Heute habe ich zur Abwechslung wieder einen Autor zu Gast. Eine kurze Einordnung, welche Art von Büchern Michael Barth schreibt, ist allerdings schwierig. Das wird er uns selber erklären müssen.
Guten Tag Michael Barth.
Hallo und vielen Dank für das Interesse.
Dein neustes Buch »Antiquariat de Sade – Das schwarze Buch« scheint ein »normaler« Thriller zu sein. Stimmt das?
Prinzipiell ist es ein klassischer Krimi/Thriller. Da der „Täter“ sich für die Wiedergeburt von de Sade hält, bleiben ein paar Grausamkeiten nicht aus, die den schwergestörten Killer „erregen“. Durch das geheimnisvolle „schwarze Buch“, welches er sucht, kommt ferner ein kleiner Mystery-Touch hinzu.
Wen ziehst du in deinem Buch »Zum Teufel mit der Hölle« durch den Kakao? Die christliche Weltanschauung, unser modernes Leben, beides oder ist das alles ganz anders gemeint?
Wir leben in einer wirklich kranken und sehr gefährlichen Zeit. Unsere sogenannte
Demokratie ist nicht mehr viel wert und man muss mittlerweile sehr aufpassen, was man in der Öffentlichkeit sagt. Nicht so in einer überspitzen, satirischen Komödie. Es ist ja nur „Spaß“ wenn Melvin behauptet, die Kirchen wären Teufelswerk, oder wenn er einer geisteskranken CDU-Politikerin sein Axt-Pech-und-Schwefel-Deo in die Augen sprüht.
Melvin ist ein liebenswürdiger Trottel, dem man auch mal verzeiht, wenn er über unsere bildungsfernen Kinder/Jugendlichen herzieht, die zu blöde sind, einen ordentlichen Satz zu formulieren, aber im Sekundentakt alles auf dem Bildschirm töten, was die
Playstation hergibt. Es ist Gesellschaftskritik, es ist Religionskritik, ja sogar Technik–Kritik, wenn Melvin erzählt, was alles so in den Laboren der Hölle entwickelt wurde, um uns zu manipulieren und betäuben. Aber es ist auch eine lockere Fantasy-Geschichte. Ebenso ist es eine Love Story und versprüht Hoffnung – denn wenn sich selbst das personifizierte Böse ändern kann, dann können wir das auch.
Davor hast du zwei BDSM-Psycho-Thriller »Hochzeitstag« und »Hochzeitstag II« geschrieben. Erzähl uns doch etwas darüber.
Irgendwo steckt in jeder Geschichte ja auch ein Teil von einem Selbst. Dies gilt im
Besonderen für Hochzeitstag. Da dies mein bisher erfolgreichstes Buch ist, denke ich, dass mindestens zwei wichtige Aspekte aus der Geschichte, viele zum Nachdenken gebracht haben werden. Es geht zum einen um unerfüllte, unausgelebte sexuelle Fantasien, die uns belasten, weil unser Partner entweder nicht bereit ist, sie mit uns auszuleben, oder aber, weil wir sie gar vor dem Partner verheimlichen. Beides belastet und begrenzt uns, was früher oder später zu ernsthaften Problemen führen MUSS.
Zum anderen geht es um Vertrauen. Wie gut kennen wir unsere Partner, Freunde etc. wirklich? Beide Aspekte haben mich selbst lange beschäftigt. So entstand die Grundidee bereits in meiner ersten, verkorksten Ehe. Man könnte also sagen, dass das, was Daniela an ihrem Hochzeitstag für Marcel tut, meine eigene Fantasie war. Das war die Ausgangsposition für die Geschichte, alles andere kam dann von ganz alleine.
Als die Rufe nach einer Fortsetzung laut wurden, habe ich kurz darüber nachgedacht und hatte plötzlich die komplette Story im Kopf. (Was sonst nie so ist. Die Geschichten entstehen beim Schreiben und ich weiß eigentlich nie, wohin die Reise geht.)
Der zweite Teil ähnelt einer typischen Hollywood Fortsetzung. Mehr Action, mehr Charaktere, schneller, härter usw. Hier geht es nicht mehr um das „Spiel“ mit der Lust – sondern ums nackte Überleben.
Ganz schwierig wird es mit der Einordnung bei deiner Trilogie, von der bisher die beiden Bände »SuTera« und »EdenTal« erschienen sind. Irgendwie geht es da um den Untergang der Menschheit oder?
Oh ja, das ist nicht so einfach zu erklären. Da muss ich auch etwas ausholen.
Ursprünglich war EdenTal mein erstes Buch. Damals war es aber noch eine völlig andere Fassung. Ich hatte keinerlei Ahnung vom Thema „Selfpublishing“ und wusste nicht im geringsten, was heute alles möglich ist. Ich hatte einfach eine „Vision“ mit Edental, die ich dann auch an unzählige Verlage geschickt hatte. Unterdessen schrieb ich bereits SuTera fertig. Auch das war eine Idee, die ich schon fast zehn Jahre zuvor mal angefangen hatte. Dadurch, dass ich Cover für andere Selfpublisher gestaltet habe, bekam ich schließlich einen Einblick in diese „Szene“ und entschied mich, es ebenfalls ohne Verlag zu probieren. Nun hatte ich die Urfassung EdenTal und ein fertiges SuTera. Ich wollte es direkt richtig machen und habe mir eine Lektorin gesucht. Das kostet natürlich und so entschied ich mich, zunächst SuTera zu veröffentlichen, weil Edental wesentlich umfangreicher war und dementsprechend teurer für das Lektorat.
Nachdem der Start überraschend gut vonstattenging und SuTera schnell seine Leserschaft fand, musste ich meine Pläne ändern. SuTera sollte eigentlich der zweite Teil sein, also setzte ich mich hin und schrieb EdenTal komplett um, wobei sich das Gefüge der Trilogie ganz von selbst entwickelt hat. Ich arbeite derzeit daran, das Ganze endlich abzuschließen.
Tatsächlich kann man diese Trilogie keinem einzelnen Genre zuordnen. Warum muss man das auch immer? Ich finde dieses Schubladendenken furchtbar. Es ist Fantasy, Horror, Science-Fiction, Thriller, Dystopie usw. Ich versuche es mal halbwegs zusammenzufassen:
In SuTera erfahren wir, dass es lange vor unserer Zeitrechnung schon einmal eine hoch entwickelte Zivilisation auf der Erde gab. Durch die Hilfe der „alten Götter“ (einer außerirdischen Spezies) ist diese Gesellschaft zu unglaublichen, mentalen Fähigkeiten gelangt. Doch sie wurden überheblich, arrogant und immer materieller. Dann entfachten sie einen Krieg gegen die alten Götter, den keine Seite für sich entscheiden konnte, weil sie gleich stark geworden waren. Die Götter stationierten zwölf Maschinen auf der Erde, welche die Dimension „SuTera“ erschufen und das verdammte Volk dorthin, in eine Welt der Formlosigkeit verbannten. Nagitarius, der Herrscher dieses Volkes fand jedoch Millionen Jahre später einen Weg, die Siegel zu brechen, die sein Volk dort gefangen hielten. Für die Menschen der Neuzeit ist Sutera das, was sie „Hölle“ nennen, und ihre Kreaturen gelangen auf die Erde, um sich ihre ursprüngliche Heimat zurückzuerobern.
Am Ende von SuTera wird das Böse zwar augenscheinlich besiegt – doch die Seele von Nagitarius überlebt und irrt durch Raum und Zeit.
Sie wird als „Günter Lenz“ wiedergeboren – der in EdenTal schließlich zum ranghohen Mitglied einer weltumspannenden Verschwörung wird und letztendlich mitverantwortlich für den Untergang unserer Zivilisation ist. Zeitgleich gelangt eine Gruppe von Leuten, durch die Entdeckung einer der Maschinen, zu übermenschlichen Fähigkeiten. Diese Gruppe „Das Kollektiv“ und die „bösen“ Verschwörer in ihrer geheimen Anlage unter dem Denver International Airport sind die letzten Überlebenden auf dem Planeten. Die Konfrontation ist unvermeidlich – doch Lenz hat ebenfalls die Möglichkeiten der Maschinen entdeckt und will mit deren Hilfe zum Gott aufsteigen. Bianca – ein Mitglied des Kollektivs hat die rettende Idee – so meint sie. Was sie am Ende von EdenTal damit auslöst, führt direkt zurück in die finale Schlacht von SuTera und ändert den Lauf der Dinge – wo TerraEden anfängt und eine Handvoll Charaktere aus beiden Vorgängern für den letzten Kampf gegen Nagitarius und seine Höllenbrut vereint werden.
Was liest jemand, der so unterschiedliche Bücher schreibt, selber gerne?
Da bin ich sehr schwierig. Das meiste langweilt mich sehr schnell. Von 10 Büchern schafft es mit viel Glück mal EINES, das ich es wirklich zu Ende lese. Was es geschafft hat, mich zu begeistern, waren z.B.: Die fünf Tore von Antony Horowitz, Illuminati und Sakrileg von Dan Brown. Alle David Safier Bücher und seit neustem die Bücher von Sebastian Fitzek. Außerdem liebe ich Harry Potter. Ich habe aber zum Beispiel auch sehr viele spirituelle Bücher gelesen. Gespräche mit Gott von Neale Donald Walsch ist ein Buch, von dem ich denke, das es JEDER lesen sollte. Vor allem diese ganzen radikalen Anhänger der ganzen irdischen Religionen Oder „Die Prophezeiungen von Celestine“, „Die Hütte“ usw. – einfach genial!
Auf deiner Homepage habe ich gelesen, dass du schon viele Ideen für neue Projekte hast. Wie kommst du auf diese Ideen?
Das kann ich nicht wirklich erklären. Manchmal reicht ein Wort, das ich höre, aus, und vor meinem geistigen Auge beginnt ein Film abzulaufen. Ich habe dabei selten komplette Ideen – vielmehr sind es eine Art „Grundpfeiler“. Der Rest entsteht beim Schreiben. Ich sehe Filme, bin der Kameramann, der das alles einfach aufzeichnet und keinen Einfluss auf die Story hat. Sobald meine Finger über der Tastatur sind, entwickelt das alles ein Eigenleben. Ich denke darüber nicht nach – das läuft wie von selbst.
Du hast dein erstes Buch Anfang 2014 veröffentlicht. Das heißt, du schreibst ziemlich viel und schnell. Hast du feste Schreibroutinen? Oder wie schaffst du das?
Ich bin kein Beispiel, was das Thema „Selbstdisziplin“ betrifft. Es kommt vor, das ich wochenlang kein einziges Wort schreibe und mich nur mit dem ganzen Drumherum befasse. (Werbung, Grafik etc.) Dann macht es wieder klick – ich setze mich hin und drei Wochen später ist z.B. Hochzeitstag fertig. Das Antiquariat ging sogar noch schneller – und das, obwohl ich nur mit sechs Fingern tippe. Ich hatte zwar mal einen Schreibmaschinen Kurs, habe es allerdings nie hinbekommen mit dem 10-Finger-System. In diesen „Hardcore“-Schreibphasen kann es dann auch mal passieren, dass ich 14 -16 Stunden am Stück, völlig weggetreten, vor dem Rechner hänge. Das geht von Mal zu Mal schneller. Für EdenTal habe ich damals vier Jahre gebraucht. Aber als ich dann gesehen hatte, „Hui … ich kann was zu Ende bringen“, – na ja … da habe ich Blut geleckt. Und so wurden die Zeiten immer Kürzer. Ich bin kein geduldiger Mensch. Eine nervige Widder-Eigenschaft.
Du gibst deine Bücher als Self-Publisher heraus. Trotzdem habe ich auf deiner Seite keinen »Kauf-Link« gefunden. Warum das?
Gute Frage. Das ganze Drumherum, was als Selfpublisher nötig ist, empfinde ich als extrem lästig, nerven- und zeitraubend. Dementsprechend rutscht auch mal etwas durch, was ich vernachlässige – wie zum Beispiel auch meinen Twitter Account.
Hast du dich schon entschieden, welche deiner vielen Ideen du als Nächstes realisieren wirst?
Ich musste echt lachen, als ich die Frage las. Im Moment ist „Entscheidung“ so gar nicht mein Thema. Ich schreibe an TerraEden und vier anderen Projekten, weil ich mich eben NICHT entscheiden kann. Da ich mich derzeit versuche, dahingehend zu konditionieren, wirklich jeden Tag zu schreiben – (auch wenn es nur ein bisschen ist) mache ich das gerade nach Laune. TerraEden ist wieder ziemlich brutal – das schreibe ich dann eher mit nicht so guter Laune. „Zum Teufel mit der Liebe“, wenn ich den Kasper gefrühstückt habe, das Hochzeitstag Spin-off „Sonja“, wenn ich … ähm … darauf möchte, ich jetzt nicht näher eingehen. LoooL
Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?
Ja, ich möchte den Menschen nahebringen, das „Schubladen-Denken“ abzulegen. Die Dinge sind nicht immer schwarz ODER weiß – da gibt es noch viel shades of grey (so wie Melvin aus „Zum Teufel mit der Hölle, mag auch ich Wortspiele). Es gibt immer wieder mal Stimmen, die meinen, man müsse sich als Autor doch auf ein Genre spezialisieren. Warum? Man isst doch auch nicht jeden Tag das Gleiche. DAS ist genau der Grund, warum jene Autoren sich irgendwann nur noch wiederholen. Selbst von meinem neuen Lieblingsautor Fitzek kann ich keine zwei Bücher hintereinander lesen. Ich finde es tödlich langweilig, wenn man sich selbst beschränkt. Mein Lebensmotto ist: Tu was immer du willst – solange du keinem anderen bewusst Schaden damit zufügst.
In diesem Sinne: Lebt euch aus! Tut, wonach euch der Sinn steht. Zur Hölle mit Konventionen, die andere aufgestellt haben. Lasst euch nicht von Blinden und Tauben erzählen, was ihr tun könnt und was nicht.
Euer Leben – eure Regeln. Habt Spaß!
Vielen Dank für das Interview Michael Barth. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.