Interview mit der Autorin Martina Pawlak

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Heute kann ich mit Martina Pawlak eine Autorin zum Interview begrüßen, die sowohl Kinderbücher als auch Geschichten für Erwachsene schreibt.

Guten Tag, Martina Pawlak.

Hallo Ann-Bettina

Dein neuestes Kinderbuch heißt »Die bunte Welt der putzigen Putzigs«. Um was geht es in diesem Buch?

Putzigs

Die bunte Welt der putzigen Putzigs ist eine Fantasiewelt, in der die Bewohner überwiegend von Ackerbau und Viehzucht leben. Natürlich gibt es Parallelen zur menschlichen Welt. Die Putzigs gehen zur Schule, pflegen Freundschaften, haben einen Bürgermeister, etc. Als Leser begleitet man die Putzigs durch ein ganzes Jahr, wobei immer wieder Probleme im Alltag auftauchen, die mitunter fantasievoll gelöst werden müssen.
Für Kinder bestimmt ein großer Spaß aufgrund der vielen ungewöhnlichen Namen und Bezeichnungen, für den Vorlesenden sicher manchmal eine kleine Herausforderung.

Außerdem hast du eine Kinderbuch-Reihe um ein ängstliches Gespenst geschrieben. Erzähle uns doch etwas darüber.

Gespenst im Flatterhemd

Das ängstliche Gespenst trägt den würdevollen Namen Philippus Arthuros Ulimatus Lionetto von Bibber und zu Flatterhemd … kurz Paul genannt. Paul lebt, zusammen mit einigen Mäusen, auf einem staubigen Dachboden und fürchtet sich vor allem und jeden. Und genau darum geht es im Prinzip in dem Buch. Die Angst vor Unbekanntem zu überwinden und sich auch mal etwas Neues zu trauen.
Ursprünglich war nur eine Geschichte von Paul geplant. Aber dann wünschten sich einige Leser mehr von dem furchtsamen Gespenst. So entstanden noch drei weitere Geschichten, in denen das Gespenst zwar nie seine Angst völlig verliert, aber dennoch immer etwas mutiger wird. Ich denke, mindestens eine Geschichte wird noch folgen, bevor ich die Reihe beenden werde. Die ersten drei Geschichten der Reihe gibt es übrigens zusammengefasst auch als Printausgabe. Dort sind die Bilder dann allerdings nicht farbig, sondern zum Ausmalen und Ergänzen.

Haben dich deine eigenen Kinder zum Schreiben von Kinderbüchern angeregt?

Nein. Als ich die ersten Kinderbücher veröffentlichte, waren meine Söhne längst in der Pubertät und die Kindergeschichten eher »Zufallsprodukt« neben meiner normalen Schreiberei. Ich hatte für diverse Ausschreibungen und Wettbewerbe einige Märchen und Fabeln verfasst und dabei gemerkt, dass mir das Schreiben von Kinderbüchern einfach großen Spaß macht.

Haben deine Kinderbücher einen pädagogischen Anspruch oder wollen sie nur unterhalten?

Wenn mir die Idee für eine Kindergeschichte kommt, überlege ich mir nicht, ob sie pädagogisch besonders wertvoll ist. Ich denke, es gibt genügend andere Bücher, die diesen Anspruch erfüllen. In erster Linie möchte ich, dass Kinder Spaß haben und mit ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen eine schöne gemeinsame Zeit verbringen. Nicht jedes Buch oder anderes Spielzeug muss gleich einen besonderen Lerneffekt haben, weil das Kind möglicherweise sonst Nachteile im späteren Leben hat. Ich glaube, in dem Punkt lassen wir uns völlig unnötig unter Druck setzen.
Etwas anders sieht es allerdings bei den »FABELhaften Geschichten« aus, die ich aber auch nicht unbedingt in die Rubrik Kinderbuch einordnen würde. Dabei handelt es sich tatsächlich um Fabeln ohne den klassischen Zusatz ‚und die Moral von der Geschichte …‘, denn ob oder welche Schlüsse der Leser daraus ziehen möchte, ist ihm selber überlassen. Grundsätzlich geht es in den FABELhaften Geschichten um Vorurteile, Hoffnungen, unerfüllte Träume und Ähnliches. Diese Sammlung von insgesamt dreizehn Geschichten ist über einen Zeitraum von gut zwei Jahren entstanden, denn die Ideen entstanden oft während einer Diskussion oder eines Gesprächs, zumindest gab es fast immer einen speziellen Anlass.

Was hältst du davon, Kinder schon im Grundschulalter mit Smartphones und Tablets auszurüsten?

Bis vor etwa zwei Jahren hätte ich sicher geantwortet: Ich bin dagegen. Mittlerweile sehe ich das Thema aber deutlich differenzierter. Smartphone und Tablets sind aus unserer Gesellschaft einfach nicht mehr wegzudenken und so sehr man sich es auch vielleicht manchmal bei der Erinnerung an die eigene Kindheit wünscht, lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen. Ganz im Gegenteil, ich glaube, die Vernetzung wird noch deutlich zunehmen und somit wird es auch ein Ding der Unmöglichkeit sein, Kinder von der Benutzung dieser Geräte auszuschließen. Die Frage ist nur, auf welche Inhalte Kinder Zugriff erhalten sollen, bzw. inwieweit die Kommunikationsmöglichkeiten genutzt werden können oder dürfen. Nur bestimmte Inhalte zugänglich zu machen ist jetzt schon eine große Herausforderung, denn während wir Erwachsenen uns noch stolz auf die Schulter klopfen, weil wir Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Kids einrichteten, haben diese längst einen Weg gefunden, um diese Sperren auszuhebeln. Nein, im Ernst … ich finde, die Möglichkeiten, die Smartphone und Tablet bieten, sollten durchaus genutzt werden, wenn auch nicht ausschließlich, denn zum Lernen und Begreifen gehört nicht nur das Sehen, sondern alle Sinne.

Du schreibst aber auch für Erwachsene. So zum Beispiel »Arachnida«, eine Sammlung unheimlicher Kurzgeschichten. Packst du da deine Ideen rein, die für Kinder zu heftig sind?

Arachnida

Bei dieser Frage musste ich unwillkürlich ein wenig schmunzeln. Das wäre genauso, als würde man annehmen ‚Fifty Shades of Grey‘ wäre von der Ursprungsidee ein Aufklärungsbuch für Jugendliche gewesen. Nein, die Inhalte dieser Kurzgeschichten haben absolut gar nichts mit Ideen für Kindergeschichten zu tun. Das ist eine völlig andere Seite meiner Schreiberei. »Arachnida« – Namensgeber war eine der enthaltenen Kurzgeschichten – ist eine Sammlung von neun Storys der mystischen und unheimlichen Art. Kein Horror im klassischen Sinne, denn blutiges Gemetzel wird man bei mir nicht finden. Die Geschichten sind makaber, subtil, manchmal zynisch und entwickeln sich meistens aus einer schlichten Alltagssituation, die plötzlich einen völlig unerwarteten Verlauf nimmt.

Ich habe auf deiner Homepage gelesen, dass du auch viel unter Pseudonym schreibst. Warum das?

Ich habe mich da etwas unglücklich ausgedrückt. Eher ist es so, dass ich in der Vergangenheit auf einigen Plattformen unter Pseudonym unterwegs war. Mittlerweile bin ich aber aus Zeitmangel nirgendwo aktiv. Der Hauptgrund für das Schreiben unter Pseudonym war eigentlich folgender. Ich hatte mit meinen Söhnen eine Vereinbarung getroffen, was die Aktivität im Internet betrifft. Und zwar, dass keine persönlichen Daten oder Fotos veröffentlicht werden dürfen. Da der Nachwuchs sich seinerzeit nachweislich daran gehalten hat, konnte ich schlecht meine eigene aufgestellte Regel brechen, ohne dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren. So kam es dann eben zu den Pseudonymen. Inzwischen spielt das keine Rolle mehr, aber da ich nicht jeden Account gelöscht oder geändert habe, existieren noch einige der Pseudonyme, möglicherweise auch noch alte Texte … sofern die Seitenbetreiber nicht hin und wieder Karteileichen löschen.

Du hast schon eine ganze Reihe von Büchern herausgegeben und mehrere Geschichten für Anthologien geschrieben. Das nimmt doch sicher eine Menge Zeit in Anspruch. Was sagt deine Familie dazu?

Nichts, denn das Schreiben macht nur einen kleinen Teil meines Lebens aus. Daneben gibt es zahlreiche andere Dinge, die mir persönlich wichtig sind. Ich schreibe nicht täglich und verschwinde dabei auch nicht stundenlang im stillen Kämmerlein. Insofern geht der Familie keine Zeit verloren und mir auch nicht, da ich durch das Selfpublishing ja nicht unter Termindruck stehe.

Was liest du selber gerne? Oder kommst du gar nicht mehr zum Lesen?
Selten. Dabei liegen noch zahlreiche ungelesene Bücher auf meinem Nachtisch. Dass darunter Autoren wie Stephen King, Douglas Preston, James Patterson sind – also eher in Richtung Thriller – sind, ist reiner Zufall, denn ich lege mich nicht stur auf ein bestimmtes Genre fest und bin in der Wahl meiner Lektüre recht offen. Aber da ich zum selber lesen im Moment nicht komme, bin ich kurzerhand aufs Hörbuch umgestiegen und lasse mir einfach vorlesen … man muss halt flexibel sein.

Arbeitest du schon an einem neuen Buch?

Ich entwickle gerade Ideen für eine weitere Kurzgeschichtensammlung im Stil von »Arachnida«. Eine Geschichte ist bereits fertig, andere existieren bislang nur in meinem Kopf und warten darauf, aufgeschrieben zu werden.

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?

Im Augenblick wüsste ich nicht, was es noch zu erzählen gäbe. Aber sollte noch jemand Fragen haben, kann er gerne mit mir Kontakt aufnehmen.

Vielen Dank für das Interview, Martina Pawlak. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.