Rezension: „Blinder Glaube“ von Anne Perry

Blinder Glaube

Titel: Blinder Glaube
Autorin: Anne Perry
Übersetzer: Peter Pfafffinger
TB, Goldmann-Verlag, 476 Seiten, auch als eBook erhältlich

Die Autorin: Anne Perry wurde in London geboren, verbrachte einen Teil ihrer Jugend in Neuseeland und auf den Bahamas und lebt heute in Schottland. Sie ist bekannt für ihre historischen Kriminalromane, die im viktorianischen England spielen.

Das Buch: Sir Oliver Rathbone ist zum Richter ernannt worden. Er leitet den Prozess gegen einen Geistlichen, der wegen Betrugs angeklagt ist. Er soll seinen Gemeindemitgliedern Spenden abgepresst und zweckentfremdet verwendet haben. Einige der Leute hat er damit in den Ruin getrieben. Erst erscheint die Sachlage klar, dann wendet sich das Blatt. Rathbone erkennt, dass er der Einzige ist, der den Prozess jetzt noch retten kann, denn er ist im Besitz eines eines einzigartigen Beweismittels. Doch damit bringt er sich in höchste Gefahr und ist darauf angewiesen, dass sein Freund Inspektor William Monk ihm rechtzeitig helfen kann.

Dies ist ein weiterer Krimi aus der Reihe um den Inspektor William Monk und seine Frau Hester. Wie in allen ihren Krimis verwendet Anne Perry viel Sorgfalt auf die Schilderung des sozialen und gesellschaftlichen Lebens im viktorianischen England.

Diesmal hat sie einen Gerichtskrimi geschrieben. Der größte Teil der Handlung besteht aus Gerichtsprozessen, in denen Sir Oliver Rathbone verwickelt ist. Er ist die tragende Figur in diesem Roman.

William Monk war Privatermittler, ist mittlerweile aber Inspektor bei der Londoner Wasserpolizei. Seine Frau Hester führt ein Krankenhaus für verletzte Huren. Sie haben das Straßenkind Scuff aufgenommen und behandeln ihn wie einen Sohn. Sir Oliver Rathbone hat jahrelang als Anwalt gearbeitet, mal für die Staatsanwaltschaft, mal als Verteidiger. Er ist erst vor kurzem zum Richter ernannt worden. Rathbone ist ein langjähriger Freund von Hester und William Monk.

In »Blinder Glaube« geht es um die Fragen:
»Was ist Gerechtigkeit?«
»Wann überschreitet ein Richter seine Kompetenzen?«
»Soll man zu Feunden stehen, auch wenn sie einen Fehler gemacht haben?«
»Wie kann man gegen Korruption vorgehen?«

Im Verlauf spannender Gerichtsprozesse zeigt sich, dass nicht alles so ist, wie es auf Anhieb aussieht. Sehr schön kann man miterleben, wie sich das Glück in den Verhandlungen mal zu der einen, mal zur anderen Seite neigt. Das muss nicht immer etwas mit der Wahrheit zu tun haben, sondern liegt auch oft am Geschick der Anwälte.

Diesen Krimi kann ich Lesern empfehlen, die Gerichtskrimis mögen und sich für das viktorianische Zeitalter interessieren. Wer einen Krimi mit viel Aktion und zahlreichen Leichen sucht, wird hier sicher enttäuscht werden. »Blinder Glaube« beschäftigt sich nicht nur mit kriminellen Handlungen, sondern auch mit moralischen Fragen.