Heute habe ich nach langer Zeit mal wieder eine Fantasy-Autorin zu Gast.
Guten Tag Jill Noll.
Im September letzten Jahres ist dein erster Roman „Zwischenwelt – die Welt zerbricht“ herausgekommen. Das klingt ja echt dramatisch. Um was geht es in diesem Roman?
Tatsächlich geht es um nichts Geringeres, als darum, dass die Welt zerbricht. Nur hat es niemand kommen sehen. Plötzlich vibriert die Erde und im nächsten Moment brechen alle zusammen. Doch es ist keine Umweltkatastrophe. Es ist etwas … Übernatürliches, das die Welt entzwei spaltet. Beinahe alle Menschen dringen ohne es zu wollen in eine Zwischenwelt ein und lassen nur ihre Körper in der eigentlichen Welt zurück.
Die wenigen, die absichtlich oder durch einen glücklichen Zufall nicht in die Zwischenwelt gelangten, stehen nun vor dem Rätsel, wie sie die Menschen wieder zurückholen können.
Doch nichts ist mehr so, wie es einst war. Jede Welt ist gefährlicher als die andere. Und sie werden gejagt.
Auf deinem Blog konnten die Leser das Entstehen des Buches miterleben. Hast du dich da nicht manchmal unter Druck gesetzt gefühlt, jetzt etwas liefern zu müssen?
Nicht wirklich. Ich habe mein eigenes Tempo gefunden und das Buch veröffentlicht, als es fertig war, ohne zuvor ein bestimmtes Datum festgelegt zu haben. Es war sogar eher gut zu wissen, dass es Menschen gab, die auf das Erscheinen des Buchs warteten. So war ich nie versucht, mich von Zweifeln kleinkriegen zu lassen. Das Einzige, das mich unter Druck gesetzt hat, war ehrlich gesagt meine eigene Vorgabe, jede Woche einen Blogpost verfassen zu müssen. Da ich neben der Arbeit und dem Blog kaum noch zum Schreiben meines Buchs kam, habe ich mich schließlich entschieden, den Blog zu pausieren. Aber bald wird er wieder zum Leben erweckt und regelmäßig, aber nicht mehr so oft, mit Inhalten gefüllt.
Du hast dich von vorneherein für Self-Publishing entschieden. Warum?
Was mich von vornherein abgeschreckt hatte, ein Buch zu veröffentlichen, war der bevorstehende – möglicherweise jahrelange – Kampf um einen Verlag. Nicht, dass ich glauben würde, meine Texte wären nicht gut genug – es spielen schlichtweg viel zu viele Faktoren in die Entscheidungen der Verlage ein, auf die man als Autor keinen Einfluss hat – da mögen die Ideen und Geschichten noch so gut sein.
Als ich dann vom Self-Publishing hörte, war ich völlig hin und weg. Es gefällt mir, freie Hand zu haben, was das gesamte Buch betrifft. Inhalt, Cover & Marketing – all das macht mir jede Menge Spaß. Ich habe überhaupt kein Problem damit, ohne einen Verlag zu veröffentlichen.
Dein Buch kann man auch im Rahmen von Kindle unlimited ausleihen. Hast du keine Bedenken, dass dir dadurch Verkäufe entgehen?
Nun … jein … Zum einen bekommt man als Autor pro gelesener Seite eine Vergütung, auch wenn diese geringer ausfällt, als der Verkauf eines Exemplars. Zum anderen steigt das Buch auch durch die Anzahl gelesener Seiten im Amazon-Ranking, was die Sichtbarkeit des Buchs erhöht – und ein nicht zu verachtender Effekt ist. Seien wir mal ehrlich: Von den Einnahmen, egal ob über Kindle unlimited, oder die etwas höheren über den direkten Verkauf, lässt sich so oder so noch nicht einmal die Miete bezahlen – geschweige denn das Essen, das ich zum Überleben bräuchte. Als völlig unbekannter Autor muss man den Lesern eine Chance geben, das kennenzulernen, was man schreibt. Mit Kindle unlimited kann jeder Nutzer in mein Buch hineinschnuppern und sich ein Bild von dem machen, was ihn in den Büchern von „Jill Noll“ erwartet. Und das ist es, was ich mir von meinen ersten Büchern erhoffe. Dass Leser sie entdecken und für gut empfinden. Alles andere wird sicher früher oder später – oder vielleicht auch nie – von selbst entwickeln.
Auf deinem Blog schreibst du viel über deine Überlegungen und Erfahrungen rund um die Herausgabe eines Buches. Zielst du damit hauptsächlich auf Autorenkollegen oder glaubst du, dass auch „reine“ Leser sich dafür interessieren?
Mein Blog begleitet mich auf meinem Weg als Autor. Ich möchte alles Teilen, was mir dabei Positives und Negatives widerfährt, welche Dinge ich lerne und wie es mit meinen Projekten vorangeht.
Mein Blog soll Autoren bei den Problemen helfen, mit denen ich mich selbst konfrontiert gesehen habe, indem ich ihnen einen Weg aufzeige, an die Lösung des Problems heranzugehen. Zeitgleich lasse ich aber immer wieder Informationen über meine Bücher in meine Blogbeiträge einfließen, sodass Leser die Entwicklung miterleben können. In Zukunft hoffe ich, mit dem Blog näher am Geschehen bleiben zu können, und zeitnah vor einer neuen Veröffentlichung davon zu berichten, Charaktere vorzustellen und, und, und – um auch den Lesern mehr bieten zu können.
Hast du feste Schreibzeiten oder schreibst du eher, wenn sich gerade Zeit dafür ergibt?
Wirklich feste Schreibzeiten habe ich nicht. Dafür ist mein Tagesablauf zu wechselhaft. Aber ich versuche immer, morgens vor und abends nach der Arbeit in der Bahn auf meinem Handy zu schreiben. Und sobald ich es irgendwie reinquetschen kann, sitze ich am Laptop und tippe fleißig vor mich hin. Tatsächlich habe ich mein aktuelles Projekt EEOD beinahe ausschließlich auf dem Handy geschrieben. Es begann in einer Holzhütte im Dschungel Thailands, führte darüber, dass ich während einer Fahrt im Speedboot oder hinten auf einem fahrenden Roller tippte, und endete in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit.
Aber … ich schweife vom Thema ab … doch man sieht, dass ich das Schreiben wirklich in jede erdenkliche Situation quetsche 😉
Hast du schriftstellerische Vorbilder?
Das wäre zunächst einmal J.R.R. Tolkien. Er hat als einer der Ersten eine völlig andere Welt erschaffen. Seine Fantasie ist bemerkenswert. Er entwickelte sogar eine Sprache inklusive Grammatik, um seine Welt noch realer wirken zu lassen.
Zweitens ist auf jeden Fall J.K. Rowling zu nennen. Sie hat so viele Menschen auf dieser Welt mit Harry Potter verzaubert. Jeder Autor wünscht sich genau das für seine Texte.
Und drittens möchte ich noch J.R. Ward nennen, die Autorin der Black Dagger-Reihe. Ihre Bücher habe ich verschlungen, wie keine anderen. Zwar habe ich erst Jahre später mit dem Schreiben angefangen, doch ich bin mir sicher, dass ihr Schreibstil meinen geprägt hat.
Interessant … alle drei genannten Autoren beginnen mit einem J. *wendet sich nachdenklich der nächsten Frage zu*
Bist du ein Fan von Schreibratgebern oder probierst du lieber selber aus, wie es am besten geht?
Zwischenwelt zu schreiben hat nicht umsonst zwei Jahre gedauert. Ich hatte zuvor noch nie ernsthaft etwas geschrieben und ich wollte es gut machen. Deshalb habe ich mich über alles Erdenkliche informiert, was mit dem Schreiben zu tun hat. Charaktere, Dialoge, erste Sätze, Klappentexte und, und, und. In den meisten Fällen habe ich dabei aber auf Blogbeiträge anderer Autoren zurückgegriffen, mich durchs Internet gewühlt, bis ich alle Informationen gesammelt und aufgesaugt hatte, die ich brauchte.
Was macht dein neues Projekt EEOD. Wird man dessen Entstehung auch auf deiner Webseite verfolgen können?
EEOD wird vermutlich Mitte des Jahres veröffentlicht werden. Es befindet sich derzeit im Lektorat und das Cover ist auch in Arbeit. Ich habe mich dazu entschieden, eine entscheidende Szene am Ende des Buchs umzuschreiben, nur habe ich derzeit beruflich einiges um die Ohren, was meine völlige Aufmerksamkeit und leider auch all meine Zeit in Anspruch nimmt. Sobald das Arbeits-Projekt abgeschlossen ist, geht die Überarbeitung von EEOD jedoch auf die Zielgerade zu. Ich hoffe, kann aber nicht versprechen, dass es dazu auch Informationen auf meinem Blog geben wird.
Möchtest du den Leser*innen sonst noch etwas erzählen?
Ich bin superduper stolz, dass ich die Möglichkeit bekam, im November 2017 einen eigenen Stand auf der Buch Berlin zu haben. Wer mag, darf mich dort gern besuchen. Ich und meine Bücher werden die ganze Zeit über am Stand zu finden sein. Man kann mit mir quatschen, mir Fragen zu den Büchern stellen und ich werde natürlich gern Bücher signieren.
Vielen Dank für das Interview, Jill Noll. Ich wünsche dir viel Erfolg für dein Buch und seine Nachfolger.
Sehr, sehr lieb. Vielen Dank