Rezension: „Luises Brief“ von Cordula Broicher

Luises Brief

Titel: Luises Brief
Autorin: Cordula Broicher
zeitgeschichtlicher Roman, ca. 50 Seiten, eBook
vorgestellt von: Ann-Bettina Schmitz

Die Autorin: Cordula Broicher wurde in Hessen geboren und lebt seit 1995 mit Mann, Kindern, Enkel und Labradorhündin Paula in Brühl. Sie hat bisher die beiden Krimis „Feuerprobe“ und „Die Zeit danach“ herausgebracht. „Luises Brief“ ist ihre neueste Veröffentlichung.

Das Buch: Luise ist über 90 als sie sich endlich dazu aufraffen kann, in einem Brief an ihre Enkelin Maike, über ihr Leben während und kurz nach dem Krieg zu berichten. Sie erzählt von der Besetzung ihrer Heimat durch die Russen, ihre anschließende Vertreibung durch die Polen und ihren Weg nach Westen.

Luises Brief ist eine sehr eindrückliche Schilderung einer Zeitzeugin. Er beginnt mit ihrer Heirat und dem Umzug nach Ostpreußen, in die Heimat ihres Mannes. Dort lebt sie einige Jahre recht beschaulich als Frau des Lehrers und bekommt zwei Kinder, zwei Mädchen. Zwar werden die Männer zur Armee eingezogen, aber sonst ist in ihrem Dorf in den ersten Kriegsjahren nicht viel vom Krieg zu spüren.

Gegen Ende des Krieges wird ihr Dorf von Russen besetzt und plötzlich befinden sie sich mitten im Krieg. Die schrecklichen Dinge, die sie in dieser Zeit und den folgenden Monaten erlebt, wird sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen. Sowohl sie als auch ihre Töchter schaffen es nicht über die Ereignisse zu sprechen. Erst kurz vor ihrem Tod kann sie sich dazu aufraffen, die Erlebnisse zumindest schriftlich festzuhalten. Aber auch dieser Brief darf erst nach ihrem Tod geöffnet werden.

Dieser Brief ist ein Dokument sowohl unsinniger Grausamkeit als auch unerwarteter Hilfsbereitschaft. Er stellt sehr eindrücklich das Schicksal von Flüchtlingen dar und ist damit heute leider wieder sehr aktuell. Wer Luises Brief gelesen hat, kann sich sicher vorstellen, dass solche Ereignisse traumatisieren. Erstaunlich ist höchstens, dass sie wieder in ein normales Leben zurück gefunden hat. Obwohl sie ja eigentlich noch Glück gehabt hat, schließlich haben sie und ihre Töchter diese schreckliche Zeit überlebt.

Angesichts der Tatsache, dass es zur Zeit wieder Millionen Flüchtlinge auf der Welt gibt, sollte eigentlich jeder diesen Text lesen. Vielleicht führt das zu etwas mehr Verständnis und Mitgefühl. Aber auch zu einem Gefühl dafür, wie gut es uns eigentlich geht, da wir in Frieden leben können.