Interview mit der Autorin Pamela Halling

Autorenfoto Pamela Halling

Mein heutiger Interview-Gast hat eine Autobiografie geschrieben, obwohl sie noch gar nicht so alt und auch keine Prominente ist.

Guten Tag Pamela Halling.

Hallo Ann-Bettina Schmitz. Vielen Dank für die Möglichkeit dieses Interviews.

Du hattest einen guten Grund deine Autobiografie »Schlaflos in Essen –  die zweite Pubertät« zu schreiben. Welchen?

schlaflos in Essen2

Die Idee zu meiner Autobiografie entstand an einem Wendepunkt in meinem Leben. Ich bin transsexuell, also im falschen Körper geboren. Nach meinem Outing Ende 2010 habe ich versucht, mich über die Transsexualität zu informieren. Leider blieben viele Fragen unbeantwortet, die mich auf dem Weg zum richtigen Körper beschäftigt haben. Es wurden immer nur einzelne Fragen geklärt und aber nie das große Ganze. Das wollte ich mit meinen Erfahrungen auf dem eigenen Weg für andere Betroffene (Das Wort gefällt mir eigentlich gar nicht, aber so ist es nun mal), Angehörige und Freunde ändern. So kam es zu meiner Autobiografie „Schlaflos in Essen – Die zweite Pubertät“.

Dein Buch ist beim »Traumstunden Verlag« erschienen. Wie bist du zu diesem Verlag gekommen?

Eigentlich ganz einfach. Ich habe die Verlegerin des Traumstunden Verlages Britta Wisniewski per E-Mail angeschrieben und Sie war sofort von dem Manuskript angetan. Sie hat mich auch auf dem ganzen Weg zum Buch begleitet und unterstützt. Für mich war es zudem wichtig, dass der Verlag auch ortsansässig war. Was in Essen entstanden ist, sollte auch durch einen Essener Verlag veröffentlicht werden.

Die Tantiemen aus dem Buchverkauf spendest du dem Verein Trans-Kinder-Netz e.V. Was macht dieser Verein?

Das Trans-Kinder-Netz e.V. ist ein Verein von Eltern und Familienangehörigen von minderjährigen Transkindern, die anderen Eltern von Transkindern und Transjugendlichen samt deren Angehörigen – natürlich auch den Kindern und Jugendlichen – mit Informationen und Rat zur Seite zu stehen. Es ist sehr wichtig für mich, diesen Verein bekannter zu machen.

Das Buch ist 2013 erschienen. 2014 kam die zweite Auflage heraus. Der Verkaufsrang bei Amazon ist wirklich nicht schlecht 🙂 Obwohl du nur wenige Rezensionen aufzuweisen hast. Diese sind allerdings durchweg positiv. Kannst du dir das erklären?

Es gibt ja nicht nur die Amazon-Kommentarfunktion. In vielen anderen Foren und Plattformen sind die Meinungen und Kommentare ebenfalls positiv. Und nicht alle, die ein Buch kaufen, kommentieren dieses auch. Dass es „nur“ positive Kommentare gibt, kann ich mir nur so erklären, dass sich dieses Buch meist nur Menschen kaufen, die das Thema der Transsexualität interessiert. Und vielleicht weil mein Buch unverfälscht und ehrlich geschrieben ist.

Hattest du vorher schon Erfahrungen mit dem Schreiben?

Nein, in keinster Weise. Ich habe eine Schreib/Leseschwäche und daher habe ich vorher noch nie in meinem Leben ein Buch gelesen. Dass ich dann selbst ein Buch schreibe, war eine zusätzliche Herausforderung. Auch hier war mir meine Verlegerin Britta Wisniewski mir eine große Hilfe.

Wie hat deine Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen) auf dein Buch reagiert?

Freunde und Bekannte haben sehr positiv reagiert. Meine Frau Sabine und meine Kinder waren sogar stolz. Lediglich meine Eltern wollten mit meiner Schwester die Veröffentlichung des Buches durch eine einstweilige Verfügung unterbinden. Diesem Thema habe ich auch ein Kapitel in meinem Buch gewidmet.

In einem Interview Anfang 2015 hast du über deine Probleme einen Job zu bekommen gesprochen. Dabei hast du doch eine qualifizierte Ausbildung. Hast du mittlerweile einen Job gefunden?

Nein, leider nicht. Zudem hat dieses „nicht mehr gebraucht werden / nicht mehr gewollt werden“ in beruflicher Sicht mich in eine schwere Depression gestürzt. Das war für einen vom Erfolg verwöhnten Menschen wie mich einfach zu viel. Damit konnte ich nicht umgehen. Das muss ich jetzt erst mühsam in einer Therapie erlernen.

Welche Hobbys hast du?

Seit ein paar Jahren versuche ich meiner E-Gitarre Töne zu entlocken, die ich gerne hören würde. Die Musik gibt mir Kraft und lässt mich den Alltag entfliehen. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann spiele ich auch leidenschaftlich gerne Golf.

Was liest du selber gerne?

Wie vorhin schon beschrieben lese ich nicht gerne, weil es mir sehr schwer fällt.

War dein Buch eine einmalige Aktion oder werden weitere folgen?

Nein, es wird noch weitere Bücher von mir geben. Der Anfang eines Krimis ist schon vor der Depression entstanden. Allerdings muss ich mich erst um meine Gesundheit kümmern, damit ich dann in naher Zukunft wieder entspannt an die große persönliche Herausforderung des Schreibens angehen kann.

Was möchtest du uns sonst noch erzählen?

Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die den Mut hatten mein Buch „Schlaflos in Essen – Die zweite Pubertät“ zu kaufen, um sich mit dem Thema der Transsexualität auseinander zu setzten. Zudem möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Vorrangig bei meiner Frau Sabine und bei meinen Kindern.
Vielen Dank.

Vielen Dank für das Interview, Pamela Halling. Ich wünsche dir Erfolg bei deiner weiteren Lebensgestaltung und für dein Buch.