Interview mit der Autorin Lisa Torberg

Lisa-Torberg

Heute habe ich wieder eine Autorin zu Gast, die unter zwei Namen in verschiedenen Genres veröffentlicht.

Guten Tag Lisa Torberg (Pseudonym: Monica Bellini).

Italien nennst du deine Heimat, deine Mutter stammt aus London. Du veröffentlichst deine Bücher nicht nur auf Italienisch, sondern auch auf Deutsch. Aber nicht auf Englisch. Wie passt denn das?

Italien und Großbritannien sind für mich gleichermaßen Heimat, doch da meine Kinder in Italien geboren sind, bin ich hier stärker verwurzelt.
Mein erstes Buch veröffentlichte ich vor Jahrzehnten auf Englisch in einem Londoner Verlag, allerdings nicht unter dem Namen Lisa Torberg. Danach folgten italienische Publikationen. Die deutsche Sprache ist hingegen die, der ich mich erst vor etwa acht Jahren als Autorin genähert habe. Damals musste ich zuallererst die Rechtschreibreform aus dem Jahr 1998 verinnerlichen, die beim Verfassen von journalistischen Beiträgen nicht die Bedeutung hatte, wie bei einem Roman. Artikel werden von Lektoren rasch nachgearbeitet, doch bei einem umfassenden literarischen Werk sollte man als Autor der Sprache in all ihren Feinheiten mächtig sein, finde ich. Zumindest ist das für mich Grundvoraussetzung, bevor ich mich an ein Romanprojekt wage.

Du lebst abwechselnd in Italien und in London. Wird das nach dem Brexit noch so einfach möglich sein?

Für mich als Doppelstaatsbürgerin wird sich auch nach dem Brexit, egal, in welcher Form er in Kraft treten wird, nichts ändern.

Als Lisa Torberg schreibst du Liebesromane. Gerade ist dein neuester Roman „Sweet & Spicy: So schmeckt Liebe“ herausgekommen. Erzähl uns doch etwas darüber.

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Es handelt sich um die Geschichte von Samantha, einer Londoner Chocolatière, die nach dem Ende ihrer Beziehung zu ihrem Ex-Freund, der sie schwer enttäuscht, nur für ihre Arbeit lebt, die sie liebt. Kurz nachdem ihre Granny stirbt, die sie aufgezogen hat, tritt ein Mann in ihr Leben, dessen Vergangenheit der ihren nicht unähnlich ist. Die beiden verlieben sich … und auch Samanthas bester Freund findet plötzlich die Frau, die ihm den Kopf verdreht.

Die Reihe „Catch the Millionaire“ hat mittlerweile vier Bände. Um was geht es dabei?

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Auch diese Reihe spielt zufällig in London. Gillian wird vom „London Chronicle“ eingestellt, um ein Projekt zu leiten, das die Medienwelt auf den Kopf stellt. Millionäre suchen ihre Traumfrau – und Gillian verliebt sich ausgerechnet in den Bad Boy Jason, den Sohn ihres Chefs. Jeder für sich abgeschlossene Roman behandelt die Lovestory eines Millionärs, doch natürlich treten Gillian, Jason und ihre engsten Freunde in allen Büchern auf.

Das Buch „Verliebt in meinen Feind“ hast du mit einer anderen Autorin zusammen geschrieben. Wie muss man sich so eine Zusammenarbeit vorstellen – jede schreibt ein Kapitel?

Ja, in diesem Fall war es so. Wobei die Kapitel abwechselnd aus der Sicht des Mannes (Daniele) und der Frau (Giulia) geschrieben sind und jede von uns für einen der beiden Protagonisten zuständig war. Sobald ich also ein Kapitel fertig hatte, übergab ich es Laura, die dort den Handlungsfaden übernahm – bis zum Happy End.

Deine erotischen Romane kommen unter dem Pseudonym Monica Bellini heraus. Allerdings steht auf den meisten Büchern „Lisa Torberg schreibt als Monica Bellini“. Welchen Sinn macht denn da noch das Pseudonym?

Der Zusatz „Lisa Torberg schreibt als“ findet sich erst seit Herbst letzten Jahres auf einigen Romanen, die nach und nach über ein Imprint neu verlegt werden. Acht Bücher, die in einem anderen Verlag erschienen, werden diese Klausel bis zum Ablauf der vertraglichen Bindung nicht führen. Mein Pseudonym Monica Bellini war übrigens nur kurze Zeit gedeckt, da ich es bereits im Juni 2015 geöffnet habe. Die unterschiedlichen Namen helfen potenziellen Lesern bei der Bücherwahl; denn es ist zwar korrekt, dass all meine Romane dem Genre „Liebe“ zuzuordnen sind, doch behandeln die von Monica Bellini das Thema mit Tiefgang und mit erotischen Elementen, wohingegen Lisa Torberg vor allem humorvoll und manchmal auch sarkastisch schreibt.
Als ich 2015 den ersten Monica-Bellini-Roman veröffentlichte, gab es noch nicht in nahezu jedem Liebesroman (in deutscher Sprache) erotische Szenen. Mittlerweile findet man manchmal mehr oder minder gut geschriebene erotische Szenen, oftmals jedoch vulgären Sex, in vielen Romanen des Genres „Liebe“. Ich verwende hingegen ausschließlich sinnliche und sprachlich niveauvolle Erotik. Dabei liegt das Augenmerk auf der Vermittlung des Prickelns und der Empfindungen, die sich durch das gesamte Buch ziehen, demnach nicht nur auf ein paar Szenen, die einen sexuellen Akt beschreiben, beschränkt sind.

Ende letzten Jahres hast du als Monica Bellini „The Choice: Mut zur Liebe“ herausgebracht. Die Protagonistin dieses Romans führt ein Doppelleben. Wie bist du auf die Idee dazu gekommen?

TheChoice
BrokenWings

Dieser Roman folgt chronologisch auf „Broken Wings: Sehnsüchtiges Verlangen“. Beide Bücher sind in sich abgeschlossen und beschreiben das Leben zweier Freundinnen, die einige Jahre zuvor in Tel Aviv brutal vergewaltigt wurden und aus ihrer Heimat Israel flüchten mussten, um diesen Männern zu entkommen. Wie im Vorwort zu lesen ist, handelt es sich um einen wahren Vorfall. Mit einer der beiden Frauen bin ich seit Jahrzehnten und bis heute eng befreundet, die andere lebt leider nicht mehr.
Die Romane „Broken Wings“ und „The Choice“ sind diejenigen, die einen sehr hohen biografischen Anteil enthalten – mehr als alle anderen aus meiner Feder.

Die Bücher von Monica Bellini erscheinen (bisher) nur auf Deutsch. Wirst du diese demnächst auch auf Italienisch herausbringen?

Das ist im Moment nicht geplant.
In der Vergangenheit habe ich ja auch auf Italienisch geschrieben und veröffentlicht – und um ehrlich zu sein, reizt es mich mehr, direkt in einer der Sprachen zu schreiben, in der ich dann veröffentliche. Bei Übersetzungen, auch bei solchen von literarisch versierten Profi, die demnach natürlich nicht wortwörtlich durchgeführt werden, sollte man die Ausgangssprache besser nicht beherrschen; das ist es, was ich im letzten Jahr erkannt habe. Denn sobald ich einen meiner übersetzten Romane lese, habe ich das Gefühl, dass da und dort die „Seele“ fehlt; das liegt vor allem daran, dass es gewisse Ausdrücke und Redewendungen einfach nicht in jeder Sprache gibt. Zudem fehlen oftmals auch einzelnen Wörtern äquivalente Synonyme, die demnach in der nicht hundertprozentig das ausdrücken, was ich als Autorin meinte.
Meine Romane selbst zu übersetzen steht nicht zur Frage, da ich sie dabei komplett umformuliere, wie ich aus Erfahrung weiß. Ein neues Buch zu schreiben, nimmt definitiv weniger Zeit in Anspruch – und macht definitiv mehr Freude.
Vielleicht werde ich mich daher für Übersetzungen in eine Sprache entscheiden, die ich nicht beherrsche.

Schreibst du schon an einem neuen Buch?

Noch nicht. Wie du weißt, liegt eine schwierige Zeit hinter mir. Die Krankheit hat mich wirklich viel Substanz gekostet. Erst seit Mitte Januar weiß ich, dass die Metastasen besiegt sind und mein Körper endlich frei von Krebszellen ist.
Derzeit hole ich daher all das an Verpflichtungen nach, was verschoben werden musste. Doch arbeite ich, wie gewohnt, nahezu täglich an einem der vielen Plots, die ich ständig mit Charaktereigenschaften für meine Protagonisten, neue Charaktere und Ideen anreichere. Nach und nach kristallisiert sich somit heraus, welchen ich in Angriff nehmen werde. Derzeit sind es nur noch zwei Plots, zwischen denen ich mich entscheiden muss.
Es wird also nicht mehr lange dauern, bis ich mich wieder komplett zurückziehe (das ist für mich bei jedem neuen Roman obligatorisch) und schreibe.

Was möchtest du den Leser*innen sonst noch erzählen?

Immer wieder fragen mich Leserinnen oder Leser, wann ich an meinen Büchern schreibe. Meine Antwort? Vorzugsweise am frühen Morgen, spätestens ab fünf Uhr, bevor ich mich Beruflichen widme und wenn es rundum ruhig ist … und dann wieder abends. Allerdings versuche ich seit Jahren, mich nach und nach aus all dem zurückzuziehen, was mein Leben ausmacht. Im vergangenen halben Jahr, während der langen Krankheit, musste ich verschiedene Projekte zu einem großen Teil in andere Hände legen – und will den Status quo beibehalten. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich meinen langjährigen Verträgen im akademischen und journalistischen Bereich nicht nachkommen, oder gar die Londoner Stiftung meines verstorbenen Cousins Daniel vernachlässigen werde.
Nur habe ich beschlossen, die Autorentätigkeit nun hauptberuflich auszuüben – und nicht nur, wie in den letzten Jahren, deutschsprachige Romane zu verfassen, sondern auch wieder auf Italienisch und Englisch zu schreiben.

Vielen Dank für das Interview, Lisa Torberg. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg sowohl als Lisa Torberg als auch als Monica Bellini.