Interview mit der Autorin Alizee Korte

Alizee-Korte

Heute habe ich mal wieder eine Autorin zu Gast, die über Freundschaft und Liebe schreibt.

Guten Tag Alizee Korte.

Vor ein paar Monaten ist dein zweites Buch „Das Echo der Farben“ herausgekommen. Erzähl uns doch etwas darüber.

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„Das Echo der Farben“ ist ein Sammelband von sechs Erzählungen rund um Freundschaften, das emotionale Ungleichgewicht in ihnen und ihre Grenzen. Die Erzählungen wurden – mit einer Ausnahme – lange vor dem Roman geschrieben. Im Vorwort erzähle ich ein wenig über die Hintergründe und warum ich mich nach so vielen Jahren doch noch entschlossen habe, sie zu veröffentlichen. Literarisch gesehen, sind einige dieser frühen Erzählungen Vorarbeiten zu einem zentralen Thema des Romans: der Inklusion von Protagonisten mit Behinderung.

Ende letzten Jahres ist dein erster Roman „Dein Weg, meine Liebe“ erschienen. In dem Buch spielt Japan eine wichtige Rolle. Hast du eine besondere Beziehung zu diesem Land?

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Japan war eins der ersten Länder, das ich in Eigenregie bereist habe. Der Kulturschock hätte nicht größer sein können – im positivsten Sinne. Das Eintauchen in die Gepflogenheiten des Landes hat mich bis heute geprägt. Ich liebe so viele Dinge, die ich damals kennengelernt habe: grünen Tee, Kalligrafie, Tatami-Matten, Origami, japanische Keramik, Reiskuchen, Ramen, japanische Stoffe, Moos- und Bambusgärten, um nur einige Beispiele zu nennen. In meinem Roman geht es darum, dass eine junge Frau Abstand sucht. Der Mann, von dem sie glaubte, er sei die Liebe ihres Lebens, ist gestorben, und sie realisiert nun, dass sie ihn eigentlich kaum kannte und womöglich seinen Tod hätte verhindern können, wenn sie mehr –oder andere – Fragen gestellt hätte. Um sich darüber klar zu werden, wie sie künftig ohne Liebe und mit Schuldgefühlen leben will, lässt sie sich auf eine Reise in diese komplett andere Weltgegend ein.

Du verkaufst deine Bücher (auch) in den Wortwerke-Buchhandlungen. Was hat es mit diesen Buchhandlungen auf sich?

Die Wortwerke-Buchhandlungen verkaufen ausschließlich Bücher von Selfpublishern oder Kleinstverlagen. Das sind also Bücher wie meine, die von den großen Buchhandelsketten gar nicht bzw. nur auf Kundenwunsch bestellt werden. Außerdem bieten Wortwerke Autoren die Möglichkeit, Lesungen zu veranstalten. Das Konzept ist noch recht jung. Es gab viel Gegenwind vom herkömmlichen Buchhandel, aber mir gefällt die Idee, speziell die Werke (noch) unbekannter Autoren zu empfehlen. Deshalb unterstütze ich die Wortwerke-Buchhandlungen in Halle und Rastatt.

Bist du aus Überzeugung Selfpublisherin?

Nein. Bis 2004 habe ich große Anstrengungen darauf verwendet, Verlagslektoren von meinem Können zu überzeugen. Ich habe mich an Wettbewerben beteiligt, in Anthologien veröffentlich und ein Stipendium für einen Schreibworkshop in Berlin erhalten. Im Endeffekt hat es aber nicht für einen Verlagsvertrag bei einem großen Publikumsverlag gereicht. Da ich immer der Ansicht war, man könne nicht „nebenbei“ schreiben, habe ich das Schreiben 2004 komplett aufgegeben und mich auf meine Karriere als Journalistin und später als PR-Beraterin konzentriert. Dabei habe ich das Handwerk des Schreibens noch einmal neu (und anders) gelernt, ebenso den Umgang mit Kritik. Irgendwann dämmerte mir, dass der Schlussstrich, den ich 2004 gezogen hatte, vielleicht auch ein bisschen trotzig und unreif daherkam und dass man durchaus auch nebenbei schreiben kann, insbesondere, wenn man auf keine Deadline hinarbeiten muss. Also habe ich 2012 mit „Dein Weg, meine Liebe“ begonnen. Um nicht wieder in die gleiche Mühle wie vor 2004 zu geraten, habe ich mir allerdings selbst versprochen, nicht wieder unverlangt mein Manuskript herumzuschicken und auf die „Entdeckung“ durch ein Verlagslektorat zu hoffen. Etwa ein Jahr vor Fertigstellung von „Dein Weg, meine Liebe“ bin ich dann doch schwach geworden und habe ein Exposé an zwei große Verlage und zwei namhafte Literaturagenturen geschickt. Ich dachte, wenn ich in all den Jahren so viel professioneller geworden bin, hätte ich vielleicht Chancen. Es kam aber keine Reaktion und damit habe ich es dann auch auf sich beruhen lassen. Schließlich habe ich mir selbst eine Lektorin mit Verlagserfahrung gesucht und auch bei Buchsatz, Cover, Korrektorat mit Profis zusammengearbeitet und den Roman dann über Books on Demand veröffentlicht. Beim zweiten Buch habe ich wieder mit demselben Team zusammengearbeitet und das Manuskript von vornherein nirgendwo angeboten. Manchmal heißt „professioneller werden“ eben auch, dass man nicht Menschen mit dem eigenen Anliegen stalkt, die daran kein Interesse haben.

Du veranstaltest ja auch Lesungen. Wie hast du dich auf deine erste Lesung vorbereitet?

Zu den Lesungen muss ich sagen, dass ich wirklich nie geglaubt hätte, dass das jemals etwas für mich wäre. Ich bin kein Bühnenmensch. Vor der Leipziger Buchmesse ergab sich allerdings die Möglichkeit, bei den Wortwerken in Halle zu lesen, und bei einer lieben Bekannten in Erfurt. Einen beschaulicheren Rahmen zum Üben hätte ich mir nicht wünschen können. Also habe ich zugesagt und dann angefangen zu recherchieren und andere Autorinnen und Autoren mit mehr Erfahrung zu fragen. Ich habe dann Textstellen ausgewählt, das Vorlesen geübt, Stichpunkte notiert, was ich zwischen den Textblöcken erzähle, und ein, zwei Probedurchläufe gemacht.

In deinem Brotjob beschäftigst du dich mit Media, Marketing, Werbung und Internet. Hilft dir das bei der Vermarktung deiner Bücher?

Was mir vermutlich am meisten hilft, ist die realistische Einschätzung, dass man mit einem Werbebudget unter 50.000 Euro bei einem einzelnen Produkt eines unbekannten Herstellers keinen Return on Marketing Invest erreichen wird. Das heißt, wenn ich werbe (und ich habe als Privatperson natürlich weit weniger als 50 Tsd Euro zur Verfügung) weiß ich, dass ein paar Leute mehr auf mein Buch aufmerksam werden, als wenn ich nicht werbe. Aber ich werde mit meinen bescheidenen Mitteln nie an den Punkt kommen, dass sich die Werbung „lohnt“ in dem Sinne, dass ich dadurch mehr einnehme, als mich die Werbung kostet.

Hast du noch andere Hobbys neben dem Schreiben?

Nein, dazu wäre auch keine Zeit. Ich lese gern, allerdings verglichen mit den meisten Buchbloggerinnen verschwindend wenig.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Ja, ich schreibe an der Fortsetzung von „Dein Weg, meine Liebe“. Ich war nie der Meinung, dass die Geschichte von Vika und Etienne auf Seite 396 zu Ende ist. Da ich durch Vollzeitjob und Familie immer wieder wochenlang komplett aus der Arbeit herausgerissen werde, kann ich leider noch keinen Veröffentlichungstermin absehen. Damit meine Leser*innen mich nicht völlig vergessen, poste ich aber immer mal wieder Textausschnitte in den Sozialen Medien.

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

In erster Linie möchte ich ihnen danken. Als ich „Dein Weg, meine Liebe“ veröffentlichte, hätte nie geglaubt, so viel positives Feedback und so viele wunderbare Rezensionen auf Amazon, LovelyBooks etc. zu erhalten. Ich bin unglaublich froh, dass Etienne Jeancour als Protagonist so gut ankommt. Das gibt so viel Hoffnung für das wirkliche Leben. Vielleicht parken ein paar Menschen weniger „nur mal kurz“ auf Behindertenparkplätzen oder verkneifen sich die Frage „Was ist denn mit dir passiert?“. Ein dickes Dankeschön auch an diejenigen „Internetbekanntschaften“, die ich durch meine Autorentätigkeit gemacht habe und die mich inzwischen so wunderbar motivieren. Bei meinen Lesungen hatte ich das Vergnügen, einige von ihnen im echten Leben zu treffen. Das waren durchweg interessante Gespräche mit angenehmen Zeitgenossen und ich habe gemerkt, dass ich mich durch den Kontakt mit Leserinnen und Lesern auch als Autorin weiterentwickele. Insofern blicke ich gespannt und optimistisch in die Zukunft und freue mich auf das, was mir mein Schreiben inzwischen ermöglicht.

Vielen Dank für das Interview, Alizee Korte. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und viele zufriedene Leser*innen.

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