Interview mit der Autorin Katharina Gerlach

Katharina-Gerlach

Mein heutiger Interview-Gast ist Katharina Gerlach, eine ausgesprochen vielseitige Autorin. Sie schreibt historische Romane, Fantasy, Science-Fiction und Sachbücher, sowohl in Deutsch als auch in Englisch.

Guten Tag, Katharina Gerlach.
Hallo, und danke, dass ich da sein darf.

Wenn ich das auf Amazon richtig gesehen habe, hast du bisher 16 Bücher auf Deutsch veröffentlicht. Wie lange schreibst du schon?
Ich schreibe, seit ich die Buchstaben gelernt habe. Aber keine Angst, meine Erstlingswerke sind alle noch unveröffentlicht. Ich habe Manuskripte aus der ersten Klasse in meiner „sieht niemals das Licht der Welt“-Schublade. Da gibt es so tolle Titel wie „Winnetou heiratet (nicht)“ und Dornrobertchen. 😉
Ernsthaft an eine Veröffentlichung gedacht habe ich erstmals Mitte der neunziger Jahre, konnte aber keinen Verlag begeistern (mittlerweile weiß ich warum). Mein erster veröffentlichter Roman war „Engels Freiheit“, eine historische Geschichte, die auf Fakten basiert und in der Osnabrücker Gegend spielt. Dort will sich ein wohlhabender, aber leibeigener Bauer nach langem Überlegen von seinem Grafen freikaufen, der ihn um diesen Schritt gebeten hatte. Doch dann erfährt er, dass seine Familie bereits verkauft wurde. Das alles wird erzählt aus der Sicht der Tochter Anna Engel.
Da ich danach mit dem Studium beschäftigt war, konnte ich „nebenbei“ nicht viel schreiben. Daher beginnt meine eigentliche Kariere als Schriftstellerin eigentlich erst 2009, mit meinem erster Fantasy Roman, der im August unter dem Titel Schattenprinz als eBook und Taschenbuch erscheinen wird.

Du veröffentlichst auch Bücher in Englisch. Sind das Übersetzungen deiner deutschen Bücher?
Anders herum wird ein Schuh daraus. Ich schreibe die Erstfassung auf Englisch und übersetze die Geschichten dann ins Deutsche (das ist leichter und beide Texte klingen dann natürlicher). Dann wird überarbeitet und poliert, bis beide Varianten strahlend gleichzeitig veröffentlicht werden.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Bücher in Englisch zu veröffentlichen? Hast du eine besondere Beziehung zu der Sprache?
Ich lebte einmal ein ganzes Jahr in Schottland, wo ich eine adoptierte Zweitfamilie habe. Da lernte ich diese Sprache und ihre vielfältigen Variationen lieben. Wegen meiner Liebe zu diesem Land schrieb ich auch das Jugendfantasybuch „Schottlands Wächter“, in dem ein junges Mädchen erfahren muss, dass die Mythen und Legenden nicht, wie sie dachte, nur in Büchern vorkommen.

Dein neuestes Projekt heißt »Spannung ohne Stolpersteine«.
http://sos.katharinagerlach.com/
Das ist nicht etwa ein Buchtitel, sondern du bewertest in diesem Projekt Bücher. Erzähle uns bitte etwas darüber.
Ich bin in den USA über einen Rezi-Blog gestolpert, der mich sehr beeindruckt hat. Er ist informativ und legt den Finger immer genau auf die Schwachpunkte eines Textes, ohne dabei verletzend zu sein. Die Grundidee dahinter war, dass einem beim Sport, kleine Fehler und Unsicherheiten eher auffallen. Ich lese also eBooks von Indie-AutorInnen an, während ich Sport treibe (Treppen steigen, da mein Stepper kaputt gegangen ist). Jedes Mal, wenn ein Problem den Spannungsbogen zerreißt, gibt es einen Stolperstein, den ich dokumentiere. Beim dritten Stein ist Schluss. Bücher, die 40 Minuten überleben, bekommen eine kleine Plakette zum Angeben. Das macht mir sehr viel Spaß, obwohl ich sagen muss, dass ich im Augenblick sehr viele ziemlich gute Bücher bekommen habe (überwiegend von Qindie, einer Initiative von Indie-AutorInnen, die versuchen, ein Qualitätslable aufzubauen. Und es wirkt. Bücher mit Q erfüllen imho die Mindestvoraussetzungen für gut geschriebene und lektorierte Geschichten).

Trauen sich viele Autoren ihre Bücher bei dir einzureichen?
Ich habe bisher zehn Bücher rezensiert und noch einige „auf Halde“. Ich freue mich aber jederzeit über weitere Einreichungen. Vielleicht auch mal die eine oder andere, bei der ich nicht 40 Minuten Treppen steigen muss. 😀

Deine bisher letzte Veröffentlichung ist »Die Waldhütte: Das Waldhaus (Schätze neu erzählt 4)« Was hat man sich denn darunter vorzustellen?

Waldhütte

Ich habe eine Serie von Märchenneuerzählungen begonnen. Es sind bisher sechs Geschichten geschrieben, wovon vier übersetzt und veröffentlicht sind, und ich arbeite an der Siebten.
Die Geschichten der Serie sind in sich abgeschlossen, spielen aber alle in der gleichen Welt, einer Welt am Scheideweg zwischen Magie und Technologie. In Ländern mit viel Damftechnologie gibt es wenig Magie, und in Ländern mit viel Magie gibt es wenig technischen Schnickschnack. Beides unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach.
Eine so komplexe Welt bietet mir viel Spielraum für die verschiedenen Märchen. Jedes Buch enthält außerdem das Originalmärchen und eine kurze Bonusgeschichte.

Du hast drei Kinder. Haben die dich zur Beschäftigung mit Märchen inspiriert?
Nein. Meine Kinder haben schon immer meine Geschichten den traditionell veröffentlichten vorgezogen. Märchen liebe ich seit meiner Kindheit. Viele Elemente tauchen immer wieder in meinen Geschichten auf, wenn auch oft verzerrt und nur für Kenner zu bemerken.

Dieses Jahr hast du auch einen Jugend-Fantasy-Roman »Der Schattenprinz« herausgebracht. Erzählst du uns etwas darüber?

Schattenprinz

Das Buch ist der erste Fantasy Roman, den ich je veröffentlicht habe. Zunächst gab es ihn nur auf Englisch. Jetzt endlich habe ich ihn so weit, dass er auch hier in Deutschland erscheint. Er ist mit dem Qindie-Siegel ausgezeichnet und war im Englischen im Halbfinale des KBR-Best eBook of the year 2012 (das ist ein Preis, der, ähnlich wie die Qindies, nach spannenden, gut lektorierten Geschichten sucht).
Die Geschichte dreht sich um Paul und seinen behinderten Zwillingsbruder Rupert, die heimlich die Rollen tauschen. Hier hören die Gemeinsamkeiten zu Mark Twain’s „Prince and Pauper“ aber auch schon auf. In Pauls Königreich werden zweitgeborene Zwillinge hingerichtet. Daher muss er sehr schnell lernen, als Thronfolger aufzutreten. Als dann auch noch ein rachsüchtiger Zauberer das Land bedroht, wird es wirklich brenzlig für die Brüder. Ein falscher Schritt und sie sind beide tot.

Spannend finde ich auch deine Idee, ein Buch über die »Gendarmerie Magique« zu schreiben.
Das ist ein Projekt, das mir sehr viel Freude gemacht hat, und ich habe bereits Teil zwei in Planung. Da ich ein großer Fan der CSI-Fernsehserien bin, schien es mir interessant, Fantasy mal mit Krimielementen zu verbinden. Was war naheliegender, als eine Hauptperson zu wählen, die als Einzige nicht über Magie verfügt, wo sonst alle Menschen Magie besitzen. Und als ihr größter Wunsch ist es, einen Platz bei der magischen Polizei (Gendarmerie Magique) zu erhalten. Der Weg dahin ist lang und beschwerlich für Moira.

Schreibst du zurzeit an einem neuen Roman?
Ich arbeite den Juli über noch an dem siebten Märchen (Dornröschen; nein, nicht die Dornrobertchen-Variante). Anschließende werde ich den zweiten Band zu Schottlands Wächter (einer Geschichte gefüllt mit schottischen Mythen und Legenden) schreiben, das dieses Jahr noch als Hörbuch erscheinen wird. Diesmal verschlägt es die Hauptperson nach Irland/Eire, was mir die Gelegenheit gibt, ganz neue keltische Mythen und legenden auszuloten und einzubauen.

Schottlands-Wächter

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?
Ich freue mich immer, wenn mich LeserInnen kontaktieren und antworte grundsätzlich, auch wenn es manchmal etwas dauert. Rezensentinnen stelle ich auch gerne kostenlose eBooks zur Verfügung. Wer immer rechtzeitig über eine Neuveröffentlichung informiert werden will, kann sich in meine Mailingliste eintragen und erhält dann in unregelmäßigen Abständen Post von mir (nicht besonders oft, da ich dafür zu viel zu tun habe und außerdem kein Spammer bin).

Vielen Dank für das Interview, Katharina Gerlach. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.
Vielen Dank. Es hat Spaß gemacht, hier zu sein.

 

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