Interview mit der Autorin CD Sanders

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Heute habe ich wieder eine Fantasy-Autorin zum Interview zu Gast. Sie hat gerade ihr erstes Buch herausgebracht.

Guten Tag CD Sanders.

Dein Debüt-Roman »Das Talar-Universum: Teil 1: Welt der Begabten« ist der erste Teil einer auf vier Bücher angelegten Reihe. Ist das nicht etwas viel und unübersichtlich für den Anfang?

talaruniversum

Da muss ich erst mal vorweg sagen, dass Talar nicht mein Debüt ist. Das ist wohl mein Thriller „Ein unerbittlicher Scharfschütze“, den habe ich zuerst beendet. Im April 2016 hat ihn der Hein-Verlag angenommen, und da ein Verlag länger für eine Veröffentlichung benötigt, kommt er später raus. Aber eigentlich ist es schwierig zu sagen, welcher von beiden es denn wirklich ist, denn ich habe über Jahre parallel daran gearbeitet. Anfang 2015 hatte ich mich dann entschieden, erst den Thriller fertig zu schreiben.
Aber jetzt zu deiner Frage: Ich hoffe, dass ich nicht den Überblick verliere, schließlich hat sich die Geschichte über Jahre entwickelt. Dadurch, dass es vier Teile sind, kann ich den einzelnen Elementen Raum geben. Im 1. Teil führe ich die Figuren ein, die ja nicht gerade wenig und sehr vielschichtig sind. Im 2. Teil „Feindliche Welten“ werde ich mehr auf die Welten eingehen und auf den zwielichtigen Charakter Lutec, hier wird es zu einer Überraschung kommen. Ich freue mich schon darauf, mich mehr mit ihm zu beschäftigen. Und warum vier Teile? Weil es vier Ausbildungsjahre sind, danach kann ich mit dem ausgebildeten Team noch einiges anstellen, aber erst einmal schaue ich, ob es überhaupt jemand lesen will.

Was fasziniert dich an Fantasy so, dass du in diesem Genre schreibst?

Früher habe ich oftmals im Schulunterricht vor mich hingeträumt und so wie meine Figur Tessa sich nach Talar geträumt hat, träumte ich mich in meine Welten. Eigentlich war ich immer am Träumen. Wenn wir weitere Strecken mit dem Auto gefahren sind, lehnte ich meinen Kopf an die Fensterscheibe und vergaß die reale Welt um mich herum und die Fahrt verging für mich wie im Fluge. Wenn Kinder eine nicht so tolle Kindheit haben, können sie sich oftmals nur schützen, indem sie alles um sich herum ausblenden und sich eine Welt erschaffen, in der alles besser ist. So ist es bei Tessa und so war es auch bei mir. Außerdem kann ich in diesem Genre so richtig schön vor mich hinspinnen. Der Autor hat hier die Möglichkeit, die Gesetze der Physik umzuwerfen und wenn er Glück hat, dann findet er sogar Leser, die einen nicht als Spinner abtun, sondern die mit auf die Reise in eine neue Welt gehen.

Für das Talar-Universum hast du mit Talar eine eigene Welt geschaffen. Wo bekommst du deine Ideen für diesen »Weltenbau« her?

Ich wollte keine Welt mit Zauberei erschaffen, sondern ich wollte die paranormalen Kräfte in den Menschen (an die man glauben kann oder nicht) benutzen und damit arbeiten. Seit jeher bin ich davon fasziniert, ohne wirklich selber fest daran zu glauben. Mein Regal ist voll mit Büchern über das Paranormale. Die wichtigste Kraft in meiner Geschichte ist die der Teleportation. Ohne sie würde die Geschichte nicht funktionieren. Für mich kam dann auch nichts anderes in Frage. Die eigentliche Idee zu der Geschichte ist mir gekommen, als ich das erste Mal „Babylon 5“ gesehen habe, das war ungefähr 1998. Dort ging es u. a. auch um Telepathen, die von der Regierung verfolgt wurden. Erst mussten sie sich registrieren lassen und dann wurden sie von der Regierung für ihre Zwecke eingesetzt. Ich habe mir gedacht, was wäre, wenn die Telepathen einen eigenen Planeten hätten, auf dem sie sicher vor den Regierungen wären? So wurde Talar geboren, es ist eine Zufluchtsstätte für verfolgte Telepathen. Die Idee, Teams zu bilden, die in Katastrophenzeiten mit ihren telepathischen Kräften helfen sollten, kam mir durch die Serie „Star Gate“. Aber diese Teams mussten ja erst ausgebildet werden, also war eine Schule auf einer fremden Welt selbstverständlich.
Bis 2015 hatte ich bisher nur an einem Schreibwettbewerb teilgenommen, nämlich im Jahr 2000, da ging es darum, eine Serie zu kreieren. Das Konzept und die Figuren hatte ich bis auf Tobias Falk, der ist neu, schon komplett ausgearbeitet und ich hatte es vorgestellt, aber es gab noch kein X-Man oder Ähnliches in Deutschland und mein Konzept wurde abgelehnt. Heute interessieren sich ein paar Verlage für meine Reihe, aber leider gab es auch schon ein paar Absagen, z. B. hat mir der Carlsen Verlag eine ganz liebe Absage geschickt, die mich fast schon stolz gemacht hat: „Uns hat Ihr Manuskript „Das Talar-Universum“ sehr gut gefallen, aber unsere Programmplätze sind derzeit so knapp, dass wir Ihr Werk dennoch schweren Herzens absagen müssen. Es war keine leichte Entscheidung. Wir danken Ihnen vielmals für Ihr uns entgegengebrachtes Vertrauen und würden uns freuen, wenn Sie auch bei zukünftigen Projekten an uns denken und diese zur Prüfung einsenden.“ Zumindest habe ich jetzt einen Kontakt beim Carlsen Verlag. Ist doch auch was wert oder?

Auch wenn du dieses Buch erst dieses Jahr veröffentlicht hast, geschrieben hast du auch vorher schon. Man kann deine Kurzgeschichte »Verbotener Planet« bei Amazon kostenlos herunterladen. Um was geht es in dieser Geschichte?

Es ist eine Dystopie und es geht um ein großes Thema unserer Zeit: Die Umweltverschmutzung, sie beschäftigt mich schon recht lange, so wie viele andere Schriftsteller. Was mich an deren Stories immer stört, ist, dass die Menschheit so schlecht wegkommt. Es wird in ihren Endzeitszenarien immer gemordet, geplündert, vergewaltigt usw. und alle Menschen sind zu Einzelkämpfern geworden. Ich sehe das anders, wenn es wirklich hart auf hart kommt, bin ich überzeugt, dass die Menschen zusammenhalten werden und miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Neben der Umweltverschmutzung geht es in meiner Geschichte noch um eine Begegnung der dritten Art. Während andere Autoren immer die Aliens als feindlich darstellen, kommen sie in meiner Geschichte als Retter, denn durch ihre grünen, photosynthesefähigen Körper sind sie in der Lage, die vergiftete Luft, die die Menschen im Jahre 2090 dazu zwingt in Bunkern unter der Erde oder in luftdichtverschlossenen Häusern zu leben, zu reinigen. Die Nugu sind friedliebende Geschöpfe auf der Suche nach einer neuen Heimat. Sie können ihr Glück kaum fassen, als sie nach einer endlos langen Reise, auf der ich einen Großteil der Handlung spielen lasse, endlich auf einen perfekten Planeten stoßen. Der Blaue Planet scheint für eine Kolonisierung geeignet zu sein. Und auch hier weiche ich von dem Klischee ab, dass die Menschen mit Gewalt auf Außerirdische reagieren.
Dies alles zusammen ergibt meine Kurzgeschichte.

In diesem Jahr soll auch noch ein von dir geschriebener Thriller »Ein unerbittlicher Scharfschütze« erscheinen. Spielt der auch in einer Fantasy-Welt?

Nein, absolut nicht. Mir war wichtig, dass meine Hauptfigur Sarah eine normale Frau ist, die sich mit ihren natürlichen Fähigkeiten zur Wehr setzt. Heute sind Powerfrauen normal, als ich mit dem Schreiben des Thrillers angefangen habe, war das nicht so. Es hat mich immer gestört, dass die Frauen nur die Rolle des Opfers innehatten. Oft dachte ich nur: „Mein Gott, jetzt wehrt euch doch mal!“ Sarah ist auch erst nur das Opfer und dann trainiert sie hart und kämpft. Diese Entwicklung war mir wichtig aufzuzeigen.

Wann kommst du als berufstätige Mutter und Volleyball-Trainerin überhaupt zum Schreiben?

Das ist eine gute Frage. Da ich nicht besonders gut schlafe, schreibe ich vorwiegend nachts. Wenn die anderen ins Bett gehen, mache ich mich an meine Geschichten. Und an den Wochenenden, wenn ich mir ein bisschen Zeit stehlen kann. Viel Zeit ist das leider nicht. Ich hoffe, dass ich einmal das Schreiben zu meinem Hauptjob machen kann, denn ich habe so viele Ideen, die zu Papier gebracht werden wollen. Die letzten 1,5 Jahre habe ich regelmäßig geschrieben, was man daran sieht, dass ich eine sehr lange Kurzgeschichte und zwei Romane, die mich schon seit sehr vielen Jahren begleiteten, fertig geschrieben habe. Im Moment schreibe ich nicht ganz so viel, da leider viel Zeit für die Werbung drauf geht.

Du bist ein Doctor Who Fan. Was ist an dieser Serie Besonderes?

Wir fingen Anfang 2015 die Serie an. Nach dem 9. Doctor kam David Tennant als 10. Doctor und ich war begeistert. Er spielte den Doctor liebenswürdig und unbesonnen, aber auch mit einer gewissen Tragik. Ohne sich von dieser Tragik übermannen zu lassen, behielt er immer den staunenden Blick eines kleinen Jungen für die schönen Dinge. Doch wenn man seine Lieben bedrohte, zeigte er seine knallharte Seite. War eine gefährliche Situation gemeistert, änderte sich wie auf Knopfdruck sein Gesichtsausdruck, es fing an zu strahlen und er war wieder der unbesonnene kleine Junge, der grinsend durch die Welt ging.
Es ist schon eine geniale Idee, den Hauptdarsteller per Regeneration auszutauschen, ohne die Serie einstellen zu müssen. Aber ich war sehr traurig, als David Tennant ging, der den Doctor so brillant verkörpert hatte. Was habe ich also gemacht? Ich habe mich hingesetzt und fing an zu schreiben, wie besessen. Ich wollte diese Figur nicht gehen lassen, also schrieb ich einen Helden in „Ein unerbittlicher Scharfschütze“, obwohl ich gar keinen vorgesehen hatte. So agiert mein Held mit einer gewissen Tragik, von der er sich aber nicht unterkriegen lässt. Er ist witzig und charmant, aber er ist auch ein knallharter Agent, wenn es darum geht, seine Lieben zu beschützen.
Ich lasse mich gerne durch Schauspieler inspirieren. So entstand die Hauptfigur David Connelly nach dem Vorbild von David Tennant. Auch die Figur Tobias Falk basiert auf ihm und wie er den Doctor spielt. Tatsache ist, ich verdanke der Serie und David Tennant meinen Antrieb, ernsthaft zu schreiben und das macht die Serie zu etwas Besonderem für mich, wie der Leser an der Widmung erkennen kann.

Ich nehme an, du liest hauptsächlich Fantasy und Thriller. Oder kann man dich auch z. B. für eine Liebesgeschichte oder einen historischen Roman begeistern?

Ich lese sehr gerne auch Horror, als ich damit angefangen habe, hieß es noch Horror, heute nennt man es ja eher Psychothriller. Mein Lieblingsbuch ist „Der Schutzengel“ von Dean Koontz, der auch mein Lieblingsschriftsteller ist. Im Vordergrund steht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Er charakterisiert seine Figuren immer sehr schön und seine Dialoge sind einfach nur köstlich. Ich muss gestehen, ich habe versucht, meinen Thriller nach seinem Vorbild zu schreiben. Auch hier stehen die Figuren im Vordergrund und wie sie miteinander agieren.
Ich liebe Rebecca Gablé, ihre Romane um die fiktive Familie Waringham sind einfach nur spitze. Sie baut diese Familie so gut in ihre historischen Romane ein, dass ich traurig bin, dass es sie nicht wirklich gegeben hat. Sie hat eine tolle Schreibe und man lernt etwas über die englische Geschichte. Den letzten Waringham Roman habe ich noch nicht gelesen, aber ich freue mich schon darauf.
Ich mag Liebesgeschichten, kaum ein Roman kommt ohne eine aus oder? Ich habe lange überlegt, aber mir fällt kein Roman ein, in dem es wirklich nur um eine ging, den ich gelesen habe (außer natürlich die Liebesromane, die ich als Jugendliche sehr viel gelesen hatte). Die Figuren und die Dialoge sind mir sehr wichtig in einer Liebesgeschichte. Es darf nur nichts zu Schnulziges und v. a. keine Vampirgeschichten sein.

Wird als nächstes Buch Band 2 des Talar-Universums herauskommen? Oder schreibst du nebenbei auch noch an etwas Anderem?

Drei Projekte habe ich gerade angefangen: Den 2. Teil von Talar „Feindliche Welten“, dann noch einen Roman „Der Traum-Assassin“ mit meiner Lieblingsfigur aus dem Talar-Universum „Tobias Falk“, es ist eher eine Detektivgeschichte, die mit seiner Frau Amelia Parrish in der Vergangenheit spielt. Das ist eine große Herausforderung, ich bin gespannt, ob ich es meistern kann, denn ich muss viel recherchieren über das Jahr 1777 in London.
Außerdem wage ich mich an einen Liebesroman ran (ah ha). Hier geht es um eine Studentin, die mit ihren 30 Jahren für eine Studierende im dritten Semester schon recht alt ist. Sie ist erst spät zum Studieren gekommen, da sie eine schwierige Zeit erlebt hat. Sie verliebt sich in einen hochintelligenten, aber zynischen Professor der Quantenphysik, er ist Ende 50. Sie lernt ihn in seinem neuen Kurs kennen. Es gibt jede Menge interessanter Dialoge, da der Prof. wirklich so was von arrogant und zynisch ist. Trotz des Altersunterschiedes verlieben sie sich und was daraus wird, steht noch in den Sternen (und in meinem Kopf) geschrieben, aber das erste Kapitel habe ich schon fertig.
Die männliche Hauptfigur in meiner Liebesgeschichte basiert auf Peter Capaldi und wie er den 12. Doctor darstellt, ich liebe seinen Zynismus und seine immense Intelligenz. Auch hier kommt wieder meine Faszination zu Doctor Who zum Tragen. Mit Peter Capaldi haben sie wieder einen Schauspieler, der mich begeistert. Eigentlich ist es nicht mein Genre, aber die Idee reizt mich sehr. Raten Sie mal, wem ich den Roman widmen werde. Ich tendiere im Moment dazu, die Liebesgeschichte vor den beiden anderen Romanen vorzuziehen.
Allerdings werde ich vielleicht das Angebot meines Verlages für Talar annehmen, so dass es im Frühjahr über den Printverlag veröffentlicht wird oder ein anderer Verlag gibt mir die Zusage und dann wird evtl. der 2. Teil recht bald verlangt, dann müsste ich den zuerst zu Ende bringen.

Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen?

Ich möchte den Lesern noch sagen, dass sie nicht immer nur die ausländischen Schriftsteller lesen sollen. Es gibt auch gute Schreiberlinge in Deutschland. Bitte gebt denen einmal eine Chance und stöbert bei den SPlern. Bei den Preisen, die eigentlich viel zu niedrig sind, könnt ihr nichts verkehrt machen. Nur so haben diese eine Chance, Fuß zu fassen.

Liebe Ann-Bettina, vielen Dank, dass ich auf deine Fragen antworten durfte, es hat mir großen Spaß gemacht.

Vielen Dank für das Interview CD Sanders. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen Büchern.