwickelt sich Sarah von einem jungen Mädchen mit relativ unklaren Wünschen und Träumen zu einer durchsetzungsstarken jungen Frau, die einiges in Kauf nimmt, um ihre Träume zu realisieren.

Die Figuren und ihre Lebensumstände sind glaubhaft und lebendig geschildert, so dass man schnell in die Geschichte hinein findet. Der Roman ist flüssig und spannend geschrieben.

Besonders reizvoll ist dieser Roman natürlich für alle, die Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ gelesen haben, da sie so den direkten Vergleich haben. Aber man versteht ihn auch, wenn man Jane Austens Werk nicht gelesen hat.

Außer Jane Austen Fans kann ich diesen Roman allen empfehlen, die sich für die Lebensumstände in dieser Zeit interessieren.

Dieses Buch wurde mir für die Rezension vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.