Interview mit der Autorin Simone Gütte

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Heute darf ich Simone Gütte zum Interview begrüßen. Simone Güttes habe ich durch ihr Buch »Schattensprünge sind nicht die Leichtesten« kennengelernt, für das sie mir eine Rezensionsanfrage geschickt hatte. Da mir das Buch sehr gut gefallen hat (die Rezension könnt ihr hier lesen), habe ich sie um ein Interview gebeten.

Guten Tag, Simone Gütte.

Erzähle uns bitte etwas über dein Buch »Schattensprünge sind nicht die leichtesten«.

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Vor etwa sechs Jahren hatte ich einen Fahrradunfall, bei dem ich mir das Schienbein gebrochen habe. Ich fuhr mitten in der Nacht über den stark verwurzelten Waldweg der Eilenriede, Hannovers Stadtwald, weil ich meine Tasche aus dem Fahrradkorb verloren hatte. In der Dunkelheit konnte ich mit dem bisschen Fahrradlicht nichts sehen und bin prompt gestürzt, leider so heftig, dass ich nicht mehr aufstehen konnte. Tja, dumm gelaufen, Tasche weg, Mann außer Rufweite und ich mitten in der dunklen Nacht. Er suchte in entgegengesetzter Richtung und so fand mich erst am nächsten Morgen ein Radfahrer, der einen Krankenwagen rief. – Als ich die Geschichte später erzählte, hat jeder nur den Kopf geschüttelt, nach dem Motto, was machst du nur für Sachen.
Aber erst 2013 hatte ich plötzlich die Idee, dass man damit doch etwas anfangen könnte. Und so habe ich kurzerhand den Unfall meiner Hauptfigur Jane Marks geliehen. Für sie war es Zeit, sich ein paar Gedanken zu machen. Sie will unbedingt die Karriereleiter erklimmen, weil ihre Eltern und sie es so vorgesehen haben. Aber ist das ihr Wunsch? Im Wald habe ich sie dann ausgebremst und zum Nachdenken gezwungen. Wo will sie hin? Gibt es nicht Wichtigeres als berufliches Vorankommen? Und was ist mit der Liebe? Schließlich wird sie geliebt, sollte man das nicht ein bisschen mehr achten? Nun macht sie sich notgedrungen auf die Suche nach ihrem eigenen Weg, wobei sie über ihre Schatten springen muss, die nun sichtbar werden.

Dieser Roman ist dein zweites Buch. Dein Debütroman heißt »Louises Wege«. Um was geht es in diesem Buch?

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„Louises Wege“ ist kurz gesagt, ein Ausschnitt aus meiner Bürozeit mit dem ganzen Auf und Ab, was sich im Arbeitsleben abgespielt hat. Diese Geschichte festzuhalten, kam aus einer Eingebung heraus. Ich war nicht zufrieden mit meinem damaligen Berufsweg und plötzlich dachte ich, schreib doch stattdessen einfach mal auf, was seinerzeit alles so passiert ist. Später lachen wir vielleicht mal darüber. – Beim Schreiben fiel mir dann allerdings auf, wie viele Ereignisse mich damals durchgerüttelt hatten und das „nur“ bei einer Bürogeschichte. Also habe ich ein wenig Drama entfernt und lieber eine Prise Ironie dazugegeben. Es sollte auf keinen Fall eine Krisengeschichte werden, denn es gab auch tolle Zeiten und vor allen Dingen liebe Kollegen und Kolleginnen, Freunde und Familie, die mich auf diesem Weg begleitet haben und zum Teil immer noch tun.
„Louises Wege“ war mein Versuchskaninchen. Ich wollte wissen, wie die Story und mein Schreibstil ankommen und ob man überhaupt versteht, was ich da schreibe. Denn vorher habe ich hauptsächlich Tagebuch geführt, also Worte zu Papier gebracht, die nur ich verstehen muss. Nun versuchte ich, aus Sicht des Lesers zu schreiben.
„Weitermachen“, war nach dem Lesen der Tenor aus meinem Familien- und Freundeskreis und da ich durch den ersten Roman herausgefunden hatte, dass mir das strukturierte Schreiben unheimlich Spaß macht, sind gleich im Anschluss die Schattensprünge entstanden. Vom Schreibstil und Inhalt her ist dieses Buch völlig anders. „Louises Wege“ kann man gut episodenweise lesen, „Schattensprünge sind nicht die Leichtesten“ ist der typische Roman und auch nicht ironisch.

Du hast beide Romane vergangenes Jahr veröffentlicht. Lagen sie schon in der Schublade oder schreibst du so schnell?

„Louises Wege“ habe ich in der Zeit von November 2012 bis September 2013 geschrieben. Während ich mein Versuchskaninchen im Freundes- und Bekanntenkreis weitergereicht habe, um ihre Meinungen zu erfahren, fing ich mit den Schattensprüngen an, die dann im Dezember 2013 fertig wurden. Ich war im Schreibwahn und wollte sie unbedingt meinem Mann zu Weihnachten schenken! – Hat geklappt, er hat sie bekommen. Allerdings habe ich beide Romane noch zweimal gründlich überarbeitet, bevor ich sie im Herbst 2014 veröffentlicht habe. Ja, und durch das schnelle Schreiben tat mir ordentlich der Rücken weh und die Augen tränten. 😉 Danach habe ich erst mal eine längere Pause eingelegt, auch, weil ich mich über die Vertriebs- und Marketingmöglichkeiten informieren wollte.

Beide Bücher handeln von jungen Frauen, die ihren Weg im Leben suchen. Was fasziniert dich an dem Thema so, dass du gleich zwei Bücher darüber geschrieben hast?

Das Thema interessiert mich schon lange, was sicherlich daran liegt, dass ich mich selbst auf der Suche befinde. Was passt zu mir, was macht mich zufrieden? Welche Dinge tue ich, weil es so von mir erwartet wird und mit welchen Dingen tue ich mir selbst was Gutes. Wobei ich nicht meine, öfter mal zum Wellness zu gehen, was ich aber auch gern mache. Sondern eher die langfristige Variante: Womit und mit wem verbringe ich gerne Zeit, wobei kann ich helfen, was kann ich weitergeben? Also steckt in beiden Büchern eine gute Portion Autobiografisches, auch wenn vieles fiktiv ist.

Kannst du dir vorstellen, auch einmal ein Buch zu einem anderen Thema zu schreiben?

Ja, auf jeden Fall. Diese beiden Bücher werden die Einzigen zu dem Thema bleiben. Ich probiere gern aus und der nächste Roman wird sich um eine Legende drehen, die ich selbst erfinde. Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Fantasie werden sich abwechseln, im weiteren Sinne ist es eine Zeitreisegeschichte.

Du hast beide Bücher über neobooks veröffentlicht. Warum?

Ich habe damals eine Plattform gesucht, um die Bücher zu vertreiben. Neobooks fand ich ansprechend, da ich einfach nur die Word-Dateien hochzuladen brauchte und neobooks den Vertrieb zu allen großen Buchhändlern übernommen hat, so dass es die eBooks bei Amazon & Co. zu kaufen gibt. Außerdem wollte ich mit den Schattensprüngen am Wettbewerb teilnehmen. Heute kenne ich einige Plattformen mehr, kann besser die Konditionen vergleichen sowie die Technik, evtl. Marketingmöglichkeiten etc. Es muss daher zukünftig nicht ausschließlich neobooks sein.

Was liest du selber gerne?

Am liebsten lese ich historische Romane. Rebecca Gablé, Helga Glaesener, Ken Follett, Susanne Kearsley sind nur einige Lieblingsautoren. Ich mag Paulo Coehlo, weil er mich für mein Romanthema „auf der Suche nach dem stimmigen Weg im Leben“ inspiriert. Außerdem Fantasy, weil es mich dabei so schön in andere Welten verschlägt. Humor à la Tommy Jaud, David Safier, Dora Heldt und Gisa Pauly. Außerdem lerne ich viele Selfpublisher und ihre Romane kennen, seit ich selbst veröffentliche. Hier werde ich bestimmt noch den einen oder anderen Lieblingsautor/in finden.

Was machst du, wenn du nicht schreibst?

Ich arbeite als Sekretärin, schreibe also auch. Mal überlegen. Ich gärtnere ganz gerne in unserem kleinen hauseigenen Garten, fotografiere und male gelegentlich. Fürs Malen muss ich jedoch in Stimmung sein, schreiben passiert mir weitaus öfter. Ich kümmere mich um meine Familie. Mein Mann und ich lieben die Nordsee, wir sind mehrmals im Jahr am Meer, manchmal nur für ein verlängertes Wochenende. Wir gehen gern wandern und fahren Rad. Lesen natürlich. Dazu gehört auch das ganze Lernen und Recherchieren beim Selfpublishing, ob nun für den neuen Roman oder zuletzt zum Thema: Wie bastele ich mir eine eigene Website. Was übrigens viel Spaß gemacht hat. 😉

Was sagt dein Mann zu deiner Autorentätigkeit? Liest er deine Bücher?

Er ist mittlerweile gewohnt, dass ich stundenlang vor dem PC hocke und auf diesen einhacke. Das ist eben das Schlimme (oder das Gute?): Kaum ist eine Idee da, will sie aufgeschrieben werden, weil sie sonst auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und meist bleibt es nicht bei einer Idee, sie vermehren sich auch schnell. – Er geduldet sich dann mit dem Essen (zum Glück ist er von uns beiden der leidenschaftliche Koch!) oder stellt es warm. Manchmal zwingt er mich aufzuhören, was gut ist. Habe an manchen Tagen schon ordentlich Nackenschmerzen und man hört dieses scheußliche Knorpelkrachen. – Ja, er liest meine Bücher und muss immer als einer der Ersten mit ran. Aber zum Glück mag er, was ich schreibe.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Ja, ich fange jetzt im Sommer mit der Recherche dazu an. Die Geschichte wird auf Helgoland spielen, unserem Lieblingsurlaubsort seit mehr als 20 Jahren. Einige Ereignisse des 18. Jahrhunderts werden mit einfließen, denn in dieser Zeit trennte eine Sturmflut die Insel in zwei Teile: die Hauptinsel und die heutige Badedüne entstanden. Der Walfang war damals nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch Mutprobe und Abenteuer für die Jungen. Gleichzeitig war es die hohe Zeit der See- und Strandräuber. Hier beginnt meine Geschichte: In jener Zeit strandet der charismatische Pirat Ole Sprinkholt mit seiner „Stormbreker“ auf der Insel. Die Helgoländer fürchten sich vor ihm, denn eine Legende eilt ihm voraus. Nur eine mutige junge Frau schlägt alle Warnungen in den Wind. – Die Geschichte spukt mir schon eine ganze Weile im Kopf herum, also will sie aufs Papier, oder besser gesagt in den PC.

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?

Ich kann jedem, der einen Traum hat, nur empfehlen, ihn wahr werden zu lassen, ganz egal, in welchem Alter man gerade ist. Ich beschäftige mich erst seit ca. drei Jahren ernsthafter mit dem Schreiben. Das ist mein Traum. Er tauchte ständig auf und wollte mit Leben gefüllt werden. Es gibt nichts zu verlieren. Im Gegenteil, man bekommt eine ganze Menge Zufriedenheit dazu. Das möchte ich auch in meinen Büchern aussagen: Nur das, was man nicht versucht hat, wird man irgendwann bereuen. Es muss nicht jede Idee sein, die einem durch den Kopf schwirrt, die meisten verflüchtigen sich schnell wieder. Aber was hartnäckig immer wiederkehrt, will gehört – und gelebt werden.

Vielen Dank für das Interview, Simone Gütte. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.

 

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