Interview mit Joanna Penn und Tina Tenneberg

Joanna Penn + Tina Tenneberg

Heute gibt es hier ein ganz besonderes Interview – ein Doppelinterview. Ich habe sowohl die englische Autorin J.F.Penn als auch ihre deutsche Übersetzerin Tina Tenneberg zu Gast. Joanna Penns Thriller »Pentecost« ist in deutscher Übersetzung erschienen.

Guten Tag, Joanna und Tina.

Joanna dein Thriller »Pentecost« ist der erste Band der Arkane Reihe. Kannst du uns kurz etwas zu dieser Reihe erzählen?

ARKANE ist ein geheimes britisches Regierungsinstitut mit Hauptquartier unter dem Trafalgar Square in London, die übernatürliche Geheimnisse auf der ganzen Welt erforscht. ARKANE steht für Arcane Religious Knowledge And Numinous Experience. (= geheimes religiöses Wissen und göttliche Erfahrung). Dr. Morgan Sierra ist eine ehemalige israelische Militärpsychologin, die auf Psychologie und Religion spezialisiert ist. Sie wird Agentin für ARKANE und arbeitet mit dem Agenten Jake Timber zusammen. Gemeinsam bereisen sie die Welt, nehmen es mit üblen Typen auf und bestehen aufregende Abenteuer.

In Pentecost jagen Morgan und Jake nach den Steinen der Apostel und fliehen vor bösen Kräften. Sie besuchen Stätten der Frühkirche – von Jerusalem und Rom bis nach Spanien, Iran und dann weiter nach Tunesien, bevor sie sich auf den Weg nach Amerika machen.

Interessierst du dich für religiöse Themen oder wie ist es sonst zu dieser Reihe gekommen?

Ich habe einen Master in Theologie von der Universität Oxford und bin auf
Religionspsychologie spezialisiert. Morgan Sierra ist also eigentlich mein Alter Ego und ich habe die meisten Schauplätze im Buch bereist. Carl Gustav Jungs Rotes Buch, das in der Geschichte eine Rolle spielt, hat mich schon immer fasziniert und seine Synchronizitäts-Theorie kommt bei dem, was ich schreibe, oft vor.

Wie bist du auf die Idee gekommen »Pentecost« auf Deutsch herauszubringen? Wäre nicht Russisch, Chinesisch oder Spanisch sinnvoller gewesen? Der Markt wäre doch wesentlich größer.

Der deutsche E-Book-Markt ist der drittgrößte der Welt, und er wächst im Moment am schnellsten, deshalb ist es eigentlich für Indie-Autoren der beste Markt nach den USA und Großbritannien. Deutsche Leser mögen Krimis und Thriller, von daher sind meine Bücher für die Leser hier geeignet. Außerdem liebe ich Deutschland, und das gibt mir einen Vorwand, um euer tolles Land zu besuchen!

Neben deiner Roman-Seite hast du auch eine Seite über Schreiben und Publizieren.
Dort bietest du kostenloses Material an. Auf dieser Seite schreibst du über deine Erfahrungen als Fulltime-Autorin und Self-Publisher. Du hast früher als Business-Consultant gearbeitet. Das sind natürlich andere Voraussetzungen als bei den meisten Autoren. Glaubst du, dass mehr Autoren vom Schreiben leben könnten, wenn sie sich trauen würden?

Ich glaube, dass alle Autoren Mut brauchen, um ihre Arbeit zu veröffentlichen und einem großen Publikum zu präsentieren, aber sie brauchen noch andere Fähigkeiten, um vom Schreiben zu leben.

Man muss es zum Beispiel mehr als Job betrachten und genauso viele Stunden reinstecken wie bei jeder anderen Arbeit auch. Man sollte mehr als ein Buch herausbringen und sich überlegen, ob man in einem Genre schreibt, bei dem Leser Bücher kaufen. Ich empfehle Autoren, sich mal AuthorEarnings.com anzusehen, um einige Beispiele zu sehen. Man braucht auch eine unternehmerische Einstellung und muss weiter denken als bei der traditionellen Art, Autor zu sein – zum Beispiel sollte man in verschiedenen Formaten, wie Printbuch, E-Book und Audiobuch verkaufen, und das Ganze auch in vielen verschiedenen Ländern. Meine Bücher verkaufen sich jetzt in 65 Ländern, und es gibt einen ständig wachsenden Markt für Autoren, die ihre Arbeit veröffentlichen wollen.

Tina, du hast Joannas Buch übersetzt. Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe einen von Joannas Self-Publishing-Workshops besucht, wo sie mir sagte, dass sie an einer deutschen Übersetzung interessiert ist, bei der sie sich mit dem Übersetzer die Einnahmen teilt, und ich habe ja Erfahrung als Buchübersetzerin für Verlage.

Joanna wollte mit einer Übersetzerin zusammenarbeiten, die unternehmerisch denkt und sie wollte es mit Deutsch versuchen, deshalb haben wir schließlich beschlossen zusammenzuarbeiten.

Wenn man ein Buch übersetzt, sollte man ja auch den »Ton« des Autors treffen. Hast du dazu alle Arkane Thriller gelesen oder nur Pentecost?

Ja, ich habe alle Bücher gelesen und ich finde das auch hilfreich, um den gesamten Kontext zu kennen.

Eine Übersetzung hat zwei Stimmen – die vom Original-Autor und die vom Übersetzer. Es war mir wichtig, Joannas Stimme authentisch wiederzugeben und wir haben uns auch über die Bedeutung von einigen Worten und Textstellen ausführlicher unterhalten. Ich fand das sehr konstruktiv, bei Verlagsübersetzungen kann es ja sogar passieren, dass man noch nicht mal die Möglichkeit hat, Kontakt zum Autor aufzunehmen.

Auf deinem zweiten Blog http://internationalselfpublishing.com/ wirbst du vehement für das Lernen von Fremdsprachen. Hältst du dich da auch selber dran? Welche Sprachen sprichst du?

Deutsch ist meine Muttersprache, aber Englisch ist kein Problem, ich lebe seit 14 Jahren in London. Ich habe auch verschiedene andere Sprachen gelernt, die ich leider nicht mehr sprechen kann, aber ich habe vor kurzem meine Französischkenntnisse wieder aufgefrischt, nachdem ich eine Methode gefunden habe, die für mich funktioniert. Jetzt lerne ich sogar Türkisch und Holländisch, weil ich Fremdsprachen immer schon geliebt habe. Ich würde sogar wahnsinnig gern noch weitere lernen, wenn ein Tag mehr als 24 Stunden hätte 😉

Wann eignet sich ein Buch deiner Meinung nach für eine Übersetzung?

Ich würde nur dann über eine Übersetzung nachdenken, wenn das Buch schon in der Originalsprache erfolgreich ist.

Generell ist es auch einfacher, Sachbücher zu übersetzen, wenn sie nicht gerade extrem fachspezifisch sind, dann braucht man Leute, die sich in dem Fachgebiet auskennen. Bei Belletristik sollte der Übersetzer idealerweise einen Draht zur Stimme des Autors haben. Bevor man eine schlechte Übersetzung herausbringt, sollte man es meiner Meinung nach lieber ganz bleiben lassen.

Braucht man nicht einen Ansprechpartner in dem anderen Land? Schließlich muss ein Buch ja auch beworben werden.

Das könnte der Übersetzer sein, aber andere Autoren können auch helfen, zum Beispiel über www.authorbuddies.com.
Außerdem kann man Marketing über die E-Book-Plattformen machen und zum Beispiel KDP Select für Amazon mit Preisaktionen einsetzen, dafür sind dann nicht unbedingt Sprachkenntnisse nötig, obwohl die natürlich immer nützlich sind.

Joanna, wie ist es dazu gekommen, dass gerade Tina dein Buch übersetzt hat? Habt ihr euch schon vorher gekannt?

Ich wollte auf dem deutschen Markt Fuß fassen und auch mit einem Übersetzer arbeiten, der daran interessiert ist, Bücher im Self-Publishing zu veröffentlichen. Ich habe Tina in London persönlich kennen gelernt und wir haben uns gleich gut verstanden. Sie hat mir gezeigt, was sie schon übersetzt hat, wir haben uns über einen möglichen Zeitrahmen unterhalten und dann beschlossen zusammenzuarbeiten. Wir haben einen Vertrag aufgesetzt, aber wir vertrauen und respektieren uns auch gegenseitig.

Tina, Joanna, Ihr beiden scheint euch ja wirklich gut zu verstehen. Haltet ihr das für eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Übersetzung oder ist das eigentlich egal?

Tina – Es ist sehr wichtig für mich, und ich vertraue Joanna völlig, sie lädt die Dateien auf die verschiedenen Plattformen hoch und ist auch für die finanzielle Seite verantwortlich.

Joanna – Es ist definitiv wichtig. Erstens verbindet uns die Arbeit für viele Jahre und man muss in der Lage sein, ehrlich und offen zu kommunizieren. Außerdem ist das Leben zu kurz, um mit Leuten zusammenzuarbeiten, die man nicht mag! Tina und ich trinken manchmal einen Kaffee zusammen und haben uns auch schon auf Buchmessen getroffen. Wir haben eine gemeinsame Leidenschaft für Bücher, Übersetzungen und das Leben als Indie-Autor.

Wie sieht das mit der Promotion von »Pentecost« in Deutschland aus? Macht ihr das zusammen?

Tina – Joanna hat einige Kontakte, die am Anfang geholfen haben und von dort kommen auch manchmal neue Ideen. Ich lese Rezensionen und nehme zum Beispiel Kontakt mit Bloggern und anderen Plattformen auf.

Joanna – Wir haben Lovelybooks genutzt, außerdem Interviews auf Deutsch und
Englisch und haben Werbung auf einigen der E-Book-Marketing-Plattformen gemacht.
Ich habe auch noch ein anderes Buch auf Deutsch bei Ullstein-Midnight, DesecrationVerletzung, und die beiden Bücher werben auch gegenseitig füreinander.

Plant ihr, auch die anderen Bände der Arkane-Serie ins Deutsche zu übersetzen?

Bei Pentecost teilen wir uns die Einnahmen, um den Markt zu testen und zu sehen, wie das Ganze läuft, aber im Moment können wir dieses Arbeitsmodell nicht weiterführen. Es gibt schon 7 Bücher in der ARKANE-Serie und ich plane, noch weitere herauszubringen, deshalb arbeite ich jetzt mit einer Agentin zusammen, um die Rechte für die Serie zu verkaufen.

Was möchtet ihr den deutschen Lesern sonst noch erzählen?

Tina – Ich finde, die Pentecost-Übersetzung braucht sich nicht hinter denen von Verlagen zu verstecken, das Buch wurde ja nicht nur professionell übersetzt und lektoriert, sondern Joanna arbeitet außerdem noch mit professionellen Designern zusammen.

Joanna – Pentecost hat 29 Rezensionen auf Amazon.de mit einem Durschnitt von 4,2 Sternen und das Buch hat auch tolle Kommentare auf LovelyBooks.
Es gibt Pentecost als E-Book und als Printausgabe bei allen großen Online-Shops. Hier sind die Links: http://www.jfpenn.com/pentecost-deutsch/

Einen Buchtrailer gibt es auch.

Und hier noch etwas zur Autorin:

J.F.Penn ist die New York Times und USA Today Bestsellerautorin der ARKANE Action-Abenteuer-Thriller und die „London Mysteries“ Serie. Als Joanna Penn schreibt sie auch Bücher und einen Blog für Autoren.TheCreativePenn.com kommt regelmäßig unter die Top 10 bei der Wahl der besten Websites für Autoren und Self-Publisher.

Joanna, Tina, vielen Dank für das Interview. Ich wünsche euch beiden weiterhin viel Erfolg mit euren Aktivitäten.

5 Gedanken zu „Interview mit Joanna Penn und Tina Tenneberg

  1. Armin

    Interessantes Interview. Das Thema der Reihe scheint mir auch ziemlich beliebt zu sein. Ich meine Geheimorganisationen, die sich mit Übernatürlichem beschäftigen.

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Armin.
      freut mich, dass dir das Interview gefällt 🙂 War ein Experiment. Verschwörungstheorien werden immer gerne für Romane genommen 🙂 Da lässt sich ja auch etwas Spannendes draus machen.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

  2. Claudia Dieterle

    Hallo Ann-Bettina,
    da muss ich doch neugierig fragen, wie der Kontakt zu diesen beiden zustande gekommen ist. Ein äußerst interessantes Interview. Habe ich bisher noch nicht gelesen, dass ein Autor und sein Übersetzer so gut zusammen arbeiten.
    Viele Grüße
    Claudia

    • Ann-Bettina Schmitz Autor des Beitrags

      Hallo Claudia,
      Tina Tenneberg habe ich über die #BloGeHa-Blogparade kennengelernt. Ich denke es ist schon ungewöhnlich, dass Autorin und Übersetzerin überhaupt Kontakt zueinander haben. Aber vereinfacht die Sache natürlich.
      Viele Grüße
      Ann-Bettina

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